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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

29.08.09

Rechter Bombenbastler gefasst

Neonazi wegen möglicher Anschlagspläne in Haft / Anschläge auf Freiburger Antifa geplant?

Am 26.08.2009 wurde in Weil am Rhein der Neonazi und JN-Funktionär Thomas B. verhaftet. Es wurden etliche Utensilien zum Bombenbau sicher gestellt. Hatte die Freiburger Antifa bessere Untersuchungsergebnisse, als die Polizei? Wir dokumentieren hier eine Presseschau zum Thema:

Badische Zeitung vom 28.08.2009

Antifa spähte Weiler Neonazi aus – und kritisiert Polizei

Die Festnahme eines Weiler Neonazis, der sich Materialen zum Bombenbau besorgt hatte, geht auf die Freiburger Antifa zurück. Diese sagt: "Wir hatten bessere Informationen als die Polizei."

Werbung Letztendlich mussten die Ermittler diese Woche nur noch die Handschellen klicken lassen. Der Weiler Bombenbastler aus der Neonazi-Szene wurde ihnen sozusagen auf dem Silbertablett serviert. Die Anzeige kam von Unbekannt. Wer den Fall aufgedeckt und bis in die Details hinein aufgelöst hat, ist dagegen bekannt: Freiburgs Autonome Antifa hat ganze Arbeit geleistet und so offenbar terroristische Pläne vereitelt.

Fahnder sind verblüfft

Noch bevor die Ermittler in Lörrach zur Pressekonferenz eingeladen hatten, hatte die Antifa ein langes Communiqué ins Internet gestellt, das alle Hintergründe der Verhaftung auflistete und keine Fragen offen ließ. Hinter vorgehaltener Hand gaben die verblüfften Fahnder zu, dass die Angaben der "Autonomen Ermittler" aus Freiburg gestimmt haben. Die bei der Hausdurchsuchung sichergestellten Mengen an Chemikalien hat die Antifa aufs Gramm genau und mit ihrer jeweiligen Bezeichnung im Internet aufgelistet. 22 Kilogramm Rohmaterial nämlich. Eine größere Menge ist bei Neonazis in Deutschland noch nie gefunden worden.

"Wir haben uns jetzt langsam strukturiert und gehen zum Gegenschlag über." Inhalt einer angeblichen Mail des festgenommenen Neonazis aus Weil am Rhein 

Ein Vertreter der Antifa, welcher der Redaktion namentlich bekannt ist, aber in der Zeitung anonym bleiben möchte, zeigte abgefangene E-Mails des jetzt verhafteten Neonazi. "Wir haben uns jetzt langsam strukturiert und gehen zum Gegenschlag über", heißt es da. Ein anderes Mal bietet sich der jetzt festgenommene Bombenbastler an, inkognito einen Vortrag der Antifa in der Freiburger KTS zu besuchen. Das war im vergangenen Sommer. "Wir wissen nicht, ob er wirklich da war", sagt der BZ-Gesprächspartner.

Für die Autonomen steht auch fest, dass die Neonazis Anschläge planten. Sie glauben auch nicht, dass es sich bei dem Weiler mit seiner Bomben-Idee um einen Einzeltäter handelt. Seine Absichten jedenfalls hat der 22-Jährige in Nachrichten an "Kameraden" nicht verschleiert: Er wolle für den Erhalt und das Überlebensrecht seines Volkes kämpfen, "wenn nötig später auch militant, selbst wenn ich dafür mein Leben opfern müsste", schrieb er schon 2007, laut Mails, welche die Antifa gesichert hat.

"Wir vertrauen der Polizei nicht, wir vertrauen nur uns selbst." Freiburger Antifa 

Die Ermittlungsarbeit gegen Rechts, wie die Antifa sie mit Verve und Computerfachwissen betreibt, ist – natürlich – nicht legal. Man sehe sich aber dazu gezwungen, weil es sonst niemand tun würde, verteidigt der Gesprächspartner aus der Szene das Vorgehen. Er fragt: "Was macht eigentlich der Verfassungsschutz den ganzen Tag?" Der Bombenbastler habe schließlich auf der Internetplattform SchülerVZ mit seinen Vorhaben geprahlt. "Wir hatten bessere Infos als die Polizei", sagt der Mann aus der linken Szene.

Weil am Rhein: Mutmaßlicher Bombenbauer festgenommen (2:02) Schließen Weil am Rhein: Mutmaßlicher Bombenbauer festgenommen 27.08.09: Die Polizei hat einen Mann aus Weil am Rhein festgenommen, der einen Anschlag auf die linksautonome Szene in Freiburg geplant haben soll. Wie weit die Pläne gediehen waren, erklärten die Behören bei einer Pressekonferenz in Lörrach.

Die Autonomen glauben, dass mit der Enttarnung des Weiler Rechtsradikalen der Neonaziszene ein schwerer Schlag beigebracht worden ist: Der Kopf sei erst einmal abgesägt. Aber es gebe noch andere Fälle, die unter Beobachtung stünden. Die Autonomen wollen am Ball bleiben: "Wir vertrauen der Polizei nicht, wir vertrauen nur uns selbst."

http://www.badische-zeitung.de/freiburg/antifa-spaehte-weiler-neonazi-aus-und-kritisiert-polizei--18877153.html

suedkurier.de vom 28.August 2009

Neonazi plant Bombenanschlag

http://www.suedkurier.de/region/hochrhein/weil-am-rhein/Neonazi-Bombenbauer-Gab-es-Mitwisser-;art416016,3919213

stattweb.de vom 27.August 2009

Südbadische Nazis planten Bombenanschlag

[Wir dokumentieren die aktuelle Meldung der Autonomen Antifa Freiburg zu geplanten Bombenanschlägen in Südbaden]

Der Lörracher Stützpunktleiter der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN), Thomas Baumann, hat alle für den Bau mehrerer hochgefährlicher Bomben notwendigen Chemikalien beschafft und ist zudem mit Messern und scharfen Schusswaffen bewaffnet. Baumann hat bereits das Autonome Zentrum KTS Freiburg als mögliches Anschlagsziel ausgekundschaftet. Am 26.08.2009 durchsuchte die Polizei die Wohnung des Nazis, beschlagnahmte Beweismittel und nahm Baumann fest.

