19.06.2012 Protest gegen NATO-Hauptquartier für weltweite Luftkriegsoperationen in Kalkar Aktion am 3. Oktober am Niederrhein Hunderttausendfacher
Protest hat einst in Kalkar am Niederrhein dafür gesorgt, dass
dort kein atomarer Schneller Brüter entstand. Die Baureste
für den Schnellen Brüter bieten jetzt einem
„Wunderland“-Freizeitpark Platz. Doch es gibt Grund, wieder
in großer Zahl dort zu protestieren.Deshalb schrieb Christian
Uliczka vom Friedensforum Duisburg den folgenden Brief an die
friedenspolitisch besonders engagierten Mitglieder des Bundestages aus
der Fraktion Die Linke im Bundestag. Sein Brief hat folgenden Wortlaut
(darunter eine Erläuterung zum Problem durch Ulrich Sander,
friedenspolitischer Sprecher der VVN-BdA). Mülheim an der Ruhr, 14. Juni 2012 Friedensforum Duisburg An die Mitglieder der Fraktion DIE LINKE im Deutschen Bundestag Jan
van Aken, Christine Buchholz, Eva Bulling-Schröter, Sevim
Dagdelen, Wolfgang Gehrcke, Heike Hansel, Inge Höger, Andrej
Hunko, Ulla Jelpke, Ulrich Maurer, Ingrid Remmers, Paul
Schäfer, Kathrin Vogler, Sahra Wagenknecht per Fax des jeweiligen Abgeordnetenbüros Frontstaat Deutschland, hier: Das NATO-Hauptquartier für Luftkriegsoperationen in Kalkar Liebe/r Abgeordnete/r Der LINKEn, nicht
nur haben die USA, ohne die Bundesregierung zu fragen, das
Kontrollzentrum für die geplante Raketenabwehr ins pfälzische
Ramstein ge¬legt. Neuerdings installieren Bundeswehr und NATO im
niederrheinischen Kalkar eine NATO-Zentrale für
Luftkriegsoperationen in aller Welt. Gegen jahrzehntelanges deutsches
(Selbst-) Beschwören und gegen alle Vernunft soll wieder Krieg
ausgehen dürfen von deutschem Boden. Die politische Klasse
und die Medien bei uns bleiben davon weitgehend unberührt. Anders
die für Frieden arbeitenden Menschen an Rhein und Ruhr. Sie
spüren die Bedrohung unmittelbar. Schließlich liegt für sie Kalkar geradezu vor der Haustür. Das
Komitee für den Ostermarsch an Rhein und Ruhr sucht deshalb nach
Möglichkeiten, diesem Frieden gefährdenden Projekt
wirkungsvoll entgegenzutreten. Wir planen Manifestationen am 3. Oktober
in Kalkar und anderswo. Der
Erfahrungssatz "Raketen sind Magneten” galt nicht nur zu Zeiten
der sogenannten Nachrüstung mit Atomraketen in den 80er Jahren Nur:
wie kriegt man die Thematik ins öffentliche Bewußtsein?
Glücklicherweise ist uns im Friedensforum Duisburg dazu der
Gedanke gekommen, daß die Antikriegspartei im Deutschen
Bundestag, DIE LINKE, bzw. ihre Fraktion, dafür eine geborene
Helferin sein müßte. Sie könnte und sollte das
Thema mit immer neuen Anfragen, Anträgen und anderen
Interventionen ins allgemeine Bewußtsein (d)rücken und
andererseits uns Friedensaktivisten mit schon vorhandenen und noch
anfallenden einschlägigen Infos auf die Sprünge helfen.
