19.05.2010
Protest gegen das Brendten-Ritual – Offener Brief
aus Italien zum Gebirgsjäger-Treffen
Der Kameradenkreis der Gebirgstruppe“ kam am 9.
Mai wieder zu seinem Brendten-Heldengedenken, darunter auch das
Gedenken an NS-Kriegsverbrecher, zusammen. Wir veröffentlichen dazu
zwei Beiträge aus dem Neuen Deutschland und den Wortlaut des
Offenen Briefes aus Italien.
Protest gegen das Brendten-Ritual
Offener Brief aus Italien zum
Gebirgsjäger-Treffen in Mittenwald an die deutsche Politik
Als »schmerzlichen Skandal und deshalb nicht hinnehmbar« haben
Vertreter italienischer Antifa-Gruppen, Widerstandskämpfer,
NS-Opfer und deren Familien den alljährlichen »Feldgottesdienst«
am Denkmal der Feldjäger auf dem Mittenwalder Hohen Brendten (Foto:
dpa) bezeichnet. Mit Blick auf das neuerliche Treffen von ehemaligen
Angehörigen der Wehrmacht am 9. Mai heißt es darin: Bei diesem
Ritual »handelt es sich um das letzte große Treffen von Hitlers
Soldaten in Deutschland, an dem nachweislich auch
NS-Kriegsverbrecher teilnehmen«. Das Schreiben, das von 35
Persönlichkeiten signiert wurde, richtet sich an die
Bundeskanzlerin, den Außen- und den Verteidigungsminister sowie an
die Bundestagsabgeordneten.
Die Wehrmacht, darunter ausdrücklich die Gebirgsjäger, sowie
die SS hätten in vielen europäischen Ländern Massaker
angerichtet, jüdische Bevölkerung zusammengetrieben und
deportiert, heißt es. »Die Mörder der 4000 italienischen Soldaten
in Kephalonia, der 317 Zivilisten im nordgriechischen Kommeno, der
97 Zivilisten in Camerino (Italien), die Mörder der Kranken in der
Grotte de la Luire/Vercors, der amerikanischen Kriegsgefangenen in
Massa (Italien) und zahlreichen anderen Orten sind von der deutschen
Justiz nicht zur Rechenschaft gezogen worden und pflegen ihre
verbrecherische Tradition ungehindert bis zum heutigen Tage.« Dies
und die Provokation, das diesjährige Treffen am Wochenende vom
8./9. Mai zu zelebrieren, nennen die Opfer- und Verfolgten
untragbar.
In dem Offenen Brief wird darauf verwiesen, dass »das
NS-Kriegsverbrechertreffen seit vielen Jahren mit Hilfe der
Bundeswehr« stattfindet. Regelmäßig würde es auf dem Hohen
Brendten Reden hochrangiger Offiziere geben, dazu Fahrdienste für
die alten Kameraden der Gebirgsjäger und Hilfe beim Zeremoniell der
Kranzniederlegung. Das alles lasse auf Zustimmung durch die deutsche
Bundesregierung schließen. Als besonders erschreckend wird es im
Brief bezeichnet, dass bei diesen Kameradschaftstreffen in
Mittenwald Veteranen der Wehrmacht und nicht bestrafte
NS-Kriegsverbrecher seit Jahren ungehindert Einfluss auf Soldaten
der Bundeswehr ausüben könnten. »Indirekt wird dadurch eine
Verharmlosung, wenn nicht gar eine Leugnung der NS-Kriegsverbrechen
begünstigt«. Zu den Unterzeichnern gehört Carlo Enrico Leale,
dessen Vater nach Mauthausen deportiert und dort ermordet wurde.
Einstige Inhaftierte in Konzentrationslagern geben zu ihrem Namen
die Häftlingsnummern an.
Derweil registrierte man beim Wehrmachts-/Bundeswehr-Treffen am
vorigen Wochenende »Harmonie«. Erstmals seit acht Jahren hatte der
»Arbeitskreis Angreifbare Traditionspflege«, seit das von ihm
gespendete Opferdenkmal im Zentrum Mittenwalds vor wenigen Wochen
eingeweiht wurde, auf Proteste verzichtet. »Weit und breit war kein
einziger linksgerichteter Demonstrant… zu entdecken«, hieß es in
der örtlichen Presse. Das Aufgebot der Polizei und des
Verfassungsschutzes blieben arbeitslos.
