28.07.2011
Nach den Morden von Oslo und Utöya
Es muss auch hierzulande
gegen rechts gehandelt werden
Heinrich Fink und Cornelia Kerth, Bundesvorsitzende
der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der
Antifaschisten (VVN-BdA) nahmen in einem Presseartikel zur
Diskussion nach den Massenmorden von Norwegen Stellung:
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sieht nach dem
Massenmord an Demokraten, an Linken und Sozialisten in Oslo und
Utöya/Norwegen „keine direkte Gefahr durch Terroranschläge von
rechts“ in Deutschland. Nach rund 150 Mordanschlägen von rechts
gegen andersdenkende, andersaussehende und anderslebende Menschen,
nach täglichen Morddrohungen der Nazis hierzulande ist eine solche
Äußerung des zuständigen Ministers unfassbar. Und sie wurde
veröffentlicht am selben Tag, da in Leverkusen neun Menschen,
darunter eine Sinti-Familie, beinahe bei einem faschistischen
Brandanschlag ums Leben gekommen wären.
Nach den Morden von Oslo und Utöya
Es muss auch hierzulande gegen
rechts gehandelt werden
Von Heinrich Fink und Cornelia Kerth, Bundesvorsitzende der
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten
(VVN-BdA)
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sieht nach dem
Massenmord an Demokraten, an Linken und Sozialisten in Oslo und
Utöya/Norwegen „keine direkte Gefahr durch Terroranschläge von
rechts“ in Deutschland. Nach rund 150 Mordanschlägen von rechts
gegen andersdenkende, andersaussehende und anderslebende Menschen,
nach täglichen Morddrohungen der Nazis hierzulande ist eine solche
Äußerung des zuständigen Ministers unfassbar. Und sie wurde
veröffentlicht am selben Tag, da in Leverkusen neun Menschen,
darunter eine Sinti-Familie, beinahe bei einem faschistischen
Brandanschlag ums Leben gekommen wären.
Erinnern wir uns: Es war die bei den Nazis noch heute gültige
Schwarze Liste der Anti-Antifa „Einblick“, die schon 1992 zur
allgemeinen Lynchjustiz, zur “endgültigen Ausschaltung der
politischen Gegner” aufgerufen hat: “Jeder von uns muß selbst
wissen, wie er mit den ihm hier zugänglich gemachten Daten umgeht.
Wir hoffen nur, ihr geht damit um!” Seit jener Zeit verfolgen die
Nazis in Deutschland das Ziel, mit Terror das Land zu
destabilisieren und zur Erhebung für die “deutsche nationale
Identität” zu führen, um es “national zu befreien”.
Ausländer und „Ausländerfreunde” sollen aus dem Land getrieben
oder „ausgeschaltet” werden: "Der eigentliche Gegner ist
nicht der Asylant, der Zigeuner, der Wirtschafts- oder
Kriegsflüchtling. Wir müssen uns an die halten, die uns die Suppe
eingebrockt haben." (aus Einblick, Drohliste der Anti-Antifa,
1992) So hieß es lange vor dem „Manifest“ des Anders Behring
Breivik.
Erinnern wir uns: Es gab die hetzerischen Mahnung „Deutschland
schafft sich ab“ (Buchtitel) und die rassistische
hunderttausendfach verbreitete rassistische Meinungsmache Thilo
Sarrazins gegen Muslime. Es gab die Distanzierung von Sarrazin, der
dann die allgemeine Umarmung folgte.
Jetzt hat in Norwegen ein Rechtsextremist und früherer Aktivist
aus der antimuslimischen „Fortschrittspartei“ (23 Prozent der
Wählerstimmen) nicht nur gehetzt, sondern auch gemordet. Aber die
etablierte Politik hierzulande will noch immer nichts gegen die
antimuslimische Hetze unternehmen und pflegt in starkem Maße auch
die antikommunistische und antiziganistische Propaganda. Die NPD
soll nicht verboten werden. Faschistische Hasstiraden werden als „Meinungsfreiheit“
ausgegeben.
Er wolle „Europa vor Marxismus und Islamismus retten“
erklärte der Massenmörder Breivik in seinem „Manifest“, dessen
Inhalt auf rechten Blogseiten Deutschlands lebhaft begrüßt wird,
wenn auch noch mit Distanzierung zu den Taten des selbsternannten
Kreuzritters. Gegen Linke und Muslime vorzugehen, ist auch der
Konsens von der rechten Mitte bis zum rechten Rand.
Die VVN-BdA grüßt die Antifaschisten in Norwegen und ist mit
ihnen solidarisch. Sie fordert die konsequente Aufklärung über die
Vernetzung der Terrorszene vom Norden bis in unser Land. Sie weist
auf die Drohungen („Kommis töten“ und „Kommt Zeit kommt Rat
kommt Attentat“) hin, die gegenwärtig bei Antifaschisten
eingehen, und sie verlangt, dass Polizei und Justiz diese ernst
nehmen. Den Bundesinnenminister und die Länderinnenminister fordern
wir auf, die rechte Gewalt nicht weiter zu verharmlosen, sondern ihr
entgegenzutreten. Naziorganisationen gehören verboten,
Nazipropaganda und Nazi-Aufmärsche ebenso! Und schließlich ist –
auch angesichts der Biographie des norwegischen Massenmörders –
zu fragen: Wann werden die Sportschützenbünde und -vereine endlich
unter Kontrolle genommen, die immer wieder Waffen und Ausbildung
für Amokläufer und rechte Schützen bereithalten?
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