23.08.2011
Dortmund: Nach Nazi-Anschlägen – Ist die Polizei
überfordert oder unwillig?
In den vergangenen Wochen
häufen sich die Anschläge von Nazis in Dortmund. Drei
Anti-Nazi-Initiativen wenden sich nun mit einer gemeinsamen
Erklärung an die Öffentlichkeit.
Dortmund hat ein Nazi-Problem. Und das seit Jahren.
Auch wenn die Stadt schon vor Jahren eine Studie zum dem Thema hat
anfertigen lassen, sind weder die Stadtverwaltung noch die Polizei
bei der Bekämpfung der Rechtsradikalen sonderlich erfolgreich
gewesen. Im Gegenteil – in den vergangenen Wochen ist die Lage
eskaliert. Immer mehr, auch gewalttätige, Anschläge gibt es im
Vorfeld der für den 3. September angekündigten bundesweiten
Nazi-Demo in Dortmund. Nun wenden sich die drei Dortmunder
Bündnisse alerta!,
Dortmund nazifrei! und
Dortmund stellt sich quer
mit einer gemeinsamen Erklärung an die Öffentlichkeit.
In den vergangenen Wochen häufen sich die Anschläge von Nazis
in Dortmund. Drei Anti-Nazi-Initiativen wenden sich nun mit einer
gemeinsamen Erklärung an die Öffentlichkeit.
Dortmund hat ein Nazi-Problem. Und das seit Jahren. Auch wenn die
Stadt schon vor Jahren eine Studie zum dem Thema hat anfertigen
lassen, sind weder die Stadtverwaltung noch die Polizei bei der
Bekämpfung der Rechtsradikalen sonderlich erfolgreich gewesen. Im
Gegenteil – in den vergangenen Wochen ist die Lage eskaliert.
Immer mehr, auch gewalttätige, Anschläge gibt es im Vorfeld der
für den 3. September angekündigten bundesweiten Nazi-Demo in
Dortmund. Nun wenden sich die drei Dortmunder Bündnisse alerta!,
Dortmund nazifrei! und Dortmund stellt sich quer mit einer
gemeinsamen Erklärung an die Öffentlichkeit:
Anschläge und Gewalttaten der Dortmunder Neonazis finden kein
Ende – Ist die Polizei überfordert oder unwillig?
Wir nehmen den jüngsten Anschlag auf die Gedenktafel für die
Opfer des „Kapp-Putsches“ auf dem Dortmunder Nordfriedhof zum
Anlass, uns gemeinsam an die Presse zu wenden.
Mit Besorgnis entnehmen wir sowohl der Presse als auch den
Berichten aus unserem persönlichen Umfeld, dass die Angriffe der
Neonazis auf die Dortmunder Zivilgesellschaft stark zunehmen. Dabei
wird immer wieder beklagt, dass die betroffenen Bürgerinnen und
Bürger wenig Schutz und Hilfe durch die Dortmunder Polizei erfahren
haben.
Auch die Verfolgung der zum Teil erschreckend brutalen Straftaten
erscheint uns überhaupt nicht ausreichend. Wir appellieren
eindringlich, diese ausgeübten Gewalttaten nicht als provozierte
Gewalt abzutun und zu bagatellisieren. Die im Juli begonnene neue
Welle von Anschlägen und Angriffen zeigt einmal mehr, dass die
Politik der Neonazis auf Gewalt gegen Andersdenkende basiert.
Zum Ziel dieser Angriffe werden dabei all jene, die sich gegen
Nazis engagieren. Während in der Nacht auf Freitag, den 29. Juli
drei junge Menschen mit Wurfgeschossen, Pfefferspray und einem
Messer von Mitgliedern des sogenannten „Nationalen Widerstands
Dortmund“ (NWDO) angegriffen wurden, zerstachen Nazis in derselben
Nacht einem Mitglied der Piratenpartei die Reifen seines Autos und
beschmierten es mit einem Hakenkreuz und dem Schriftzug „NWDO“.
Die Polizei ist offensichtlich bisher nicht in der Lage, die
Taten aufzuklären. Erste Ermittlungsverfahren, beispielsweise
bezüglich der beschädigten Fensterscheiben am Wahlkreisbüro von
Ulla Jelpke (MdB, Die Linke) wurden bereits nach 5 Tagen
eingestellt, da ein Täter nicht zu ermitteln sei.
Im Fall des Überfalls in der Nacht zum 30.Juli war es der
Polizei wichtiger, die Angegriffenen einer möglichen
Sachbeschädigung zu beschuldigen als mit allen verfügbaren
Kräften den Angreifern nachzusetzen. Diese konnten entkommen,
obwohl das Kennzeichen des Fluchtwagens sowie die Personalien
mindestens eines Angreifers der Polizei bekannt waren.
Es sollte selbstverständlich sein, die Priorität auf die
Verfolgung rechter Täter statt auf die Kriminalisierung der Opfer
zu setzen. Bereits lang zurückliegende Strafsachen gegen Neonazis
werden immer wieder verlegt. Beispielsweise soll der Prozess gegen
die Rädelsführer des Angriffs auf die 1.-Mai-Demonstration des DGB
erst in 2012 stattfinden. Dabei ist einer der Beschuldigten doch
anscheinend weiterhin bei rechten Gewalttaten aktiv beteiligt.