Mit freundlicher Genehmigung des Neuen
Deutschland vom 14.05.2010
Der Offene Brief:
Offener Brief an
den Bundesverteidigungsminister
Herrn Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg
den Bundesaußenminister
Herrn Dr. Guido Westerwelle,
Frau Dr. Angela Merkel
Verfolgtenorganisationen,
die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, ehemalige
Widerstandskämpfer und Angehörige von NS-Opfern
An die Mitglieder des Deutschen Bundestages
Köln
Sehr geehrte Damen und Herren !
Mit Bestürzung stellen wir fest, dass sich am 8. und 9.Mai zum
wiederholten Male ehemalige Angehörige der Wehrmacht und der
Waffen-SS zu einem „Feldgottesdienst“ am Denkmal der
Gebirgsjäger auf dem Hohen Brendten in Mittenwald versammeln.
Bei dieser Veranstaltung handelt es sich um das letzte große
Treffen von Hitlers Soldaten in Deutschland, an dem auch
nachweislich NS-Kriegsverbrecher teilnehmen. Wie historisch zu
belegen ist, sind die Gebirgsjäger der Wehrmacht und der Waffen-SS
für zahlreiche Kriegsverbrechen, Massaker an der Zivilbevölkerung,
und für die Zusammentreibung und Deportation der jüdischen
Bevölkerung in unseren Ländern verantwortlich.
Die Mörder der 4000 italienischen Soldaten in Kephalonia, der
317 Zivilisten im nordgriechischen Kommeno, der 97 Zivilisten in
Camerino (Italien), die Mörder der Kranken in der Grotte de la
Luire/ Vercors, der amerikanischen Kriegsgefangenen in Massa
(Italien) und zahlreichen anderen Orten sind von der deutschen
Justiz bisher nicht zur Rechenschaft gezogen worden und pflegen ihre
verbrecherische Tradition ungehindert bis zum heutigen Tage.
Dabei wählten sie für ihr diesjähriges Treffen ausgerechnet
ein historisch bedeutsames Datum,den 65.Jahrestag der Befreiung vom
Nationalsozialismus. Diese Provokation ist für Opfer- und
Verfolgtenverbände untragbar!
Leider wird dieses NS-Kriegsverbrecher-Treffen seit vielen Jahren
mit Hilfe der Bundeswehr durchgeführt. Dies lässt auf die
Zustimmung durch die deutsche Bundesregierung schließen.
Regelmäßig werden Ansprachen von hochrangigen Offizieren der
Bundeswehr, wie letztes Jahr der damalige Inspekteur des Heeres,
Hans-Otto Budde, gehalten. Von Kranzniederlegungen bis hin zu
Fahrdiensten für die Veteranen der Gebirgsjäger reicht die
Unterstützung, ohne die diese „Traditionspflege“, nicht länger
möglich wäre.
Besonders erschreckend ist es, das bei diesen
Kameradschaftstreffen in Mittenwald Veteranen der Wehrmacht und
nicht bestrafte NS-Kriegsverbrecher seit Jahren ungehindert Einfluss
auf Soldaten der Bundeswehr ausüben können. Indirekt wird dadurch
eine Verharmlosung, wenn nicht gar eine Leugnung der
NS-Kriegsverbrechen begünstigt.
Dies ist schlichtweg ein schmerzlicher Skandal und somit nicht
hinnehmbar!
Wir fordern Sie daher auf
Stellen Sie jegliche Unterstützung dieser Veranstaltung durch
die Bundeswehr unverzüglich ein!
Verwehren Sie den Veteranenorganisationen von Wehrmacht und
Waffen-SS den Zugang zu den Kasernen der Bundeswehr!
Keine Verharmlosung von Kriegsverbrechen!
Keine Toleranz gegenüber Kriegsverbrechern!
