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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

09.05.2012

Zum Tag der Befreiung am 8. Mai: Antifaschisten legen anklagende Schrift zu den Verbrechen der Wirtschaft an Rhein und Ruhr 1933-1945 vor

Gestern hat in Düsseldorf die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist_innen - VVN-BdA-Düsseldorf das neue Buch der Geschichtskommission der VVN-BdA NRW unter dem Titel „Von Arisierung bis Zwangsarbeit – Verbrechen der Wirtschaft an Rhein und Ruhr 1933-1945“ präsentiert. Der Autor Ulli Sander (Bundessprecher der VVN-BdA) stellte die Publikation, an der 23 Mitautor_innen beteiligt waren, in der Buchhandlung BiBaBuZe vor. Dieses Buch soll eine historische Lücke bei der Aufarbeitung des Zustandekommens des deutschen Faschismus füllen und behandelt die Dokumentierung von Verbrechen der beteiligten ökonomischen Eliten.

Für rund 30 in dem Buch benannte Tatorte wurden bereits Straßenumbenennungen und die Aufstellung von Warntafeln beantragt, so wurde berichtet. Bei den Recherchen für die Anträge seien unzählige Verbrechen der Herren Abs bis Zangen, der Krupp, Flick, Bertelsmann, Oetker und wie sie alle heißen, bekannt geworden und in dem Buch zusammengetragen worden, berichtete der Herausgeber Ulrich Sander. Er präsentierte einen Brief an Thomas Gottschalk, in dem dieser aufgefordert wurde, seine Medienpräsenz zu nutzen, um zumindest in den Firmen, für die er Werbung macht, z.B. Haribo, für Entschädigungszahlungen an Zwangsarbeiter zu werben. Haribo gehört zu den 90 Prozent der Firmen, die nichts in eine zuständige Stiftung zahlten, obwohl sie Zwangsarbeiter ausbeuteten.

Sander berichtete, dass im Raum des heutigen Nordrhein-Westfalens bereits der 17. April als Tag der Befreiung gelten könnte, denn an diesem Tag wurden die Kämpfe eingestellt und die Herrschaft ging zunächst an die Briten und US-Amerikaner über. In den Monaten zuvor hat sich noch ein heute kaum noch bekanntes, aber gewaltiges Verbrechen der Industrie an Rhein und Ruhr ereignet. Abgestimmt mit den Gauleitern und dem Naziminister Albert Speer wurden viele Tausend Zwangsarbeiter an die SS, die Wehrmacht und die Arbeitsämter „zurückgegeben“, das heißt auf Todesmärsche geschickt und in Lager wie das KZ Bergen-Belsen gesteckt. Diese Maßnahme bedeutete für die Gefangenen oftmals das Todesurteil. Bei den Feierlichkeiten z.B. zum Krupp-Jubiläum wurde dieses Verbrechen nicht benannt, klagte der VVN-BdA-Sprecher an.

Für Düsseldorf wurde eine umfassende Tatortstudie aus der Feder von Gisela Blomberg vorgelegt, die nun zu Aktionen für Warntafeln und Straßenumbenennungen führen soll, darunter am Industrieclub nahe der Altstadt, wo im Januar 1932 die gemeinsamen Verbrechen von Wirtschaft und Nazis durch Adolf Hitler angekündigt wurden.

VVN-BdA Kreisvereinigung Düsseldorf

i.A. Jürgen Schuh (Kreissprecher)

Sander, Ulrich (Hg.): Von Arisierung bis Zwangsarbeit. Verbrechen der Wirtschaft an Rhein und Ruhr 1933 bis 1945, Köln: PapyRossa Verlag 2012, 347 S., 18 s/w-Abb., ISBN 978-3-89438-489-0, 16,90 Euro. Zu beziehen bei nrw@vvn-bda.de oder bei der VVN-BdA Düsseldorf.