04.10.2012 Alternativer 3. Oktober des Ostermarschs Rhein/Ruhr Wieder Krieg von deutschem Boden und auf deutschem Boden Eine
Art von alternativem Nationalen Feiertag begründete die deutsche
Friedensbewegung am 3. Oktober dieses Jahres mit Kundgebungen und einer
Demonstration im niederrheinischen Kalkar. Dort entsteht das NATO- und
Bundeswehrkommandozentrum für wie weltweite Luft- und
Weltraumkriegsführung. "Im Gegensatz zum heutigen Ringelpietz in
München nehmen wir das dort ausgeblendete Thema Krieg oder Frieden
mit auf. Mit dem 3. Oktober vor 22 Jahren fing alles an. Vorher
galt die Losung in beiden deutschen Staaten: Nie wieder Krieg von
deutschem Boden. Heute führt Deutschland wieder weltweit Kriege -
eine traurige Errungenschaft der Wiedervereinigung." Das stellte Ulrich
Sander, einer der VVN-BdA-Bundessprecher, in seiner Rede vor dem
Luftkriegskommando fest. Rede von VVN-BdA-Bundessprecher Ulrich Sander am 3. Oktober 2012 vor der Von-Seydlitzkaserne in Kalkar am Niederrhein. An
diesem 3. Oktober protestieren wir, die Friedensbewegung Rhein-Ruhr vor
jenem NATO- und Bundeswehr-Hauptquartier in Kalkar, von wo aus
Deutschland wieder zum Frontstaat im Kriege gemacht werden kann.
An diesem Ort hatte in den 80er Jahren der
hunderttausendfache Protest der Anti-AKW-Bewegung den Bau des atomaren
Schnellen Brüters verhindert, der atomwaffenfähiges Plutonium
erbrütet hätte. In den 80er Jahren hatte
gleichzeitig die Friedensbewegung millionenfachen Zulauf, als es darum
ging, zu verhindern, dass die NATO mit der Pershing II eine Waffe
erhält, die den Atomkrieg führbar machen sollte. Damals galt
die schnelle Bunker brechende Waffe als Enthauptungswaffe gegen die
Sowjetunion. Ihr Ziel haben die Strategen nicht aufgegeben. Jetzt gegen
Russland? So fragen nicht nur russische Politiker. Kalkar
belegt in diesen Tagen die offensive Stoßrichtung. Denn für
das Joint Air Power Competence Centre Kalkar zählt die
Kriegsführung und nicht alleine die offizielle und
Grundgesetz-konforme "Verteidigung" als Auftrag. Das zeigt sich auch
daran, dass hier in einer Woche eine Konferenz unter dem Titel
"Kriegsführung (Warfare) im 21. Jahrhundert" stattfinden soll.
Experten aus Armee, Industrie, Regierungen und
Nichtregierungsorganisationen werden auf dieser Konferenz in Kalkar
über das Potential der Luftstreitkräfte im Krieg des 21.
Jahrhundert beraten werden. So wird die militärische Logik der
NATO-Strategen immer weiter in den Alltag selbst vor Ort hineingeholt,
wenn wir uns nicht machtvoll wie einst dagegen stellen. Ja, sie üben das Kriegführen - das Wort Frieden kommt in ihrem Sprachschatz gar nicht mehr vor. Drei alarmierende Meldungen fielen in diese unsere Zeit: - Der sogenannte Raketenschirm wird in Ramstein aufgestellt - kommandiert u.a. von Kalkar und Ramstein aus.
- Die Atombomben bleiben in Deutschland - die werden gar noch "modernisiert".
- Und zudem werden Drohnen angeschafft, eine besonders widerwärtige Waffe.
Ganze
Landstriche in Pakistan und Jemen werden bereits von unbemannten und
schwer bewaffneten US-Drohnen aus bombardiert. Die angeblich
zielgenauen Treffer töten fast nur Unbeteiligte. Nur zwei Prozent
der Todesopfer waren jene, die der US-Präsident, der die
Einsätze persönlich anordnet, als Terroristen treffen wollte.
Das geht aus einer neuen Studie hervor, die in USA vorgelegt wurde.
