07.07.2011
Die FIR tagte in Wien zum 60. Gründungstag
Ein antifaschistischer
Kampfverband mit langer Tradition und großen Zukunftsaufgaben
Ungar Vilmos Hanti neuer Präsident –
Rombergparkkomiteemitglied Piet Schouten wurde Vizepräsident –
Ehrung für Celine van der Hoek de Vries – Tausend Jugendliche
reisen in die Gedenkstätte Auschwitz
Über 130 Delegierte und Gäste aus 16 europäischen
Ländern und Israel – der Älteste von ihnen war Spiros Kotoros,
ein neunundneunzig jähriger griechischer Partisan – kamen Anfang
Juli 2011 im „Alten Rathaus“ von Wien zusammen, um das 60.
Gründungsjubiläum der Internationalen Föderation der
Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten zu begehen.
Zuvor wurde eine außerordentliche Konferenz veranstaltet, um eine
neuen Präsidenten zu wählen und eine neue große Aktion – die
Fahrt von eintausend Jugendlichen Europas in die Gedenkstätte
Auschwitz – vorzubereiten. Aus NRW waren Gisa Marschefski, Günter
Bennhardt, Traute und Ulrich Sander als Delegierte und Gäste
dabei.
In der Erklärung zum 60. Gründungsjubiläum heißt es: „Gemeinsam
mit den Angehörigen heutiger Generationen handeln wir gegen
Neofaschismus und extreme Rechte, Fremdenfeindlichkeit und
Antisemitismus, Krieg und internationalen Terrorismus sowie deren
gesellschaftlichen Wurzeln. So schaffen wir eine ‚neue Welt des
Friedens und der Freiheit!’“
Dies ist nur in enger Verbundenheit zwischen den
antifaschistischen Verbänden in den verschiedenen Ländern und im
Bündnis mit gesellschaftlichen Kräften der Zivilgesellschaft
möglich. In deren Grußworten wurde sichtbar, welche Bedeutung die
FIR hat:
Mit dem belgischen „Institut des Vétérans“ organisiert die
FIR internationale Jugendtreffen und Beiträge zur
Erinnerungsarbeit. Der ehemalige ungarische Präsident Dr. Arpad
Göncz erinnerte in einer verlesenen Grußbotschaft an die Bedeutung
des Kampfes um Demokratie und Freiheitsrechte – eine Botschaft von
großer Aktualität im heutigen Ungarn. Der Weltgewerkschaftsbund
unterstrich die Gemeinsamkeit der Ideale von Antifaschisten und
Arbeiterbewegung bei der Schaffung einer gerechten, sozialen und
friedlichen Welt. Der russische Kriegsveteranenverband, die
italienische Partisanenorganisation ANPI und das Internationale
Komitee Buchenwald-Dora und Kommandos betonten die
Internationalität des Antifaschismus.
Gegründet 1951 in der Zeit des Kalten Krieges stellte die FIR
die Einheit der ehemaligen Kämpfer und Teilnehmer der
Anti-Hitler-Koalition gegen die Gefahr neuer Kriege, den Nazismus,
den Abbau demokratischer Rechte und Freiheiten in den verschiedenen
europäischen Ländern ins Zentrum. Die Erinnerung an den
antifaschistischen Kampf versteht die FIR nicht allein als
Traditionsarbeit, sondern als historisches Vermächtnis, welches das
politische Handeln für die Verwirklichung der gemeinsamen Losung
„Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ begründet.
Dies wird in einer gedruckten Präsentation deutlich, die einen
kurzweiligen Überblick über das Handeln und zahlreiche Höhepunkte
der vergangenen Jahrzehnte lieferte. Auf Bildern werden
Großaktionen gegen Neonazis und SS-Verbände, Konferenzen zu
medizinischen oder historischen Themen, Friedensaktionen, das
internationale Jugendtreffen in Buchenwald und Persönlichkeiten aus
60 Jahren FIR-Geschichte zu sehen. Natürlich fehlt nicht die
Urkunde von 1987, mit der die Vereinten Nationen die FIR als „Botschafterin
des Friedens“ würdigten.
Das jüngste Mitglied des Leitungsgremiums der FIR, der
Portugiese David Pereira, übergab 20 Veteranen der
antifaschistischen Bewegung die „Ehrenmedaille der FIR“. Auch
Celine van der Hoek de Vries aus Amsterdam, Ehrenmitglied des
Dortmunder Fördervereins Steinwache/Internationales
Rombergparkkomitee erhielt die Ehrenmedaille.
Aus Dortmund nahmen Gisa Marschewski und Günter Bennhardt
(Förderverein Gedenkstätte Steinwache(Internationales
Rombergparkkomitee) und Traute Sander (Landeskassiererin der VVN-BdA
NRW) und Ulrich Sander (VVN-BdA-Bundessprecher) an dem Treffen teil.
Zum Abschluss rief der neugewählte Präsident der FIR, der Ungar
Vilmos Hanti, die Antifaschisten unterschiedlichster politischer und
gesellschaftlicher Überzeugung dazu auf, in Erinnerung an die
Gemeinsamkeiten des Kampfes gegen die faschistische Bedrohung heute
gemeinsam für Frieden, soziale Gerechtigkeit, gegen Diskriminierung
und Rassismus, für Freiheit und Demokratie, also für
Antifaschismus einzutreten. Die Delegierten hatten bei der Wahl
zwischen Vilmos Hanti und dem alten wie neuen Vizepräsidenten
Christos Tzinzilonis zu entscheiden, der Ungar bekam 21 Stimmen, der
Grieche 11. Hanti ist Präsident des ungarischen Verbandes der
Widerstandskämpfer und Antifaschisten – demokratische Union (MEASZ).
Wiederholt wurde der Sozialdemokrat von den in Ungarn autoritär
herrschenden Kräften bedroht. Er folgt als Präsident dem
verstorbenen Michel Vanderborght (Belgien) nach. Ilja Kraev aus
Russland und Piet Schouten aus den Niederlanden wurden zu weiteren
Vizepräsidenten gewählt. Alle neu Gewählten gehören der
Nachkriegsgeneration an. Piet Schouten ist Mitglied des FGS/Internationales
Rombergparkkomitee.
U. Schn. / U. S.
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