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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

15.11.2010

Wandbild für Helmuth Hübener eingeweiht - Die Mörder wurden nie bestraft

Am 27. Oktober 1942 wurde Helmuth Hübener 17jährig in Berlin-Plötzensee durch das Fallbeil hingerichtet. Er war der jüngste Widerstandskämpfer gegen die Nazis, der vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Die Hamburger Malerin Hildegund Schuster hat zur Erinnerung an die Helmuth-Hübener-Gruppe ein Wandbild an einem Giebel der Heinrich-Wolgast-Schule in St. Georg geschaffen. Das Wandbild wurde am 14. November der Öffentlichkeit präsentiert. Bei der Gelegenheit sprach auch der VVN-BdA-Bundessprecher Ulrich Sander, der eine Biographie ("Jugendwiderstand im Krieg - Die Helmuth Hübener Gruppe") geschrieben hat. Er forderte eine Entschuldigung des Bundesgerichtshofes, der den Mord an Hübener gerechtfertigt und für die Strafbefreiung der Täter gesorgt hat.

Wandbild für Helmuth Hübener eingeweihtAusführungen von Ulrich Sander (VVN-BdA) bei der Einweihung des Wandbildes am Helmuth Hübener Gang in Hamburg St. Georg am 14. November 2010.

Vor 50 Jahren begann die Geschwister Scholl Jugend in Hamburg damit, das Schicksal der Widerstandsgruppe um Helmuth Hübener zu erforschen. Die hier anwesenden Mitglieder Traute Sander, Harald Schmidt und ich waren dabei. Man hat es uns nicht leicht gemacht. Akteneinsicht wurde verweigert, es hätten ja Namen von noch lebenden Nazis bekannt werden können. Die Anerkennung unserer Bemühungen und unserer Gruppe als förderungswürdig wurde ebenfalls verweigert, die Geschwister Scholl Jugend galt als Jugendgruppe der damals in Hamburg verbotenen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), heute VVN-BdA. Wir waren eine Gruppe von Kindern ehemals Verfolgter und von Widerstandskämpferinnen und -kämpfern. Und wir ließen uns nicht entmutigen.

Die Einweihung dieses Wandbildes sehen wir als Krönung unserer Bemühungen über so viele Jahre an. Wir danken Herrn Dr. Bösche und der Künstlerin Hildugund Schuster. Wir danken der Wolgast-Schule, deren Wand nun das Kunstwerk ziert.

Wandbild für Helmuth Hübener eingeweihtWenn nun auch das deutsche Fernsehen endlich das Schweigen über die mutige Gruppe um Helmuth Hübener - Rudolf Wobbe, Karl Heinz Schnibbe und nicht zu vergessen Gerhard Düwer sowie viele, die zum Glück unerkannt blieben - brechen würde, das wäre nicht zu fassen.

Schon seit Jahren schlage ich Fernsehsendern vor, über Hübener eine Dokumentation zu produzieren, aber immer kommen Antworten wie: Wir hatten doch gerade den 20. Juli.

Vielleicht gibt dieses Wandbild nun einen neuen Anstoß. Das Wandbild ist ja das älteste Medium der Menschheit, vielleicht hilft es den modernsten Medien auf die Sprünge.

Wichtig wäre jetzt auch, dass sich der Bundesgerichtshof entschuldigt, der die Untat an Hübener rechtfertigte - es sei ja Landesverrat gewesen und der Denunziant habe ja so handeln müssen wie er handelte in seiner Notlage. Mit dieser Begründung wurde ein Urteil gegen den Heinrich Mohns, den Reichsarbeitsdienstobmann im Bieberhaus, Helmuth Hübeners Arbeitsplatz als Verwaltungslehrling, aufgehoben. Und so wurde niemand bestraft, der des Mordes an Helmuth schuldig war.

Wandbild für Helmuth Hübener eingeweihtSpäte Einsichten gibt es auch heute, so zeigt es sich mit der Herausgabe von "Das Amt und die Vergangenheit" über das Naziaußenministerium. Da sollte es endlich auch eine Einsicht des Bundesgerichtshofes geben. Späte Einsichten sind besser als keine Einsichten.

