20.11.09
Teheran antwortet mit Todesstrafen
Iranische Justiz will fünf
Teilnehmer an Demonstrationen gegen Regierung hinrichten lassen
19.11.2009 Von Jan Keetman
Istanbul Wegen der Proteste gegen die Wiederwahl von Präsident
Mahmud Ahmadinedschad sind in Iran bisher fünf Personen zum Tode
verurteilt worden. Wie das iranische Fernsehen unter Berufung auf
eine Erklärung der Staatsanwaltschaft in Teheran berichtete, wurden
sie für schuldig befunden, mit »Terroristen oder der Opposition«
in Verbindung gestanden zu haben. Die Todesstrafe wurde auch gegen
zwölf Kurden verhängt, die bewaffneten Untergrundgruppen
angehören sollen.
Die Justiz von Teheran hat darüber informiert, dass bisher im
Zusammenhang mit den Massendemonstrationen gegen vermuteten Betrug
bei der Wahl des Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad im Juni fünfmal
die Todesstrafe verhängt wurde. Den Verurteilten wird vorgeworfen,
Beziehungen zu »antirevolutionären, terroristischen oder
oppositionellen Gruppen« gehabt zu haben. Die Namen der
Verurteilten sollen erst nach Abschluss eventueller
Berufungsverhandlungen bekanntgegeben werden. Außerdem erklärte
die Justiz, dass insgesamt 89 Verfahren entschieden worden seien.
Außer den fünf Todesurteilen seien gegen 81 Angeklagte
Freiheitsstrafen zwischen einem halben Jahr und 15 Jahren Gefängnis
verhängt worden.
Von Beobachtern wird vermutet, dass es noch eine große Zahl
weiterer Prozesse hinter verschlossenen Türen gibt. Insbesondere
ist nicht bekannt, wie es um die Verfahren gegen einige prominente
Reformer steht, die im August in Filmaufnahmen von einem größeren
Prozess zu sehen waren.
Indessen ist nach den Demonstrationen vom 4. November wieder Ruhe
in Teheran eingekehrt. Weitere Proteste bei sich bietender
Gelegenheit sind aber durchaus wahrscheinlich. Selbst mit einem
großen Aufgebot an Sicherheitskräften ist die Lage in Teheran
schwer unter Kontrolle zu halten. Neben Angst vor Repression
herrscht bei vielen auch Enttäuschung über den unterlegenen
Präsidentschaftskandidaten Mir Hussein Mussawi. Bei Demonstrationen
lässt er sich nicht mehr blicken. Es mag sein, dass er daran
gehindert wird, aber sein Mitbewerber Mehdi Karrubi schaffte es am
4. November auf die Demonstration. Der Geistliche mit schwarzem
Turban und weißem Bart, der unter Präsident Mohammed Chatami das
wichtige Amt des Parlamentssprechers innehatte, marschierte eifrig
mit. Karrubi hat seit der Wahl mehr als einmal Mut bewiesen. Dies
nicht zuletzt mit der Veröffentlichung von Berichten über sexuelle
Misshandlungen von festgenommenen Demonstranten, weswegen ihm ein
Prozess droht.
Mut wurde auch immer wieder von Frauen gezeigt. Viele sagen, dass
die Frauen die eigentlichen Aktivisten bei den Kundgebungen sind.
Von den 90 Demonstranten, die am 4. November festgenommen wurden,
waren 70 Frauen. Frauen werden in Iran nicht nur wegen ihrer
Kleidung gegängelt, sie werden auch in vielen anderen Fragen
benachteiligt.
Jene fünf Demonstranten sind nicht die einzigen, denen derzeit
in Iran die Hinrichtung droht. Wie aus einem Offenen Brief der
Gesellschaft für bedrohte Völker an Bundeskanzlerin Angela Merkel
hervorgeht, warten zwölf namentlich bekannte iranische Kurden auf
die Vollstreckung der bereits gegen sie verhängten Todesstrafen.
Alle sollen, heißt es in dem Appell, Mitglieder oder Sympathisanten
einer politischen Gruppe sein, die bewaffnet gegen die Regierung
kämpft.
Bereits am Dienstag sind nach Berichten der Teheraner Zeitung »Kayhan«
zwei Männer und eine Frau wegen Drogenhandels gehenkt worden. Die
Gesamtzahl der in diesem Jahr in Iran hingerichteten Personen stieg
damit nach einer AFP-Zählung auf 254.
Mit freundlicher Genehmigung des Neuen
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