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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

31.03.2010

Der letzte noch lebende Abgeordnete des ersten Düsseldorfer Landtags nach 1945 verstorben

Zur Trauerfeier von Jupp Angenfort am 30. März 2010 in Düsseldorf

Trauerfeier Jupp Angenfort am 30. März 2010Der letzte noch lebende Abgeordnete des ersten Düsseldorfer Landtags nach 1945 ist im Alter von 86 Jahren am 13. März 2010 in Düsseldorf verstorben. Seine Beisetzung erfolgte am 30. März 2010 unter großer Anteilnahme von jungen und alten Kampfgefährten, Gewerkschaftern, antifaschistischen Gruppen, Vertretern der DKP und der Partei DieLinke auf dem Stoffeler Friedhof in Düsseldorf. Die Gedenkreden wurden von Prof. Dr. Heinrich Fink, Bundesvorsitzender der VVN-BdA (ehemaliger Rektor der Humboldt-Universität zu Berlin) und der Vorsitzende der DKP Heinz Stehr gehalten. Bärbel Beuermann, stellvertretende Landessprecherin der Partei DieLinke, sprach ebenfalls am Grabe Worte des Gedenkens an „unsern Jupp“.

In einer Mitteilung der VVN-BdA Düsseldorf heißt es: „Josef Angenfort weist eine bemerkenswerte Biografie auf. Aus einer katholischen Arbeiterfamilie entstammend wird er wie tausende andere in die „Großdeutsche Wehrmacht“ gepresst. In der Kriegsgefangenschaft ab 1943 wird er aktiv im „Nationalkomitee Freies Deutschland“. Nach Rückkehr aus der Sowjetunion 1949 engagiert er sich in der Freien Deutschen Jugend, die aber bereits 1951 von Adenauer wegen ihres antimilitaristischen und antifaschistischen Engagements verboten wird. Die FDJ war das wesentliche Hindernis zur Wiedermilitarisierung der Westzonen. Sie war auch der schärfste Opponent gegen das erste Kabinett Adenauer, in dem mehr Nazis ihren Platz hatten als in Hitlers erstem Kabinett.

Die FDJ wurde 1951 verboten und Josef Angenfort unter Bruch der Immunität als Abgeordneter der KPD im Landtag von NRW im März 1953 verhaftet und zu 5 Jahren plus einem Zuschlag von 6 Monaten verurteilt, weil der „Angeklagte“ sich „uneinsichtig“ zeigte. Die Süddeutsche Zeitung schrieb am 3. März 1954: „Die Anklagepunkte: erstens Agitation gegen die ‚Remilitarisierung’ ….und ….Werbung für die Wiedervereinigung Deutschlands…stehen auf schwachen Füßen“. Trotzdem: 5 Jahre Zuchthaus wegen Einsatz für die Einheit Deutschlands und gegen die Wiederaufrüstung.

Traueranzeige Jupp AngenfortIm Zuchthaus Münster erkrankt, wird Josef Angenfort 1957 auf „Bewährung“ entlassen aber 1962 erneut verhaftet. Josef Angenfort entzieht sich dieser erneuten Haft durch eine spektakuläre Flucht in die DDR. Ende 1968 Rückkehr in die Bundesrepublik. Wiederum Haft im Zuchthaus Remscheid-Lüttringhausen. Eine Begnadigung durch den damaligen Bundespräsidenten Lübke lehnt Angenfort wegen dessen NS-Vergangenheit ab, zumal er eine kriminelle „Schuld“ wegen seines Engagements gegen die Wiederaufrüstung und für die Einheit Deutschlands nicht einzusehen vermag. Im April 1969 wird er ohne seine Zustimmung „begnadigt“ und kommt frei.

Nach seiner Tätigkeit als Mitglied des Präsidiums der DKP, Leiter der Abteilungen für Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik übernimmt Josef Angenfort ab 1988 die Funktion des Landesvorsitzenden der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten – VVN-BdA NRW. Wird Mitglied des Bundesausschusses der VVN-BdA. Ab 2002 Landessprecher der VVN-BdA NRW. Ab 2008 Ehrenvorsitzender der VVN-BdA NRW.

Mit „Jupp“ Angenfort, so nannten ihn seine engsten MitstreiterInnen und FreundInnen, verliert die antifaschistische Organisation VVN-BdA einen ihrer besten und erfahrensten Kameraden.

VVN-BdA Kreisvereinigung Düsseldorf Jürgen Schuh (Kreissprecher)

Die Partei DieLinke erklärte:

Nachruf für Jupp Angenfort

"Und wir werden nicht Ruhe geben, bis es auch ganz offiziell aus dem NRW-Landtag heißt: "Jung, wir haben dir Unrecht getan. Entschuldige…", sagte Bärbel Beuermann, Spitzenkandidatin der LINKEN NRW auf der Trauerfeier für Jupp Angenfort in Düsseldorf in Anspielung auf eine seiner Aussagen in der WDR-Dokumentation "Als der Staat rot sah – Justizopfer des Kalten Krieges".

Angenfort, 1951 der jüngste Abgeordnete im Düsseldorfer Landtag, war nämlich 1954 trotz seiner Immunität, die er als Landtagsabgeordneter besaß, wegen Hochverrats angeklagt und zu einer Zuchthausstraße von 5 Jahren und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt worden. Er starb im Alter von 86 Jahren in seiner Geburtsstadt in Düsseldorf.

An der Trauerfeier nahmen mehr als 200 Repräsentanten der Linken und der Gewerkschaftsbewegung, darunter der Fraktionsvorsitzende der LINKEN im Düsseldorfer Stadtrat Frank Laubenburg und Edith Fröse, Mitglied des Landesvorstandes teil.

Weitere Informationen über das Leben und Wirken von Jupp Angenfort gibt es in dem Film "Josef genannt Jupp".

Trauerfeier Jupp Angenfort am 30. März 2010 Trauerfeier Jupp Angenfort am 30. März 2010
Trauerfeier Jupp Angenfort am 30. März 2010 Trauerfeier Jupp Angenfort am 30. März 2010
Trauerfeier Jupp Angenfort am 30. März 2010 Trauerfeier Jupp Angenfort am 30. März 2010
Trauerfeier Jupp Angenfort am 30. März 2010 Trauerfeier Jupp Angenfort am 30. März 2010