01.09.09
Aufstieg mit Hilfe der Mitte
Die Rechten bei den Wahlen
"Keine Rolle spielen die Rechtsparteien." Das teilte
mir meine Heimatzeitung Westfälische Rundschau zum Dortmunder
Wahlergebnis mit. Keine Rolle? DVU und NPD verloren, aber sie
bekamen zwei Mandate und ca. 5000 Stimmen. Wenn am Samstag das
große bundesweite "Antikriegstreffen" der Nazis in der
Ruhrstadt sein soll, dann sind zahlreiche potentielle Mitmarschierer schon da. Deshalb rufen Antifaschistinnen und
Antifaschisten zum bundesweiten Widerstand nach Dortmund. Das ewige
Gerede der Etablierten: "Nazis bringen uns Imageschäden,
beachtet sie nicht", das hat nichts gebracht. Nazis sind schon
da. Wir müssen uns gegen sie stellen, gegen die Einheimischen wie
auch die Einreisenden.
In Nordrhein-Westfalen hatte die NPD 738 Kommunal- und
Kreistagskandidaten aufgeboten. Elf davon waren erfolgreich, hinzu
kommen weitere 25 erfolgreiche Neonazis und Rassisten, so von Reps
und pro-NRW. Sie wurden weniger, aber es sind immer noch zu viele.
Auch in Sachsen bei der Landtagswahl wurde die NPD reduziert, aber
sie konnte triumphal mitteilen, dass es erstmals einer
NSDAP-Nachfolgepartei möglich war, zum zweiten Mal in den Landtag
einzuziehen. "Wir sind eine Partei aus der Mitte des
Volkes," tönten sie im TV. Sie sind eine Partei, die ihren
Aufstieg der Mitte verdankt, die in Gestalt der CDU in Sachsen
besonders heftig den Nazis hilft. Kein Bundesland hat wie Sachsen
mit seiner "Antitotalitarismus"-Politik so sehr den Nazis
genutzt, die - den linken Antinazis gleichgestellt - aufgewertet und
reingewaschen werden.
Die Nazistimmen des letzten Wahlsonntags, das sind keine
Proteststimmen gegen die Krise. Wer nach jahrelanger Aufklärung,
nach den Erfahrungen der Geschichte noch immer rassistischen
Hetzern und Nazi-Gewalttätern folgt, der verdient kein
Verständnis. Der muss auch wissen, dass zu den Leuten, die sich da
am kommenden Samstag in Dortmund zusammenrotten wollen, auch jener
Thomas Baumann aus Weil am Rhein gehört, der nun verhindert ist:
Kurz vor der Wahl wurde er nach Hinweisen von Antifaschisten als
Bombenbauer und NPD-Funktionär festgenommen; er hat eine
umfangreiche Bombenküche betrieben. Nicht die Polizei, sondern
antifaschistische Aufmerksamkeit verhinderte ein Blutbad. Die
Öffentlichkeit erfuhr davon wenig. Ja, wenn es islamistische
Sauerländer und Bahn-Benutzer mit unbrauchbareren Bomben gewesen
wären, dann wäre das Geschrei groß gewesen und zur Kriegshetze
missbraucht worden, aber nun war es ein NPD-Mann, der sich in die
Reihe der Täter mit bisher 120 Todesopfern der Rechten einreihen
wollte. Medien und Behörden spielten das herunter - wie leider oft.
So bleibt uns die Aufgabe, gegen die Nazis auf die Straße zu
gehen und für ihr Verbot zu wirken, so am kommenden Samstag in
Dortmund und mittels der Kampagne der VVN-BdA "NoNPD".
Auch mit der Kampagne "Keine Nazis und andere Rassisten in die
Parlamente", - denn die nächste Wahl steht bevor.
Ulrich Sander
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