07.04.2012 Kriegsgefahr droht auch aus Nordrhein-Westfalen Ostermarschrede von
Ulrich Sander (Bundessprecher der VVN-BdA, Journalist) am 7. April 2012
in Düsseldorf „Von
unserem Land gehe eine Kriegsgefahr durch immer weiter um sich
greifende Rüstungsproduktion und die Ausfuhr dieser
Mordinstrumente aus. Und diese Gefahr geht auch von Nordrhein-Westfalen
aus.“ Das stellte Ulrich Sander am Ostersamstag in
Düsseldorf beim Ostermarsch Rhein/Ruhr fest Hier
befänden sich die großen Rüstungsschmieden
Thyssen/Krupp und Rheinmetall. Hier befändet sich die Zentrale
der Zivilmilitärischen Zusammenarbeit in Köln und
hier sei in diesem Jahr das Luftwaffen-Führungshauptquartier
in Kalkar in Dienst gestellt worden, von wo aus künftig die
Luftkriege der Nato geführt werden könnten.
„Wir stehen vor Landtagswahl in NRW. Wir als Friedensbewegung
sind aufgefordert, auch mit friedenspolitischen Themen in die
politische Auseinandersetzung in unserem größten und
bevölkerungsreichsten Bundesland einzugreifen.“ Liebe Ostermarschiererinnen und Ostermarschierer, verehrte Anwesende, Angela
Merkel, die CDU-Vorsitzende, sagte in ihrer Rede auf der sog.
Münchener Sicherheitskonferenz 2004: “Um die Politik
anderer Nationen zu beeinflussen, um den Interessen und Werten der
eigenen Nation zu dienen, müssen alle Mittel in Betracht
gezogen werden, von freundlichen Worten bis zu
Marschflugkörpern.“ Und die von
ihrer Regierung abgesegneten Verteidigungspolitischen Richtlinien
bezeichnen die Streitkräfte als notwendig für die
Gewährleistung der außenpolitischen
Handlungsfähigkeit Deutschlands“. Da sind Leute am
Werk, die sich Außenpolitik fast nur noch
militärisch vorstellen können. Die
Außenpolitik unseres Landes weicht erheblich ab vom
Grundgesetz unseres Landes. Dies verbietet Angriffskriege und erlaubt
nur Streitkräfte zur Verteidigung. Doch weit und breit gibt es
keine Gefahr, dass unser Land angegriffen werden könnte und
verteidigt werden müsste. Die Gefahr geht von unserem Land
aus, das sich an Angriffskriegen beteiligt und weitere vorbereitet. So
in Afghanistan seit 2001 – und ein Ende ist nicht in Sicht. Bundeswehrreform macht Bundeswehr noch gefährlicher Daran
ändert auch die Bundeswehrreform nichts – im
Gegenteil, diese dient dazu, die Truppe immer effektiver zu machen. Sie
wird nicht billiger und nicht kleiner. Anstelle der Wehrpflichtigen
stehen hunderttausende Reservisten bereit, die im Rahmen einer
Militärisch-zivilen Zusammenarbeit jederzeit die Truppen zum
Einsatz im Inneren und Äußeren auffüllen
können. Ja auch im Innern, zum Streikbruch zum Beispiel im
öffentlichen Dienst und zum Vorgehen gegen Demonstranten wie
wir es in Heiligendamm im Jahr 2007 erleben mussten. Zugleich
geht von unserem Land auch die Kriegsgefahr durch immer weiter um sich
greifende Rüstungsproduktion und die Ausfuhr dieser
Mordinstrumente aus. Und diese Gefahr geht auch von
Nordrhein-Westfalen aus. Hier befinden sich die großen
Rüstungsschmieden Thyssen/Krupp und Rheinmetall. Hier befindet
sich die Zentrale der Zivilmilitärischen Zusammenarbeit in
Köln und hier ist in diesem Jahr das
Luftwaffen-Führungshauptquartier in Kalkar in Dienst gestellt
worden, von wo aus künftig die Luftkriege der Nato
geführt werden können, solche wie in Libyen, wo die
Nato half, das eine Gewaltregime gegen ein anderes auszutauschen, auf
dass der Zugang des Westens zum libyschen Öl bestehen bleibt. Unzählige Opfer sind zu beklagen. Zur Landtagswahl die Kriegsgefahr thematisieren Wir
stehen vor Landtagswahl in NRW. Wir als Friedensbewegung sind
aufgefordert, auch mit friedenspolitischen Themen in die politische
Auseinandersetzung in unserem größten und
bevölkerungsreichsten Bundesland einzugreifen. Hunderttausendfacher
Protest hat einst in Kalkar am Niederrhein dafür gesorgt,
daß dort kein atomarer Schneller Brüter entstand. Es
gibt Grund, wieder in großer Zahl dort zu protestieren. Bundeswehrführung
und NATO haben in Kalkar – ohne viel Aufsehen zu erregen
– das Hauptquartier für Luftkriegsoperationen
aufgebaut. Eingreiftruppen in aller Welt können von nun an von
der von-Seydlitz-Kaserne aus kommandiert werden. Es wäre ein
Krieg von deutschem Boden aus, ein Krieg, der auch unser Land zum
Kriegsschauplatz macht. Wir
Ostermarschierer vom Rhein und von der Ruhr brachten es in unserem
Aufruf für die diesjährigen Aktionen auf den Punkt:
„Durch das ungehemmte Vorgehen der NATO werden das
Völkerrecht und die weltweite Friedensordnung verletzt. Die
Gefahr von Kriegen steigt, die Welt wird unsicherer.
