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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

15.09.2010

Steinbach hat schon immer relativiert

Zum Kommentar „Der Fall Steinbach: Ihre Zeit ist abgelaufen“ in der WN, münsteraner konservative Lokalzeitung

Erika Steinbach ist eigentlich bekannt für ihre Relativierungen. Die Westfälischen Nachrichten haben die aktuelle Diskussion um Erika Steinbach in dem Sinne kommentiert, dass sie jetzt über die Stränge ziehen würde ("Ihre Zeit ist abgelaufen") und in der Vergangenheit eine Frau war, die "Respekt und Anerkennung" verdiene. Jan Große Nobis, Mitglied der VVN/BdA Münster, hat der WN einen Leserbrief geschrieben, dass Steinbach in der Vergangenheit doch nicht so honorig war, wie der Kommentar impliziert: "Steinbach hat also immer schon relativiert. Ihr heutiges Geschichtsverständnis ist also nichts Neues". Was die WN nicht abgedruckt hat: Die Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen in Münster (BdV Münster) hat auch schon die Geschichte relativiert: "Wenn Hitler 1939 sagte, ab 5:45 Uhr wird zurück geschossen, warum? Weil die Polen im Widerspruch zum Versailler Vertrag mehr und mehr das Korridorgebiet annektiert und die Deutschen vertrieben haben" (taz münster vom 10. August 2000). Hier der Leserbrief, wie er abgeschickt wurde, und wie er abgedruckt wurde. Und natürlich der Kommentar der WN zum Thema:

Leserbrief

Zu Kommentar "Der Fall Steinbach: Ihre Zeit ist abgelaufen", WN vom 10. September 2010, S. 1

Leserbrief "Steinbach hat schon immer relativiert"Kommentar „Der Fall Steinbach: Ihre Zeit ist abgelaufen“ in der WNRichtig schreibt Frank Polke, dass "konservatives Gedankengut sich nicht darin beweist, dass man historische Tatsachen und Zusammenhänge so lange verdreht, bis sie ins eigene Weltbild passen."

Man muss es aber deutlicher sagen: Revanchismus und Geschichtsrelativierung sollten nicht mehr zum Repertoire modernen Konservatismus gehören. Punkt.

In einem anderen Punkt irrt sich Frank Polke aber: Steinbach stimmte 1991 im Bundestag gegen die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze: "Man kann nicht für einen Vertrag stimmen, der einen Teil unserer Heimat abtrennt." (Wikipedia: Stand vom 11.09.2010). "Der Massenmord an den Juden" versinke "im Meer der Geschichte.", so Steinbach (Wikipedia). Steinbach hat also immer schon relativiert. Ihr heutiges Geschichtsverständnis ist also nichts Neues.

Aber: Steinbach ist nicht das Problem: Die beiden Vertreter des Vertriebenenverbandes im Stiftungsrat "Flucht, Vertreibung, Versöhnung" Hartmut Saenger und Arnold Tölg, die Steinbach ja verteidigen will, zielen in die gleiche Kerbe. Sie müssen abberufen werden!

Die Münsteraner BdV-Vorsitzende Roswitha Möller hat schon vor einigen Jahren in die gleiche Kerbe geschlagen: "Wenn Hitler 1939 sagte, ab 5:45 Uhr wird zurück geschossen, warum? Weil die Polen im Widerspruch zum Versailler Vertrag mehr und mehr das Korridorgebiet annektiert und die Deutschen vertrieben haben", so Möller am 10. August 2000 in der "tageszeitung Münster". Sie hat übrigens 1998 auch unter dem Motto "Unsere Väter waren keine Mörder" gegen die Wehrmachtsausstellung mobil gemacht. Damals demonstrierte die NPD in Münster gegen die Ausstellung.

Kriegsschuldrelativierung steht also schon immer im Repertoire des Vertriebenenverbandes.

Jan Große Nobis 
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Münster