23.08.2012 Innenminister Caffier verharmlost rechte Gewalt Das gebrannte Kind von Rostock-Lichtenhagen Die
Bundesorganisation der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes- Bund
der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA e.V.)
erklärt: Als Anmelderin und MitorganisatorInnen der
bundesweiten Demonstration am 25. August 2012 im Gedenken an das Pogrom
in Rostock -Lichtenhagen vor 20 Jahren sind wir entsetzt über die
Geschichtsvergessenheit des mecklenburgischen Innenministers Caffier. Er
befürchtet „linksextremistische Ausschreitungen“ am
kommenden Wochenende und gibt sich wehrhaft. „Es wird nicht
passieren, dass wir zu wenige Einsatzkräfte haben. Da bin ich ein
gebranntes Kind“ oder etwa zu heiß gebadet? Ausgerechnet
im Vorfeld der Gedenkdemonstration unter dem Motto „20 Jahre nach
den Pogromen - Grenzenlose Solidarität“ stellt Caffier, in
dessen Bundesland die geistigen Brandstifter der NPD sogar im Parlament
sitzen, die Tatsachen auf den Kopf. Nicht gegenüber der
antifaschistischen Solidaritätsdemonstration am 29. August 1992
hat die Polizei versagt, sondern gegenüber den Pogromisten und
Mordbrennern von Lichtenhagen eine Woche zuvor. Die wenigen mutigen
AntifaschistInnen, die am 23. August 1992 versuchten, sich dem
rassistischen Mob in den Weg zu stellen, wurden verhaftet. Der Mob
tobte unter den Augen der Polizei weiter. Am Montag dem 24. August 1992
konnte der Mob Vollzug melden: Lichtenhagen war
„ausländerfrei“. Diejenigen, die ihre
Solidarität mit den gewaltsam vertriebenen Flüchtlingen und
ehemaligen vietnamesischen VertragsarbeiterInnen demonstrieren wollten,
traf nur einige Tage später die geballte Staatsgewalt. Stundenlang
wurden Busse mit AntifaschistInnen aufgehalten und durchsucht,
Polizeihubschrauber hielten Autokonvois an, abertausende Polizisten
waren im Einsatz. Sind das die Bilder die Caffier wiederholen
will? Neonazis, Rassisten und diejenigen, die sich schon damals als die
eigentlichen Opfer sahen, diejenigen Bürger deren Sorge mehr dem
Ansehen von Lichtenhagen, Rostock und Deutschlands galten, als den
gehetzten und gequälten Immigranten von Lichtenhagen, werden sich
ins Fäustchen lachen. Die VVN-BdA wurde 1947 von Menschen
gegründet, die Rassismus, Verfolgung und Ausgrenzung am eigenen
Leib erfahren hatten, aber auch Unterstützung und
Solidarität. Für viele von uns hat das Pogrom von
Lichtenhagen schlimmste Erinnerungen wachgerufen. Am 25. August
2012 werden wir dem Pogrom von 1992 gedenken. Am Rostocker Rathaus wird
um 11 Uhr eine Gedenktafel angebracht werden, die an die Ereignisse von
1992 erinnert. Bereits im Oktober 1992 hatte eine Gruppe
französischer Juden und Roma dies vergeblich versucht. Ab 14
Uhr startet eine antifaschistische Gedenkdemonstration am S-Bahnhof
Lütten-Klein, die zum Sonnenblumenhaus führt. Zur
Demonstration haben mehr als 100 Organisationen und Gruppen aufgerufen. Grenzenlose Solidarität statt Rassismus! Kundgebung, Demonstration, Konzert und World-Café in Rostock: 20 Jahre nach dem Pogrom
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