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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

20.04.2010

Gedenkfeier am Mahnmal Wenzelnberg 

Am Mahnmal Wenzelnberg wurde der Mord an 71 Häftlingen durch die SS vor 65 Jahren in Erinnerung gerufen.

Von Karl-Rainer Broch

Der Mord an 71 Häftlingen am 13. April 1945 in der Wenzelnberg-Schlucht in Landwehr liegt zwar schon 65 Jahre zurück, doch auf einer würdevollen Gedenkfeier, ausgerichtet durch die Stadt Solingen, zogen alle Redner Parallelen zu den geplanten Kundgebungen der rechtslastigen Parteien „Pro NRW“ und NPD am 1. Mai in Solingen.

Professor Dr. Jörg Becker sprach im Namen der Verfolgten des Nationalsozialismus (VVN) und betonte: „Mit einem kräftigen und sehr breiten Bündnis werden wir die Rechten in die Schranken verweisen, um zu zeigen, es gibt ein sozial orientiertes Solingen und nicht ein Solingen von rechten Dumpfbacken.“ Der Gewerkschaftler ging in diesem Zusammenhang mit Beispielen auch auf Islamfeindlichkeit ein: „Der Mittelstand fühlt sich bedroht und zündelt mit Vorurteilen und Rassismus.“

Wenig Interesse der Gerichte an der Strafverfolgung der Täter

Der Solinger Oberbürgermeister Norbert Feith warnte davor, das Recht auf freie Meinungsäußerung zu missbrauchen: „Man muss dann laut widersprechen.“ Das breite demokratische Bündnis „Bunt statt Braun“ richte sich am 1. Mai gegen alle, die Hass und Verleumdung aussäen wollen. Er hatte bei seinem Rückblick auf den Terror in den letzten Kriegswochen beklagt, dass die deutschen Gerichte wenig Interesse an der Strafverfolgung der Täter gezeigt hätten, obwohl die Namen bekannt waren: „Die Verfolgung von Nazi-Verbrechern setzte viel zu spät ein.“ Zusammen mit seinen Amtskollegen - Oberbürgermeisterin Beate Wilding (Remscheid) und den Bürgermeistern Ursula Schulz (Wuppertal), Dieter Braschoss (Langenfeld) und Friedrich Busch (Leverkusen) - verharrte Norbert Feith während einer Gedenkminute stumm vor den vielen Kränzen, mit denen die Opfer geehrt wurden.

Die Gedenkfeier, an der auch Nachkommen und Verwandte der Opfer teilnahmen, wurde umrahmt mit Beiträgen der Projektgruppe „Pro Agenda - Contra Nazis“ des Jugendstadtrates Solingen. Harun Suratli, Svenja Baur und Anne König lasen alle Namen der 71 Hingerichteten im Wechsel vor. Schauspieler Uwe Dahlhaus rezitierte eindrucksvoll die „Todesfuge“ von Paul Celan mit der Mahnung „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“.

In das „Lied der Moorsoldaten“, interpretiert von der Kinder- und Jugendgruppe der Naturfreunde Theegarten, stimmten viele der zahlreichen Besucher ein. Begleitet wurde die Feier vom Blasorchester der Musikschule Solingen.

Quelle: http://www.solinger-tageblatt.de/