17.05.2012 Neue Schrift: Langendreer und Werne
unterm Hakenkreuz Die VVN
– Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten hat ein neues
Heft in ihrer Schriftenreihe zur antifaschistischen Geschichte Bochums
herausgegeben. Der Titel lautet: „Langendreer und Werne
unterm Hakenkreuz – Naziterror, Widerstand, Verfolgung und
Krieg – 1933-1945“. Autor ist Günter
Gleising, stellv. Vorsitzender der VVN – Bund der
Antifaschisten, der bereits zahlreiche Arbeiten zur Geschichte der
Arbeiterbewegung und des Faschismus veröffentlicht hat. In
der Schrift wird geschildert wie in den beiden typischen
Industriestadtteilen von Bochum die Nazis an die Macht kamen und diese
ausübten. Eindrucksvoll wird dargestellt wie im Jahr 1933,
ausgehend von der SA-Unterkunft in der stillgelegten Ziegelei
Nieder-Westermann, Angehörige der Arbeiterbewegung und Juden
von Nazis drangsaliert, misshandelt und gefoltert wurden. Breiten
Raum nimmt der antifaschistische Widerstand ein, der von
Angehörigen der Arbeiterbewegung aus den beiden Stadtteilen
geleistet wurde, der vielfach auch vernetzt mit anderen
Widerstandsgruppen war. Dargestellt wird auch der christliche
Widerstand und die Auseinandersetzungen innerhalb der Kirchengemeinden
mit Anhängern des Naziregimes. „Vom Boykott zur
Deportation“ lautet das Kapitel, das sich mit der Verfolgung
und der Opfer der Shoah befasst. Langendreer und
Werne wurde in den 1930er Jahren zu einem Zentrum von
Rüstungsproduktion und Kriegsvorbereitung. Herausragend dabei
die Bombenfabrik des Bochumer Vereins auf dem Gelände der
früheren Westfälischen Drahtwerke in Langendreer mit
1.600 Beschäftigten. In den chemischen Betrieben Amalia wurde
hochoktaniges Benzin für die Luftwaffe hergestellt sowie
ungarisches und rumänisches Erdöl aus eroberten
Gebieten verarbeitet. Der Güterbahnhof Langendreer wurde zur
Drehscheibe des Kohletransports und des Versandes von
Rüstungsgütern. Was Krieg
für die beiden Stadtteile bedeutete, wurde sofort mit Beginn
des „Polenfeldzuges“ im September 1939 deutlich,
als in den Zeitungen die ersten Todesanzeigen von gefallenen
Wehrmachtssoldaten erschienen, die Bezugsmengen für
Lebensmittel verringert wurden und in beiden Stadtteilen der Bunkerbau
forciert wurde. Dargestellt wird die Zwangsarbeit im Bochumer Osten,
die in 18 Zwangsarbeitslagern in Werne und Langendreer bis 1945
erfolgte. Eindrucksvoll die Berichte von einigen Zwangsarbeitern aus
den örtlichen Lagern. Die Schrift endet mit
dem Kapitel „Befreiung von Faschismus und Krieg“
sowie der Darstellung zweier Lebensläufe, dem Nazi Paul
Nieder-Westermann aus Langendreer und dem Antifaschisten Robert
Schreiber aus Werne. Wolfgang Dominik, Lehrer und
Mitglied des Vorstandes der VVN – Bund der Antifaschistinnen
und Antifaschisten, sagte: „Ich habe die Hoffnung, dass sich
viele Menschen mit den aufgeworfenen Themen beschäftigen und
die Schrift vor allem in den Schulen eine gute Resonanz
findet.“ Außerdem rief Dominik dazu auf, aktiv
gegen Neofaschismus zu werden. Gleising, Günter:
Langendreer und Werne unterm Hakenkreuz – Naziterror,
Widerstand, Verfolgung und Krieg – 1933-1945. Mit zahlreichen
Fotos und Dokumenten. (ISBN 978-3-931999-18-6), Preis 7,80 Euro. 60
Seiten, A 4. Erhältlich über den Buchhandel.
Bestellungen auch unter: bestellung[at]ruhrecho[dot]de. |