20.08.2010
Dortmunder Polizei lässt Nazis vor
NS-Gedenkstätte aufmarschieren
Unfassbar für uns die Meldung, die wir am 19. 8. in
der Westfälischen Rundschau lesen. Die Auslandsgesellschaft sagt
ihren Tag der offenen Tür am 4.9. ab, weil Stadt und Polizei den
Nazis das Gelände vor dem Auslandsgesellschaftsgebäude
"Steinwache" den Nazis für ihre Jubelfeier aus Anlass des
Überfalls auf Polen 1939 überlassen haben.
Damit ist auch der Zugang zur Steinwache, zur Mahn- und
Gedenkstätte „Widerstand und Verfolgung 1933-1945“ durch
Polizei und Nazis gesperrt. Dies, obwohl in Berlin ein Gesetz
gemacht wurde, das Nazidemos vor NS-Gedenkstätten verbietet. Zwei
symbolhafte Stätten des Kampfes gegen Krieg und Faschismus, gegen
Rassismus und Ausländerfeindlichkeit, für Toleranz und
Völkerverständigung werden somit den Stiefelfaschisten überlassen
und den Dortmunderinnen und Dortmundern mit und ohne deutschen Pass
entzogen. Wir kündigen entschiedenen Widerstand an – wann, wenn
nicht jetzt, ist ein entschiedenes: „No pasaran! – sie werden
nicht durchkommen!“ dringend geboten? Wir rufen den neuen
Innenminister und den neuen Regierungspräsidenten auf, dem Treiben
der Stadt und der Polizei zum Gewährenlassen der Nazis ein Ende zu
setzen.
Ulrich Sander
Sprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der
Antifaschisten
Zum selben Thema erklärte das
Bündnis Dortmund gegen Rechts:
Zu den Vorgaben der Polizei zum
4. September 2010
Bei einem Koordinierungsgespräch mit der Polizei - es ging um
die von uns angemeldete "KULTOUR gegen Nazis" durch die
Nordstadt - wurde uns der Platz vor der Steinwache (Nordausgang
Hauptbahnhof) als Auftaktort verweigert. "Sicherheitsrelevante
Überlegungen", die nicht näher erläutert wurden, gäben den
Ausschlag für die Ablehnung.
Jetzt erfahren wir aus der Presse, dass sich die Neonazis genau
an diesem Ort, dem früheren Gestapo-Gefängnis, in dem Männer,
Frauen und sogar Kinder von den Nazi-Schergen bis aufs Blut
gefoltert wurden, zu ihrem sogenannten "Nationalen
Antikriegstag" zusammenrotten dürfen. Die Zusage der Polizei
uns gegenüber, dass Neonazis in der Nähe der Steinwache auf keinen
Fall demonstrieren dürften, ist grob verletzt worden.
Die geistigen Erben der Folterknechte und Mörder von damals an
der Gedenkstätte für die Widerstandskämpfer/innen und Verfolgten,
das ist eine Verhöhnung der Opfer und ein Schlag ins Gesicht aller
Demokraten und Antifaschisten, die sich seit vielen Jahren den
Neonazis in den Weg stellen.
- Schlimm genug, dass der Nazi-Aufmarsch am 4. September nicht
verboten wird,
- verheerend, dass die Polizei die Rassisten und
Gewaltverherrlicher ausgerechnet durch die Nordstadt, einen
Arbeiterstadtteil mit hohem Ausländeranteil marschieren
lässt,
- unerträglich, dass sie die Gedenkstätte Steinwache als
Kundgebungsort den Antifaschisten verweigert und den Neonazis
überlässt.
Wir protestieren aufs Schärfste und fordern den
Polizeipräsidenten zum Revidieren seiner Planungen auf.
Gez. Ula Richter
für das Bündnis Dortmund gegen Rechts
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