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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

05.06.2012

NSU-Mörder wurden in Dortmund bei ihrem Mord beobachtet – Kontakte zur örtlichen Oidoxie- und Naziszene werden vermutet – V-Leute als Waffenhändler?

Auch in NRW haben die NSU-Terroristen mit der örtlichen Naziszene zusammengearbeitet. Die Polizei hatte unmittelbar nach dem Mord an dem Dortmunder Kioskbesitzer Mehmet Kubasik im Jahr 2006 Hinweise bekommen, dass die Täter rechte Terroristen sind. Wie die Dortmunder Polizei mitteilte, habe sie entsprechende Hinweise einer Zeugin auch an das Landeskriminalamt und die Sonderermittler „Bosporus“ weitergeleitet. Danach hätten die Täter wie „Junkies und Nazis“ ausgesehen; auch eine Überwachungskamera der Sparkasse Dortmund hatte einen Täter erfasst. Die Sonderermittler haben aus dem Hinweis das Wort „Nazi“ gestrichen und die Täter nur für „Junkies“ gehalten. Auch Dortmunder Ausspähnotizen des NSU liegen jetzt vor. In den Jahren 2005 und 2006 hat demzufolge der NSU vermutlich die örtliche Naziszene kontaktiert und zu Gewalttaten angestachelt. Führende Dortmunder Neonazis um die Band Oidoxie hätten sich, so schreibt die Westfälische Rundschau, in jener Zeit mit Waffen versorgt.

Gegen die Band „Oidoxie/Weisse Wölfe“ hatte die VVN-BdA 2003 Strafanzeige erstattet. Im Herbst 2004 hat der verstorbene VVN-Landessprecher Jupp Angenfort in einer öffentlichen, aber von Neonazis erheblich bedrohte Veranstaltung Dokumente über die Band vorgelegt. Im Dezember 2006 begann dann der Prozess gegen Oidoxie, der Prozess scheiterte, weil NRW-Innenminister Ingo Wolf von der FPD den der Volksverhetzung und des Waffenbesitzes verdächtigen V-Leuten die Aussagegenehmigung verweigerte. Die Verdächtigen wurden von Experten als V-Männer, welche die Nazis mit Waffen versorgen, dargestellt. Schon im Jahre 2000 wurde von dem dreifachen Polizistenmörder Michael Berger (Nazislogan auf ihren Flyern: Er war einer von uns – 3:1 für Deutschland) berichtet, dass er V-Mann gewesen sei. Da er sich aber selbst getötet hatte, wurde nicht weiter ermittelt, und CDU-MdB Fritz zog seine Anfrage nach der V-Mann-Tätigkeit des Berger zurück. Im Zusammenhang mit dem Polizistenmord waren in den Medien auch Fotos eines umfassenden Waffenlagers des Berger aufgetaucht. 

Quelle: derwesten.de vom 04.06.2012

Kiosk-Mord: Wollten NSU-Terroristen durch Kiosk-Mord in Dortmund Gewalt bei Nazis schüren?

Die NSU-Terroristen Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sollen vor dem Kiosk-Mord 2006 an Mehmet Kubasik die Dortmunder Nordstadt ausgespäht haben.

Die NSU-Terroristen Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sollen vor dem Kiosk-Mord 2006 an Mehmet Kubasik die Dortmunder Nordstadt ausgespäht haben.

Dortmund. Wie aus Ermittlungsunterlagen hervorgeht, verfügten die Terroristen Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt über gezielte Ausspähnotizen aus Dortmund. Möglich sei, dass die NSU-Täter mit dem Kiosk-Mord an Mehmet Kubasik die Gewaltbereitschaft der rechten Szene in Dortmund anheizen wollten.

Wie aus Ermittlungsunterlagen hervorgeht, verfügten die NSU-Terroristen Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt über gezielte Ausspähnotizen aus Dortmund, wo 2006 der türkische Kiosk-Besitzer Mehmet Kubasik in der Nordstadt ermodert wurde.

