21.04.2012 Brief von Anna Conrads an die
antifaschistischen Organisationen in NRW Die
Landtagsabgeordnete der LINKEN Anna Conrads, Antifaschismusexpertin der
bisherigen LINKEN Fraktion in Düsseldorf, hat an alle
antifaschistischen Organisationen eine Bilanz der innenpolitischen
Tätigkeit der Fraktion gesandt und in ihrem Brief eine weitere
Zusammenarbeit angeboten. Der Brief, den wir zur Information
dokumentieren, hat den Wortlaut: Liebe Freundinnen und Freunde aus den
antifaschistischen Organisationen, wie Ihr wisst, hat
sich Mitte März der Landtag Nordrhein-Westfalen
aufgelöst. Der rot-grünen Minderheitsregierung fehlte
die Unterstützung für ihren Haushaltsentwurf
für 2012. Rot-Grün hat sich von der vorsorgenden
Sozialpolitik verabschiedet, war nicht bereit auch nur eine Forderung
der LINKEN, wie z.B. ein Sozialticket für maximal 15 Euro
aufzunehmen. Stattdessen drohten an einigen Stellen Kürzungen,
es gab keine Bereitschaft beim Geheimdienst abzurüsten und die
Flüchtlingsberatungen deutlich auszubauen. DIE LINKE
hatte vorher angekündigt, diesen Haushalt so nicht mittragen
zu können. Die FDP dagegen verzockte sich und musste den
Haushalt in Folge dessen ebenfalls ablehnen. Damit
endete die Arbeit der Fraktion DIE LINKE im Landtag NRW in der 15.
Legislaturperiode. Das kam abrupt für alle – wir
hatten uns für die kommenden Wochen viel vorgenommen.
Nun werden wir in dieser Zeit für den erneuten Einzug unserer
Partei in den Landtag kämpfen. Ich
möchte das zum Anlass nehmen, Euch allen für die
gemeinsame antifaschistische Arbeit zu danken. Wir haben –
auch in enger Kooperation mit Euch – viele Projekte
angestoßen und einiges erreicht: - Auf
unseren Druck (und den einzelner Grüner) wurden Mittel
für zwei Beratungsstellen für Opfer rechter Gewalt im
Haushalt 2011 eingestellt. Eine der beiden Stellen arbeitet seit gut
einem halben Jahr in Dortmund. Die SPD hat sich lange dagegen gestemmt.
Heute brüstet sie sich mit diesem Angebot. In einer unserer
ersten Kleinen Anfragen antwortete der Innenminister: Es gebe keinen
Bedarf. Das könne schließlich der Weiße
Ring machen.
- Die Landesregierung hat die Anwendung
der Extremismusklausel beendet. Auf unseren Antrag hin ließen
SPD und Grüne einen Entschließungsantrag folgen, dem
auch wir dann zustimmten.
- Nach
Großdemonstrationen und Blockaden gegen Neonazis in NRW,
zuletzt in Dortmund und Münster, haben wir im Landtag mehrmals
Grundrechtseingriffe und Gewalt durch Polizist/innen gegen
antifaschistische Demonstrierende und Anwohner thematisiert. Oft waren
Abgeordneten vor Ort, haben die Einsätze beobachtet und
– wo möglich – deeskalierend eingewirkt.
- Als
einzige hat die Fraktion DIE LINKE im Umgang mit dem NSU-Terror eine
konsequente antifaschistische Haltung eingenommen. Die
jüngsten Fälle rechtsterroristischer Gewalt waren
keine Überraschung, wie uns der Innenminister weiszumachen
versuchte. Sie resultierten aus einer rechten Szene, die immer
stärker wurde, je länger die etablierte Politik sowie
Polizei und Justiz ihr Treiben verharmlosten. Wir sind die einzigen,
die die öffentliche Aufklärung der möglichen
Verstrickung des NRW-Verfassungsschutzes forderten. Wir haben im
Landtag mit einem Antrag die Abschaltung der V-Leute gefordert.
Innenminister Jäger hat sich dagegen gewandt – auf
die Hinweise der V-Leute könne der Staat nicht verzichten.
Zumindest in der NPD macht er es nun doch.
- DIE
LINKE hat eine Große Anfrage
„Neofaschismus/Rechtsextremismus in NRW“ gestellt
und somit der Öffentlichkeit einen umfangreichen
Überblick über Schwerpunkte, Anzahl von Straftaten
der rechten Szene in NRW zugänglich gemacht.
- Daraus
ergab sich, dass die Polizei viele rechte Gewalttaten, darunter
mindestens vier Todesopfer, nicht als solche statistisch
erfassten. Wir haben das lautstark kritisiert. Mit der
Entrüstung über die Morde der NSU hat der
Innenminister diese Forderungen übernommen und umgesetzt. Das
ist unser Erfolg.
- Wir haben die Gefahr von
Pfefferspray thematisiert und ein Verbot des Einsatzes gegen Menschen
gefordert.
- Wir haben den massenhaften Versand so
genannter „Stiller SMS“ gegen antifaschistische
Demonstrierende in Dresden zum Thema gemacht und diese
fragwürdige Form polizeilicher Arbeit skandalisiert.
Liebe
Freundinnen und Freunde, antifaschistisches
Engagement, der Widerstand gegen Rassisten und Faschisten, ist eines
der wichtigsten Anliegen der Partei DIE LINKE. Dem entsprechend haben
wir uns auch im Parlament sehr stark auf dieses Politikfeld
konzentriert. Wir sind davon überzeugt, dass diese Arbeit auch
zum Nutzen der außerparlamentarischen Initiativen war. Wir
möchten diese Arbeit fortsetzen. Wir wollen in der
nächsten Periode weiter um die Aufarbeitung des NSU-Terrors
streiten. Wir wollen die Landesregierung weiter zu einem entschlossenen
Handeln gegen Neonazis drängen. Und wir wollen eine Initiative
zur Kennzeichnungspflicht der nordrhein-westfälischen Polizei
starten. Ganz offen bitte ich Euch hierfür
um Eure Unterstützung für den 13. Mai. Unser
Wiedereinzug in den Landtag ist keine Selbstverständlichkeit.
Wir werden hierfür auch auf Eure Stimmen angewiesen sein.
Bitte denkt darüber nach, inwiefern Ihr uns dabei helfen
könnt und möchtet. Unabhängig
von diesem Aufruf: Nochmals Danke an Euch für die
Zusammenarbeit. Uns allen wünsche ich viel Erfolg für
den Kampf gegen Neofaschismus und Rassismus, wir bleiben im Kontakt
– auf der Straße und mit Eurer Hilfe auch wieder im
Landtag. Es grüßt Euch Anna
Conrads
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