07.05.2010
VVN-BdA fordert Aufklärung über
Feuerwehr-Kontakte sowohl zur rechten Szene als auch zur Bundeswehr
und zur Reservistenbewegung
Die VVN-BdA von Dortmund hat sich am Dienstag mit
den Veröffentlichungen im Zusammenhang der Nazikontakte des
bisherigen Feuerwehrleiters von Dortmund und heutigen – wenn auch
beurlaubten – Chefs des Instituts für Feuerwehr- und
Rettungstechnologie (IFR) befasst und fordert eine rasche Klärung
des Skandals.
Die Medieninformationen über Klaus Schäfer sind erschreckend,
aber nicht vollständig. Wenn man nur den IFR-Kooperationspartnern
des Herrn Schäfer in den auf der Dortmunder Feuerwehr-Web-Site
bezüglich der dort aufgeführten Projekte nachgeht, befindet man
sich auf dem Weg in den bundesweit vernetzten zivil-militärischen
Sumpf aus Politik, Bundeswehr, Polizei, Behörden und Forschung. Das
wird nicht besser, wenn man sich über Prof. Rainer Koch von der Uni
Paderborn informiert, dem Stellvertreter des Nazifreundes Schäfer
im IFR. Er behauptet gern, dass er an rein zivilen
Feuerwehrprojekten arbeitet. Auf der Feuerwehrwebsite wird aber
berichtet, dass ständig 50 Angehörige von Freiwilliger und
Berufsfeuerwehr Dortmunds auf Einladung der Bundeswehr an Übungen
auf dem Truppenübungsplatz Daaden teilnehmen und dass diese
Übungen in acht Durchgängen vom Herbst 2009 bis Herbst 2010
anhalten. Dabei wurden bisher „militärische Operationen
größeren Umfangs“ simuliert und nunmehr auch auf dem Gebiet der
Zivilmilitärischen Zusammenarbeit angewendet. Hubschrauber und
Pionierkräfte der Bundeswehr werden eingeplant und spielerisch
eingesetzt. Immer dabei: Dortmunds Feuerwehr und das Dortmunder
Kreisverbindungskommando der Bundeswehr. Wörtlich heißt es in der
Mitteilung der Feuerwehr Dortmund wie auch in einer
Veröffentlichung eines Jörg Schäfer von der Evinger Feuerwehr:
„Die dort eingeplanten Reservisten der Bundeswehr halten einen
exzellenten Draht zur Stadtverwaltung. Sie ermöglichen auch die
unkomplizierte wie schnelle Hilfe durch die Truppe, wenn der
Krisenstab diese benötigt.“
Wir fordern, dass das Zusammenspiel von Nazifreunden wie Klaus
Schäfer mit Reservisten und Bundeswehr untersucht und abgestellt
wird.
Wir erinnern daran, dass Klaus Schäfer nicht nur an
Naziaufmärschen in Dresden und Dortmund beteiligt war, sondern auch
am 4. Februar im Rathaus am Bürgerforum über Rechtsextremismus als
Redner für die Neonazis teilnahm. Er behauptete, nicht die rechte
Szene sei das Problem, sondern die linke antifaschistische, gegen
„deren Gewalt“ der Staat vorzugehen hätte. Wenn Leute wie
Schäfer für dieses Vorgehen künftig auch Militärkräfte bereit
halten, dann tun sich erschreckende Perspektiven für die
Beseitigung der Demokratie im Lande auf.
Ulrich Sander
Dortmund
Sprecher der VVN-BdA
Pressespiegel: Ruhr Nachrichten vom
05. Mai 2010
Wer wusste von Klaus Schäfers
Kontakten?
Von Peter Bandermann
DORTMUND Der vom Dienst suspendierte Klaus Schäfer hatte nicht
nur Kontakte zur Neonazi-Szene, sondern stets auch Zugang zu
Geheimwissen. Er war involviert u. a. in die "Terrorismusabwehr
in Großstädten" und arbeitete mit der Polizei in einem
Forschungsprojekt.
Und dieser Mann traf sich mit einer rechtsextremistischen
Organisation, die permanent vom Staatsschutz der Polizei und dem
Verfassungsschutz beobachtet wird. Stadt-Pressesprecher Udo
Bullerdieck sprach von "brisantem Wissen", über das der
vom Dienst suspendierte Leiter des Instituts für Feuerwehr- und
Rettungsdienstechnologie am Martin-Schmeißer-Weg im
Technologiezentrum in Eichlinghofen verfügt.
Wie berichtet, hatte Stadtdirektor Siegfried Pogadl den Beamten
nach dessen Teilnahme an einer Neonazi-Demonstration vom Dienst
suspendiert. Inzwischen seien "alle Verbindungen in das
städtische Netz gekappt", so Und das ist offenbar notwendig.
Denn Klaus Schäfer verfügte über präzise Kenntnisse über
Terrorismusabwehr, Einsatzplanung, Einsatzstrategie und
Funkkommunikation bei Großeinsätzen. Der Informationstransfer
erfolgte zwischen ihm, anderen Kommunen und der Polizei. Mit diesem
Wissen im Kopf nahm er an "politischen Diskussionen"
hinter verschlossenen Türen mit Rechtsextremisten teil.
Viele Fragen sind offen, zum Beispiel diese:
Gab er Dienstgeheimnisse preis, ließ er sein Wissen in
"Diskussionen" einfließen?
Wusste die Polizei von Schäfers Kontakten zur Extremisten-Szene?
Wenn ja: Warum ist die Stadt nicht über die Treffen informiert
worden? Die Polizei wollte die Frage nach ihren Kenntnissen über
Klaus Schäfer nicht beantworten. Ein Sprecher: "Das sind
hochsensible Details. Die wollen wir nicht in die Öffentlichkeit
tragen. Wir ermitteln auch nicht." Die Stadt betreibt zurzeit
interne Aufklärungsarbeit, fasst Erkenntnisse zusammen und
übergibt der Polizei kurzfristig ein Dokument. Mit der Bitte, doch zu ermitteln.
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