20.08.2012 VVN-BdA verlangt Verbot des faschistischen
„Nationalen Antikriegstages“ Die VVN-BdA hält an ihrem Ziel des
Verbots und der Verhinderung des Naziaufmarsches am 31.8./1.9. in
Dortmund fest. Dazu sammelte sie Unterschriften unter eine
Erklärung des Bündnisses Dortmund gegen Rechts, dem
sie angehört. Zweieinhalb Tausend Unterschriften liegen vor
und werden demnächst dem Polizeipräsidenten
übergeben. Die VVN-BdA ruft auf zu den Aktionen gegen die
Nazis, die in der ganzen Woche vor dem 1. September an der
Katharinentreppe am Südausgang des Hauptbahnhofes stattfinden,
ferner zu den Aktionen von „Dortmund
stellt sich quer“, „Dortmund
nazifrei“, „Bündnis
Dortmund gegen Rechts“ und zu den Aktionen des Antifa-Camps. In
einem Brief an ihre Anhänger heißt es: Liebe
Freundinnen und Freunde! Ich möchte Euch
hiermit über die Lage in Dortmund vor dem 1. September
informieren. Zunächst: Wir halten an unserem Ziel des Verbots
und der Verhinderung des Naziaufmarsches fest. Dazu sammeln wir weiter
Unterschriften. Siehe den Text des Bündnisses Dortmund gegen
Rechts anbei, dem wir angehören. Zweieinhalb Tausend
Unterschriften liegen vor und werden demnächst dem
Polizeipräsidenten übergeben. Vor
einem Jahr wurden in Dortmund Maßstäbe gesetzt.
Parteivertreter, Gewerkschafter, Minister, Abgeordnete, ja auch der OB
Ulrich Sierau erklärten zum bevorstehenden Naziaufmarsch zum
„Nationalen Antikriegstag“: „Dabei
verhöhnen sie mit ihren rassistischen Parolen den
Antikriegstag, um die Opfer von Krieg und Faschismus zu verspotten. Als
Demokratinnen und Demokraten sehen wir uns in der Pflicht, dies
entschlossen zu verhindern und den Nazi-Horden den Weg zu
blockieren,“ Und es wurde blockiert. Und
den Nazis wurde der Weg verstellt. Ihr Marsch wurde zwar nicht
verhindert, doch das Verhindern haben sich die Demokraten für
dieses Jahr fest vorgenommen. Und sie rechnen auf die
Unterstützung aus ganz Deutschland. Doch
leider gab es diesmal keinen Blockadeaufruf von Minister Guntram
Schneider und OB Ulrich Sierau. Man begnügte sich mit dem
Versprechen des Polizeipräsidenten, den Nazis nur Zugang zu
den Vororten Hörde (1.9.) und Lütgendortmund (31.8.)
zu gewähren, und sie aus dem Dortmunder Norden mit seinem
Migrationsanteil fernzuhalten. Das war’s dann? Und der neue
Polizeipräsident versprach, ganz doll gegen die Nazis zu sein.
Na bitte! (Nebenbei: In Hörde finden die Nazis einen
Lieblingsdemostandort am Baugelände einer Moschee vor und in
Lütgendortmund ist ein Asylbewerberheim nicht weit.) Doch
zwischen dem vorigen ersten Septemberwochenende und dem
diesjährigen liegen nicht einfach nur zwölf Monate,
sondern die Aufdeckung einer braunen Mordserie. Auch in Dortmund haben
die Nazis gemordet, wurde bekannt. Wie real die Bedrohung ist, hat der
2006 begangene Mord an Mehmet Kubasik im Dortmunder Norden gezeigt. Er
ist einer von 10 Opfern der Terror¬gruppe
„Nationalsozialistischer Untergrund“.
Unverges¬sen ist auch der Überfall einer Nazihorde auf
die Mai-Demonstration des DGB 2009 in unserer Stadt. Und
die Stadt war tief erschüttert. Wo bleibt
diese Erschütterung nun, da es darauf ankommt, fragen wir nun.