NATO-Kriegseinsätze werden auch von Nordrhein-Westfalen aus
gesteuert, so durch das der NATO unterstellte
Luftwaffen-Führungshauptquartier in Kalkar.“ Raus
aus der NATO muss daher die Forderung lauten. Eine neue Raketennachrüstung – und neuer Verfassungsbruch Von
Kalkar aus wird zunächst der Luftraum nördlich der
Alpen observiert. Auch das Kommando für den neuen
NATO-Raketenabwehrschild wird in Deutschland errichtet: Auf dem
NATO-Stützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein,
380 Kilometer von Kalkar entfernt. Dann wird die NATO-Truppe vom
deutschen Ramstein aus den Raketenschild gegen neue
Mittelstreckenraketen kommandieren. Kommt einem das nicht irgendwie
bekannt vor? Ja, die Wiederholung der Kriegsrhetorik aus der Zeit von
Helmut Schmidt und Helmut Kohl ist keine beruhigende Sprache etwa
für Rußland. Kalkar und später Ramstein
werden sich im Fadenkreuz der angeblich „uns bedrohenden
Mittelstreckenraketen“ befinden. In Wirklichkeit soll von
hier aus der ganze Nahe Osten und die ehemalige Sowjetunion bedroht
werden. Die NATO spielt Krieg, und in Kalkar wird er
auf dem Reißbrett geplant und gesteuert. Es bedurfte der
aufmerksamen Lektüre der Lokalseite aus Kalkar der Neuen
Rhein/Ruhrzeitung aus der WAZ-Gruppe, um zu erfahren, was auf der von
dort aus gesteuerten NATO-Herbstübung geschah: In einem
Bericht des kommandierenden Generals hieß es: „Eine
gestohlene, mit Sprengstoff beladene Cessna hatte Kurs auf die
Hauptstadt genommen.“ Und er kommt nach einigen
Erklärungen über
„Abdrängversuche“ und
„Warnschüsse“ auf den Punkt.
„Wir haben sie abgeschossen. Letztlich habe ich den Befehl
dazu gegeben.“ Es war ein illegaler Befehl,
ein Verfassungsbruch. Über solche Übungen ist zu
sagen: Die Piloten müssen wissen: Ein Befehl zum Abschuss ist
der Befehl zu einem Verbrechen, zum rechtswidrigen Totschlag. Der einem
solchen Befehl folgende Pilot sollte sich anschließend vor
einem Schwurgericht wiederfinden. Es gibt das Urteil des
Bundesverfassungsgerichts zum Luftsicherheitsgesetz mit der
Bekräftigung des Artikels 1 des Grundgesetzes, zum Recht auf
Leben und zum Verbot von Abschüssen von Zivilflugzeugen durch
Kampfjets. Doch zu oft verweigerte die Bundeswehr
schon den Gehorsam gegenüber der Verfassung. Wir sind zur
Wachsamkeit gegenüber der Nato und der Bundeswehr
aufgefordert. Wir sagen Nein zur Raketenabwehrnachrüstung und
zum Luftwaffen-Führungshauptquartier, wie auch zum
Einsatzführungskommando für die
Zivilmilitärische Zusammenarbeit. Große
Aufregung herrscht hierzulande über die dramatische Warnung
von Günter Grass vor einem Atomkrieg. Er sieht die Gefahr
dafür in der Politik der gegenwärtigen israelischen
Regierung gegeben, die über Atomwaffen verfügt,
anders als die Regierung des Iran. Die sich eskalierende Kriegsdrohung
gegen den Iran kann dazu führen, dass diese in einen atomaren
Erstschlag, in das Inferno, in die Vernichtung von Millionen Menschen
einmündet. Der Schriftsteller und Vorsitzende des
P.E.N.-Zentrums Deutschland Johano Strasser hat dazu in einer
Erklärung, die sich angenehm abhebt vor den
wütenden Angriffen von Medien und Politikern gegen Grass, das
folgende ausgesagt: Der P.E.N.-Zentrumspräsident zu Günter Grass „Kritik an der Politik
der israelischen Regierung ist natürlich kein Antisemitismus.
