08.09.2010
Protest gegen das Soldatentreffen am Ort des Todes
zigtausender Kriegsgefangener
Schon am 6.11.2009 hieß es in der WR: "Es
dürfte eines der größten Reservistentreffen des Landes werden,
wenn am 28. September 2010 auf der Landesgartenschau der ‚Bundeswehrtag'
veranstaltet wird. Panzer können besichtigt werden. Marschmusik
erklingt. Bundesweit will Gartenschau-Geschäftsführer Peter
Friedrich in Reservisten-Verbänden Werbung für diesen Tag machen.
Für Hemer wird es ein besonderer sein. Denn nur durch den Umstand,
dass die Blücher-Kaserne eine neue Nutzung benötigte, wurde die
Stadt im Märkischen Kreis überhaupt Gartenschau-Ausrichter: ‚Eigentlich
erleben wir auf diesem Gelände den Zauber der Verwandlung, wie
Schwerter zu Pflugscharen werden', sagt Friedrich. Mit dem
Bundeswehr-Tag stellen wir uns unserer Geschichte.'"
Meine Anmerkung: Zu dieser Geschichte gehört der
Mord an zigtausenden Kriegsgefangenen auf dem Gelände im 2. WK. Auf
ihren Gräbern wird herumgetrampelt. Protest ist angesagt. Im
Programm ist der Bundeswehrtag noch immer drin!!! Wer macht mit beim
Protest?
Das schrieb VVN-BdA-Landessprecher Ulrich Sander in
einem Brief an zahlreiche Friedensinitiativen. Jetzt hat die VVN-BdA
(Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten)
in Nordrhein-Westfalen eine Erklärung zum größten Soldatentreffen
der Bundesrepublik Deutschland herausgegeben.
Erklärung des Landesausschusses der
VVN-BdA NRW
Gegen das Militärspektakel von
Hemer am 28. September
Auf dem Gelände der Landesgartenschau in Hemer will die
Bundeswehr am 28. September eines ihrer größten Soldatentreffen
durchführen, das es je gab. Der Bundeswehrverband und die
Reservistenverbände sind mit von der Partie. Panzer sollen den
Kindern als Spielgerät angeboten werden. Militärmärsche sollen
erklingen. Es wird für Militär und Krieg geworben.
All das findet nicht nur auf dem Landesgartenschaugelände statt,
sondern auch auf dem Boden des ehemaligen Stalag VI A
(Kriegsgefangenen-Stammlager der Wehrmacht). Hier sind während des
Vernichtungskrieges der Naziwehrmacht viele Tausende Kriegsgefangene
grausam zu Tode gekommen. Mit drei Millionen Todesopfern unter den
sowjetischen Kriegsgefangenen ist diese Opfergruppe eine der
größten gewesen. Zigtausende kamen in Hemer ums Leben. Mindestens
25.000 von ihnen sind auf den Friedhöfen am Stadtrand in
Massengräbern begraben. Weitere starben im Arbeitseinsatz als
Zwangsarbeiter in der Ruhrwirtschaft; allein im Zeitraum von Juli
bis November 1943 starben im Ruhrbergbau 28.000 Gefangene.
Und hier soll nun die Bundeswehr aufmarschieren. Wir sind es den
Opfern schuldig, uns dagegen zu wehren.
Wir wehren uns dagegen, dass mit den Reservistenverbänden und
dem Bundeswehrverband zwei besonders militaristische
Großorganisationen hier für sich werben dürfen. Diese Verbände
sind durchsetzt mit rechtsextremistischen Kadern. Erst kürzlich
wurde es von den Verbandsführungen abgelehnt, den NPD-Vorsitzenden
Udo Voigt, Hauptmann der Reserve. auszuschließen. Auch andere
Nazikader sind dabei. Das war schon seit Gründung dieser
Vereinigungen so, denn sie haben auch die Reservisten aufgenommen,
die schon in der Wehrmacht dienten. Viele waren schon im Krieg an
schweren Kriegsverbrechen beteiligt. Der Bildungsverein des
Bundeswehrverbandes ist nach Karl Theodor Molinari benannt worden,
einen Bundeswehr- und Wehrmachtsgeneral, der in Frankreich wegen
seiner Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt wurde.
Heute rufen die Neonaziverbände ihre "jungen
Kameraden" auf, sich in der Bundeswehr an Waffen ausbilden zu
lassen - "für den Kampf für Deutschland". Diese Leute
sind dann dabei, wenn die Zivilmilitärische Zusammenarbeit die
Städte und Gemeinden durchdringt. Tausende Reservisten sehen zum
Einsatz im Innern bereit - auch zum Einsatz gegen das eigene Volk.
Zum Einsatz gegen Streikende.
Die Bundeswehr, die sich in Hemer feiern lassen will, ist im
Kriegseinsatz. In Afghanistan führt sie den Krieg gegen die dortige
Bevölkerung. Am 4. 9. 2009 hat ein Oberst Georg Klein die Ermordung
von 142 Männern, Jugendlichen und Kindern befohlen - ohne dass die
Bundeswehr oder die deutsche Justiz ihn belangt hätten.
Strafbefreiung für Massenmord.
Wir fordern die Absetzung des Militärspektakels auf dem Gelände
des Stalag VI A und der Landesgartenschau. Wir fordern Schritte zum
Frieden, statt Manöver für den Krieg.
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