03.09.2012 Gelungener Antikriegstag mit großer
Beteiligung Dortmund
blieb einen Tag lang nazifrei Viel
zu lange durften Nazis am Antikriegstag Jahr für Jahr in
Dortmund aufmarschieren. In diesem Jahr nun endlich nicht mehr. Das
Bundesverfassungsgericht hat das Verbot des Aufmarsches der Braunen
durch die Polizei am Vortag bestätigt. Zuvor schon hatten das
Verwaltungsgericht Gelsenkirchen und das Oberverwaltungsgericht
Münster so entschieden. Der Protest der Antifaschistinnen und
Antifaschisten, der VVN-BdA und vieler Bündnisse, ja
große Teile der Dortmunder Bevölkerung hatte sich
gelohnt. Die
Dortmunder Polizei hatte vier Tage zuvor die für den 1.
September geplante Nazi-Demonstration und
„Konzerte“ untersagt. Der neue
Polizeipräsident Norbert Wesseler berief sich dabei auf die
kurz zuvor ausgesprochenen drei Verbotsverfügungen gegen
faschistische Kameradschaften in NRW. "Kameradschaft Hamm" und
"Kameradschaft Aachener Land" wurden aufgelöst wie auch der so
genannte "Nationale Widerstand Dortmund", aus dessen Reihen die
jährliche Nazi-Demo angemeldet wurden. Verbotene
Organisationen sollten auch keine Aktionen mehr durchführen
dürfen. Das Bundesverfassungsgericht folgte dieser
Argumentation mit der Einschränkung, es müsse eine
Hauptverhandlung vor den Verwaltungsgerichten geben. Es
ist also noch nichts endgültig entschieden. Zudem glaubten die
Stadt Dortmund und die Polizeibehörde, zunächst
einmal ein linkes bundesweites Antifa-Camp in Dortmund verbieten zu
müssen und zwar mit Argumenten aus der Verleumdungskiste des
Verfassungsschutzes. Sollte hier ein „antiextremistisches
Exempel“ statuiert werden, um die konservative
fremdenfeindliche Rechte und die antiextremistische Bundesregierung
milde zu stimmen? Denn die vielen Maßnahmen zur Opferberatung
und die Aussteigerprogramme der Stadt sind nur bis Jahresende
finanziert. Es war vor allem der
zwölfjährige Protest der Dortmunder Demokratinnen und
Demokraten und ihrer Freunde aus dem Umland, der endlich mit einem
Verbot und auch tatsächlichen Verhinderung des Naziaufmarsches
gekrönt war. Dortmund war am Antikriegstag 1. September ganz
frei von Nazis – sie versuchten anderswo sich zu versammeln.
Das „Bündnis Dortmund gegen Rechts“
schützte dennoch die Stolpersteine der Stadt mit seinem
Mahngang durch Hörde, und die Gruppe „Kinder des
Widerstandes“ war mit einem Redebeitrag bei der
Abschlusskundgebung in Hörde dabei. Bündnisse wie
„Dortmund stellt sich quer“ und „Dortmund
nazifrei“ ließen sich Demonstrationen nicht nehmen.
Gut zehntausend Nazigegner waren in der ganzen Fläche der
Stadt aktiv. DGB
NRW: Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus! Andreas
Meyer-Lauber, Vorsitzender des DGB NRW, erklärte:
„Am 1. September 1939
begann mit dem Überfall Deutschlands auf Polen der zweite
Weltkrieg und
damit die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts.
Mit dem
Antikriegstag machen der DGB und die Gewerkschaften auch in diesem Jahr
deutlich: Wir bekennen uns zu Frieden und Solidarität und
fordern den
Vorrang ziviler Konfliktlösungen vor militärischen
Interventionen. Wir
sprechen uns klar aus gegen jegliche Form von Kriegsverherrlichung und
Rassismus. Daher begrüßen wir es, dass der
NRW-Innenminister
rechtextremistische Kameradschaften verbietet und die Dortmunder
Polizei den geplanten Neonazi-Aufmarsch untersagt hat. Wir
dürfen nicht
zulassen, dass Faschisten den Antikriegstag für ihre
menschenfeindliche
Propaganda missbrauchen. Und wir bleiben dabei: Die NPD muss endlich
verboten werden. Es darf nicht sein, dass eine Partei, die sich
Intoleranz und Demokratiefeindlichkeit auf die Fahnen schreibt, auch
noch über die Parteienfinanzierung staatliche Gelder
erhält. Gestern
wie heute gilt: Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“ |
Die
DGB-Gewerkschaften in Dortmund hatten sich gut auf den 1. September
vorbereitet: Sie luden gleich zu einem ganzen
Festival ein: Vom 27.08. bis zum 1.09. fanden im Rahmen des
„Friedenfestivals“ zahlreiche Aktionen und
Musikdarbietungen an der Katharinentreppe vorm Hauptbahnhof statt. Dort
konnten die VVN-BdA und die Friedensbewegung auch unter der Leitung des
unermüdlichen Kameraden Willi Hoffmeister und anderer
VVN-Aktivisten die ganze Woche lang ein Zelt mit der Ausstellung
über den Neofaschismus betreiben und dabei u.a. rund 1000
Unterschriften für das NPD-Verbot sammeln. Eine andere Gruppe
der VVN-BdA hielt am 1. September ganztägig eine Mahnwache vor
der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache ab. So
konnte zusammengefasst werden: Ein guter Tag für die Dortmund
und für den Antifaschismus in ganz Deutschland. U.
S. VVN-BdA:
Bunt statt braun, aber auch Bunt statt olivgrün! Man
sagte uns zu lange, wir würden das Image der Stadt mit unserem
Protest
gegen Nazis gefährden. Da waren schon fünf Naziopfer
in Dortmund
ermordet worden, als man hier endlich erkannte, dass wir einen
Aktionsplan gegen Rechts brauchen. Das „Nie
wieder Krieg und
Faschismus“, das bis 1999 galt, es ging im Bombenhagel auf
Belgrad und
andere serbische Städte unter. Wir sollten es wieder zu
unserem
Leitmotiv machen. Lasst uns weiter gemeinsam handeln – alle
Antifaschistinnen und Antifaschisten zusammen und auch alle
Friedensfreundinnen und –freunde. Es muß
heißen „Bunt statt braun“,
aber auch „Bunt statt olivgrün“. Und lasst
uns gewaltlos handeln – und
das bedeutet vor allem: Schluss mit jeder gewalttätigen Innen-
oder
Außenpolitik. Keine Bundeswehreinsätze- auch nicht
im Innern.“ (Aus
einer Rede von Ulrich Sander, VVN-BdA, auf der DGB-Bühne.) |
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