Dabei übersehen wir nicht, dass in unserer Stadt viel getan
wurde, um den Nazis die Stadt streitig zu machen: Opferberatung,
Fördermittel für Aufklärungsarbeit,
Schaffung einer Koordinierungsstelle und so weiter. Doch angesichts des
1. September müssen wir eine Hilflosigkeit des offiziellen
Dortmund feststellen, die wir so nicht mehr erwartet haben. Man
verlässt sich auf den neuen Polizeipräsidenten, der
versprach, den Nazis „auf die Füße zu
treten.“ Die Polizei, die in der Vergangenheit rigoros gegen
Antifaschisten vorging, erscheint nun im Glorienschein. Vergessen der
Aufruf der Nazis? Er lautet seit Jahren gleich:
„Junge Kameraden und Kameradinnen, die vor der Berufswahl
stehen, unbelastet, intelligent und sportlich sind,“ sollten
sich unauffällig zu „einer Ausbildung bei Bundeswehr
und Polizei“ melden, „mit dem Ziel, sich in
besonders qualifizierten Spezialeinheiten das nötige Wissen
und Können anzueignen“ (aus:
„Umbruch“ von S. Hupka, 1995). Der Aufruf
schließt mit den Worten: „Widerstand, der auf die
Beseitigung eines volksfeindlichen Systems zielt, muss professionell
geplant sein." Das Resultat ist bekanntlich inzwischen die
immense starke Einflussnahme der Rechtesten auf die Polizei und
Bundeswehr. Ein Massenmörder, der im Stile der SS und
Gebirgsjäger das Leben von 140 Zivilisten in Afghanistan
auslöschte, blieb unbestraft, er wurde gar noch zum General
befördert. Der Bundeswehrverband merkte an: Das wurde aber
auch Zeit. Was dieses Jahr in Dortmund besonders
erschreckt, ist die Meinungsmache von Medien und einigen Politikern
sowie Polizei gegen die Unterstützung für den
Antinaziprotest durch solidarisch Handelnde Bürger/innen aus
der Republik. Diese werden pauschal verdächtigt, gewaltbereit
zu sein. Das richtet sich besonders gegen ein Antifa-Camp, der mit
bundesweiter Beteiligung vorgesehen ist. Wir bitte
alle Antifaschist/innen von nah und fern, sich nicht abschrecken zu
lassen: Kommt nach Dortmund und helft dort, die Nazis zu vertreiben.
Dabei erinnern wir an den Aufruf, der in der neusten Antifa steht
– er wird nun im Internet dauern konkretisiert. Bitte schaut
unter www.nrw.vvn-bda.de nach. (Dort werden auch die Programme der
Vorausaktionen des DGB und des Antifa-Camps in der Woche vor dem 1. 9.
veröffentlicht sein.) In der Antifa heißt es: Am
1. September gilt es, in Dortmund gegen die „Nationale
Antikriegstags“-Provokation der Nazis zu demonstrieren und
mit dem DGB massenhaft für Frieden, Demokratie und gegen die
Braunen einzutreten. … Es geht zur DGB-Kundgebung am
Nordausgang des Hauptbahnhofs. Die VVV-BdA ruft dazu auf. Sie trifft
sich ab 10 Uhr zur ganztägigen Mahnwache vor der
Gedenkstätte „Widerstand und Verfolgung in Dortmund
1933-1945“, dem ehemaligen Gestapo-Gefängnis an der
Steinstraße/Nordausgang des Hauptbahnhofes. Die
VVN-BdA ruft auf zu den Aktionen gegen die Nazis, die in der ganzen
Woche vor dem 1. September an der Katharinentreppe am
Südausgang des Hauptbahnhofes stattfinden, ferner zu den
Aktionen von „Dortmund stellt sich quer“,
„Dortmund nazifrei“, „Bündnis
Dortmund gegen Rechts“ und zu den Aktionen des Antifa-Camps.
(Orte und Uhrzeit siehe www.nrw.vvn-bda.de Wie
gesagt: Einzelheiten werden im Internet bekannt gegeben. Noch
ein paar Bemerkungen zum Lieblingsargument der Polizei: Sie wolle ja,
aber sie könne nichts tun, was der Verhinderung der
Nazitreffen dient. Man sagt also, es geht nicht – das
Verbieten. Das Bundesverfassungsgericht hat sehr
widersprüchliches zum Versammlungsrecht der Nazis und zu ihrer
„Meinungsfreiheit“ hervorgebracht, das ist leider
wahr. Es hat aber auch im November 2009 beschlossen:
„Angesichts des Unrechts und des Schreckens, den die
nationalsozialistische Herrschaft über Europa und weite Teile
der Welt gebracht hat“, kann „die Bundesrepublik
Deutschland als Gegenentwurf hierzu“ verstanden werden. Daher
können Naziaufmärsche verboten werden. (Az. 1 BvR
2150/08) Die Gegnerschaft zur Naziherrschaft ist also Verfassungsgebot
und Staatsdoktrin. Und das BVG hat auch entschieden, dass am 27. Januar
dem Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz, keine
Naziaufmärsche zulässig sind. Wir fragen: Warum sind
am Jahrestag des Kriegsbeginns dann aber Naziaufmärsche
erlaubt? Und wir meinen: Gerade nach der Aufdeckung der
NSU-Morde sollte zumindest in den Städten, in denen die zehn
NSU-Morde – mit Hilfe der örtlichen rechten Szene
und bei bekanntlich starkem behördlichem Mitverschulden
– begangen wurden (und Dortmund gehört dazu), das
Treiben der Nazis und NSU-Sympathisanten unterbunden werden. Also:
Kommt am 1. September nach Dortmund – vielleicht auch schon
am 31. August. Es grüßt im Namen
des Landesausschusses und der Dortmunder/innen Ulli
Sander PS. Anbei auch ein Aufruf nach Rostock zu kommen. Am
25. und 26. August wollen wir an den Pogrom gegen Sinti und Roma und
gegen Migranten in Rostock-Lichtenhagen erinnern. Ich werde dort sein.
Vielleicht bilden sich auch in anderen Städten
Fahrgemeinschaft, um nach Rostock zu gelangen?! Der Aufruf des Bündnis Dortmund gegen Rechts als PDF. |