Als Bürgerinnen und Bürger Dortmunds fordern wir die Polizei,
die Staatsanwaltschaft und die Gerichte eindringlich auf, diese
Straftaten vehement und konsequent zu verfolgen. Eine Chronologie
der Anschläge befindet sich angehängt an die Pressemitteilung.
Quelle unter anderem: Artikel „Anwachsender Nazi-Terror in
Dortmund“ der Antifa Union Dortmund: http://antifaunion.blogsport.de/2011/07/31/anwachsender-nazi-terror-in-dortmund/
Chronologie:
20. Juli: An die Hauswand eines bekannten MLPD-Aktivisten
wurde der Schriftzug „MLPD töten“ gesprüht. (Zusätzlich
erhielten er und seine Frau eine SMS mit der Drohung: „Hallo Gerd.
Wir kriegen dich und Anke. Linkes Ungeziefer von der Straße treten.
Rotfront zerschlagen.“ erhalten haben.)
Siehe: http://www.rf-news.de/2011/kw29/erneute-faschistische-morddrohung-gegen-gerd-pfisterer-und-die-mlpd
In derselben Nacht wurde zudem die Glasfront des Wahlkreisbüros
von Ulla Jelpke (MdB, Die Linke) beschädigt.
Siehe: http://www.dielinke-dortmund.de/nc/presse/aktuell/detail/zurueck/aktuell-81/artikel/
erneuter-anschlag-auf-dortmunder-wahlkreisbuero-der-linke-abgeordneten-ulla-jelpke/
21. Juli: In der nächsten Nacht wurde das DKP-Parteibüro
in der Dortmunder Nordstadt mit einem Hakenkreuz beschmiert.
Siehe: http://braunraus.blogspot.com/2011/07/dortmund-21.html
Der Wagen des Parteivorsitzenden wurde schwer beschädigt; alle
Reifen zerstochen und der Lack zerstört.
An ein weiteres Haus, in dem bekannte Dortmunder Akteure der
VVN-BdA wohnen, wurde die Parole: „Buchenwald vergisst nicht!“
gesprüht.
27. Juli: Das Wohnhaus eines Mitglieds von der Partei Die
Linke wurde mit der Beleidigung „Iris = Linke Sau!“ beschmiert.
28. Juli: Bei einer Kundgebung des Bündnis Dortmund gegen
Rechts am darauf folgenden Tag in Dortmund-Dorstfeld, zu der sich
rund 60 AntifaschistInnen versammelten, wurden die TeilnehmerInnen
von Neonazis abfotografiert, während fünf von ihnen versuchten,
die Kundgebung durch ihre Anwesenheit zu provozieren, bis sie von
der Polizei Platzverweise erhielten.
In der Nacht zum 29. Juli: Eine Gruppe Neonazis überfiel
vier Antifaschisten mit Baseballschlägern, Pfefferspray,
mitgeführten Steinen und Flaschen sowie mindestens einem Messer.
Einer der Neonazis drohte im Zuge des Überfalls “Jetzt bist du
dran, ich stech‘ dich ab!”. Die Antifaschisten konnten den
Angriff erfolgreich abwehren. Die Polizei konnte nach eigenen
Angaben die Täter trotz sofortiger intensiver Fahndung nicht mehr
auffinden.
In derselben Gegend hatten kurz zuvor vermutlich dieselbe Gruppe
Neonazis die Häuserwände zweier Antifaschisten mit antisemitischen
Schriftzügen und einem Hakenkreuz beschmiert.
Siehe: http://antifaunion.blogsport.de/2011/07/29/do-hacheney-ueberfall-mit-toedlichen-waffen/
29. Juli: Im östlich gelegenen Dortmund-Brackel wurde
noch in der gleichen Nacht das Auto eines Mitglieds der
Piratenpartei zum Ziel eines Neonazi-Anschlags. Die Autoreifen
wurden zerstochen und der Wagen mit Hakenkreuzen und dem Schriftzug
„NW DO“ („Nationaler Widerstand Dortmund“) besprüht.
Siehe: http://piratenpartei-dortmund.de/index.php/piratenpartei-dortmund/124
Freitag Nacht, 29: Juli: Nazi-Sprühereien in
Dortmund-Hörde:
Siehe: http://www.ruhrnachrichten.de/lokales/dortmund/sueden/
Rechtsgerichtete-Schmierereien-im-Norden-von-Hoerde;art2575,1362279
Mittwoch Nacht, 10. August: Die Fensterscheiben des
SPD-Parteibüros wurden eingeschlagen. Die Büros des
SPD-Abgeordneten Dr. Dieter Wiefelspütz MdB und Marc Herter MdL als
auch die Büros des SPD-Unterbezirks und der SPD-Stadtratsfraktion
sind hier untergebracht.
Siehe: http://www.derwesten.de/staedte/unna/Anschlag-auf-das-Wiefelspuetz-Buero-in-Hamm-id4949408.html
Freitag Nacht, 12. August: Nazis haben das Denkmal für
die „Märzgefallenen“ auf dem Nordfriedhof in Dortmund-Eving mit
Hakenkreuzen beschmiert.
Siehe: http://www.sdaj-dortmund.de/2011/08/14/629/
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