03.09.2012 Später Sieg der Antifaschisten in Dortmund Für
die VVN Dortmund hat Ulrich Sander eine Bilanz des erfolgreichen
Wirkens gegen rechts in Dortmund gezogen, das seinen Höhepunkt
darin fand, dass das Bundesverfassungsgericht erstmals einen
Naziaufmarsch in Dortmund untersagte. Ulrich Sander nimmt auch
kritisch zur Entwicklung der Antirechtskräfte Stellung. Er
schreibt dazu in einer Zeitungskolumne: Unsern
Oberbürgermeister fand ich bisher immer ganz in Ordnung. Er hat
voriges Jahr zur Blockade gegen die Nazis in Dortmund mit aufgerufen
und stand dem Polizeipräsidenten gegenüber - und „der
Ulli“, wie sie den OB Ullrich Sierau gern nennen, soll dem PP
gesagt haben, was er von ihm hält. Nichts Gutes. Der OB hat zur
Eröffnung der Ostermarschausstellung eine gute Rede gehalten und
er setzt sich dafür ein, dass junge Leute ihren Datenschutz vor
dem Zugriff der Bundeswehrpropaganda bekommen. Er rief auch am
Wochenende die Dortmunder auf, weiter gegen Rechts anzugehen,
allerdings mit merkwürdigen einschränkenden Untertönen. Er
steht an der Spitze einer Rekordstadt - Rekordarbeitslosigkeit in NRW
und zwei Mal deutscher Fußballmeister BVB Borussia. Zu ersterem
sagt er nicht viel, zum zweiten mehr. Die SPD hat bei der
Wiederholungswahl vor drei Wochen sehr gut abgeschnitten. Seitdem
können die Regierenden der Meisterstadt nicht mit dem
Dauerwahlkampf aufhören - und nun nerven sie. Neuerdings tun
sie so, als hätten sie die Nazis ganz allein bekämpft Und als
bräuchte es niemanden weiter, der uns gegen diese Leute
unterstützt. Wenn junge Antifas von auswärts kommen,
über die der Verfassungsschutz Ungünstiges sagt (wann sagen
der schon mal etwas Günstiges über Antifaschisten?), dann
schnauzt Sierau sie an, er nennt sie ?Reisekrawallmacher? und
Provokateure, die wir hier nicht brauchen können. Mit dem Verbot
des Antifa-Camps in Dortmund begingen die Stadtspitze und die Polizei
einen schweren Tabubruch. Ich war mit solchen Camps in
Mittenwald/Oberbayern, Hochburg der rechten Militaristen, - sogar da
wurden sie geduldet. Was war passiert? Nach zwölf Jahren des
Kampfes auf der Straße gegen die Nazis, nach Polizeihaft und
Wasserwerfern, nach Einkesselungen von Schülern, Spraygas und
Hetze gegen die Antifas, aber auch nach Unterschriftensammlungen, nach
unermüdlicher Aufklärungsarbeit in den Stadtteilen, auch nach
Hilfe von auswärts - da haben wir es geschafft. Es wurde das
Bundesverfassungsgericht erstmals dazu gebracht, den Nazis in Dortmund
nicht zur Hilfe zu eilen. Leider nur in einer Einzelfallentscheidung.
Dies wäre eigentlich schon seit Jahren genauso möglich
gewesen. Nur es geschah nicht. Der neue Polizeipräsident hatte nun
erkannt: In einer Stadt mit fünf Morden der Nazis, darunter der
Mord am Kioskbesitzer Mehmet Kubasik durch den NSU-Terroristen, und mit
wachsender Unruhe der Bevölkerung über den rechten Terror -
in einer solchen Stadt kann er nicht so weitermachen, wie sein
Vorgänger aufhörte. Es kam zum Verbot von
„Kameradschaften“ und „Nationalem Widerstand“
und ihren Aufmärschen am 1.9.12. Das wurde gemeinsam
erreicht. Aber wir müssen wachsam bleiben. Und weiter machen. Auch
richtiges staatliches Handeln müssen wir weiter einfordern.
Niemals dürfen wir uns einfach zurücklehnen. Und auch die
Antifas von außerhalb brauchen wir. Und natürlich auch den
OB. Was „die Politik“, wie sie sich gern nennen, die
Leute aus dem Rathaus und dem Landtag, mit ihrem Verbot der Nazis
einerseits und dem der Autonomen Antifa andererseits, geleistet haben,
das bedarf noch gründlicher Erörterung. Zu meinen, wir
müssen gleichermaßen gegen Rechts und Links vorgehen, wir
müssen die provinzielle Fremdenfeindlichkeit der Konservativen
auch irgendwie bedienen und außerdem bei Frau Merkel, Frau
Schröder und Co. liebedienern, damit die weiter unsere Programme
für Aussteiger, Neonaziopfer, Jugendzentren,
Aufklärungsmaterial bezahlen, - das wird es nicht bringen. Wir
kennen das: Beim Verbot der Linken wird es bleiben, bei dem der Rechten
nicht. Der OB sagte: Wir machen nun auch Aussteigerprogramme für
Linke - so am Samstagabend. Wir erinnern uns, solche Programme
heißen „Radikalenerlass“. Und bei dieser
Gleichsetzung von Rechts und Links, da erlaube ich mir den Hinweis: Wer
hat denn den Terror der Nazis geduldet und damit gefördert? Das
waren keine Linken. Das waren Regierende! Da gibt es nichts
auszusteigen, sondern da heißt es: Weiter gemeinsam. Der Feind
steht rechts. Ich war mit den „Verbotenen“ vom
Antifa-Camp zwei Tage lang unterwegs, um ihr Programm vor dem 1.
September mit zu gestalten. Das waren sehr sympathische Leute - andere
aus dem Camp, die betrunken herumbrüllten, waren es nicht. Wir
haben darüber geredet: Warum unterschreibt Ihr nicht, dass Ihr
gewaltlos seid. Sie sagten, sie seien es, aber sie wollen doch auch mal
von den Politikern unterschrieben bekommen, dass diese ebenfalls
gewaltlos sind. Und damit waren nicht nur die Polizeipräsidenten
und Innenminister gemeint. Damit waren die Kriegspolitiker gemeint. Und
so verteilten die Jugendlichen Zettel, darauf stand: Wir sind für
bunt statt braun, aber wir sind auch für bunt statt olivgrün.
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