Thomas Baumann erhielt tatkräftige Unterstützung vom Lörracher NPD-Chef Christoph Bauer aus Grenzach-Wyhlen und dem selbsternannten Kameradschaftsführer Thorsten Ziethen aus Bad Krozingen. Er pflegt unter anderem Kontakte zum JN-Landesvorstand um Lars Gold und Alexander Neidlein, dem NPD-Ideologen Jürgen Schwab aus Bayern, dem Nazi-Propagandisten Wolfgang Grunwald aus Ballrechten-Dottingen und dem ehemaligen NPD-Kreisvorsitzenden John Bürgel aus Freiburg, sowie zu Michael Haldimann aus Burgdorf von der „Partei National Orientierter Schweizer“. Baumann ist eine Schlüsselfigur in der Südbadener Naziszene um Markus Walter aus Weil am Rhein, Dorian Sch. aus Grenzach-Wyhlen, Max Höckendorff aus Laufenburg, Kevin Hornig aus Rheinfelden, Tobias Klormann aus Grenzach-Wyhlen und Julien Lagarde aus Lörrach, der zur Zeit als Marinesoldat in Eckernförde stationiert ist.

Der 22-jährige Thomas Horst Baumann wohnt bei seinen Eltern in der Wollbacher Straße 14 in Weil am Rhein und macht zur Zeit eine Ausbildung als Altenpfleger im St. Fridolin Pflegeheim in Lörrach-Stetten, „wo Pflege mit Herz und Kompetenz zu Hause ist“. Auf Naziaufmärschen tritt er als Mitglied des „Nationalen Sanitätsdienstes“ auf, dem „Braunen Kreuz“ der NPD. Baumann war Zeitsoldat bei den Krisenreaktionskräften der Bundeswehr, macht Kampfsport und bereitet sich mit Survivalprodukten auf Guerillakampf und Weltuntergang vor. Er ist polizeilich mehrmals einschlägig aufgefallen, auch wenn das Gerichtsverfahren, das stattfand nachdem er „nem Polacken weh getan hat“, gegen „ne zahlung von ca 200 Teuro“ eingestellt wurde.

Thomas Baumann war Mitglied im „Kampfbund Deutscher Sozialisten“ und ist Gruppenführer der Kameradschaft „Freie Kräfte Lörrach“. Er arbeitet politisch mit Markus Walter und Dorian Sch. vom „Aktionsbündnis Südbaden“ zusammen, dessen Website vom „Netzradio Germania“-Betreiber Stefan Schreiber aus Donaueschingen gehostet wird. Die illegalen Inhalte der Südbadener Nazis provozierten am 16.07.2009 eine Razzia beim Naziradio und beim Mailprovider GMX.

Anschließend wurde das „Aktionsbündnis Südbaden“ in „Aktionsbüro Dreiländereck“ umbenannt und nach Antifaaktivitäten am 24.08.2009 für aufgelöst erklärt. Beim „Netzradio Germania“ sind auch Thorsten Ziethen alias „Bruno Kotschefski“ und seine Freundin Marina Strauss alias „Marina Kotschefski“ aktiv, die zusammen in der Belchenstrasse 38 in Bad Krozingen wohnen. Thorsten Ziethen und Thomas Baumann wiederum verbindet mehr als ihre faschistische Ideologie: Beide haben einen Hang zum Narzissmus, beiden leiden unter Selbstüberschätzung und beide versuchen dilettantisch linke Infrastruktur auszuspionieren.

Allgemein hat Anti-Antifa-Arbeit bei den Nazis in Südbaden einen hohen Stellenwert. So prahlt etwa Max Höckendorff als „ANhochrhein“ im Forum des „Freien Beobachter Bodensee“ nach Ziethens Outing mit seinen Recherchen: „wenn jemand noch mehr infos will oder antifa adressen weil er grad seine wut raus lassen will dann per PN melden ;-)“. Seine Kameraden warnt Baumann vor der Antifa, „den die Zecken pennen nicht (siehe John Bürgel aus Freiburg) der wurde übelst heftig geoutet und das meiner Meinung nach zum größten teil aus Unvorsichtigkeit.“

Baumann liefert geflissentlich Protokolle über die bescheidenen Aktivitäten aller vier Mitglieder seines am 13.06.2009 gegründeten JN-Stützpunktes mit einem Kassenstand von 43,20 Euro bei seinem Chef und terroristischen Vorbild Alexander Neidlein ab. Allerdings sind beide nicht gerade mit IT-Kenntnissen gesegnet. Resigniert schreibt Baumann an Neidlein, der Baumanns Protokolle im OpenOffice-Format zuvor nicht öffnen konnte: „Ich versuche jetzt schon seid 2 Stunden dieses Juden-Office runterzuladen aber ohne Erfolg. Ich drucke den Bericht aus und bringe ihn mit bzw. auch noch Elektronisch gespeichert auf Datenzäpfchen.“

Vor seiner Parteikarriere in der JN war Baumann Skinhead und lernte auf einem NPD-Grillfest in Lörrach Wolfgang Grunwald kennen. Baumann schrieb im Juni 2009 im Naziforum thiazi.net als „Julius Evola“ eine RSA-verschlüsselte persönliche Nachricht an „Wolfgang Reinhard“ Grunwald: „Ich war der (damals noch) Skinhead der aufs Auge bekommen hat. Naja. Ich habe mich Charakterlich und politisch-weltanschaulich weiterentwickelt. Die Assozialen nicht. Mittlerweile bin ich Mitglied der JN und ab nächste Woche als Stützpunktleiter auch Mitglied des hiesigen Landesvorstandes.“

Das thiazi.net nutzt er auch zu Recherchen über „Völkische Frisuren“, die er sich folgendermaßen vorstellt: „Nacken rassiert, Ohren rassiert, in der Mitte Haare damit ich sie zum Scheitel kämmen kann“, zur Suche nach Büchern wie „Der Internationale Jude“ und „Mosaistisch Jüdischer Imperialismus (3000 Jahre hebräischer Schleichwege zur Weltherrschaft)“, sowie zu Fachsimpeleien über Schusswaffen – insbesondere über seine am 28.02.2009 bei Atlatus in Lörrach gekaufte 15-schüssige 9mm Parabellum Pistole CZ-75 Kadet.

Unklar bleibt Baumanns Bestellung eines „Phantom Totalbody M“ für 89,95 Euro bei adultshop.de. Beworben als „Geile Zweithaut von Kopf bis Fuß! Für SIE und IHN: Schwarzer Ganzkörperanzug mit Kopfmaske, Händen und Füßen. Keine Öffnungen, nur Reißverschluss hinten!“ könnte das delikate Kleidungsstück neben seiner offensichtliche Verwendung als Sexspielzeug auch für einen Bombenanschlag verwendet werden, bei dem der Täter keine DNA-Spuren hinterlassen will.

