14.11.2011 NPD–Verbot Jetzt! Umdenken und Kurskorrektur in der Auseinandersetzung mit der Neonaziszene notwendig Die
Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der
Antifaschisten fordert angesichts der neuen Informationen über die
vermutlich von einer Neonazi- Gruppierung innerhalb eines längeren
Zeitraumes verübten Morde und Anschläge eine umfassende
Aufklärung über das Versagen von Polizei und
Verfassungsschutz sowie einen sofortigen neuen Anlauf zu einem
NPD-Verbot. Die Berliner VVN erklärt weiter: Unabhängig
davon, ob sich alle Informationen bestätigen werden, steht doch
eins fest: Die Überwachung und Kontrolle von Neonazis mit oder
ohne NPD-Parteibuch durch Gewährsleute des Verfassungsschutzes hat
sich einmal mehr als wirkungslos erwiesen. Schon die Antworten auf
Anfragen an die Bundesregierung oder Landesregierungen ließen
oftmals Unkenntnis über Umfang und Ausmaß rechter
Aktivitäten vermuten. So verwundert es auch nicht, dass sich
keine/r der vermeintlichen TäterInnen im Visier von staatlichen
Behörden befand oder mögliche TäterInnenkreise und
Zusammenhänge zwischen verschiedenen Verbrechen scheinbar
ausgeschlossen wurden. Während VertreterInnen staatlicher
Sicherheitsbehörden aber auch aus Politik und Medien die Gefahr
eines wachsenden „Linksextremismus“ und sogar eines
„Linksterrorismus“ beschwörten, konnten Neonazis
jahrelang unentdeckt morden. Stattdessen wird antifaschistischer und
zivilgesellschaftlicher Protest gegen Naziaufmärsche
kriminalisiert und führte in Dresden zu einer
verdachtsunabhängigen Massenüberwachung von Handydaten und
weiteren Repressionen sowie Einschüchterungsversuchen. Die
Morde aber auch die Zunahme von Brandanschlägen auf linke
Projekte, wie auf das Anton-Schmauss-Haus der Falken in Britz, die
Übergriffe auf Menschen, die nicht in das Weltbild von Neonazis
und Rassisten passen, verlangen ein Umdenken in der Auseinandersetzung
mit der Neonaziszene. Die absurde realitätsfremde Gleichsetzung
von „Links- und Rechtsextremismus“ gehört ebenso auf
den Prüfstand wie die von der Bundesregierung (geschönte)
Statistik über Opfer rassistischer und neonazistischer
Übergriffe, da sie in keinem Verhältnis zu Erhebungen von
Opferberatungsstellen,und von Medien steht. Die Berliner VVN
fordert deshalb die Bundesregierung und verantwortliche staatliche
Behörden zu einer Kurskorrektur auf. Die wirkliche Gefahr für
eine Demokratie und für Menschenleben geht nach wie vor von der
menschenverachtenden Ideologie der Neonazis und Rassisten aus. Eine
Kriminalisierung von Zivilcourage über einen Generalverdacht durch
die Extremismusklausel ist zu beenden und Projekte gegen Rechts sind
wieder verstärkt zu fördern. Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V [VVN-BdA] Erklärung von Bundessprecher Ulrich Sander an die Dortmunder Medien: Wer schützt uns vor den V-Leuten im Behördenapparat und in der Naziszene? Die
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der
Antifaschisten fordert die Landesregierung angesichts der jetzt
aufgedeckten Mordserie von Neonazis dringend auf, die nicht
vollständig aufgeklärten Mordfälle an drei Polizisten in
Dortmund und den Selbstmord eines mutmaßlichen V-Mannes in 2000
sowie den antisemitischen Anschlag von Düsseldorf-Wehrhahn 2000
ebenso ins Visier zu nehmen, wie dies jetzt andernorts geschieht. Die
Rolle der V-Leute bei der Strafbefreiung für
Oidoxie-Propagandadelikte und bei Raubüberfällen in Dortmund
ist endlich aufzuklären. Ich warte immer noch auf eine
Antwort auf die Frage, ob Mitglieder unserer Organisation die
Nazi-Drohung „Kommt Zeit kommt Rat kommt Attentat“ einfach
so ohne juristische Klärung hinzunehmen haben. Ob wir alle
mit dem Zustand leben müssen, dass die Innenbehörde ja nichts
machen könne gegen die Drohungen einer von ihren Leuten
durchsetzten Szene, die sogar ganze Familien aus Dortmund fliehen
lässt. Ob wir hinnehmen müssen, dass die Bewohner
ganzer Straßenzüge von Nazis in Angst versetzt werden,
während dann, wenn Demokraten dagegen protestieren, die Polizei
mit äußerster Härte und mit verleumderischen
Plakataktionen dagegen vorgeht. Ob es zu akzeptieren ist, dass
der Mörder des Punks Thomas Schulz nur wegen einer
„unpolitischen“ Tat verurteilt wurde und nun schon wieder
in der Naziszene mitmachen darf, während in anderen Fällen
lebhafte Diskussionen über lebenslange Sicherungsverwahrungen
geführt werden. Ob wir weiter mit dem Gedanken leben
müssen, dass Bürger mit ausländischer Herkunft unter uns
in ständiger Angst leben und sie gar noch verhöhnt werden,
dass die Gewalt gegen sie ja mit ihren innerethnischen Streitigkeiten
zusammenhängt. Wenn jetzt nicht der Verfassungsschutz ebenso
in die Schranken verwiesen wird wie die rechte Szene, dann wird die
Gefahr für die Demokratie ständig wachsen und kaum noch zu
bewältigen sein. Ulrich Sander, Sprecher der VVN-BdA Dortmund |