Dieses Wandbild möge nun weltweit bekannt werden. Es möge zeigen: Hier gab es junge Menschen, die über die Verbrechen wussten und dagegen angingen. Ihre Gnade der späten Geburt haben sie nicht in Anspruch genommen.

Mein Vorschlag ist, das Wandbild auf viele T-Shirts zu übertragen, das Porträt von Helmuth Hübener auf Buttons und auf Web Sites aufzuzeichnen - so wie das berühmte Porträt von Che Guevara.

Wenn junge Leute heute gegen Krieg und Nazis protestieren, so soll ihnen die Losung von Helmuth Hübener aus einem seiner Gedichte helfen: "Es wird sich entscheiden, wenn alles sich rührt!"

Aus einer Pressemitteilung:

14. November 2010: Ein Wandbild für Helmuth Hübener

Wandbild für Helmuth Hübener eingeweihtAm 27. Oktober 1942 wurde Helmuth Hübener 17jährig in Berlin-Plötzensee durch das Fallbeil hingerichtet. Der Verwaltungslehrling in der Hamburger Sozialbehörde hatte Nachrichten bei BBC gehört, die Texte mit Hilfe einer Schreibmaschine vervielfältigt und gemeinsam mit Freunden verteilt. Er war der jüngste Widerstandskämpfer gegen die Nazis, der vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.

Die Hamburger Malerin Hildegund Schuster, die durch ihre Wandbilder zur Frauenarbeit im Hafen bekannt geworden ist, hat zur Erinnerung an die Helmuth-Hübener-Gruppe ein Wandbild an einem Giebel der Heinrich-Wolgast-Schule in St. Georg geschaffen (Helmuth-Hübener-Gang/Ecke Kirchenweg).

Am Sonntag, den 14. November 2010 um 10.00 Uhr wurde das Wandbild in Anwesenheit der Künstlerin der Öffentlichkeit übergeben. Ortwin Runde, Erster Bürgermeister a.D., hat den Widerstand der jugendlichen Gruppe gewürdigt. Dr. Burchard Bösche von der Kunststiftung Heinrich Stegemann, welche das Wandbild gestiftet hatte, berichtete über seine Idee zur Schaffung des Wandbildes, das Hildegund Schuster dann präsentierte. Helmuth Hübener-Biograph Ulrich Sander (Bundessprecher der VVN-BdA) informierte über die Recherchen zu Hübener seit 50 Jahren, die ursprünglich von der Geschwister Scholl Jugend initiiert wurden.

Helmuth Hübener und seine FreundeEs wird sich entscheiden, wenn alles sich rührt

Von Helmuth Hübener

"Wir stehen im Kampfe, stehn an seiner Wende,
Drum gebt alle viel für die Wollsachenspende"
So bettelte Goebbels und glaubte auch nun,
Man würde es auch seinem Wunsche nach tun.
Man würde still alles weggeben
Und hätte selbst nichts zum Leben.

Ja, Hitler ist schuld, dass das Volk muss berappen
Von seinem Vorrat, dem ohn'hin schon knappen.
Für Hitlers Irrtum zahlt das Volk nun die Kosten,
Was hilft's, Russland bleibt ein verlorener Posten.
Dass Stalin sein Heer jetzt zum Siege hinführt,
Das hatte der Führer nicht einkalkuliert!

Im Jahr einundvierzig wird alles gebrochen,
So hatte der Führer dereinst keck versprochen.
Jetzt trägt der Soldat für den Irrtum die Leiden,
Während Hitler verspricht: ,Dies Jahr wird entscheiden!'
Es wird sich entscheiden, wenn alles sich rührt!
(Und dann hat auch Hitler sich auskalkuliert!)"

 

Das Hamburg Journal zur Einweihung des Wandbildes:

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hamburg_journal/media/hamj8301.html (ab ca. 22 min 40 sec.)