Bereits am nächsten 3. Oktober, dem Tag der deutschen
Einheit 2013, soll in Kalkar für einen derartigen Krieg alles
perfekt sein: Die Verschmelzung der NATO- und
Bundeswehrluftwaffenkontingente zum Führungszentrum für
weltweite Luftoperationen inklusive das Weltraumlagezentrum. Dann soll
sogar der sogenannte Krieg der Sterne von hier aus vorbereitet werden
können. Jeder Punkt Eurasiens nördlich der Alpen, des 47.
Breitengrads soll mit todbringenden Bomben, Raketen,
Marschflugkörpern und Drohnen erreichbar sein. Es ist klar, dass
besonders Russland - das das größte Territorium
nördlich des 47. Breitengrads besitzt - sich bedroht fühlen
muss. Es wird, so wurde schon angekündigt, dieser Entwicklung
nicht tatenlos zusehen. Und das bedeutet: Unser NRW wird zur
Zielscheibe von Raketen, Bomben und Drohnen. Es
ist ein Wahnsinn, aber er ist real. Um die schnellen Eingreiftruppen
der NATO weltweit von Kalkar aus in Marsch setzen zu können, wurde
die Zahl der Soldaten hier in Kalkar und Uedem um 400 verdoppelt. Und
nun geht man an den weiteren Ausbau der Kommandozentralen. Zugestimmt
hat auch die rot-grüne Landesregierung, die darauf bestanden hat,
dass der Stützpunkt Kalkar erhalten und sogar ausgebaut wird. Was
sind das für Landesmütter und -väter, die diesen
Wahnsinn mitmachen? Wir begehen hier so etwas wie den
alternativen Nationalen Feiertag. Im Gegensatz zum heutigen Ringelpietz
in München nehmen wir jedoch das dort ausgeblendete Thema Krieg
oder Frieden mit auf. Mit dem 3. Oktober vor 22 Jahren fing alles
an. Vorher galt die Losung in beiden deutschen Staaten: Nie wieder
Krieg von deutschem Boden. Doch mit dem Anschluss der DDR gilt der
Spruch eines Vizegeneralinspekteurs vom 3. Oktober 1990: "Die
Leistungsfähigkeit der Soldaten der Bundeswehr und ihrer Waffen
soll nach unserer Überzeugung nicht hinter den Leistungen der
Wehrmacht zurückstehen." Zu den Leistungen der Wehrmacht
zählten historisch einmalige verbrecherische
Vernichtungsfeldzüge. Und seit den 90er Jahren reiht sich die
Bundeswehr über die NATO wieder ein in Aggressionskriege in aller
Welt. Und was die vorzüglichen Waffen
anbelangt, über die die Wehrmacht verfügte, so will die
Bundeswehr dem nicht nachstehen: Was die unbemannten Raketen V 1 und V
2 waren, sollen nun unbemannte Großdrohnen werden, die -
gesteuert von Kalkar aus - über der ganzen Erde Tod und
Vernichtung verbreiten können. Und noch etwas
wird von hier ausgehen. Das Bundesverfassungsgericht macht es
möglich: In Kalkar erhalten nun Generäle freie Hand, um Krieg
auch im Inneren zu spielen. Und zudem Krieg nach außen
auszulösen und dann zu führen. Die Neue Rhein/Ruhrzeitung und
WAZ berichteten am 11. November 2011 von der Herbstübung 2011 im
Luftstreitkräfte-Hauptquartier Kalkar: "Die Nato spielt Krieg -
und am niederrheinischen Kalkar wird er auf dem Reißbrett mit
geplant und gesteuert." Die Übungen in der von-Seydlitz-Kaserne,
so schrieb das Blatt, könnten schnell ernst werden, wenn "im
Konfliktfall solche Entscheidungen deutlich über die kleinen
Punkte auf den Computerbildschirmen hinaus Tragweite haben; dann
lägen Menschenleben in den Händen der Soldaten." Und
schließlich: "Wir haben sie abgeschossen", sagte General
Dieter Naskrent über die Vernichtung eines angeblich von
Terroristen gekaperten Flugzeugs mit Zivilisten darin. Nach Artikel 1
des Grundgesetzes ist dies klar verfassungswidrig. Ja, solche
Generäle wie diesen Naskrent hat die Bundeswehr. Künftig wird
auch jener Georg Klein zum Brigadegeneral befördert, der straflos
140 Zivilisten am Kunduzfluß mittels Bombenflugzeugen töten
ließ. Er gab den Befehl vom sicheren Ort aus, so wie künftig
solche Kriegsverbrechen von hier, von Kalkar aus, befohlen werden
können - über Tausende Kilometer hinweg. Und diesen Leuten soll nun auch noch der bewaffnete Einsatz gegen die eigene Bevölkerung erlaubt werden?! Angela
Merkel sagte in einer Rede auf der Münchener Sicherheitskonferenz
2004: "Um die Politik anderer Nationen zu beeinflussen, um den
Interessen und Werten der eigenen Nation zu dienen, müssen alle
Mittel in Betracht gezogen werden, von freundlichen Worten bis zu
Marschflugkörpern." Und diese Marschflugkörper will sie nun
von Kalkar aus in Bewegung setzen? Für welche Interessen? Das sind
doch die Interessen der Reichen und Mächtigen und nicht die
unseren. Noch während des Libyenkrieges der NATO versicherte Frau
Merkel "die grundsätzliche Bereitschaft, sich zur Lösung von
Konflikten auch an Militäreinsätzen zu beteiligen." Vor
52 Jahren haben wir erstmals an Raketenstützpunkten die
Ostermärsche gegen Atomrüstung, für Frieden und
Abrüstung gestartet. Und heute sind wir in einer ähnlichen
Situation, da nunmehr Kalkar zum Symbol für unseren Protest wird.
