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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

27.08.2012

Stadt Dortmund verbietet Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer, deren Ort des Leidens im Phönix-See versunken ist

Ulrich Sander (VVN-BdA) berichtete am 26.8.: „Ich war heute beim Rundgang des Antifa-Camps durch Hörde. Es waren nur ca. 35 Personen da. Ralph Klein, Regina Mentner und Dr. Stephan Stracke und auch ich haben Kurzbeiträge an der Wache, an der Mauer der letzten Erschossenen, an der Schlanken Mathilde, am Platz der Synagoge, an der Rudolf Platte Str. und vor der Insel im Phönix See gehalten. Wir konnten nicht einmal am Zaun vor der abgesperrten Insel unsere Tafeln mit den Namen der Toten vom Karfreitag und mit der Inschrift zur Erinnerung an die Opfer aus dem Arbeitserziehungslager der Gestapo und der Vereinigten Stahlwerke anbringen, somit mussten wir sie an das Polizeifahrzeug kleben. Ich erinnerte an den Text, den ich schon vor drei Jahren mit der Stadt ausgehandelt habe und der das Emscher Tor betrifft (und immer noch nicht aufgestellt ist; ich habe in der Sache Stadtrat Jörg Stüdemann erfolglos angeschrieben).

Ulrich Sander weiter: Die Polizisten (es waren rund 50 plus sechs Fahrzeuge) sprachen Leute, die zu uns wollten, an und warnten vor uns: „Das ist der Kern der gewalttätigen Linksextremistischen Szene; gehen Sie nicht dorthin.“ Die waren dermaßen bösartig instruiert, das ist unglaublich. Aber was soll man verlangen, wenn auch die Stadtspitze und die Polizeiführung die Unwahrheit über das Camp verbreiten und gewalttätige Truppen im Anmarsch sehen.

Ich bitte Euch, nicht länger zu schweigen. Morgen um elf geht es weiter an der Treppe Katharinentreppe. Dann brechen wir auf zu antimilitaristischen Stadtrundgang.

Übrigens hatten wir heute im Kabarett Queu Asyl bekommen und Willi Hoffmeister und Ulrich Schnabel berichteten über die Kämpfe der Hoesch-Arbeiter.  Das haben sie sehr gut gemacht, aber sie waren die beiden einzigen Ex-Stahlarbeiter! Alle anderen beugten sich offenbar einer neuartigen Fremdenfeindlichkeit – keiner rassistischen, aber sehr dumpf provinziellen: Wer von außen nach Dortmund kommt, ist fehl am Platz. Als hätten wir nicht immer um Hilfe im Kampf gegen die Nazis gebeten.

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http://www.ruhrnachrichten.de/lokales/dortmund/sueden/Erstaufnahme-Einrichtung-lud-zum-Tag-der-offenen-Tuer;art2575,1745349

Leider steht der Artikel „Papptafel mahnt Stadt an ein Versprechen – Gedenkrundgang durch Hörde erinnert an Schicksal von Zwangsarbeitern – Kein Zugang zur Kulturinsel“ WR 27. August 2012 nicht im www. Der Text lautet: (Abschrift)

Von Silke Rathert – Am Sonntag erinnerten Teilnehmer des Antifa-Camps, Vertreter der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) und ehemalige Hoeschianer mit einem friedlichen Gedenkrundgang durch Hörde an das Schicksal von Zwangarbeitern und politischen Gefangenen während des Nationalsozialismus in Dortmund.

Der Besuch historischer Orte wie der Hörder Polizeiwache, an deren Stelle damals der Sitz der Gestapo stand, und die Schilderung von Einzelschicksalen ließen eine Zeit lebendig werden, in der eine falsch gesetzte Schweißnaht in Dortmund das Todesurteil für Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter bedeuten konnte, deren Anteil an der Belegschaft des Hörder Hüttenvereins damals 40 % betrug.

Schilderung von Einzelschicksalen

Aber nicht nur das Gedenken sollte im Mittelpunkt stehen, die Hoeschianer wollten die Stadt konkret an eine Zusage anlässlich des Baus des Phönix-Sees erinnern: „Zwar wurde das Hüttenwerk geflutet und die Gebäude am Emschertor abgerissen, von denen aus die 50 Deportierten zu ihrer Hinrichtung in der Bittermark abgeführt wurden, aber schon vor fünf Jahren hatten wir uns auf einen Text für eine Gedenktafel geeinigt, auf die wir noch heute warten,“ bemängelte Ulrich Sander (VVN-BdA).

Symbolisch sollte heute eine Papptafel auf der Kulturinsel enthüllt werden, doch dazu kam es nicht, da der Zugang zur Insel ebenso kurzfristig untersagt wurde, wie das Campen im Tremoniapark. „Fehlende Fluchtwege wurden als Grund genannt, obwohl wir unsere eigene Pontonbrücke mitbringen wollten“, sagte Reinhardt Stefan, Organisator des Gedenkrundganges.

Immerhin 30 Teilnehmer waren in Hörde zusammengekommen, was in deutlichem Missverhältnis zum großen Polizeiaufgebot stand. Und obwohl die Polizei sicher nicht Verursacher des Dilemmas war, hätte man der schließlich an einem Bauzaun hinter einem Polizeibulli enthüllten Gedenktafel doch ein würdigeres Umfeld gewünscht.

„Der Oberbürgermeister wird sich fragen lassen müssen, welche Kultur er auf der Insel eigentlich wünscht, wenn nicht diese“, empörte sich nicht nur Willi Hoffmeister.

Heute am Montag 27.8. gibt es einen antimilitaristischen Rundgang des Antifa-Camps. Der beginnt um elf Uhr an der Katharinentreppe.

Im Laufe des Tages sprechen u.a. Ludwig Baumann (Bundesverband der Opfer der Militärjustiz) und Ulrich Sander (Antimilitaristischer AK der VVN-BdA und Bundessprecher).