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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

26.08.09

VVN-BdA protestiert bei der WR-Chefredaktion

Die Zeitungen der WAZ-Gruppe werben für rechtsextremen Filmemacher

Die nordrhein-westfälische VVN-BdA hat bereits Anfang des Jahres 1995 – und dann wiederholt - vor den Unternehmungen des rechtsextremistischen Propagandisten Karl Höffkes aus Oberhausen gewarnt. Wir berichteten: Höffkes führt ein „Unternehmen, das die Bildungsarbeit der rechtsextremen Szene ausrüstet und zugleich die demokratische politische Bildungsarbeit mit kriegsverherrlichendem, faschistischem und rassistischem Ungeist durchdringen will“. Rechtsextreme Zeitschriften haben wiederholt Höffkes Filme gelobt, mit denen u.a. die SS, die NS-Propaganda, der Holocaustleugner David Irving gewürdigt werden. Ferner hat er NPD-Größen als Autoren. Seine Laufbahn begann im Umfeld des "Bundes Heimattreuer Jugend" sowie in der „Gesellschaft für freie Publizistik“.

Nun waren wir außerordentlich überrascht, auf der Web Site der WAZ-Gruppe einen Beitrag vom 23. Juli 09 zu finden, mit dem unverhohlen zur Mitarbeit an Karl Höffkes Projekten aufgerufen wird. Am Schluss des den Rechtsextremisten in höchsten Tönen lobenden Beitrags werden seine Web Site und seine Telefonnummer genannt, auf dass die Leserinnen und Leser der Zeitungen der WAZ-Gruppe ihre Fotos und Filme an Höffkes senden.

Wir haben die Chefredaktion über Höffkes aufgeklärt, doch dennoch blieb der Artikel im Internet auf der Seite DerWesten stehen.

VVN-BdA-Landessprecher Ulrich Sander schrieb sodann einen Kommentar zu dem Artikel, ohne dass dieser auf die Seite DerWesten gelangte. Angeblich gab es „null Kommentare“, wie dort steht. Wie aus der Redaktion der „Westfälischen Rundschau“ bekannt wurde, hat es jedoch viele empörte Anrufe und E Mails gegeben.

U. S.

Hier dokumentieren wir den damaligen Artikel aus den antifaschistischen informationen Nr. 18 - 01-02/1995:

VVN BdA deckt seltsame Kooperationen mit Ultrarechten auf

Städtische Videos in braunem Verlag

Wir übergaben der Öffentlichkeit Informationen über wichtige Enthüllungen der VVN-BdA vom Januar 1995 (Stille Hilfe für Naziverbrecher, städtische Videos in braunem Verlag und Neues über die Niermannstiftung). Der Stadtarchivar von Bochum, Dr. Wagner, hat sich daraufhin von der Verbreitung seiner Videos durch den rechtsextremistischen Verlag Heitz & Höffkes Essen/Oberhausen distanziert. Es bleibt abzuwarten, ob die Zusammenarbeit der Stadt Bochum mit einer Firma, die rassistischen, militaristischen und rechtsextremen Unrat verbreitet, eingestellt wird. Wir werden es weiterhin beobachten.

Gegenwärtig ist die Firma Heitz & Höffkes um Schadensbegrenzung bemüht und wirft mit Gegendarstellungen gegen die VVN-BdA-Veröffentlichung um sich. Wir hatten die von dieser Firma aufgeführten Titel an Büchern und Videos beispielhaft aufgeführt, um den Kontext zu verdeutlichen, in den sich Dr. Wagner und das Bochumer Stadtarchiv hineinbegeben haben. Ober den rechtsextremistischen Charakter des Verlags und des Verlegers Höffkes gibt es keinen Zweifel, wenn sein Gesamtprogramm und sein politischer Werdegang herangezogen werden. Es handelt sich bei dem Verlag um ein Unternehmen, das die Bildungsarbeit der rechtsextremen Szene ausrüstet und zugleich die demokratische politische Bildungsarbeit mit kriegverherrlichendem, faschistischem und rassistischen Ungeist durchdringen will. Dazu nachfolgend weitere Belege:

In einer Beilage zur "Europa vorn" vom Dezember 1994 wird für die H&H-Produkte geworben, und es heißt dort