Könnten Baumanns Buchkäufe „Schwarzpulver für Survival“, „Schwarzpulver und Sprengsalpeter“, „Chemische Kampfstoffe – Giftgase“, sowie „Nitroglyzerin und Dynamit“ noch als typischer Waffenfetischismus eines Provinznazis abgetan werden, deuten die bestellten Anzündlitzen, der elektrische Anzünder, die ferngesteuerte Zündanlage, die digitale Waage und die Chemiehandschuhe auf mehr als theoretisches Interesse hin. Der Beweis dafür, dass Baumann tatsächlich beabsichtigt Bomben zu bauen, ist die Liste der von ihm übers Internet in großen Mengen gekauften Chemikalien.

Hilfe bei der Beschaffung weiterer Explosivstoffe bekam der JN-Chef Baumann über einen Zeitraum von anderthalb Jahren vom Lörracher NPD-Chef Bauer. Bereits zu Beginn von Baumanns Experimenten wurde durch unser Communiqué vom 18.03.2008 eine Bestellung mehrerer Kilogramm Kaliumnitrat durch den Chemikersohn Bauer bekannt. Dieser gab Baumann nicht nur Einkaufsratschläge, sondern besorgte ihm auch selbst einen Teil der Chemikalien, wie durch eine Mail an Baumann vom 21.06.2009 klar wird: „Du hast noch Chemikalien im Wert von ca. 76.- Eur. bei mir, die du über mich bestellt hast.“

Baumanns mehr als drei Kilogramm Calciumkarbid können schon mit ein wenig Wasser zur Explosion gebracht werden. Aus den von Baumann bestellten zwei Kilogramm Salpetersäure und den zwei Kilogramm hochkonzentrierter Schwefelsäure kann er Nitriersäure herstellen, die er beispielsweise mit Watte zu Cellulosenitrat (Schießbaumwolle), mit problemlos erhältlichem Glycerin zu Nitroglycerin und mit Toluol zu Trinitrotoluol (TNT) verarbeiten kann.

Weiter hat sich Baumann drei Kilogramm hochkonzentrierte Wasserstoffperoxidlösung gekauft. Mit der Schwefelsäure und Aceton, das es in jedem Baumarkt zu kaufen gibt, lässt sich daraus Acetonperoxid herstellen. Diesen als Triacetat-Triperoxid (TATP) bekannten Stoff wollte bereits der „Schuhbomber“ Richard Colvin Reid 2001 für ein Attentat auf einen Flug von Paris nach Miami verwenden. 2006 sollte der hochexplosive Flüssigsprengstoff für Anschläge auf zehn Flüge von London in die USA genutzt werden. Die „Sauerlandgruppe“ wollte die gleiche 35%ige Wasserstoffperoxid-Lösung für ihre Anschläge verwenden.

Aus Baumanns zehn Kilogramm Kalkammonsalpeter lässt sich sehr leicht Ammoniumnitrat gewinnen, woraus mit der Schwefelsäure wiederum Nitriersäure hergestellt werden kann. Baumann kann das Ammoniumnitrat in Kombination mit seinen zwei Litern hochkonzentrierten Nitromethan auch zur Herstellung jenes hochexplosiven Stoffes ANNM verwenden, den der US-amerikanische Rassist Timothy McVeigh am 19.04.1995 bei seinem Bombenanschlag auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City verwendete, bei dem 168 Menschen starben.

Timothy McVeigh wird ähnlich wie Rudolf Heß von deutschen Nazis verehrt. Erst am 17.08.2009 feierten die Nazis um Thomas Baumann in Lörrach den Stellvertreter Hitlers an seinem Todestag. Heß wie Mcveigh zeigten beide nach der Verkündung ihrer Urteile kein Mitleid mit ihren Opfern und beide stilisierten sich zu unbeugsamen Märtyrern: McVeigh zitierte im „Final Statement“ vor seiner Hinrichtung Henleys Gedicht „Invictus“ („Unbesiegt“), Heß verkündete vor dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg: „Ich bereue nichts!“

Momentan versuchen die Nazis in Südbaden sich in der bisher nicht als Nazihochburg bekannten Region zu etablieren. Die meist männlichen, jungen Nazis organisieren sich vor Ort in faschistischen Gruppen und der NPD, sind im Internet aktiv, besuchen Nazikonzerte, fahren weite Strecken zu Aufmärschen, führen ideologische Schulungen durch und vernetzen sich regional, überregional und international. Dass sie auch Bomben bauen ist keineswegs überraschend, denn das Ziel der Nazis ist die Vernichtung ihrer politischen und ideologischen Feinde.

Nazis ain‘t got no humanity. They need to be destroyed.

Quelle: Communiqué vom 27.08.2009 
AutorIn: Autonome Antifa Freiburg

http://www.stattweb.de/baseportal/NewsDetail&db=News&Id=5897

Weil am Rhein: NPD-Mitglied plante Sprengstoffanschlag

Landesschau vom Donnerstag, 27.8.2009 | 18.45 Uhr | SWR Fernsehen in Baden-Württemberg

Ein Mitglied der NPD Nachwuchsorganisation wurde festgenommen, weil er einen Sprengstoffanschlag vorbereitet hatte. Der 22-Jährige hatte Sprengstoff in seiner Wohnung gehortet und zwar genug für eine Fünf-Kilogramm-Bombe.

Zum Video des SWR: http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/did=5138944/pv=video/gp1=5298626/nid=1622/11qteez/index.html

npd-blog.info vom 27.08.2009 

JN-Stützpunktleiter Thomas B.: “Zustände offensiv bekämpfen” 

In Baden-Württemberg ist gegen einen 22-jährigen JN-Funktionär Haftbefehl erlassen worden, da er möglicherweise Bombenanschläge geplant hat. Zudem fand die Polizei mehrere Waffen bei dem Neonazi.

Bei dem JN-Funktionär handelt es sich offenbar um Thomas B., der den JN-”Stützpunkt” Lörrach angeführt haben soll. Dieser Stützpunkt wurden am 13. Juni 2009 gegründet, auf den Seiten der JN hieß es:

über 50 Aktivisten aus ganz Südbaden [kamen] zusammen um der Gründung des JN Stützpunktes Lörrach beizuwohnen. Unter ihnen auch der JN Landesvorsitzende Lars Gold. Zu Beginn hielt Lars Gold vor den anwesenden Kameraden eine Rede, in der er die Notwendigkeit einer bundesweit agierenden nationalen Jugendorganisation betonte.

Immer wieder weisen Neonazis darauf hin, dass die JN als “unverbietbare” und bundesweite Organisation extrem wichtig ist. Zudem geben sich die Neonazis in der JN stets gerne besonders radikal. So heißt es in dem JN-Bericht zur Gründung des Stützpunktes weiter:

Danach übergab er das Wort an den frischgebackenen Stützpunktleiter [gemeint ist der verhaftete Thomas B.] und seinen Stellvertreter, die ihre Stützpunktfahne feierlich überreicht bekamen. In ihren Reden gingen sie insbesondere auf die regionalen Zustände ein und kündigten an, auf die unerträglichen Zustände in diesem System aufmerksam machen zu wollen und diese organisiert in der JN offensiv zu bekämpfen.

