11.05.2011
pro NRW-Marsch in Köln erfolgreich blockiert -
Rechtspopolismus hat in Köln keine Chance
Großmäulig wollte pro-Köln/NRW in Köln
aufmarschieren. Bis zu 2.500 TeilnehmerInnen waren angekündigt. Gut
320 kam. Das ist die Zahl die am wahrscheinlichsten ist. Ein Video
soll laut der sog. "Pro"-Bewegung belegen, dass 1.100
TeilnehmerInnen anwesend waren. Aber auch dieses Video belegt eher
die Zahl von 320. Sie wollten von Köln-Deutz über den Rhein zum
Heumarkt (dort Zwischenkundgebung) und weiter zum Neumarkt
(Abschlusskundgebung). Nach der Zwischenkundgebung am Heumarkt wurde
der so genannte "Marsch für die Freiheit" abgebrochen und
es ging direkt wieder nach Deutz. Obwohl nicht die 20-30 tausend
GegendemonstrantInnen wie in den Vorjahren gekommen waren, konnte
der Marsch durch die kölner Innenstadt durch viele kleine Blockaden
verhindert werden. Neues Deutschland und junge Welt haben uns
freundlicherweise ihre Berichte zur Verfügung gestellt.
Nur einmal kurz über den
Rhein
Blockade reihte sich an Blockade:
Rechter »Marsch der Freiheit« wurde in Köln gestoppt
Von Marcus Meier
Rund 200 Vertreter der »Pro«-Bewegung und andere
Rechtspopulisten kamen bei ihrem Aufmarsch am Samstag in Köln nur
wenige hundert Meter weit.
Dass sie »Tierbordelle« gefordert habe, »damit die
muslimischen Männer dorthin gehen können und sich nicht an den
Mädchen im Stadtpark vergreifen«, bestreitet Susanne Winter
halbherzig. Eindeutig belegt sind Aussagen der FPÖ-Politikerin
über Gene, die bei »Negern« zu »zu wenig Selbstbewusstsein«
führen würden – und zwar »automatisch«. »Mein Geschichtsbild
ist Privatsache«, pflegt die österreichische Parlamentarierin sich
gegen den substanziierten Vorwurf zu verteidigen, sie habe in einer
Zeitschrift des Holocaustleugners Walter Ochensberger publiziert.
Gegen Muslime, Dunkelhäutige, Juden: das volle rassistische
Programm also. Was hat solch eine Hetzerin im als tolerant geltenden
Köln zu suchen?
Nichts, fanden am Samstag mehrere tausend Demonstranten. Ebenso
wenig willkommen waren der Flame Filip Dewinter, Fraktionschef des
rechtsextremen »Vlaams Belang«, die Bundesspitze der deutschen
»Republikaner« und die lokal ansässigen Kameraden der »Pro«-Bewegung
um den Leverkusener Rechtsanwalt Markus Beisicht.
So endete der »Marsch der Freiheit«, den diese Rechten nebst
200 Mann Fußvolk am Samstag antraten, bereits nach wenigen hundert
Metern. Über die Deutzer Brücke, kamen die nicht sehr populären
Populisten noch, wenn auch nur unter massivem Polizeischutz. Doch
schon vor dem angrenzenden Heumarkt war Schluss.
Eigentlich wollten die Marschierer dort eine erste
Zwischenkundgebung abhalten. Doch alle Wege in die Innenstadt waren
blockiert – von einem Bündnis, das von Schwulen und Lesben bis zu
katholischen Pfarrern reichte, von SPD, Grünen und Linkspartei bis
hin zu linken Splittergruppen, vom wild gekleideten Schüler über
den DGB-Landeschef bis hin zum Rentner im Sommeranzug. Man war laut.
Man blieb friedlich. Letzteres galt weitestgehend auch für die
Polizei, der zwar die brutale Verhaftung eines Punks vorgeworfen
wird, die aber wenig Anstalten machte, den Rechten die Straße
freizuprügeln. Das wäre auch in Arbeit ausgeartet: In der Kölner
Innenstadt reihte sich Blockade an Blockade. Man setzte auf
Effizienz statt auf Menschenmasse – in Köln demonstrierten auch
schon mal 50 000 Menschen gegen die »Pro«-Bewegung.
Bereits die Anreise der Marschierer hatte sich verzögert. An den
Treffpunkten in Leverkusen-Opladen und am Kölner Flughafen hatten
sich ihnen mehrere hundert Demonstranten in den Weg gestellt. Ein
Regionalzug wurde blockiert. Es kam zu Ingewahrsamnahmen.