Kontakt: angreifbare.tradition@yahoo.de
UnterzeichnerInnen aus Italien
Carlo Enrico Leale, BORGHETTO DI BORBERA, ALESSANDRIA; figlio del
Sotto tenente Ettore Marco Leale deportato in KZ a Mauthausen (
matricola IT 110297 ) assassinato in galleria a MELK a.d. DONAU il 5
aprile 1945; Matteo Sergio Bracco, Vice-Sindaco di Castelnuovo Nigra
(TO); Mauro Sonzini, studioso di Resistenza e Democrazia,
vicepresidente ANPI Giaveno-Valsangone Rossana Valtorta,
Associazione Nazionale Partigiani ItalianiMonza; Valerio Cheli,
membro della Chiesa Evangelica Valdese di Firenze, gruppo di
diaspora di Pistoia ; Angela Rigoli, Padova; Fulvia Candeloro –
Tuscany; Beatrice Rabaglia – Tübingen; Monica Venturelli; Enrico
Modigliani; Margherita Granero Torino; Dr. Sergio R. Fogagnolo,
Dresano MI;Carla Cavazzi e Armando Rabaglia; Michelangelo Ferragatta
Torino, città medaglia d’oro della resistenza italiana Italia ;
Associazione La Barberia-Bologna;Collettivo Officina
Milano;Anpi-Sez.E.Curiel-Milano;Bianca Pividori-ricercatrice;
Vladimiro Cantaluppi-musicista; Agide Gelatti e Rosangela Zumerle,;
Rossella Ratti; Marisa Alliod, Elisabetta Lombi; Annalisa Govi;
Maria Pia Simonetti, Aosta; Sandro Mogni; Avv.Antonio Caputo (Difensore
Civico della Regione Piemonte); figlia del superstite Natale Pia kz
115658 Mauthausen-Gusen e nipote di Vittorio Benzi kz 115373 morto
di fame e fatica a Mauthausen-Gusen a 17 anni, Biagio Benzi kz 43493
superstite di Flossenbürg e Giovanni Benzi, kz 7332 superstite di
Bolzano, tutti partigiani vittime del rastrellamento avvenuto nella
zona di Nizza Monferrato il 3 dicembre 1944; Marianne Wienemann,
Vezzano sul Crostolo/Italien
Lettera aperta
Al ministro della Difesa Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg,
al ministro degli Esteri Dr. Guido Westerwelle,
al capo del Governo Frau Dr. Angela Merkel
Apprendiamo con stupore che in data 8 e 9 maggio 2010 si
incontrano di nuovo ex appartenenti alla Wehrmacht e alla Waffen-SS
per una messa a cielo aperto presso il monumento degli alpini
tedeschi sul monte Hohen Brendten in località Mittenwald.
Questo raduno è l'ultimo grande incontro dei soldati di Hitler,
partecipato anche da criminali di guerra. Sappiamo che gli alpini
tedeschi sono responsabili di numerosi massacri, sono gli assassini
dei 4000 soldati italiani a Cefalonia, dei 317 civili nel paese
greco di Kommeno, di decine di civili a Camerino, degli ammalati
nella grotta de la Luire/ Vercors, dei prigionieri americani a
Massa... Fino ad oggi non sono stati condannati dalla Giustizia
tedesca ed anzi continuano a trasmettere la loro idea di tradizione
senza alcuno scrupolo. Quest'anno hanno scelto per la loro "festa"
l'anniversario della Liberazione dal nazismo. Questa provocazione è
inaccettabile!
Purtroppo l'esercito tedesco attuale, la "Bundeswehr",
sponsorizza l'evento: alti ufficiali tengono comizi, depongono fiori
e mettono a dispozione un servizio navetta per i più anziani. Così
da anni, durante questo raduno annuale degli alpini a Mittenwald i
veterani della Wehrmacht ed altri criminali nazisti non puniti
possono liberamente "fraternizzare" con i giovani soldati.
E' un triste scandalo.
Perciò chiediamo:
si tolga qualsiasi supporto ufficiale della Bundeswehr a questo
raduno.
si vieti l'accesso dei veterani di Wehrmacht e Waffen-SS alle
caserme della Bundeswehr.
si informino i giovani soldati e tutta la società sui crimini di
guerra perpetrati dagli alpini tedeschi.
|