Ein Strategie- und Diskussionspapier in der Ausgabe des „Aktivist“, des Zentralen Mitgliederorgans der Jungen Nationaldemokraten (JN) ließ zudem im März 2009 aufhorchen. Autoren des Papiers waren nach einem Bericht des blick nach rechts der JN-Bundesvorsitzende Michael Schäfer und der für Schulung und Propaganda zuständige Beisitzer im JN-Bundesvorstand, Matthias Gärtner. Und das Papier ließ durchaus den Schluss zu, dass die JN sich zu einer elitären Denkfabrik entwickeln sollen, die sich zudem an die Spitze einer “Volksfront von Rechts” stellen und aus dieser Volksfront heraus eine Art neuer SA aufbauen wollen.

“Kampfpartei”

Die Jungen Nationaldemokraten sollen Scharnier zwischen neonazistischen Subkulturen und der NPD sein. Sie versuchen, extrem rechte Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 35 Jahren für die parteipolitische Arbeit zu gewinnen – oder zunächst einmal zu disziplinieren. Denn in vielen rechten Cliquen ist der Alkoholkonsum hoch, viele junge Neonazis werden gewalttätig. Probleme mit der Polizei und der Justiz sind die Folge. Die konstant hohe Zahl der extrem rechten Überfälle – in den vergangenen Jahren jeweils mehr als 1.000 Opfer im Jahr – zeigt die Dimension der Gewaltbereitschaft.

Viele JN-Mitglieder lehnen Gewalt offenbar nicht generell ab, den rechten Terror auf den Straßen aber betrachten sie als kontraproduktiv für ihre politische Mission an. So heißt es in einem Strategiepapier der JN:

Revolutionär ist ideologischer und nicht bewaffneter Kampf. Voraussetzung für das Beschreiten des revolutionären Weges ist ein geschärftes politisches Bewußtsein unserer Mitstreiter. […] Die Konsequenz daraus heißt nun logischerweise, daß man dieses System nicht reformieren kann, sondern beseitigt und durch etwas Neues ersetzt werden muß. […] Ist das Bewußtsein der aktiven nationalistischen Kampfgefährtinnen und Kampfgefährten dahingehend ausgerichtet, geht es im nächsten Schritt darum, das Bewußtsein möglichst vieler Menschen in diese Richtung zu schärfen. In Verbindung mit der zunehmenden Verschärfung der sozialen Frage wird die Revolution wahrscheinlich und die Chance für eine revolutionäre Kampfpartei wird zunehmen. Dann wird der organisierte Nationalismus vom Objekt zum Subjekt der Politik, vom Verteidiger zum Angreifer!

Das heißt konkret: Die JN sehen noch nicht die Zeit gekommen für ihren „Angriff“ und für ihre „Kampfpartei“. Das dies aber das Ziel ist, wird nicht verheimlicht. Und offenbar laufen konkrete Vorbereitungen für diesen Kampf.

http://npd-blog.info/2009/08/27/jn-stutzpunktleiter-thomas-b-zustande-offensiv-bekampfen/

die tageszeitung vom 29.08.2009 

Rechtsextremismus: Neonazi doch kein Einzeltäter?

Der Bombenbauer aus Baden-Württemberg hat offenbar nicht allein gehandelt. Wahrscheinlich haben ihn Neonazis unterstützt. Das zeigt der Mailverkehr mit Gesinnungsgenossen.

VON A. SPEIT & D. SCHULZ

Mit diesen sichergestellten handelsüblichen Chemikalien ist es möglich, gefährliche Bomben zu bauen. Foto: dpa

Mit diesen sichergestellten handelsüblichen Chemikalien ist es möglich, gefährliche Bomben zu bauen. Foto: dpa

Junge Nationaldemokraten

Thomas Baumann leitete den Lörracher Stützpunkt der Jungen National­demokraten (JN). Die Jugendorganisation der NPD hat ihre Mitgliederzahl in den letzten Jahren in Baden-Württemberg verdoppeln können, ist aber immer noch ein überschaubarer Verein mit rund 110 Mitgliedern in Baden-Württemberg.

Bundesweit haben die JN 400 Mitglieder, rund ein Viertel aller Mitglieder wohnen also in Baden-Württemberg. Mit insgesamt zehn Stütz­punkten ist der hiesige JN-Landesverband einer der bestorganisiertesten, weist gerade in Baden aber große Lücken auf.

Die JN konnten ihre Mitgliederzahlen im Land von 60 im Jahr 2006 auf 110 im Vorjahr steigern, berichtet das Landesamt für Verfassungsschutz in seinem Jahresbericht. Zwar fanden - wohl aus Angst vor Störungen der Antifa - kaum noch eigene Demonstrationen statt, doch mit internen Veranstaltungen versuchte man die Mitglieder zu schulen und den Zusammenhang zu fördern. Die JN hat auch ein starkes Gewicht in der NPD, die in Baden-Württemberg etwa 400 Mitglieder hat.

Nach der Verhaftung eines mutmaßlichen Bombenbauers in Baden-Württemberg tauchen Indizien auf, dass der Neonazi kein Einzeltäter war. "Das ist noch unklar", sagte Joachim Langanky, Sprecher von der zuständigen Polizeidirektion in Lörrach der taz am Freitag. "Er könnte auch die Unterstützung einer Gruppe gehabt haben."

Am Mittwoch war nach einer Hausdurchsuchung Thomas B. in Weil am Rhein verhaftet worden (taz vom 28.06.09). Die Polizei hatte bei ihm Chemikalien und Laborgeräte gefunden, mit denen sich Sprengstoff herstellen lässt und entsprechende Fachliteratur. Außerdem stellten die Beamten ein funktionsfähiges Schweizer Sturmgewehr, mehrere Messer, Bajonette und Reizgaspistolen sicher. Für eine scharfe Pistole hatte der 22-Jährige einen Waffenschein, weil er Mitglied eines Weiler Schützenvereins ist. Baumann war laut Polizei Leiter des örtlichen Stützpunktes der Jungen Nationaldemokraten, der Jugendorganisation der rechtsextremen NPD. 

Der Neonazi wurde bereits am Sonntag per anonymer Mail bei der Polizei Lörrach angezeigt. In dem Schreiben, welches der taz vorliegt, ist noch von sieben anderen Mitwissern die Rede - unter anderem erwähnen der oder die Schreiber auch Christoph B. Der Mann aus Lörrach lud im Juni 2004 in rechtsextremen Foren zur "feierlichen Gründung des NPD-Stützpunkts Lörrach" ein. Er unterschrieb die Einladung mit "Stützpunktleiter". 