Wir haben damals gesagt: Wir alle sind mitverantwortlich dafür,
was mit unserem Land, ja mit dem Planeten geschieht. Daran müssen
wir wieder anknüpfen. Wir dürfen nicht wieder die Hände
in den Schoß legen. Wenn wir solche Entwicklungen wie hier in
Kalkar nicht aufhalten, dann droht größtes Unglück.
Vor
22 Jahren bekräftigten die DDR- und die BRD-Regierung in ihrem
Zwei-plus-Vier-Vertrag, "dass von deutschem Boden nur Frieden ausgehen
wird. Nach der Verfassung des vereinten Deutschland sind Handlungen,
die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche
Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die
Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, verfassungswidrig und
strafbar. Die Regierungen (...) erklären, dass das vereinte
Deutschland keine seiner Waffen jemals einsetzen wird, es sei denn in
Übereinstimmung mit seiner Verfassung und der Charta der Vereinten
Nationen." Was hier in Kalkar geschieht,
verstößt gegen die UNO-Charta und gegen den Wortlaut der
Verfassung. Zudem wird der Bundestag entmachtet, dem Beschlüsse
über Bundeswehreinsätze vorbehalten sind. Hier entscheidet
allein die NATO. Wir fordern: Wiederherstellung des
Grundgesetzes und seine strikte Einhaltung. Dazu gehört auch:
Schluss mit allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Bundeswehr
raus aus Afghanistan. Wir fordern: Auflösung
dieses Kommandozentrums, dieses Ausgangspunktes neuer Kriege. Denn von
hier kann der Krieg von deutschem Boden aus beginnen. Jederzeit und
ohne den Bundestag zu fragen. Den nuklearen und konventionellen
Lufteinsatz allüberall nördlich der Alpen in ganz Eurasien, -
den üben die Streitkräfte hier. Und wie schnell kann daraus
ernst werden! Wir fordern: Raus aus der NATO. Wenn wir
einst beim Ostermarschbeginn die richtige Losung ausgaben: Wir
müssen die Bombe abschaffen, sonst schafft die Bombe die
Menschheit ab, - so müssen wir diese nun erweitern. Zu recht hat
der Friedensratschlag die Losung ausgegeben: "Die Menschheit steht vor
der Aufgabe, die NATO abzuschaffen, bevor die NATO die Menschheit
abschafft." (Quellen zu dieser Rede sind u.a. die
"Zeitung gegen den Krieg", "Ossietzky" und "Friedensjournal"/Bernhard
Trautvetter sowie Ulrich Sander auf www.nrw.vvn-bda.de) Reden per Video: Redebeitrag von Uli Sander, VVN-BdA http://www.youtube.com/watch?v=9ZFk4obrkik Rede von Cecile, "Bundeswehr wegtreten" http://www.youtube.com/watch?v=462vrb24a9o Reiner Braun, Geschäftsführer von IALANA http://www.youtube.com/watch?v=6UgLB03w06w Siehe auch: http://www.rp-online.de/niederrhein-nord/kleve/nachrichten/150-menschen-demonstrieren-gegen-nato-1.3018388 http://www.kle-point.de/aktuell/neuigkeiten/eintrag.php?eintrag_id=55491 |