19.12.09
Frau Merkels Vernichtungskrieg
Bruch des Kriegsvölkerrechts,
wie es ihn seit 1945 nicht gab
Am 5. September 2009 meldete Oberst Georg Klein an den
Generalinspekteur der Bundeswehr Wolfgang Schneiderhan: "Am 4.
September um 1.51 Uhr entschloss ich mich, zwei am Abend des 3.
September entführte Tanklastwagen sowie an den Fahrzeugen
befindliche INS durch den Einsatz von Luftstreitkräften zu
vernichten." INS, das sind im Nato-Jargon Insurgenten,
Aufständische und Taliban. Wer INS ist, der ist zu vernichten und
mit ihm zahlreiche Frauen, Kinder und Greise. Es gibt offenbar einen
INS-Befehl, - einen neuen Kommissarbefehl? Das deutsche Militär
führt wieder einen Vernichtungskrieg. Der Bericht war allen
bekannt, vor allem dem Kriegsministerium, aber auch dem Kanzleramt
und dem Verteidigungsausschuss. Jetzt lügen sie alle: Wir haben es
nicht gewusst. Und viele Abgeordnete sagen, sie hielten so etwas
nicht für möglich.
So etwas ist möglich und vorstellbar, spätestens seit im Sommer
die Friedensbewegung Feststellungen traf wie die VVN-BdA: "70
Jahre nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen, haben deutsche
Soldaten wieder einen Schießbefehl, ´Taschenkarte´ genannt, im
Gepäck." Anfang April dieses Jahres schrieb diese Organisation
den Mitgliedern des Bundestagsverteidigungsausschusses und forderte
sie zum Handeln auf: Es gibt den in der Truppe verbreiteten Aufsatz
des einflussreichen Ex-Bundeswehrgenerals Jürgen Reichard, wonach
die heutigen Bundeswehrsoldaten wie einst die Wehrmachtssoldaten
"überreagieren" dürften. Derartiges sollte straffrei
bleiben. Die Alliierten würden längst "die Vorschriften und
Erfahrungen der Deutschen auswerten und zu Rate ziehen für ihren
aktuellen ´Kampf gegen den Terror´." Dass dieser Kampf gegen
den Terror nach Wehrmachtsmaßstäben geführt wird, bestätigte
auch Detlef Bald, langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter des
Bundesverteidigungsministeriums. Die Ausbildung der Truppe werde
nach "zeitlos gültigen" Lehrmaterialien des NS-Heeres
vorgenommen. So werde die Heeresdienstvorschrift "Anleitung
für den Nahkampf" von 1944 herangezogen, allerdings auch mit
Ratschlägen für die Distanz - passend zu Oberst Klein: "Was
man von fern besorgen kann / dazu pirscht man sich nicht ran."
Und nicht zuletzt gilt das Wort des wegen antisemitischen Sprüchen
geschassten Generals Reinhard Güntzel, der jene KSK ausbildete, die
mit einer neuen Tarnbezeichnung Task Force 47 in die Truppe von
Oberst Georg Klein eingegliedert war und Einfluss auf Klein nahm. In
dem Band "Geheime Krieger" stellte Güntzel bereits 2007
das Kommando Spezialkräfte (KSK) und seine damaligen Elite-Soldaten
in die Tradition der Wehrmachts-Spezialdivision
"Brandenburg". Diese Division war an Massakern an Juden
und Partisanen - heute: Taliban und Islamisten - beteiligt.
"Die Kommandosoldaten wissen genau, wo ihre Wurzeln
liegen", schreibt Güntzel. Die Einsätze der Division
"Brandenburg" gälten "in der Truppe als geradezu
legendär", so Güntzel.
Der Massenmord an über 150 Afghanen jeden Alters und Geschlechts
stellt einen Bruch des Kriegsvölkerrechts durch Deutschland dar,
wie es ihn seit 1945 nicht gab. Das geht aus einem Bericht des
Internationalen Roten Kreuzes hervor. Doch Minister zu Guttenberg
(CSU), der sich von seinem Urteil, das Vorgehen Kleins vom 4.
September sei militärisch "angemessen" gewesen,
inzwischen wieder verabschiedet hat, hält über Oberst Klein weiter
seine schützende Hand. Die Regierung Merkel greift massiv in die
deutsche Gerichtsbarkeit ein, um den Oberst vor Strafverfolgung zu
schützen. Denn käme es dazu, dann würde sich die Frage nach der
Mittäterschaft von Regierung und Generalstab stellen. Und es würde
sich die Frage nach der Verantwortung der Kanzlerin stellen. Sie
lässt alles Guttenberg regeln, obwohl sie nach Artikel 115 b GG im
Krieg Oberkommandierende zu sein hat.
"Provinz-Wiederaufbau" im Rahmen der
"Sicherheitsunterstützungstruppe" ISAF nennt sich die
offizielle Aufgabenstellung Oberst Georg Kleins und seiner Leute.
Doch denen steht mehr der Sinn nach Massenvernichtung, wohl wissend,
dass damit jeder Weg zu einem Kriegsende durch Verhandlungen verbaut
wird. Ein Friedensschluss ist offenbar auch nicht erwünscht. In
seiner "Friedensnobelpreisrede" sprach Barack Obama es
aus: Verhandlungen würden al-Quaida nicht zur Aufgabe bringen, und
"während unseres Lebens" werden "gewaltsame
Konflikte nicht auszumerzen" sein. Der Ruf nach immerwährendem
Krieg ist auch das Credo Karl Theodor zu Guttenbergs: Was heute
Ausnahmesituation sei, müsse zur dauerhaften
Selbstverständlichkeit werden.
Mehr Rüstung muss her. Für den Profit der Reichen werden die
Kriege zum Dauerzustand.
Ulrich Sander
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