Aus Mails zwischen JN-Funktionär Thomas B. und NPD-Mann Christoph B., welche der taz ebenfalls vorliegen, geht hervor, dass beide gegen die starke linke Szene im Freiburger Raum vorgehen wollten. Am dritten November 2007 schreibt Baumann an "Kamerad Christoph", er habe Interesse an einer Mitgliedschaft bei den Jungen Nationaldemokraten, "um hier unten einen JN Stützpunkt aufzuziehen". Acht Leute kriege er bestimmt zusammen. Am 12. April 2008 möchte Thomas B. dann schon "die Namen und Adressen von wichtigen politischen Gegnern in dieser Umgebung." Grund: "Wir haben uns jetzt langsam strukturiert und gehen zum Gegenschlag über."

Am gleichen Tag schreibt Christoph B. zurück: "Ich kann dir Adressen geben, leider habe ich nicht viele." Deshalb brauche man ein unbekanntes Gesicht, dass beim nächsten Antifa-Vortrag in Freiburg dabei sei, denn so käme man auch an neue Namen und Adressen. Am folgenden Tag legt Christoph B. nach: "Die Adresse des DGB-Vorsitzenden Freiburg suche ich noch heraus." Grund: Der NPD-Kader verdächtigte den Gewerkschaftsbund mit der Antifa Freiburg zusammenzuarbeiten.

Ein Sprecher dieser Antifa-Gruppe sagte der taz, man habe Thomas B. und seine Freunde mehrfach dabei überrascht, als sie das alternative Freiburger Jugendzentrum KTS ausspionieren wollten. "Die Einzeltäterthese ist falsch", sagt der Sprecher. Er wirft den Jungen Nationaldemokraten und der Kameradschaft "Freie Kräfte Lörrach" vor, den mutmaßlichen Bombenbastler unterstützt zu haben.

Der Inhalt der Mails würde zu dieser These passen.

Am 2. Juni 2008 gibt Thomas B. per Mail die Gründung einer "Arbeitsgruppe Aufklaerung" bekannt, die Rechten sollen sammeln: "Namen, Nummern, Freunde, Vereine, Wohnort, Schule, Bilder einfach ALLES! über die Zecken was wir rausfinden können."

Im Jahr 2009 geht es dann auch um Chemikalien. Christoph B. gibt am 7. Januar 2009 den Tipp: "Du bekommst den gesuchten Treibstoff unter der Adresse : shop.wega-sunshine.com 99,3 % 500 ml 14,90 1 >L 22,30." Und am 21. Juni mahnt der NPD-Stützpunktleiter nach der obligatorischen Begrüßung "Heil Thomas!" den Gesinnungsgenossen: "Du hast noch Chemikalien im Wert von ca. 76.- Eur. bei mir, die du über mich bestellt hast. Ebenso hast du noch 4 Hefte von mir, die ich dir geliehen habe und du sicherlich inzwischen gelesen [...] hast."

Dabei könnte es sich um Material zum Bombenbau und die dazugehörige Literatur handeln. Beweisbar ist das nur schwer. "Wir haben bei bekannten Gesinnungsfreunden des Täters nichts durchsucht, weil der Besitz und Erwerb der einzelnen chemischen Substanzen nicht verboten ist", sagt Polizeisprecher Langanky. "Erst wenn wir Indizien für das Bauen und Basteln an einer Bombe haben, dürfen wir einschreiten."

http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/neonazi-doch-kein-einzeltaeter/

spiegel.de vom 27. August 2009

Festnahme in Südbaden: Neonazi wegen möglicher Anschlagspläne in Haft 

Von Philipp Wittrock 

Er hortete Waffen, informierte sich über Sprengstoff, hantierte mit explosiven Chemikalien, bastelte an Zündern: Die Polizei hat in Südbaden einen jungen Neonazi festgenommen, der möglicherweise einen Bombenanschlag plante. Der Mann gehörte zur Nachwuchsorganisation der NPD. 

Die Polizei in Lörrach präsentiert Chemikalien, die bei einem 22-jährigen Neonazi in Weil am Rhein sichergestellt wurden. Offenbar bastelte der Mann an einer Bombe. dpa

Die Polizei in Lörrach präsentiert Chemikalien, die bei einem 22-jährigen Neonazi in Weil am Rhein sichergestellt wurden. Offenbar bastelte der Mann an einer Bombe. dpa

Dazu hatte er sich auch die nötige Fachliteratur beschafft, die Kriminalhautkommissar Jürgen Winkler bei einer Pressekonferenz zeigt. dpa

Dazu hatte er sich auch die nötige Fachliteratur beschafft, die Kriminalhautkommissar Jürgen Winkler bei einer Pressekonferenz zeigt. dpa

Auch zahlreiche Schusswaffen stellten die Ermittler bei dem Verdächtigen sicher. ddp

Auch zahlreiche Schusswaffen stellten die Ermittler bei dem Verdächtigen sicher. ddp

Berlin - Es war ein erstaunliches Arsenal, das den Ermittlern bei der Hausdurchsuchung im baden-württembergischen Weil am Rhein am vergangenen Mittwoch in die Hände fiel: Chemikalien, Zündschnüre, elektrische Bauteile für Fernzünder, Teile zum Bau von Rohrbomben, Fachliteratur über Sprengstoffe, Gewehre, Pistolen, zahlreiche Messer, Dolche, Bajonette. "Bei seiner Festnahme führte er zwei Messer im Rucksack und eines im Gürtel mit sich", sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag in Lörrach. 

Alles in allem genug, dass ein Richter am Donnerstag Haftbefehl gegen den 22-Jährigen erließ. Er sitzt nun in Untersuchungshaft. Der Festgenommene gehört zur Südbadener Neonazi-Szene. Die Polizei, die ihm durch eine anonyme Anzeige auf die Spur kam, fand bei der Razzia einen Mitgliedsausweis der "Jungen Nationaldemokraten", der Jugendorganisation der rechtsextremen NPD. 

Ob der Mann schon tatsächlich konkrete Anschlagspläne hatte, ist noch ungewiss. Er ist der Polizei schon wegen anderer Delikte bekannt, und es scheint nicht so, als habe er nur zum Spaß mit den gefährlichen Stoffen hantiert. Über die vergangen Monate habe er sich diese in größeren Mengen besorgt. Der Rechtsextremist war möglicherweise dabei, eine funktionsfähige Bombe zu bauen. 