Dann müsste man ja mehr als die Hälfte der
israelischen Bürger zu Antisemiten erklären. Ich
wünsche dringend, dass der Staat Israel ein historischer
Erfolg wird. Ich bin aber besorgt darüber, dass die Politik,
die die jetzige Regierung macht, nie zu einem Frieden führen
wird. Zu glauben, es gäbe ein Recht auf präventiven
Krieg, weil vermutet wird, dass der Iran an der Entwicklung einer
Atombombe arbeitet, halte ich für abenteuerlich. Ich bin mit
der amerikanischen und der deutschen Regierung und mit Günter
Grass der Meinung, dass ein Präventivschlag nicht
zulässig ist.“ Ich stimme dieser
Erklärung des Vorsitzenden des P.E.N.-Zentrums zu - mit einer
Einschränkung. Die deutsche Regierung hat die israelische
Regierung zwar kürzlich wissen lassen, dass sie in der
Auseinandersetzung mit dem Iran diplomatische Bemühungen einem
Krieg derzeit vorzieht. Sie hat aber auch angekündigt, Israel
weiter mit U-Booten zu beliefern, die einem Krieg in der Nahostregion
dienen. Günter Grass hat zwei Punkte ausgesprochen, die hier
zu unterstreichen sind: 1. soll ein weiteres U-Boot nach Israel geliefert werden, dessen Spezialität darin
besteht, alles vernichtende Sprengköpfe dorthin lenken zu
können, wo die Existenz einer einzigen Atombombe unbewiesen
ist.“ Und 2. fordert Günter Grass
etwas sehr vernünftiges, „daß eine
unbehinderte und permanente Kontrolle des israelischen atomaren
Potentials und der iranischen Atomanlagen durch eine internationale
Instanz von den Regierungen beider Länder zugelassen
wird.“ Warum wird nur die
Überprüfung der Atomanlagen des Iran von den
Regierungen verklangt, warum nicht auch die Kontrolle des israelischen
Atomwaffenarsenals? Warum verlangt man nicht den Beitritt Israels zum
Atomwaffensperrvertrag, dem der Iran beigetreten ist? Und warum wird
nicht endlich eine Konferenz zur Schaffung eines atomwaffenfreien Nahen
Ostens einberufen? Warum tritt unser Land nicht ein für den
Abschluss eines Nichtangriffspakts zwischen Iran und Israel? Und
schließlich: Warum sichert die Bundesregierung nicht endlich
zu, den Abzug der Atombomben zu verlangen und zu erreichen, die auf
deutschem Boden lagern? Für eine atomwaffenfreie Welt. Das ist
nach wie vor die Losung des Ostermarsches. Kein neues U-Boot für Israel – Stoppt den Rüstungsexport Zu den
U-Booten-Produktionen und der Rüstungsproduktion in unserem
Land möchte ich noch näher eingehen. Auch hier ist
der Stopp zu verlangen. Ich weise darauf hin: Der
Rüstungskonzern Rheinmetall AG mit Sitz in Düsseldorf
ist das achtgrößte europäische
Rüstungsunternehmen. Im zivilen Bereich ist er auch Zulieferer
für den Automobilbau – wenngleich auch Automobile
für die Rüstung gebaut werden. Rheinmetall hat in
zwei Weltkriegen am Rüsten und Morden verdient.
Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten zahlreiche
Zwangsarbeiter in den Rheinmetall-Betrieben. Heute ist Rheinmetall
wieder führend bei der Schaffung von
Tötungsmaschinen. Über 3 Mio. Aktien von Rheinmetall
wurden ausgegeben, hunderttausende Aktienbesitzer profitieren vom
kriegerischen Handwerk des Konzerns. An der Stellung Deutschlands als
führender Waffenexporteur weltweit hat Rheinmetall einen
großen Anteil. Dies kann auch von den
Thyssen- und Krupp-Nachfolgern gesagt werden. Thyssen und Krupp waren
führend in der Finanzierung der Nazis und bei der
Rüstung Deutschlands in zwei Weltkriegen. Mit dem heutigen
Nachfolger ThyssenKrupp entstand ein neuer Rüstungsgigant, der
die verhängnisvolle Tradition seiner Vorläufer
fortsetzt, obgleich z.B. die Herren Alfried Krupp und Berthold Beitz
dereinst zusicherten, nie mehr für den Krieg produzieren zu
wollen. Seine Spezialitäten: U-Boote und
Marine-Überwasserschiffe. Zusammen mit
Krauss-Maffei Wegmann, zuständig für die
Panzerproduktion, und anderen Rüstungskonzernen hat sich die
Bundesrepublik den zwielichtigen Ruhm erworben, im
Rüstungsexport an dritter Stelle in der Welt zu stehen.
Hemmungslos werden die todbringenden Waffen auch an Diktaturen zur
Unterdrückung der eigenen und der Nachbarvölker sowie
in Spannungsgebiete geliefert. Aufruf an die Gewerkschaften: Stoppt die Rüstungsproduktion Der Schwur der
Überlebenden in den Zwangsarbeiterlagern von Rheinmetall,
Thyssen und Krupp nach ihrer Befreiung war eindeutig: Nie wieder Krieg,
nie wieder Faschismus. Das war auch die Losung der Gewerkschaften. In
sie setzen wir große Erwartungen. Sie sollen sich gegen
Rüstungsproduktion und für die Umwandlung dieser
Produktion in eine Friedensproduktion einsetzen. Sie
mögen sich der Forderung nach einem strikten Waffenembargo
gegen alle Staaten der Krisenregion Naher und Mittlerer Osten
anschließen. Die geplante Lieferung von 270
Kampfpanzern Leopard II an Saudi-Arabien und atomwaffenfähigen
U-Booten an Israel muss gestoppt werden. Mit der Kampagne
„Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel“
sollen Aktionen am Standort der Rüstungsindustrie –
also auch in Düsseldorf – durchgeführt
werden. Wir rufen besonders die IG Metall zum Mithandeln auf. Keine Naziaufmärsche mehr zulassen – NPD verbieten Zugleich
engagieren wir uns entschieden, wenn Neonazis den 1. Mai der
Gewerkschaftsbewegung angreifen oder den Antikriegstag 1. September
stören. Sie erweisen sich wie in der Geschichte als die
größten Gewerkschaftsfeinde. Sie gehen am 1.
September unter der Losung „Nie wieder Krieg“
– aber sie fügen hinzu „nach unserem
Sieg!“ Wir sind sehr empört, wenn uns der
NRW-Innenminister die Losung „Faschismus ist keine Meinung
– Faschismus ist ein Verbrechen“ verbieten will,
weil er den Nazis das Recht auf ihre Hasspropaganda zugestehen und uns
das Recht auf unsere antifaschistische und antimilitaristische
Aufklärungsarbeit verweigern möchte. Zugleich setzt
er die Beobachtung der Linken – nicht nur der Partei dieses
Namens – durch den Verfassungsschutz fort. Das ist derselbe
Verfassungsschutz der große Mitschuld an den Morden des
faschistischen mörderischen NSU trägt. Wir
fordern: Stopp die Nazis, verbietet die NPD und löst den
Verfassungsschutz auf. Auch darüber ist in diesem Wahlkampf zu
sprechen. Frau Merkel will mit
Marschflugkörpern ihre Politik durchsetzen.
Bundeskanzler
Gerhard Schröder tönte am Silvestertag 2003 in die
deutschen Wohnzimmer hinein: „Manchmal können wir
mit Spenden helfen, manchmal müssen wir Soldaten
einsetzen“. Willy Brandt hat gesagt: Der
Frieden ist nicht alles, aber alles ist nichts ohne Frieden. Wir halten
es mit Willy Brandt. |