Besonderes Augenmerk sollte dabei auch auf die dankenswerterweise von
Hans-Christian Ströbele öffentlich gemachte
verfassungsrechtliche Frage nach der Geltung des Parlamentsvorbehalts
auch für in multinationalen NATO-Stäben eingesetzte
Bundeswehrangehörige gerichtet werden. Was ist übrigens aus Ströbeles Vorstoß geworden? Wird er weiterverfolgt? Du,
liebe/r Adressat/in, bist keineswegs nur eine/r von 14
Abgeordne¬ten. Vielleicht kommt es gerade auf Dich, Dein
Spezialwissen, Deine Kontakte, Deinen Schwerpunkt, an. Bei 14
Adressaten besteht schon eine gewisse Aussicht, daß das Thema
nicht nur Fraktions g e s p r ä c h, sondern auch Fraktions a n 1
i e g e n wird. Die Auswahl geht auf meine Kappe: die Duisburger haben
mir da freie Hand gelassen. Allfällige Antwort(en) bitte entweder an … oder per Brief, Fax, Telefon an mich, der Dich und die anderen Fraktionsmitglieder solidarisch grüßt, Christian Uliczka Was ist los in Kalkar? Stellungnahme von Ulrich Sander (VVN-BdA) Der
Bundesverteidigungsminister plant Standortskürzungen und der
Bundespräsident fordert mehr öffentliche Diskurse über
die Bundeswehr. Doch in Kalkar wurde ein Standort sogar noch ausgebaut
und ein öffentliche Erörterung dieses Projektes fand auch
nicht statt. Bundeswehrführung und NATO haben dort – ohne
viel Aufsehen zu erregen - das Hauptquartier für
Luftkriegsoperationen eingerichtet. Es wird der Krieg von deutschem
Boden aus geplant und eingeübt. Eingreiftruppen in aller Welt
können von diesem Jahr an von der von-Seydlitz-Kaserne in Kalkar
aus kommandiert werden. Und es wäre ein Krieg, der auch unser Land
zum Kriegsschauplatz macht. Raketen sind Magneten. Die
Ostermarschierer vom Rhein und der Ruhr brachten es in ihrem Aufruf
für 2012 auf den Punkt: „Durch das ungehemmte Vorgehen der
NATO werden das Völkerrecht und die weltweite Friedensordnung
verletzt. Die Gefahr von Kriegen steigt, die Welt wird unsicherer. NATO
Kriegseinsätze werden auch von NRW aus gesteuert, so durch das der
NATO unterstellte Luftwaffen-Führungshauptquartier in
Kalkar.“ Von Kalkar aus wird zunächst der Luftraum
nördlich der Alpen observiert und von hier wird kriegerisch
operiert. Dies ist eine mögliche Station des geplanten
Nato-Raketenabwehrschilds, der von Ramstein aus auch südlich der
Alpen agiert. Wieder einmal – wie Anfang der 80er Jahre -
wird eine Mittelstreckenraketenaufrüstung betrieben. Mit
Patriotraketen soll die Bundeswehr an der Abwehr von
Mittelstreckenraketen mitwirken, gab Minister de Maizière
bekannt. Doch diese „Abwehr“ ist auch offensiv einsetzbar.
Schon erklärte Russland, es fühle sich bedroht und werde
Abwehrmaßnahmen ergreifen. Somit liegt unser Land, nicht nur Kalkar, wie eine Zielscheibe dar. Am
3. Oktober will die Friedenbewegung gegen diese bedrohliche Entwicklung
protestieren. Der 3. Oktober ist seit 1990 der Nationalfeiertag des
vereinten Deutschlands. Seit diesem Tag ist Deutschland wieder ein
kriegführendes Land. Deutsche Waffen und Truppen sind weltweit im
Einsatz. 22 Jahre lang beruhigten sich die Menschen bei uns damit, dass
der deutsche Krieg ja woanders – in der Ferne - stattfindet. Mit
der NATO-Luftwaffen-Führungshauptquartier in Kalkar wird
Deutschland wieder zum möglichen Kriegsschauplatz. Der Krieg gegen
den Terror wie gegen Schurkenstaaten, den die NATO führt,
lädt die Terroristen und die „Schurken“ – wer
immer das ist – ein, den Krieg in unser Land zu tragen. In
virtuellen Einsatzübungen wird schon jetzt in Kalkar geübt,
wie anfliegende zivile und „verdächtige“ Flugzeuge
abgeschossen werden. Dies stellt Verfassungsbruch dar. Über
solcher Art Übungen urteilt der Verfassungsexperte und ehemalige
Bundestagsvizepräsident Burkhard Hirsch (FDP): „Die Piloten
müssen wissen: Ein Befehl zum Abschuss ist der Befehl zu einem
Verbrechen, zum rechtswidrigen Totschlag. Wir haben das Urteil des
Bundesverfassungsgerichts ja schließlich nicht aus Jux und
Dollerei erfochten.“ Gemeint ist das Karlsruher Grundsatzurteil
zum Luftsicherheitsgesetz und zum Artikel 1 des Grundgesetzes: Es
betrifft das Recht auf Leben und verbietet Abschüsse von
Zivilflugzeugen durch Kampfjets. Wie die WAZ berichtete, setzen sich
NATO und Bundeswehr über dieses Urteil dreist hinweg. So entstehen
kriegsgefährliche Situationen. Willi Hoffmeister vom
Ostermarsch-Komitee Rhein/Ruhr: „Wir verlangen die Entfernung des
NATO-Luftwaffen-Führungshauptquartiers in Kalkar. Es soll keine
neue Raketenabwehr in Deutschland geben. Wir brauchen
Abrüstung statt ständig neuer gefährlicher
NATO-Projekte.“ |