Er sei offensichtlich aktiv damit beschäftigt gewesen, Sprengstoff herzustellen, erklärte die Polizei. In der Wohnung des Verdächtigen fanden die Ermittler auch verschiedene Laborgegenstände und selbstgebastelte Gerätschaften. Die erste Einschätzung der Sprengstoffspezialisten der Polizei: Die beschlagnahmten Chemikalien waren geeignet, innerhalb weniger Stunden Sprengstoff herzustellen. "In zwei bis vier Stunden hätte er etwas herstellen können, das mit einer Handgranate vergleichbar ist", sagte Jürgen Winkler von der Polizeidirektion Lörrach. "Fatale Explosionen" wären dann möglich gewesen. 

Der Neonazi schweigt bislang gegenüber den Ermittlern. Offenbar handelt es sich bei dem festgenommenen um Thomas B., einen "Stützpunktleiter" der "Jungen Nationaldemokraten", der als solcher auch Mitglied des baden-württembergischen Landesvorstands der NPD-Jugend ist.

Anschläge gegen die Freiburger Antifa? 

Lokale Antifa-Gruppen bezeichnen Thomas B. als "zentralste, aktivste und gefährlichste Figur in der Nazi-Szene rund um Lörrach" oder als "Schlüsselfigur in der Südbadener Nazi- Szene". Er sei in der Neonazi-Kameradschaft "Freie Kräfte Lörrach" aktiv und trete bei regionalen Aufmärschen von Rechtsextremisten als Helfer für den "Nationalen Sanitätsdienst" auf. Derzeit mache B. eine Ausbildung zum Altenpfleger in einem Pflegeheim in Lörrach. 

Bei den sichergestellten Chemikalien soll es sich unter anderem um Kalkammonsalpeter, Wasserstoffperoxid, Schwefelsäure, Nitromethan und Calciumkarbid handeln, die er auch mit Hilfe anderer Rechtsextremisten beschafft haben soll, unter anderem soll auch ein lokaler NPD-Funktionär daran beteiligt gewesen sein. Dieser habe B. auch gedrängt, ein autonomes Zentrum in Freiburg auszuspionieren. 

Ein mögliches Ziel für eine Bombe? "Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass als wahrscheinliches Anschlagsziel die Kreise der Antifa in Frage kommen", sagte der Leiter der Kriminalpolizei Lörrach, Engelbert Brüstle, am Donnerstag. 

Der Neonazi habe sich in einem Internetshop auch einen "Ganzkörperanzug mit Kopfmaske, Händen und Füßen" aus Latex gekauft, behaupten Antifa-Autoren im Internet. Dieses "delikate Kleidungsstück", heißt es dort, könnte B. "neben seiner offensichtlichen Verwendung als Sexspielzeug auch für einen Bombenanschlag" verwenden - um DNA-Spuren zu vermeiden. 

mit Material von AP und dpa

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,645416,00.html 

Junge Welt vom 28.08.2009 

Bomben made in Baden 

Von Rainer Balcerowiak 

Laut Experten der badischen Polizei hätte das bei einem L&o Laut Experten der badischen Polizei hätte das bei einem Lörracher Neonazi gefundene Chemikalienarsenal binnen Stunden zu einem Sprengkörper verarbeitet werden können Foto: dpa Auch der Donnerstag verging nicht ohne das öffentliche Mantra von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU). Die Gefahr eines Terroranschlags sei »unverändert hoch«, da sich Deutschland nach wie vor »im Fadenkreuz des internationalen Terrorismus« befinde, erklärte er im Hamburger Abendblatt. »Erkenntnisse über konkrete Anschlagsplanungen« habe man allerdings nicht, so Schäuble.

Da irrt der Minister. Seit Mittwoch gibt es sehr wohl entsprechende Erkenntnisse. Diese betreffen jedoch nicht den »internationalen Terrorismus«, sondern die Neonaziszene in Schäubles Heimatland Baden-Württemberg. Doch vielleicht rangiert das, was Ermittlungsbehörden beim »Stützpunktleiter« der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten im badischen Lörrach zutage förderten, bei Schäuble eher unter der Rubrik »Jugend forscht«. Laut einer am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung der Staatsanwaltschaft und der Politzei in Lörrach und nach Informationen der Badischen Zeitung hat der 22jährige Thomas B. seit Ende 2008 in erheblichen Mengen Chemikalien wie Kalkammonsalpeter, Wasserstoffperoxid, Schwefelsäure, Nitromethan und Calciumkarbid bei verschiedenen Versandfirmen gekauft. Um kein Aufsehen zu erregen, seien die Bestellungen auch über die Adressen anderer »Kameraden« abgewickelt worden, zu denen auch der Lörracher NPD-Chef Christopf B. gehören soll. Gefunden wurden auch Bauteile für Fernzünder und Rohrbomben. Sprengstoffexperten der Polizei sind zu der Einschätzung gekommen, daß die aufgefundenen Materialien dazu geeignet gewesen seien, »innerhalb weniger Stunden explosionsgefährliches Material herzustellen«, hieß es in der Erklärung. Ferner habe der Mann sowohl über legale Waffen – er war im Schützenverein – als auch über laut Kriegswaffengesetz verbotene Sturmgewehre verfügt. Gegen ihn wurde am Nachmittag Haftbefehl erlassen.

Über konkrete Anschlagsziele liegen den Ermittlern zwar noch keine Erkenntnisse vor, doch B. hat in den vergangenen Jahren als bekannter Skinhead und Aktivist der neofaschistischen »Freien Kräfte« nie einen Hehl aus seiner militanten Gesinnung gemacht. Antifaschisten aus der Region vermuten, daß Neonazis eine Aktion in Freiburg planten. Dort war es bislang stets gelungen, öffentliche Aufmärsche von Neofaschisten und die Gründung von Ortsgruppen zu verhindern. Im Visier der NPD und anderer Gruppierungen der Szene ist vor allem das alternative Stadtteilzentrum KTS, welches nach Informa­tion der Antifa, die offenbar Teile der E-Mail-Kommunikation der militanten Neonazis abgefangen hat, auch gezielt ausgespäht werden sollte. Nach eigenen Angaben habe die Antifa bereits im März 2008 auf Chemikalienkäufe durch Neonazis hingewiesen. Ob und wie die Behörden seinerzeit reagierten, ist nicht bekannt.

Angesichts der spätestens seit dem gescheiterten Verbotsverfahren gegen die NPD vor dem Bundesverfassungsgericht aktenkundigen Durchsetzung der Partei und ihres Umfeldes mit Geheimdienstmitarbeitern ist allerdings davon auszugehen, daß der Chemikalienkauf unter den Augen des Verfassungsschutzes stattfand. Das ist nicht die einzige Parallele zur sogenannten »Sauerlandgruppe«, die seit einiger Zeit als Beleg für die vermeintliche Bedrohung durch den »islamischen Terrorismus« herhalten muß und deren Zünderkäufer für mehrere Dienste tätig war. Wie Thomas B. hatte die Gruppe für den Bombenbau ebenfalls auf Wasserstoffperoxid gesetzt.

http://www.jungewelt.de/2009/08-28/060.php

bnr.de - 28.08.2009

Bombenbastler aufgeflogen

Funktionär der Jungen Nationaldemokraten in Baden-Württemberg hortet chemische Zutaten zur Sprengstoffherstellung und ein beachtliches Waffenarsenal.

