04.02.2011
Fahndung nach NS-Kriegsverbrechern
Tatortfotos aufgetaucht –
VVN-BdA-Aktivist hilft bei Ermittlungen der Zentralstelle für die
Bearbeitung von NS-Massenverbrechen
Der Lehrer Uwe Koopmann, der auch in der VVN-BdA in
Düsseldorf mitwirkt, schrieb an landeskriminalamt@polizei.nrw.de
und Poststelle@sta-dortmund.nrw.de
zu den Meldungen über
unaufgeklärte NS-Kriegsverbrechen. Er bezieht sich auf den
Suchaufruf nach Hinweisgebern zu Kriegsverbrechen: http://www.polizei-nrw.de/presseportal/behoerden/alle-behoerden/article/meldung-110125-103243-63-849.html.
Er regt an, Opferorganisationen in die Suche einzubeziehen. Koopmann
schrieb:
„Als Koordinator des Schüleraustausches zwischen der
Bertha-von-Suttner-Gesamtschule in Dormagen und der Moskauer Schule
863 möchte ich Sie auf den Verband ehemaliger minderjähriger
Zwangsarbeiter hinweisen, der gegebenenfalls helfen könnte. Sie
können sich mit einer Anfrage (in Englisch oder Russisch) an Herrn
Prof. Dr. Wladimir I. Naumow in Moskau wenden: naumovvi@mail.ru
Eine weitere Möglichkeit: Museum Krasnogorsk
Народного
Ополчения
ул., 15, г.
Красногорск,
Московская
обл. - 8 (495) 563-39-88 Prof.
Dr. Vsevolod Vsevolodov spricht deutsch.
Oder Gesellschaft Russland-Deutschland Stellv. Vorsitzender
Alexander Urban alurban@ok.ru
Da wir aus eigener Recherche wissen, wie kompliziert ein solcher
Sachverhalt zu ermitteln ist, wünschen wir Ihnen viel Erfolg.“
Im
Folgenden die Antwort des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen:
Sehr geehrter Herr Koopmann,
ich bedanke mich für Ihren Hinweis auf russische Quellen mit
entsprechender Erreichbarkeit.
Aufgrund der Presseveröffentlichung haben wir zahlreiche
Hinweise auf Historiker, sachkundige Personen sowie
Ermittlungsansätze erhalten, denen wir sukzessive nachgehen.
Ich verbleibe mit freundlichem Gruß
...
Kriminalhauptkommissar
Dez. 23/ EG –NSG-
Im Folgenden die Meldung zum Thema:
Brisante NS-Fotos in Eschweiler aufgetaucht
(dpa) 25.01.2011, 16:00
Eschweiler/Düsseldorf. Gut 65 Jahre nach Ende des Zweiten
Weltkriegs gehen die Staatsanwaltschaft Dortmund und das
Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen neuen Hinweisen aus Eschweiler
auf mögliche NS-Kriegsverbrechen in der ehemaligen Sowjetunion
nach.
Den Ermittlern lägen fünfzig Fotos vor, die Ausschreitungen und
mögliche Morde an Juden, russischen Kriegsgefangenen und der
russischen Zivilbevölkerung zeigten, sagte der Leiter der
Zentralstelle zur Aufarbeitung von NS- Kriegsverbrechen in Dortmund,
Staatsanwalt Andreas Brendel am Dienstag. Die Bilder seien bereits
im Januar 2010 anonym beim Amtsgericht Eschweiler abgegeben worden.
Nach Expertenansicht wurden die Fotos vermutlich kurz nach dem
Überfall der Wehrmacht auf Russland im Sommer 1941 aufgenommen. Die
genaue Tatzeit, Tatorte und die abgebildeten Tatverdächtigen sowie
deren Einheit stünden jedoch noch nicht fest.
Der unbekannte Hinweisgeber will die Fotos Anfang der 1960er
Jahre in einem Wohnhaus in der Innenstadt von Eschweiler gefunden
haben, als dieses renoviert wurde. "Leider wissen wir nicht,
wer die Bilder abgegeben hat", sagte Brendel. Deswegen haben
die Ermittler jetzt zwei der Fotos im Internet veröffentlicht.
"Wir hoffen auf Hinweise aus der Bevölkerung."
Die veröffentlichten Fotos zeigen Soldaten sowie Gefangene mit
Spaten in der Hand und in Arbeitskleidung. "Die
veröffentlichten Bilder sind nur exemplarisch, wir haben viel
intensivere Bilder, die zum Beispiel Erhängungen zeigen",
sagte Brendel.
