11.09.2010
Warum macht es Dortmund nicht wie die Stadt
Karlsruhe – warum immer nur so wie das Gericht in Karlsruhe es
verlangt?
Die Leserbriefdiskussion in der Ruhrgebietsmetropole
zum Naziaufmarsch am 4. September 2010 geht weiter. Jetzt beteiligt
sich die VVN-BdA mit einer Stimme aus Karlsruhe, wo der
Naziaufmarsch erfolgreich verhindert wurde. Es wird nun gefragt:
Warum geht das nicht in Dortmund? Und ein Leser stellt fest:
Zulassung der Neonazi-Demo ist ein Skandal.
Neonazis in Dortmund
Warum geht das nicht in Dortmund?
Ein Freund aus Karlsruhe, wo die Nazidemo vor zwei Wochen von der
Stadt (!) unter Berufung auf das Verbot der Volksverhetzung nach
Strafgesetzbuch erfolgreich und ohne Einspruch beim
Bundesverfassungsgericht verboten wurde, schrieb mir: Warum geht das
nicht in Dortmund?
Wörtlich: "Bei uns waren nämlich auch Ferien und der Rat
hat trotz der geringen Vorbereitungszeit von reichlich einer Woche
etwas gesagt. Da Eure Termine schon vor dem Urlaub bekannt waren,
hätte der Rat schon vor der Urlaubspause etwas sagen können, zum
Beispiel auf Empfehlung der Koordinierungsstelle. Es geht hier nicht
um Besserwisserei, sondern darum, eine eingefahrene Lage mal neu zu
betrachten.
Nach dem, was ich bisher gehört habe, ist es inakzeptabel, wenn
der Rat und der Oberbürgermeister in der Frage Volksverhetzung
nichts sagen. Der Rat ist das oberste demokratische Gremium, das
für die Geschicke der Gemeinschaft verantwortlich ist.
Dessen vornehme Appeasementpolitik müsste von der linken
Stadtratsfraktion zusammen mit der außerparlamentarischen
Opposition unter Druck gebracht werden. Wenn das nicht geschieht,
und die Auseinandersetzung vorwiegend mit den Polizeihäuptlingen
läuft, wird ungewollt ein Beitrag zur Aushöhlung der Demokratie
geleistet."
Ich schließe mich der Fragestellung an. In Duisburg wird doch
auch der Oberbürgermeister heftig kritisiert, weil er die
Loveparade zugelassen hat. Warum lässt "die Politik" in
Dortmund die Nazi-Parade zu? Warum ist für eine derartige
politische Frage der Polizeipräsident zuständig? Regiert uns die
Polizei oder regieren uns die von uns Gewählten?
Und schließlich: Ähnliche Fragen haben ältere Antifaschisten
auch dem Oberbürgermeister gestellt, jene von der Aktion 65 plus.
Sie baten um ein Gespräch, bekamen aber nicht einmal eine Antwort.
Ulrich Sander, VVN-BdA
Dortmund
Neonazi-Demo
Zulassung der Demo ist ein Skandal
Die Zulassung der Neo-Nazi- Demonstration durch das
Bundesverfassungsgericht ist ein Skandal. Ich selber bin aktiver
Gewerkschafter und stand am1. Mai 2009 im Hagel von
Feuerwerkskörpern, Flaschen und Steinen - als Neonazis die
Maidemonstration des DGB angriffen. Angesichts dieser Tatsache ist
die Urteilsbegründung des Bundesverfassungsgerichts für die
Aufhebung des Demonstrationsverbots der Nazis ein Skandal! Es hätte
nicht nachgewiesen werden können, ob der Sprengstoff der Nazis nach
Dortmund gelangt sei. Müssen erst Antifaschisten von Splitterbomben
zerfetzt werden?
Die Zulassung der Neo-Nazi-Demonstration und das rüde Vorgehen
der Polizei gegen Antifaschisten am 4.9. stellt eine Einschränkung
des Demonstrationsrechts für die Masse der Bevölkerung dar, die
antifaschistisch eingestellt ist. So wurde morgens massenweise den
Bürgern die Teilnahme an der Mahnwache vor der Steinwache als
antifaschistischem Mahnmal verwehrt. Erst nach intensiven Protesten
der Bevölkerung wurde die Blockade durch die Polizei aufgehoben!
Die Förderung, Verharmlosung und Duldung der Nazis und ihrer
Organisationen durch den bürgerlichen Staat scheint System zu
haben, sonst wären viele faschistische Organisationen wie die NPD
schon längst verboten.
Andreas Kossack
Dortmund
Westfälische Rundschau, 10. September 2010
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