Eine anonyme Anzeige verhinderte offenbar einen geplanten Anschlag. In Weil am Rhein sammelte der Stützpunktleiter der Jungen Nationaldemokraten Thomas Baumann chemische Zutaten für eine Bombe. Am Donnerstag nahm die Polizei den 22-jährigen NPD-Nachwuchskader fest. „Die Kollegen fanden verschiedenste Chemikalien, etliche Laborgerätschaften und auch selbstgebaute Geräte“, sagt ein Polizeisprecher. „Unsere Experten gehen davon aus, dass damit funktionsfähige Sprengsätze hergestellt werden können“, betont er.

Die Militanz von Baumann, der seit dem 13. Juni den „JN-Stützpunkt Lörrach“ leitet, war in der Szene nicht bloß ein Gerücht. Sein Mailname scheint Ansage: er nannte sich intern „Schattenmensch“. Die Kameraden kennen ihn als Waffenfreak, der auch die „Freien Kräfte Lörrach“ anführte. Bei seiner Festnahmen stellten die Beamten gleich Waffen sicher. „Er führte zwei Messer im Rucksack und eines im Gürtel mit sich“, sagt der Polizeisprecher. Der ehemalige Zeitsoldat wohnt noch im Haus seiner Eltern. Dort in der kleinen baden-württembergischen Gemeinde fanden die Ermittler ein „beachtliches Arsenal“. Neben den Chemikalien etliche Zündschnüre, unterschiedliche Laborgeräte, Bauteile für Rohrbomben, Material für Fernzünder, Fachliteratur zu Sprengstoff, listete die Polizei auf. „Nach bisherigen Erkenntnisse hatte sich der junge Mann seit Monaten Chemikalien in größeren Mengen beschafft“, erklärt der Polizeisprecher und betont: „In zwei bis vier Stunden hätte er etwas herstellen können, das mit einer Handgranate vergleichbar ist“. Aus Ermittlerkreisen heißt es aber auch: „damit kann man viel hochjagen“. 

Mitglied im örtlichen Schützenverein

Baumann besaß unter anderem Kalkammonsalpeter, Wasserstoffperoxid, Schwefelsäure, Nitromethan und Calciumkarbid - chemisches Material mit dem auch Nitroglycerin und ANM, ein Mischsprengstoff stärker als Dynamit, hergestellt werden kann. Das Mitglied des JN-Landesvorstandes hortete zudem verschiedenste Waffen: ein Schweizer Sturmgewehr, mehrere Pistolen und zahlreiche Messer, Dolche und Bajonette. „Für eine scharfe Pistole, Kaliber 22, besitzt der Mann eine Waffenkarte“, sagt der Polizeisprecher. Der Grund: Baumann ist in einem Schützenverein. „Anders kann man nach den neuen Gesetzen auch kaum noch legal eine Waffe besitzen“, erläutert er.

Über die möglichen Ziele der Anschläge schweigt sich der angehende Altenpfleger aus. Zwei Jahre war er Zeitsoldat bei der Bundeswehr, wo er bei den Krisenreaktionskräften gewesen sein soll. „Es gibt Anhaltspunkte, dass als wahrscheinliches Anschlagsziel die Kreise der Freiburger Antifa in Frage kommen“, räumt aber der Leiter der Kriminalpolizei Lörrach, Engelbert Brüstle, ein. Gezielt soll Baumann Ausspionierungsversuche von Veranstaltungen, auch von der Gewerkschaft sowie Sammlung von „Feinddaten“ betrieben haben. 

Kurzer Weg zwischen Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus

Baumann war nicht alleine tätig. Auch scheint er bezüglich seines Chemie-Depots Mitwisser gehabt zu haben. Der Verdacht erhärtet sich, dass andere NPD- und JN-Mitglieder in Südbaden involviert sein könnten. „Bei der Beschaffung der benötigten Materialien bekam er tatkräftige Unterstützung vom Lörracher NPD-Chef Christoph Bauer, dessen Vater Chemiker ist“, heißt es. Stephan Braun, SPD-Landtagsabgeordneter in Stuttgart und Rechtsextremismusexperte, betont: dieser Fall zeige, „wie kurz der Weg zwischen Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus ist“. Es sei auch ein Beispiel dafür, wie eng die NPD mit der Szene gewaltbereiter Rechtsextremer verwoben sei.

Bei den baden-württembergischen JN ist Baumann sehr aktiv. Nach der Teilnahme an Schulungen richtete er dann selbst welche aus. Er hielt Kontakt zu den Mitgliedern und umwarb Interessierte, plante Aufmärsche und Aktionen. In dem Bundesland hat sich die JN um den Landesvorsitzenden Lars Gold nicht bloß stabilisiert, sie gilt als besonders starker Verband und ist äußerst straff ausgerichtet. Anfang August sollte ein geheimes JN-Zeltlager im Raum Heilbronn stattfinden. In der Einladung hieß es unter anderem: „Gehst du nach vorn, Kamerad, ich gehe mit! (…) Und geht’s zum Sterben, ich bin dabei“.

Baumann biederte sich ehrgeizig bei Szenegrößen wie dem JN-Landesgeschäftsführer Alexander Neidlein an. Neidlein verfügt über eine äußerst militante Vergangenheit. Anfang der 90er Jahre verdingte er sich als Söldner in Kroatien und später in Südafrika. Bei einer Schießerei wurde einer seiner Kameraden getötet. 1993 überfiel der Neonazi mit anderen eine Bank in Lübeck und erhielt dafür eine mehrjährige Jugendstrafe. Nach der Haftentlassung konnte er als umtriebiger Drahtzieher im Hintergrund seinen Einfluss auch im Umfeld der NPD noch ausbauen. 

