31.01.10
VVN-BdA wünscht Mahntafeln an Stätten der Untaten
von Angehörigen der Wirtschaftseliten der Zeit 1933 bis 1945
Beschluss der
Landesausschusssitzung der VVN-BdA NRW am 30. 1. 10
Im Rahmen ihrer Spurensuche und Rallye „Verbrechen
der Wirtschaft 1933-1945“ hat die VVN-BdA in NRW beschlossen,
folgende Bürgeranträge auf den Weg zu bringen
1.) An den Rat der Stadt Essen
(betr. Dr. Ernst Achenbach)
Es wird beantragt: An der Geschäftsstelle der FDP in der
Seidlstr. In Essen wird eine Mahntafel angebracht mit einem Text,
der darauf hinweist, dass in der Nachkriegs-FDP in Essen Dr. Ernst
Achenbach eine bedeutende Rolle als Parteivorsitzender, als
Bundestags- und Landtagsabgeordneter gespielt hat. Bei Ernst
Aachenbach handelte es sich um den Geschäftsführer der „Adolf-Hitler-Spende
der deutschen Wirtschaft“ und Mitwirkenden an der Deportation
französischer Juden in die Vernichtungslager der Nazis. In der FDP
wirkte er dafür, dass in ihr führende Nazis mitwirken durften und
dass die NS-Verbrecher straffrei blieben. Die Tafel soll auf die
verhängnisvolle Rolle von Wirtschaftskreisen in der NS-Zeit
hinweisen. Sie soll der Mahnung dienen, solche Verbrechen nie wieder
zuzulassen.
2.) An den Rat der Stadt Hagen
(betr. Günther Quandt)
Es wird beantragt: Am Verwaltungsgebäude der Fa. VARTA in
Hagen wird eine Mahntafel angebracht mit einem Text, der darauf
hinweist, dass dort einst Günther Quandt residierte, ein enger
Partner der Nationalsozialisten, die er förderte und von denen er
wiederum unterstützt wurde. Er hat durch „Arisierung“ jüdische
Kaufleute beraubt, einen der größten Rüstungskonzerne aufgebaut,
die im Zweiten Weltkrieg systematisch Zwangsarbeiterinnen und
Zwangsarbeiter ausbeuteten, so dass viele von ihnen starben. Mit
seinen Verbrechen hat er ein großes Vermögen angehäuft, und noch
heute zählt daher die Familie Quandt zu den reichsten Europas. Die
Tafel soll auf die verhängnisvolle Rolle von Wirtschaftskreisen in
der NS-Zeit hinweisen. Sie soll der Mahnung dienen, solche
Verbrechen nie wieder zuzulassen.
3.) An den Rat der Stadt Bonn (betr.
Hermann-Josef Abs)
Es wird beantragt: Am Gebäude der Deutschen Bank in Bonn wird
eine Mahntafel angebracht mit einem Text, der darauf hinweist, dass
an der Spitze dieser Bank der Bonner Bürger Hermann Josef Abs
tätig war, der eine führende Rolle in der Wirtschaft der NS-Zeit
spielte. Über Abs und die Deutsche Bank berichtete im März 1947
der Omgus-Report (Report einer US-amerikanischen
Regierungsorganisation): "Es wird empfohlen", "daß
die Deutsche Bank liquidiert wird." Die Vorstandsmitglieder der
Deutschen Bank sollten "angeklagt und als Kriegsverbrecher vor
Gericht gestellt werden, die leitenden Mitarbeiter der Deutschen
Bank von der Übernahme wichtiger oder verantwortlicher Positionen
im wirtschaftlichen und politischen Leben Deutschlands
ausgeschlossen werden". Die Tafel soll auf die verhängnisvolle
Rolle von Wirtschaftskreisen in der NS-Zeit hinweisen. Sie soll der
Mahnung dienen, solche Verbrechen nie wieder zuzulassen.
Mit Anträge und Aktionen wie oben geschildert setzt die VVN-BdA
ihre Rallye „Verbrechen der Wirtschaft 1933-1945“ fort, in deren
Rahmen mit örtlichen Mahnwachen, Publikationen und Bürgeranträgen
zur Aufklärung über die Verbrechen der Wirtschaft 1933-1945
aufgefordert wird. Sie wurden von der VVN-BdA und anderen
Antifaschistinnen und Antifaschisten veranstaltet in: Bielefeld
(Oetker), Herten (Zwangsarbeit im Bergbau), Dortmund-Eving (Kirdorfsiedlung),
Dortmund-Mitte (Ex-Springorum-Villa), Dortmund-Hörde (Zwangsarbeit
in der Stahlindustrie), Essen (Krupp), Mülheim (Kirdorf),
Düsseldorf (Industrieklub), Leverkusen (IG Farben), Köln (Hitler
und Banker in Villa Schröder), Kreuztal (Flick) und Siegen
(Zwangsarbeit in Südwestfalen).
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