15.12.09
"Hinter diesen Mauern...- Mumia Abu-Jamal und
der lange Kampf um Freiheit"
Senderanfrage
Sehr geehrte Damen und Herren
Die Kreisvereinigung Wuppertal der Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes / Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten möchte
Ihnen einen Vorschlag für die Ausstrahlung eines Dokumentarfilmes
in folgender Sache unterbreiten:
Der afro-amerikanische Journalist Mumia Abu-Jamal befindet sich
seit seiner Verurteilung 1982 in den USA in der Todeszelle. Ihm wird
vorgeworfen, den Polizisten Daniel Faulkner am 9.12.1981 erschossen
zu haben. Er wurde selbst angeschossen und schwer verletzt.
Herr Abu-Jamal war zu diesem Zeitpunkt ein bekannter
Radiojournalist in der Region Philadelphia, der sich kritisch mit
Themen wie Polizeigewalt und Rassismus in der Stadt und in der
US-Gesellschaft auseinander setzte. Schon seit seiner Jugend war er
politisch aktiv, so schloss er sich 1969 der Black Panther Party for
Self Defense an.
Aufgrund einer Reihe von falschen Zeugenaussagen, polizeilichen
Unterlassungen bzw. Fehlern und Ungereimtheiten wurde Herr Abu-Jamal
zum Täter gestempelt.
Die Geschehnisse des 9. Dezember 1981 können nur durch ein neues
Verfahren aufgeklärt werden. In einem fairen Verfahren, so sind
sich der Angeklagte und sein Verteidiger Robert R. Bryan sicher,
können alle Mordvorwürfe entkräftet werden, und Herr Abu-Jamal
muss frei gesprochen werden, da er unschuldig ist. Klar ist, dass
Herr Abu-Jamal nicht die tödlichen Schüsse auf den Polizisten
abgegeben hat, wofür es "explosive Beweise" (Bryan) gibt.
"Mumia Abu-Jamal sitzt im Todestrakt, weil er schwarz ist,
Ex-Black Panther und ein oppositioneller kritischer Journalist, der
über Rassismus und Unrecht schreibt. Seine Gegner wollen ihn
deshalb loswerden. Rassismus ist das zentrale Thema, das sich seit
seiner Verhaftung am 9. Dezember 1981 bis heute durch seinen Fall
zieht: Die Staatsanwaltschaft hielt schwarze Geschworene aus dem
Verfahren, Richter Albert Sabo versprach der Anklage, "den
Nigger zu grillen", und verurteilte ihn zum Tode. Weil der
Rassismus, der in diesem Verfahren zum Himmel stinkt, ein klarer
Verfassungsbruch ist, liegt darin für uns die einzige Chance, den
Hebel anzusetzen und die Aufhebung des Todesurteils zu
erreichen." Robert R. Bryan
Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der
Antifaschistinnen und Antifaschisten hat Herr Abu-Jamal 2002 zu
ihrem Ehrenmitglied ernannt.
Die aktuelle Entwicklung im Verfahren gibt Anlass zu größter
Sorge: Durch die kommentarlose Ablehnung des Antrages auf ein neuen
Prozess durch den Obersten Gerichtshof der USA am 6.4.2009 setzt
sich die lange Reihe von Skandalen fort. Das Anliegen, einen neuen
Prozess wegen bewiesener, massiver verfassungsrechtlicher Verstöße
vor der höchsten juristischen Instanz der USA zu erwirken, wurde
damit zurückgewiesen. Der seit über zwei Jahrzehnten andauernde
Kampf um die Einhaltung von Menschen- und Grundrechten tritt damit
in seine letzte Phase: die illegitime Hinrichtung Herrn Abu-Jamals
könnte noch 2009 erfolgen.
Wir möchten Sie bitten, den Dokumentarfilm "Hinter diesen
Mauern...- Mumia Abu-Jamal und der lange Kampf um Freiheit" in
Ihr Programm aufzunehmen. (Buch und Regie: Jule Buerjes und Heike
Kleffner, Köln 1996; 2000 ausgestrahlt auf 3sat) [Information: www.kaos-archiv.de] Zwar wurde dieser Film 1996 gedreht, aber die
gegebene Schilderung des Falles ist weiterhin aktuell.
Im Jahr 2008 wurde der Film "In Prison my whole Life"
in Deutschland vorgestellt, der ebenfalls den Prozess gegen Mumia
Abu-Jamal behandelt. Als Anhang haben wir Informationen zu diesem
Film beigefügt.
Dieser Fall ist für die Öffentlichkeit in aller Welt von
größtem Interesse; seit 27 Jahren kämpft Herr Abu-Jamal um seine
verfassungsmäßigen Rechte, um einen fairen Prozess. Die eklatante
Verletzung der Menschenrechte während des gesamten Verfahrens weist
auf den rassistischen Charakter des Prozesses hin. Die
Zuschauerrinnen und Zuschauer können sich durch den Dokumentarfilm
selbst einen Eindruck über diesen Fall und über die gesamte
Problematik der Todessstrafe verschaffen.
Die VVN/BdA - Kreisvereinigung Wuppertal hofft, mit ihrer
Mitteilung die Sendeleitung auf ein aktuelles Thema hingewiesen zu
haben.
Mit freundlichen Grüßen
i.A. des Vorstandes
Jochen Vogler
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