18.09.2012 „Es gibt ein Bekennerschreiben“ In Dortmund existiert eine Opferberatungsstelle backup der Stadt, die von Nazis attackierten Bürger/innen helfen will. Ein
Betroffener hat auf einer DGB-Veranstaltung zur Vorbereitung des
Antikriegstages 2012 ausgeführt, dass bei der Suche nach Ursachen
des NSU-Terrors mindestens bis zur AntiAntifa-Drohliste
„Einblick“ von vor 20 Jahren zurückzugehen ist. Diese
Auffassung wird auch von vielen aus der VVN-BdA geteilt. Hier die
Rede vom 1. 9. 12: Ich danke dafür, dass der DGB hier
gegen Krieg und Faschismus ein Zeichen setzt. Das „Nie wieder
Krieg und Faschismus“, das bis 1999 galt, es ging im Bombenhagel
auf Belgrad und im Zivilistenmord des Oberst Klein am Kunduzfluss
unter. Wir sollten es wieder zu unserem Leitmotiv machen. Ich
danke auch dafür, hier ein paar Worte sprechen zu dürfen,
denn ich spreche für die von Nazis angegriffenen und bedrohten
Menschen. Ich kann ein Lied davon singen. Man habe die Mordserie der
Naziterroristen vom NSU nicht als solche erkennen können, weil die
für Terroristen üblichen Bekennerschreiben fehlten. Solche
unsinnigen Ausflüchte machten Verfassungs- und Staatsschutz
bekanntlich angesichts der uns alle erschreckenden Ereignisse. Doch
es gibt das Bekennerschreiben. Ich habe es mitgebracht. In der
Todesliste „Einblick“ der faschistischen Anti-Antifa
heißt es: Diese Liste behält „für Jahre
Aktualität,“ verliere „mit der Zeit nicht an
Brisanz.“ Die Liste gilt bis zur „endgültigen
Zerschlagung von Anarchos, Rot-Front und Antifa sowie Ausschaltung
aller destruktiven, antideutschen und antinationalistischen Kräfte
in Deutschland“. Die Schrift „Einblick“ soll nicht
nur die darin genannten Menschen angreifen. In heutigen
„bürgerkriegsähnlichen Zuständen“ müsse
man „dementsprechend handeln“ und alle Gegner „mit
den uns zur Verfügung stehenden Mitteln bestrafen“. Die
„Einblick“-Autoren, soweit sie bekannt wurden, gehören
übrigens zu jenen, die von der Dortmunder Polizei immer wieder als
Anmelder für Naziaufmärsche anerkannt wurden. Nach den
Leitlinien des „Einblicks“ handelten die gewalttätigen
Akteure der faschistischen Anti-Antifa. Ihrer Lynchjustiz fielen nicht
nur die zehn NSU-Opfer sondern auch bis zu 180 weitere Menschen anheim.
Ich habe diese Liste kürzlich erneut der Polizei übergeben,
sie war dort nicht mehr bekannt. Es wird eben zu viel zerschreddert,
was beachtet werden sollte. Bei den in der Liste genannten Personen
wird immer wieder – bis in diese Tage – Bedrohliches ans
Haus angeschrieben. Ich freue mich, dass Dortmund, wo ich seit
langem lebe, eine Opferberatungsstelle geschaffen hat und andere
Maßnahmen ergriffen hat, um den braunen Sumpf auszutrocknen.
Lange genug hat es gedauert, bis Dortmund endlich sein Problem erkannte
und jene nicht mehr länger ablehnte und kritisierte, die ihren
antifaschistischen Protest auf die Straße trugen, auch wenn mal
Ladenöffnungszeiten und Verkehrsfluss behindert wurden. Man sagte
uns, wir würden das Image der Stadt zerstören. Da waren schon
fünf Naziopfer in Dortmund ermordet worden, als man hier endlich
erkannte, dass wir einen Aktionsplan gegen Rechts brauchen. Ich bin
sehr froh über diesen Plan, - aber ich warne auch vor
Selbstgerechtigkeit. Das offizielle Dortmund ist noch nicht der
Vorreiter gegen rechts, als den es sich feiern lässt. Schon
tauchen wieder Begriffe auf, die an die Zeit erinnern, da man
Imageschaden fürchtete. Jetzt heißt es: Dortmund werde
diskreditiert, wenn man es als Nazihochburg bezeichnet. Oder man sagt,
wir sind die Größten, wir brauchen keine
„Reisekrawallmacher“, womit dann Antifaschisten aus dem
ganzen Land verunglimpft werden, die ähnlich wie in Dresden auch
in Dortmund mithelfen, die Nazis niederzuringen. Lasst uns weiter
gemeinsam handeln – alle Antifaschistinnen und Antifaschisten
zusammen und auch alle Friedensfreundinnen und –freunde. Es
muß heißen „Bunt statt braun“, aber auch
„Bunt statt olivgrün“. Und lasst uns gewaltlos handeln
– und das bedeutet vor allem: Schluss mit jeder
gewalttätigen Innen- oder Außenpolitik. Keine
Bundeswehreinsätze im Innern. Schluss mit dem Krieg – nie wieder Faschismus. |