Die vermeintliche Genexpertin Susanne Winter konnte nur auf der
Auftaktkundgebung im Stadtteil Deutz vor einer überschaubaren
Zuhörerschaft reden. Selbst im rechten Weblog »Politically
Incorrect«, das dem Spektrum wohl gesonnen ist, wurde die
behauptete Zahl von 1000 Marschierern in Frage gestellt. An selber
Stelle wurde auch moniert, dass klar als rechtsextrem erkennbare
Skinheads nicht ausgeschlossen wurden. Winter war dennoch
begeistert. Die »Internationale der Nationalen« sei in Köln
»endlich in die Wirklichkeit gehoben« worden, behauptete sie.
»Ihr seid die Tapfersten der Tapferen«, rief sie den Anwesenden
zu.
Dann erklärte Winter ihren Zuhörern die durchweg schlechte
Medienresonanz der Bewegung: In Deutschland bestehe eine
»erhebliche Kluft« zwischen der öffentlichen Meinung (»Das seid
ihr!«) und der veröffentlichten Meinung, die Winter – so
wörtlich: – »an schreckliche Propagandamedien in China, in Japan
und, und, und Sowjetunion« erinnert. »Wie wir endlich wieder Herr
im eigenen Hause werden«, erfuhren die Rechten allerdings nicht:
Winters Redezeit und die Kundgebung mussten nach Absprachen mit der
Polizei abgekürzt werden. Dann ging es kurz über den Rhein. Doch
selbst am Wegesrand, am – ultralinker Umtriebe unverdächtigen –
Maritim-Hotel hing ein »freiheitsfeindliches Transparent im
Fenster«, beschwerten sich die Rechten später via Internet.
Neues
Deutschland vom 09.05.2011
Reinfall für Rechtsextreme
Nur wenige »pro NRW«-Anhänger bei
braunem »Freiheitsmarsch«. Tausende protestierten gegen den Aufzug
in Köln
Von Markus Bernhardt
Erneut ist die rechtsextreme Partei »pro NRW« mit dem Versuch
gescheitert, einen »Großaufmarsch« gegen die angebliche
Islamisierung Deutschlands durchzuführen. Statt der angemeldeten
2500 Rechten kamen am Samstag nur etwa 300 Rassisten zu einem
»Marsch der Freiheit« in Köln. Den ganzen Tag über kam es in der
Domstadt zu Aktionen von Nazigegnern. Bereits am Samstag morgen
blockierten Antifaschisten die Bahngleise am Bahnhof
Leverkusen-Opladen und verzögerten damit die Abreise einer dort
wartenden Gruppe von »pro NRW«-Anhängern um mehr als zwei
Stunden.
Mehrere antifaschistische Bündnisse hatten dazu aufgerufen, sich
den Rechten, die in Köln in Fraktionsstärke im Stadtrat sitzen, in
den Weg zu stellen. An einem ökumenischen Gottesdienst und einer im
Anschluß durchgeführten Kundgebung, zu dem das Bündnis »Köln
stellt sich quer!« direkt in der Nähe des Aufmarschortes der
Rechten aufgerufen hatte, beteiligten sich etwa 500 Personen. »Eine
Ordnung, die Ausgrenzung akzeptiert«, sei das Problem und nicht
etwa die nichtdeutschen Bürger Kölns, konstatierte zum Beispiel
Hannelore Bartscherer vom örtlichen Katholikenausschuß. Die
Teilnehmer kritisierten zudem, daß der Aufmarsch der
antimuslimischen Rassisten ausgerechnet in der Nähe des Deutzer
Bahnhofs starten durfte. Von dort aus war während des deutschen
Faschismus die Deportation der jüdischen Bürger der Domstadt
durchgeführt worden.
In der gesamten Innenstadt kam es zu weiteren spontanen
Kundgebungen und Protesten von Antifaschisten und Gewerkschaftern,
an denen sich insgesamt rund 2000 Menschen beteiligten. Obwohl die
Polizei, die mit 3000 Beamten im Einsatz war, die Aufmarschstrecke
der Rechtsextremen weiträumig abgesperrt hatte, gelang es kleineren
Gruppen von Nazigegnern immer wieder, direkt an der Route der
Rassisten zu protestieren. In einem Fall setzten die Beamten
Pfefferspray ein, als rund 30 Demonstranten versuchten, eine
Absperrung zu durchbrechen. Mindestens zwei Personen, die gegen das
Vermummungsverbot verstoßen haben sollen, wurden festgenommen.
Zwar war es »pro NRW« gelungen, Redner der rechtsextremen »Tea-Party«-Bewegung
aus den USA und vom belgischen »Vlaams Belang« zu gewinnen, das
öffentliche Interesse an der Kundgebung tendierte jedoch gen Null.
Ähnliche Aufzüge der Rassisten waren bereits 2008 und 2009 an den
Protesten von Nazigegnern und der mangelnden Teilnahme gescheitert.
junge
Welt vom 09.05.2011
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