03.02.2012 Dortmunder Nazigegner im
Bündnistraining 30. Antifa-Konferenz in
Nordrhein-Westfalen mit Zulauf. Teilnehmer wollen Differenzen
künftig zurückstellen Unter
dem Eindruck des rechten Terrors rücken Nordrhein-Westfalens
Nazigegner enger zusammen. Über 200 Aktive aus deutlich mehr
Verbänden als in den Vorjahren trafen sich am Samstag zur 30.
landesweiten Konferenz antifaschistischer Initiativen in Dortmund. Ein
Großteil sprach sich bei diesem
»Ratschlag« für
verstärkte Einigkeit gegen neofaschistische Umtriebe aus. In
Dortmund organisiert seit Jahren eine Handvoll Bündnisse den
Widerstand gegen die zahllosen Neonaziaufmärsche und gegen
rechte
Gewalt. Doch ein gemeinsames Konzept oder einen Konsens über
gemeinsame Aktionen gibt es nicht. Ein Umstand, der sich
spätestens mit den neuen Erkenntnissen ändern sollte,
findet
Florian, Aktivist bei »Dortmund stellt sich quer«:
»Wer heute noch Partner anfeindet, anstatt mit ihnen gegen
Nazis
auf die Straße zu gehen, dessen Gründe
müssen schwerer
wiegen als die Opfer der NSU. – Aber ich frage mich, was noch
schwerer wiegen könnte!« Auch Tom vom
Bündnis
»alerta!« sagt, daß man sich angesichts
des rechten
Terrors künftig Querelen ersparen sollte – zumindest
im
Rahmen gemeinsamer Aktionen. Der Beifall im Audimax
der
Fachhochschule Dortmund spricht dafür, daß sich nach
den
Erkenntnissen zur NSU auch die Arbeit der Antifaschisten
ändern
muß. Mehr Kooperation – diese Botschaft
scheint in
vielen Verbänden angekommen zu sein. Der
»Ratschlag«,
ausgerichtet von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
–
Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) in NRW, ist gut besucht wie lange
nicht. Die Stadt Dortmund schickt ihren Sonderbeauftragten für
Vielfalt, Toleranz und Demokratie. Nach Jahrzehnten nimmt mit Jutta
Reiter auch wieder die regionale Sekretärin des Deutschen
Gewerkschaftsbundes teil. Daß Vernetzung
gegen rechts auch
in Nordrhein-Westfalen überaus erfolgreich ist, davon
erzählt
Anna Conrads, innenpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion Die
Linke, in der Pause im Foyer. »In Bochum hat ein
Bündnis von
bürgerlich bis links die Neonazis vertrieben.« Den
Rechtspoulisten von »Pro Köln« stelle sich
in der
Domstadt regelmäßig ein breites Konglomerat von
Antifaschisten in den Weg. »Da setzt sich selbst der Konditor
aus
Köln-Kalk für das von »Pro
Köln«
bekämpfte Autonome Zentrum ein.« Davon
ist man in
Dortmund weit entfernt. Hier stünden führende
Bündnisgrüne hinter der Polizei, wenn sie friedliche
Blockaden anderer Bündnisse mit Gewalt abräumt,
erinnert
Conrads. Schade findet es ein Gast, daß die Zukunft der
Bündnisarbeit nun kein Thema einer der zahlreichen
Arbeitsgruppen
ist. Man hätte darüber sprechen können,
»wenn man
schon mal zusammen ist«. In den Workshops
setzten die
Veranstalter andere Akzente, beispielsweise die zunehmende
Militarisierung der Gesellschaft. Unter dem Motto »Kein
Werben
fürs Sterben« diskutierte VVN-BdA-Bundessprecher
Ulli Sander
mit der Landeschülervertretung, wie
»Bundeswehreinsätze
an Schulen und Hochschulen« gestoppt werden könnten.
Den
Alltagsrassismus am Beispiel der Roma in NRW thematisierte Iris
Biesewinkel vom Kölner ROM e.V. Den Umgang
mit der Gewalt
der Faschisten beschäftigte die Bundestagsabgeordnete Ulla
Jelpke
(Linke), gemeinsam mit einem Vertreter der jüngst
eröffneten
Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt in Dortmund.
»Das
einzige, was hilft, ist Öffentlichkeit«, sagt
Jelpke, deren
Wahlkreisbüro regelmäßig Zielscheibe
rechter
Anschläge ist. Die rege Beteiligung junger Antifaschisten auf
dem
Treffen stimme sie sehr positiv. »Die schrecklichen Taten der
NSU
haben die Szene nicht resignieren lassen. Der Ratschlag zeigt,
daß es nun um Weiterentwicklung gehen
muß«. Malte Schnorr in junge Wlet vom 01.02.2012 |