Die ersten Notizen stehen auf einer Adressliste, die bereits am 22. September 2005 ausgedruckt wurde. Die Liste wurde in den Trümmern des Zwickauer NSU-Unterschlupfes gefunden.

Bei den ausgespähten Objekten handelt es sich um das Wahlkreis-Büro einer SPD-Landtagsabgeordneten, ein Bürgerbüro der SPD („Nur bei schlechtem Wetter ein Gedanken Wert“), einen türkischen Laden („Lage ist akzeptabel“), einen türkischen Imbiss an der Uhlandstraße und einen weiteren türkischen Laden.

Gewaltbereitschaft anheizen?

Auf später ausgedruckten Notizen finden sich Angaben zu einem Kulturzentrum und zu einem Wohngebiet. Die letzten Ausdrucke aus Dortmund, die sich in den Trümmern finden ließen, stammen vom 3. April 2006. Sie wurden einen Tag vor dem Mord an Mehmet Kubasik angefertigt.

Die Adresslisten legen den Verdacht nahe, dass die NSU-Terroristen bereits im Herbst 2005 in Dortmund waren, um mögliche Opfer auszuspähen. Die Ermittler schreiben: „Die Gegend scheint zielgerichtet ausbaldowert worden zu sein.“

Schusswaffen über rechtsradikale Band Oidoxie

Möglich sei, dass die NSU-Täter mit dem Mord die Gewaltbereitschaft der rechten Szene in Dortmund anheizen wollten. Nach Recherchen unserer Redaktion hatten sich in den Jahren 2005 und 2006 mehrere Personen aus dem harten Kern der rechten Szene rund um die rechtsradikale Band Oidoxie mit Schusswaffen versorgt.

Die Dortmunder Rechtsextremisten unterhielten zudem enge Kontakte nach Belgien. Von dort lieferten führende Neonazis aus dem Umfeld der terroristischen Combat-18-Bewegung weitere Waffen nach Dortmund.

Polizei Dortmund weist Vorwürfe zu NSU-Morden zurück

Noch am Sonntag hat Dortmunds Polizei nach eigenen Angaben die in den Medien erhobenen Vorwürfe, sie habe eine Zeugin-Aussage nicht weitergegeben, „unverzüglich überprüft“. In unterschiedlichen Aktenvermerken der damaligen Mordkommission „Kiosk“ des Polizeipräsidiums sei dokumentiert worden, dass die Zeugin die beiden Personen vom Erscheinungsbild her wie betrunkene Junkies oder Nazis beschrieben hat. Darauf hin sei eine Öffentlichkeitsfahndung mit Phantombild nach den beiden Personen eingeleitet worden.

Diese Vermerke seien Gegenstand der Ermittlungsakte, die in vollem Umfang der „BAO (Besondere Aufbauorganisation) Bosporus“ und damit allen von der Mordserie betroffenen Strafverfolgungsbehörden zugänglich gewesen sei. Da dieser Spur eine besondere Bedeutung zugemessen worden sei, soll sie auch Gegenstand von Besprechungen der „BAO Bosporus“ gewesen sein, wie mit dieser Spur ermittlungstaktisch weiter zu verfahren sei. „Der Vorwurf, die Dortmunder Polizei hätte Informationen im Hinblick auf mögliche rechtsradikale Täter vorenthalten, ist unzutreffend“, heißt es abschließend in der Mitteilung.

David Schraven

Siehe zum Thema OIDOXIE auch:

11.11.07

Freispruch für Neonazi-Band?!?
http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/0370_freispruch.htm

13.09.07

Do: Verfassungsschutz als NS-Waffenlieferant
http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/0353_indy.htm

07.12.06

Das V-Leute-System hilft den Nazis aus der Klemme
Kein Prozeßbeginn gegen die Naziband Weiße Wölfe
http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/0269_weis_e_wo_lfe.htm

26.01.07

Flugblatt: Neofaschismus vom Staat gefördert - Schluß damit. NPD-Verbot jetzt! 
http://www.nrw.vvn-bda.de/bilder/npd-verbot-jetzt-flugblatt-nrw.pdf