09.12.2011 GEW-Report zu Bundeswehr und Schule erschienen Lange Zeit war die Anwesenheit der Bundeswehr
an den Schulen kaum ein Thema für die Öffentlichkeit.
Besuche von Wehrdienstberatern und Jugendoffizieren gibt es aber schon
lange. In den vergangenen Jahren hat das Engagement der Bundeswehr in
den Schulen allerdings zugenommen. Durch das Aussetzen der Wehrpflicht
sind Schülerinnen und Schüler sowie die
Lehrkräfte stärker in den Fokus der Armee
gerückt. Erleichtert wird der Vormarsch der
Bundeswehr an Schulen durch so genannte Kooperationsabkommen, die eine
Reihe von Bundesländern mit den jeweiligen
Wehrbereichskommandos abgeschlossen haben. Die Vereinbarungen regeln
die Einbindung der Jugendoffiziere in den schulischen Unterricht sowie
die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften. In der Folge werben
Jugendoffiziere immer häufiger in Form von Vorträgen
und Seminaren für die sicherheitspolitischen Ziele ihres
Arbeitgebers. Viele
sind verunsichert Viele Pädagogen,
Schüler und Eltern sind verunsichert. Was dürfen die
Jugendoffiziere und was nicht? Was sagt die Friedensbewegung
zum Unterrichtseinsatz der Offiziere? Wie sieht
Friedensbildung in der Schule aus? Der GEW-Report
„Einsatzgebiet Klassenzimmer – Bundeswehr und
Schule“ beschreibt, wie Jugendoffiziere der Bundeswehr
für die sicherheitspolitischen Ziele ihres Arbeitgebers
werben, wie bei Schülerinnen und Schülern Interesse
für die Bundeswehr geweckt wird. Aber auch, was
Schulleitungen, Lehrkräfte und Eltern tun können,
wenn sie keine Auftritte der Bundeswehr in ihren Einrichtungen
wünschen. Aus
dem Inhalt – Beispiele: - Eine
deutsche Fußballnationalspielerin wirbt im Rahmen eines
Fußballwettbewerbs für Schülermannschaften
für die Bundeswehr, in der sie als Sportsoldatin dient.
Beispiel dafür, dass die Bundeswehr auf Plakaten in Bussen,
Straßenbahnen, S- und U-Bahnen, verstärkt mit
Anzeigen in Zeitungen und über Kinospots Nachwuchs
für den Dienst an der Waffe sucht.
- In
einer Bundeswehrkaserne in Bayern gibt es am Tag der Offenen
Tür für Kinder und Jugendliche eine besondere
Attraktion: Über das Zielfernrohr können
Minderjährige auf eine nachgebaute Stadt im Miniaturformat
schießen. Ähnliche Vorfälle gab es auch in
anderen Kasernen.
- „Frieden &
Sicherheit“ nennen sich die Unterrichtsmaterialien zur
deutschen Sicherheitspolitik, die von der laut Eigendarstellung
unabhängigen „Arbeitsgemeinschaft Jugend und Bildung
e.V.“ herausgegeben werden. Für Lehrkräfte
werden Arbeitsblätter und Übungsmaterialien zu
außen- und sicherheitspolitischen Themen für den
Unterricht angeboten. Als „fachlicher Partner“ des
für die Schulen kostenfreien Unterrichtsmaterials firmiert die
Bundeswehr. Die Themenhefte favorisieren zur Lösung
internationaler Konflikte militärische Optionen.
- Staatliche
Lehrerausbilder organisieren in Baden-Württemberg eine
Fortbildungsveranstaltung für Lehramtsanwärter.
Seminar-Ort ist eine Bundeswehrkaserne, als Referenten treten
Jugendoffiziere der Bundeswehr auf. Offiziell geht es darum,
Lehrkräfte über den Unterschied zwischen
religiösen und religiös-fundamentalistischen
Einstellungen zu informieren. Die Offiziere nutzen das Seminar in einem
anderen Sinne: Die angehenden Pädagoginnen und
Pädagogen sollen „praxisorientiert und
authentisch“ die Armee „als Instrument zur
Friedenssicherung“ verstehen lernen.
Aber
es gibt auch andere Beispiele: In Berlin erklärt sich eine
Schule zur „bundeswehrfreien Zone“. Die Initiative
findet bundesweit Nachahmer. Die Schulen berufen sich dabei auf den
„Beutelsbacher Konsens“, eine Übereinkunft
von Pädagogen aus der Politischen Bildung aus dem Jahr 1976,
in dem u. a. festgehalten wurde, dass Schülerinnen und
Schüler im Unterricht politisch weder einseitig informiert
noch indoktriniert werden dürfen. Jürgen
Amendt, Redakteur „Neues
Deutschland“ GEW-Report
„Einsatzgebiet Klassenzimmer – Bundeswehr und
Schule“ Einzelbestellungen
zum Preis von einem Euro unter broschueren@gew.de ab zehn Exemplaren im GEW-Shop
(Artikel-Nr. 1436) zum Preis von einem Euro: www.gew-shop.de |