18.09.2010
Stolberg 2011: Nazi-Aufmärsche gemeinsam
blockieren!
Aufruf des Bündnisses gegen den Naziaufmarsch 2011
in Stolberg.
Seit
2008 instrumentalisieren Nazis den Tod eines Jugendlichen in
Stolberg für ihre rassistische Propaganda. Dabei ist ihr Ziel in
Stolberg einen Märtyrerkult aufzubauen, ähnlich dem, der etwa im
schwedischen Salem besteht. In Neonazikreisen setzte sich eine
Konstruktion der Ereignisse durch, die auf Opfermythos,
Märtyrerkult und Rassismus setzt. Es wurde ein Bild gezeichnet,
nachdem die Tat nur ein weiteres Beispiel, für eine ständige
Verfolgung „der Deutschen“ durch MigrantInnen, durch Linke und
durch eine breite Öffentlichkeit sei, gegen die sie sich gemeinsam,
entschlossen und gewaltsam zur Wehr setzten müssten. Kevin P., der
Getötete wurde stilisiert zum »Held, der für Deutschland fiel«,
zum »Soldat, im Kampf ermordet«, zum »Märtyrer für die
national(sozialistisch)e Sache«, eben als einer der ihren. Und wenn
schon nicht einer der ihren, denn in dieser Frage sind sich die
Neonazis nicht einig, so war er doch wenigstens »ein junger
Deutscher«. Dass es sich bei dem Streit um einen sogenannten
Beziehungsstreit handelte, erwähnten sie nicht.
Für die Nazis entwickelt sich Stolberg zu einer
Großveranstaltung. So versammeln sich jedes Jahr im April zwischen
500 und 800 Nazis in Stolberg um ein symbolisches Datum zu schaffen,
mit dem bundes-, wenn nicht europaweit ein Aufmarschanlass
geschaffen und zudem eine teils taktisch zerstrittene Szene geeint
werden kann.
Für Neonazis sind kollektive Veranstaltungen wie Aufmärsche
nicht nur wichtig, um Rassismus und Nationalismus öffentlich zu
propagieren. Sie festigen auch das Selbstbild eines kollektiven
»Wir« der TeilnehmerInnen.
Jeder erfolgreich durchgeführte Aufmarsch wirkt motivierend,
stabilisierend und ideologisierend auf die NS-Szene. Die
Auswirkungen zeigen sich in verstärkter überregionaler Vernetzung,
aber auch im Kleinen; durch ein alltägliches offensives,
gewalttätiges Auftreten von NeofaschistInnen in Stolberg, Düren,
Aachen – Städte, in denen Menschen zunehmend Opfer von Nazigewalt
werden.
Nazis blockieren – Den Märtyrerkult stoppen!
Nicht zuletzt die Blockaden in Dresden, Wunsiedel, Lübeck und
Köln haben bewiesen, dass es mit vielen Menschen möglich ist,
Naziaufmärsche zu verhindern. Durch die bisherigen Aktionen in
Stolberg wurden die Naziaufmärsche nicht aufgehalten.
Um effektiv etwas gegen den entstehenden Märtyrerkult erreichen
zu können, um dem rechten Gedenken ein Ende zu setzen, um zu
verhindern, dass Neonazis ihre rassistische Propaganda verbreiten,
werden wir mit allen, die diese Aufmärsche effektiv verhindern
wollen, die Nazis Anfang April 2011 blockieren. Dieses Ziel eint uns
über alle sozialen, politischen und kulturellen Unterschiede
hinweg!
Doch damit eine solche Blockade erfolgreich wird, bedarf es eines
großen Bündnisses.
Wir sind davon überzeugt, dass eine Vielfalt von Protesten, von
solidarischen Protesten, uns nicht nur unseren Zielen näher bringt,
sondern uns auch lernen lässt, welcher Wert in Differenz und in der
Vernetzung steckt.
Wir werden mit allen, die den Nazis keinen Raum geben wollen,
gemeinsam zivilen Ungehorsam leisten und die Naziaufmärsche im
April 2011 in Stolberg blockieren.
http://blockieren.mobi
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