Völkisch-militant ausgerichteter JN-Stützpunkt

Bundesweit haben die JN dem baden-württembergischen Verfassungsschutz zufolge an die 400 Mitglieder. In Baden-Württemberg verfügen sie alleine über 100 Anhänger, der Verband um Gold gibt allein 13 JN-Stützpunkte im Ländle an. Auf der JN-Bundeswebsite führen sie die Rubrik „JN vor Ort“ an. In der Nähe von Weikersheim soll die NPD-Nachwuchsriege eine Unterkunft betreiben, intern ist von Renovierung die Rede. Unter den Aktivisten des Landesvorstandes ist auch Sascha Jörg Schüler, der bereits 2005 an der „Schuloffensive“ der JN in Niedersachsen maßgeblich beteiligt war. Er soll enge Kontakte zum Umfeld der verbotenen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ) pflegen. Ebenso völkisch-militant ausgerichtet scheint auch dessen JN-Stützpunkt Hohenlohe in Künzelsau. Zu Zeltlagern müssen schwarze Hosen und weiße Hemden getragen werden, es gibt Heldengedenken, Morgenfeiern, rituelle Brauchtumsfeiern und Frühsport.

Nicht nur in Baden-Württemberg ist zu beobachten, dass Kader der Freien Kameradschaften sich der Parteijugendorganisation angeschlossen haben. Der JN-Bundesvorsitzende Michael Schäfer erklärte schon am Donnerstagnachmittag der „taz“: „Die Umfrageergebnisse bei den Wahlen scheint einige zu sorgen, dass jetzt solche Durchsuchungen stattfinden“. Auf der NPD-Website führt er später weiter aus, die Fakten seien dünn und beteuert, die JN und „ihre Mutterpartei NPD“ lehnten Gewalt in der politischen Auseinandersetzung ab. „Der Fall vom ‚Lebkuchenmesser’-Mannichel habe gezeigt“, so Schäfer, „wie die Medien genutzt“ würden, um gegen den „Nationalen Widerstand“ vorzugehen. „Also, ruhig Blut und die Fakten sprechen lassen“, gibt er die Linie vor. Auf dem NPD-Parteitag in Berlin am 4./5. April 2009 meinte er hinter geschlossenen Türen allerdings unter großem Applaus, die NPD solle als Wahlverein ein bürgerliches Image pflegen und die JN mit den Kameradschaften den Kiez der Linken und Ausländer „knacken“.

28. 08. 2009 - Andrea Röpke/Andreas Speit

http://www.bnr.de/content/bombenbastler-aufgeflogen

aida-archiv.de - 28.08.2009

Der Bombenbauer von Weil am Rhein und die Münchner Neonaziszene 

von Robert Andreasch

Im badischen Weil am Rhein nahm die Polizei am Donnerstag den NPD- und JN-Aktivisten Thomas Horst Baumann fest, der nach Recherchen Freiburger AntifaschistInnen ein Sprengstoffattentat gegen das autonome Zentrum „KTS“ in Freiburg geplant haben soll. Mit Münchner Neonazis der „Freien Nationalisten München“ und der „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ war Baumann offensichtlich gut bekannt.

Weder Staatsschutzbeamte oder VerfassungsschutzmitarbeiterInnen waren es, die die militanten Neonazipläne aufgedeckt haben, sondern AntifaschistInnen! In einer Internetveröffentlichung und in einer bei der Polizei eingangenen Mitteilung hatten anonym agierende Antifa-AktivistInnen im Rahmen eines Outings der Lörracher Neonaziszene detailliert die massiven und gezielten Chemikalienbestellungen des JN-Kaders Thomas Horst Baumann offengelegt. Als es aufgrund der detaillierten Schilderung in der Antifa-Veröffentlichung zu einer polizeilichen Hausdurchsuchung beim Beschuldigten kam, wurden sowohl die in der anonymen Anzeige beschriebenen Sprengmittel wie auch die von den AntifaschistInnen beschriebenen Waffen prompt aufgefunden. Unter anderem hatte Baumann in Zusammenarbeit mit anderen Neonazis Calciumkarbid, Nitromethan, Schwefelsäure, Wasserstoffperoxid und Kalkammonsalpeter, ferngesteuerte Zünder, Rohrbombenteile sowie weitere Ausrüstung und Fachliteratur erworben. Mit den Chemikalien lassen sich u. a. die Sprengstoffe Triacetat-Triperoxid (TATP), Nitroglycerin, TNT sowie ANNM herstellen. Das Landeskriminalamt Stuttgart gab bekannt, dass allein die vorbereitete Rohrbombe eine Sprengkraft besaß, die 15 Menschen schwer verletzt oder getötet hätte.

Die Verbindungen nach München

Der 22-jährige Thomas Baumann, seit Juni 2009 Leiter des „Stützpunktes Lörrach“ der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN) war gut mit Münchner Neonazis bekannt. Dies zeigte sich nicht zuletzt dadurch, dass er beim NPD-Aufmarsch am 1. Mai 2009 in Ulm gar in den Reihen der Münchner Neonaziszene aufmarschierte.

Der mutmaßliche Bombenbauer Thomas Horst Baumann hinter dem Transparent der „Freien Nationalisten München“ (links, mit rotem T-Shirt). Vor ihm die „FNM“-Aktivisten Manuel Heine und Sven Grams, hinter ihm die Münchner NPD-Bundestagskandidatin Renate Werlberger (BIA). Foto: Zacharias O. Gross

Der mutmaßliche Bombenbauer Thomas Horst Baumann hinter dem Transparent der „Freien Nationalisten München“ (links, mit rotem T-Shirt). Vor ihm die „FNM“-Aktivisten Manuel Heine und Sven Grams, hinter ihm die Münchner NPD-Bundestagskandidatin Renate Werlberger (BIA). Foto: Zacharias O. Gross

Auch beim eher regional beworbenen „Bayerntag“ der bayerischen NPD am 6. Juni 2009 in Straubing soll der militante Neonazi Thomas Baumann teilgenommen haben, was auf weitergehende Kontakte zur bayerischen Neonaziszene schließen lässt.

Münchner Neonazis und Bomben

Thomas Baumann, einst Zeitsoldat bei den Krisenreaktionskräften der Bundeswehr, soll mit den brisanten Sprengmitteln und den Waffen ein Attentat gegen das Freiburger autonome Zentrum „KTS“ geplant gehabt haben. Die bewaffneten Anti-Antifa-Aktivitäten von Neonazis im Raum Freiburg wecken in München Erinnerungen an das Jahr 2003, als der Neonazi Martin Wiese mit seiner „Kameradschaft Süd“ ebenfalls Waffen und Sprengstoff besorgte und sie eventuell zu Attentaten gegen Jüdinnen und Juden sowie AntifaschistInnen verwenden wollte. Viele Neonazis aus den Kreisen Wieses sind immer noch oder längst wieder in der Münchner Szene aktiv, Martin Wiese selbst wird im August 2010 aus der Justizvollzugsanstalt Bayreuth entlassen. Mehrfach hat er in der jüngsten Zeit für die Zeit nach seiner Entlassung ein politisches Comeback angekündigt.

http://www.aida-archiv.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1661:
der-bombenbauer-von-weil-am-rhein-und-die-muenchner-neonaziszene&catid=40:
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