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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

30.04.09

Kriegsverbrechen werden als "Überreaktionen" verharmlost

VVN-BdA protestiert gegen Auftritt des Heeresinspekteurs bei Wehrmachts-Gebirgstrupplern

Die Bundeswehrführung hat den Heeresinspekteur der Bundeswehr Hans-Otto Budde zur Gedenkfeier des Kameradenkreises Gebirgstruppe e.V. am 17. Mai 2009 als Redner nominiert. Das ist die „Antwort“ auf die Forderung nach Distanz der Bundeswehr zu einem Kameradenkreis, der nach Einschätzung der VVN-BdA zahlreiche Kriegsverbrecher in seinen Reihen hatte. Diese Forderung wird besonders dringlich, da der Kameradenkreis in seiner Zeitschrift „Gebirgstruppe“ demonstrativ die Verbrechen der Wehrmacht als „Überreaktionen“ verniedlicht, die auch heute in den Auslandseinsätzen und in den Kriegen der Alliierten vorkommen und die straffrei bleiben sollten.

Dies geschieht in einer Zeit, da Mitglieder des Kameradenkreises in Deutschland und Italien wegen der Beteiligung an Massenverbrechen von Gericht stehen. Regelmäßig hätten sie und andere Kriegsverbrecher an den Treffen der Gebirgstruppe der Wehrmacht auf dem Hohen Brendten teilgenommen und auch anderweitig die Aktivitäten des Kameradenkreises unterstützt, ohne dass dieser sie aus seinen Reihen ausgeschlossen hätte. Der Kameradenkreis behaupte jedoch contrafaktisch, in seinen Reihen gab und gibt es keine Kriegsverbrecher.

Die VVN-BdA weist auf einen besonders schwerwiegenden Skandal hin: „In einer der neusten Ausgaben des Kameradenkreises der Gebirgstruppe werden die Massaker deutscher Gebirgstruppen an Tausenden Zivilisten in der Sowjetunion, in Frankreich. Griechenland und Italien als ‚Überreaktionen’ verharmlost. Die Zeitschrift Gebirgstruppe, herausgegeben vom Kameradenkreis der Gebirgstruppe aus Wehrmacht und Bundeswehr, befasst sich im Dezember 2008 mit der Frage, ob nicht die heutigen Soldaten der Bundeswehr ‚in Situationen’ geraten könnten, in denen sie wie einst die der Wehrmacht ‚überreagieren’ und dann ebenfalls befürchten müssten, noch nach Jahrzehnten vor Gericht gestellt zu werden.“ Die Gebirgstruppe weiter: „In der öffentlichen Meinung gilt heute bei uns jeder bereits als schuldig, dem eine Beteiligung an der Partisanenbekämpfung im letzten Weltkrieg vorgeworfen wird, während unsere Alliierten längst die Vorschriften und Erfahrungen der Deutschen auswerten und zu Rate ziehen für ihren aktuellen ‚Kampf gegen den Terror’.“ Da wird die deutsche Wehrmacht als Lehrmeister für Bundeswehr und NATO herangezogen.

Die Bundestagsabgeordneten werden dringend aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die Unterstützung der Bundeswehr für den Kameradenkreis beendet wird und die Entsendung des Heeresinspekteurs Budde als Redner beim Traditionstreffen der Wehrmacht auf dem Hohen Brendten zurückgenommen wird. Jede Unterstützung der Bundeswehr für den Kameradenkreis Gebirgstruppe soll ab sofort und für immer unterbleiben.

Die VVN-BdA: „Bedenken Sie, bei der Gebirgstruppe der Wehrmacht, deren Tradition sich der Kameradenkreis offenbar vollkommen verbunden fühlt, handelt sich um eine Truppe, deren Zeichen, das Edelweiß, in der Bevölkerung der besetzten Gebiete ähnliches Entsetzen auslöste wie die SS-Rune. Es handelt sich um eine Truppe, die schwerste Massenverbrechen beging, darunter das Niederbrennen ganzer Ortschaften und die Ermordung ihrer Einwohner, die Deportation und damit die Ermordung der jüdischen Bevölkerung.“ (Erklärung des Geschäftsführenden Landesausschusses der VVN-BdA NRW vom 27. April 2009)