Das Neue Deutschland zum Thema:
Von René Heilig 27.01.2011
Staatsanwalt fragt nach »alten Kamellen«
Ermittler aus Nordrhein-Westfalen gehen ungewöhnliche Wege
zur Aufhellung von Nazi-Verbrechen
Mit der Veröffentlichung bisher unbekannter Fotos aus dem
Zweiten Weltkrieg haben die Staatsanwaltschaft Dortmund und das
Landeskriminalamt von Nordrhein-Westfalen um Mithilfe bei der
Aufklärung von deutschen Kriegsverbrechen aufgerufen.
Bild
1 Eines von zwei Fotos, die bisher auf der Website des
Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen (www.lka.nrw.de)
veröffentlicht wurden. Zeigen sie – neben den deutschen Soldaten
– Zivilisten, Kriegsgefangene, Juden? Aufklärung ist zwingend,
denn die Fotos belegen Mordtaten und Mord verjährt nach deutschem
Strafrecht nicht.
»Glaubt ihr, die haben aus Spaß an der Freud getötet? ...
Lasst die Sache nun ruhen, kostet nur unverhältnismäßig viel
Kohle.« »So schlimm diese ›Vorfälle‹ auch sein mögen, aber
wer will für welchen Zweck diese alten Kamellen auf Kosten des
Steuerzahlers aufarbeiten?« Es ergeht der Hinweis, dass es
hierzulande keine Sippenhaft gibt, weshalb also sollte es
Nachgeborene interessieren, »ob ein Ururgroßvater als
zwangseingezogener Soldat irgendwelche mordenden Partisanen
erschossen hat«.
Kaum hatte der westdeutsche Rundfunk am Dienstagabend in den
Landesnachrichten von der einzigartigen Aktion der Dortmunder
Staatsanwaltschaft berichtet, verfassten Kritiker Protest-E-Mails.
Dabei geht Staatsanwalt Andreas Brendel von der Zentralstelle zur
Aufarbeitung von NS-Verbrechen äußerst verhalten vor. »Unter den
50 Fotos, die uns vorliegen, gibt es äußerst drastische Fotos:
Erhängte an einem Baum, Getötete, zum Teil ausgezogen auf
Wehrmacht-Lkw, Menschen, die in einer Reihe an einem Balken hängen
...« Ganz bewusst habe man die Abgebildeten unkenntlich gemacht,
denn noch weiß man zu wenig von den dargestellten Vorgängen.
Militärhistoriker sind sich nur relativ sicher, dass die Bilder
zwischen Juli und November 1941 an verschiedenen Orten in der
überfallenen Sowjetunion gemacht wurden. Zu sehen sind keine
SS-Angehörigen, die beispielsweise auf das Wüten von
Einsatzgruppen hindeuten könnten. Auch sind mit »hoher
Wahrscheinlichkeit« keine Mitglieder von Polizeieinheiten
abgebildet. Wohl aber sind Wehrmachtssoldaten vom Heer zu erkennen.
Auch ein Lkw mit WH-Kennzeichen ist zu identifizieren. Doch was man
erkennen kann, lässt keine Rückschlüsse auf Einheiten oder
bekannte Situationen zu. Bleistiftnotizen auf der Rückseite sind
leider nicht lesbar.
Staatsanwalt Bredel ist zurückhaltend bei der Bewertung der
Beweisstücke »Wir haben keine Fotos, auf denen die
Wehrmachtssoldaten bei Tötungen zu sehen sind. Es ist also auch
möglich, dass andere die Menschen ermordet haben und dass die
Wehrmacht die Mörder ›nur‹ unterstützte.«
Die Fotos sind von einem Unbekannten bereits im Januar 2010 in
den Briefkasten des Amtsgerichts Eschweiler geworfen worden. Nach
Angaben der Behörden soll der anonyme Hinweisgeber die Bilder
bereits Anfang der 60er Jahre bei einer Renovierung in einem
Wohnhaus der Eschweiler Innenstadt entdeckt haben. Möglich.
Möglich aber auch, dass sie aus »Familienbesitz« stammen und dass
ein Erbe handeln wollte. Selbst die Überlegung, dass der Fotograf
selbst sein Gewissen erleichtern wollte, weisen Staatsanwaltschaft
und LKA nicht zurück. Beide denken darüber nach, Fotos ohne
schwarze Gesichtsabdeckung zu veröffentlichen – möglich, dass
Freunde Freunde, Nachbarn Nachbarn erkennen oder Familienangehörige
– 60 Jahre nach den Verbrechen deutscher Soldaten – erschrecken.
Hinweise an das LKA Düsseldorf (0211/939-2155; -4112) sowie an
die Staatsanwaltschaft Dortmund (0231/92626010)
|