  • zum Video "Waffen SS: Hitlers Elitetruppe": "... wurde die Waffen-SS der Wehrmacht immer ähnlicher: Kameradschaft und Kampfgeist bestimmten ihr Verhalten an allen Fronten." 
  • zum Video "Großveranstaltungen des III. Reiches": "Die suggestive Wirkung von Massenveranstaltungen war eines der Erfolgsrezepte der NS-Propaganda" Gezeigt werde die "rauschhafte Atmosphäre und die wogende Begeisterung". 
  • zum Video "Die Schlacht im Frankreich": "Der Feldzug wurde zum Blitzkrieg. Frankreich in sechs Wochen besiegt." 
  • zum Video "Die Schlacht um die Reichskanzlei": "Gab es geheime Fluchtwege? Wo ist Hitlers Leiche wirklich?" 
  • zum Video "Stauffenberg": "...für die anderen gilt er als Verräter". 
  • zum Video "Malmedy": Die Schuldigen am Massaker an 71 US-Soldaten seien ein "Zug der Vorhut" der US-Army gewesen. Der Prozeß gegen die SS war ein "Monsterprozeß" mit "gewaltsam konstruierter Beweisführung". 
  • zum Video "Hitler eine Karriere": Der Film "erklärt, wie Hitler die Gefolgschaft des Volkes bis zum Ende behielt." 
  • zum Video "Auf den Spuren Ostpreußens": "Durch den Zerfall der UdSSR rückt Ostpreußen wieder in das Blickfeld deutscher Interessen. Ist eine Rückkehr Ostpreußens zu Deutschland möglich?" 
  • zum Video "Das Rätsel des Hakenkreuzes": "Wahrzeichen des Dritten Reiches".

In der Beilage zu "Nation und Europa", Dez. 94, heißt es

  • zu den Videos "Hitlers Krieg": "Unter Mitwirkung des bekannten englischen Historikers David Irving (!) zeichnen diese Filme die damaligen geschichtlichen Ereignisse nach. Sie zeigen nicht nur bekannte Fakten, sondern auch die oft nicht beachteten Hintergründe." 
  • zum Video "Führergeburtstage": "Höhepunkt: die große Parade 1939" 
  • zum Video "Olympische Spiele 1936": die beiden Olympia-Filme von Leni Riefenstahl. 
  • zum Video "Flucht und Vertreibung": "Inferno", "die Rechtlosen". 
  • zum Video "Auschwitz": UdSSR-Propaganda erhielt den Auftrag "entscheidende Szenen nachzudrehen. Auffallend ist, daß dennoch wichtige zentrale Einrichtungen der Lager nicht durch Kommentare und Zeichnungen skizziert werden."

Der Verlag weist darauf hin, daß die von ihm verbreiteten Videos "sämtlich" von der FSK geprüft und freigegeben wurden. Das spricht nicht für die Filme, sondern gegen die FSK. Wenn die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft tatsächlich die H&H-Produktion freigegeben haben sollte, so wäre dies ein weiterer Skandal.

Wenn schließlich Heitz & Höffkes auf Videos aus ihrem Videoprogramm verweisen, die im Öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt wurden und/oder von angeblich seriösen Autoren stammen was noch zu prüfen wäre so zeigt dieser Hinweis des Verlages, wie gern er sich mit "seriösen" Hervorbringungen schmückt, um ins Geschäft zu kommen oder darin zu bleiben. Er hat im Falle der Videos des Dr. Wagner vom Stadtarchiv Bochum antifaschistische Aussagen in Kauf genommen, allerdings auch solche: Da können bei Wagner regionale Nazigrößen unkommentiert und ausführlich zu Wort kommen, kommunistische Antifaschisten hingegen nicht. Deren damalige Intentionen werden aus dem Off als demokratiefeindlich und denen der Nazis vergleichbar dargestellt!

U. S.

Wikipedia zu Karl Höffkes:

"[...] Laut Angaben des Autorenteams Franz Gress, Hans-Gerd Jaschke und Klaus Schönekäs, betätigte sich Höffkes jahrelang im Umfeld des Bund Heimattreuer Jugend (BHJ).[1] Höffkes war von März 1983 bis September 1984 Beisitzer im Vorstand der rechtsextremen Gesellschaft für freie Publizistik[2] und als Autor für den ebenfalls rechtsextremen Grabert-Verlag tätig. Von 1984 bis 1987 war er Redaktionsmitglied der Zeitschrift Wir selbst, welche vom Verlag Bublies und Höffkes herausgegeben wurde.[3] Nach dem Ausscheiden aus der Redaktion leitete Höffkes einen eigenen Verlag Heitz & Höffkes, wo er unter anderem Bücher von Armin Mohler, Hans-Dietrich Sander, Herman Wirth und Adolf von Thadden herausgab.

[...]

  1. Franz Gress, Hans-Gerd Jaschke, Klaus Schönekäs, Neue Rechte und Rechtsextremismus in Europa, Westdeutscher Verlag 1990, S.325 Fußnote 45 
  2. Margret Feit, Die Neue Rechte in der Bundesrepublik, Campus Verlag 1987, S. 77 
  3. Thomas Assheuer, Hans Sarkowicz, Rechtsradikale in Deutschland. Die alte und die neue Rechte. C.H. Beck Verlag 1992, S.76

[...]"

http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Höffkes, 03.09.2009

Siehe auch heise.de: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/18/18429/1.html