24.01.10
"...dass man die Massenmörder bestraft und
nicht diejenigen, die Massenmörder als Massenmörder bezeichnen"
Auseinandersetzung mit
Kriegsverbrechern damals und heute
Der damalige Bundessekretär der Sozialistischen Jugend „Die
Falken“, Lorenz Knorr, hielt am 22. Juli 1961 in Solingen eine
Rede, in der er einige namentlich genannte Generäle der Bundeswehr
als „Nazi-Generäle“ und als „Massenmörder“ bezeichnete.
Darunter waren die Generäle Adolf Heusinger, Dr. Hans Speidel,
Friedrich Foertsch und Josef Kammhuber und der Admiral Friedrich
Ruge. Alle fünf waren schon vorher öffentlich bezichtigt worden,
Kriegsverbrechen begangen zu haben, ohne dass gegen die Urheber
etwas unternommen wurde. Es gab keine Ermittlungen der Justiz. Die
ermittelte nun gegen Lorenz Knorr, der inzwischen
Bundesleitungsmitglied der Deutschen Friedensunion geworden war. Die
von ihm angegriffenen Generäle fühlten sich beleidigt und
erstatteten Strafanzeige gegen ihn.
Nach jahrelangem Streit wurde Knorr zu einer Geldstrafe
verurteilt. Einer der Verteidiger Knorrs, Heinrich Hannover, sprach
in einem Plädoyer unter anderem über die Ehre der Generäle und
deren Schuld. Es endete mit den Sätzen: „Ich habe die Hoffnung,
dass unsere Generation erleben wird, dass man die Massenmörder
bestraft und nicht diejenigen, die Massenmörder als Massenmörder
bezeichnen. Es könnte sonst leicht sein, dass unsere Generation die
letzte gewesen sein wird, die überhaupt gelebt hat.“
Hier ein Brief von Lorenz Knorr an Ulrich Sander,
VVN-BdA-Sprecher, der ebenfalls eine Auseinandersetzung,
Wehrmachtskriegsverbrechen betreffend, durchstand und dazu die
Schrift „Eine Mordstruppe“ vorlegte
Von Lorenz Knorr am 13.01.2010
Für Ulrich Sander
VVN-BdA NRW
Lieber Ulli,
die Publikation „Eine Mordstruppe“ liegt bei mir vor. Besten
Dank! – Es ist ein detaillierter und aufschlussreicher Bericht
über Deinen jahrelangen politischen und Geschichte aufhellenden
Kampf gegen den völkisch-militaristischen
Gebirgstruppen-Kameradenkreis bzw. über die (noch nicht
abgegoltenen) Kriegsverbrechen deutscher Gebirgstruppen in Italien
und Griechenland bzw. über die dort getöteten Menschen.
Dieses Opus gibt zudem umfassende Auskunft über Dein nicht nur
höchst notwendiges, sondern zugleich erfolgreiches Ankämpfen gegen
die versuchte „Politik des Schlussstriches“, die den Mördern
von gestern und den deutschen Waffenträgern und schon wieder in
Raub- und Aggressionskriege verwickelten Ewig-Gestrigen dienen soll!
Es darf nicht Schluss sein mit der gerechten Aufarbeitung
historischer und zeitgeschichtlicher Verbrechen; sie dürfen nicht
im Dunkel der Geschichte verschwinden! Das Lernen aus vergangenen
deutsch-faschistischen Untaten soll helfen, eine human gestaltete
Zukunft zu ermöglichen.
Mit viel Sachkenntnis und Mut führtest Du Deine Auftritte und
von Dir inspirierte Aktionen gegen die von der Bundeswehr
mitgetragenen „Traditionstreffen“ in Mittenwald, aber auch gegen
jene, die mit administrativen und juristischen Mitteln die oben
benannten Verbrechen zu bagatellisieren trachten oder vertuschen
halfen oder das Benennen der historischen Wahrheit verhindern
wollen. In wessen Interesse?
Meine volle Anerkennung für Dein diesbezügliches und mit Opfern
verbundenes Wirken ist Dir sicher! Ich wünsche Dir, dass Du bei all
den Belastungen, die dieser politische Kampf mit sich bringt,
erreichte Erfolge sichern und weitere erringen kannst!
Mit Hochachtung und antifaschistischem Gruß
gez. Lorenz Knorr
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