27.04.09
"Wir wissen es aber!"
Gedenkveranstaltung in der
Wenzelnbergschlucht: Für die VVN-BdA sprach der DGB-Vorsitzende Bergisch
Land, Hans Peters:
Anrede!
Zu Beginn meiner Ausführungen möchte ich mich bei der VVN-BdA,
der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der
Antifaschisten für das Vertrauen bedanken, das sie mir - ohne das
ich Mitglied dieser Organisation bin entgegenbringen in dem sie mir
ihren Programmpunkt, ihre Möglichkeit eine warnende Stimme zu sein,
an mich abtreten.
Und gleichzeitig bitte ich um Verständnis, dass die oder andere
Bemerkungen von mir nicht der VVN zum Nachteil gereichen möge.
Anrede!
Der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker sagte 1985
in seiner damaligen Rede zum 8.Mai:
"Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was
damals geschah.
Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte
daraus wird. Wir Älteren schulden der Jugend nicht die Erfüllung
von Träumen, sondern Aufrichtigkeit. Wir müssen den Jüngeren
helfen zu verstehen, warum es lebenswichtig ist, die Erinnerung
wachzuhalten."
(Quelle: www.bundestag.de)
Anrede!
Wir haben eben von Studierenden der Bergischen Universität in
beeindruckender Weise verschiedene Aussagen zu dem Thema: "Wie
hätte ich mich verhalten?", gehört.
Wir haben gehört und wir wissen es auch, das damals der
Nazi-Staat auch auf ein breites Einverständnis der Bevölkerung
rechnen konnte.
Wir wissen fast alles über den Nazistaat, seine Repräsentanten,
seine Ideologie und die Anwendung der Macht, die dieser Staat
ausübte.
Ein Teilaspekt, ein letztes Aufbäumen vor der Befreiung durch
die alliierten Streitkräfte - die Ermordung der Häftlinge hier am
Wenzelnberg führt uns einmal jährlich zu dieser
Gedenkveranstaltung zusammen.
Wir erinnern heute an die schreckliche Vergangenheit, das ist gut
und richtig, denn "die sich des Vergangenen nicht erinnern,
sind dazu verurteilt, es noch einmal zu erleben", meinte
richtigerweise der amerikanische Philosoph Nicolas de Santayana
(1863 - 1952).
Es ist auch gut und richtig, das heute, wie in den letzten Jahren
so viele Menschen den Weg hierhin gefunden haben und nicht einfach
in den Tag hinein leben.
Das ist alles gut und richtig und ich bedanke mich auch für Ihre
zahlreiche Anwesenheit.
Aber es reicht nicht!
Es reicht nicht, angesichts der wöchentlich irgendwo in unserem
Land stattfindenden Kundgebungen, Demonstrations- und Gedenkmärsche
der Neonazis zu irgendwelchen Themen und Anlässen und die gibt es
wahrlich genug.
Wenn, wie beabsichtigt, die Rechten am 8.Mai in Leichlingen
zusammenkommen wollen erinnert man an einen wichtigen Tag in der
deutschen Geschichte aber dadurch, dass ihn Demokraten nicht feiern
und gedenkmäßig besetzen, gibt man ihnen die Gelegenheit
Historisches aus ihrer Sicht zu interpretieren.
Der 8.Mai 1945, um das klar und deutlich zu sagen, der 8.Mai ist
der Tag der Befreiung des deutschen Volkes vom Faschismus und nicht
der Tag einer isoliert betrachteten Niederlage irgendeines Krieges
Anrede!
Es reicht nicht, wenn man darauf hofft, dass die Finanzen eine
Partei ruinieren und somit das Problem des Neofaschismus gelöst
werden kann.
Es reicht nicht, wenn ich in kostenlos verteilten
Anzeigenblättern, wie in Wuppertal Anzeigen der Republikaner finden
kann und jemand, der sich schriftlich ob dieses Zustandes beschwert
hat, mit der Bemerkung, man müsste solche Anzeigen durch
Gerichtsbeschluss veröffentlichen, abgewiesen wird.
Wieso kommen wir eigentlich dazu, diese nicht bestellten
Zeitungen einfach in Empfang zu nehmen?
Warum schicken wir die Blätter mit den veröffentlichten
Republikaner-Anzeigen nicht kostenpflichtig an den Verlag zurück?
Mit einer solchen Aktion helfen wir sicherlich auch dem Verlag in
einer zukünftigen Argumentation vor Gericht
Anrede!
Es reicht nicht, es reicht nicht, wenn in Leverkusen fast ein
Einzelner alleine einen Kampf gegen einen möglichen
CDU-Ratskandidaten, dem eine Nähe zur rechten Szene nachgesagt
wird, führt.
Es reicht nicht, meine Damen und Herren, es reicht nicht wenn ein
Polizeisprecher in der Öffentlichkeit argumentiert:
"…wir sind an Recht und Gesetz gebunden" und mußten
deshalb, weil die NPD nicht verboten ist, eine, nach Dienstende an
einem Donnerstagabend, dem 16. April eingegangen Antrag bereits
am nächsten Vormittag genehmigen.
Unsere Genehmigungen zur Durchführung von Maiveranstaltungen
brauchen länger als von Donnerstagabend bis zum Freitagmorgen - von
daher gibt es Herr Oberbürgermeister, dringenden Klärungsbedarf -
wieso das so gelaufen ist und die Stadtverwaltung ahnungslos war?
Dieser Klärungsbedarf ist notwendig auch in ihrem persönlichen,
bisher in solchen Fragen untadeligen und vorbildhaftem Interesse
angesagt.
Anrede!
"Wie hätte ich mich verhalten?" fragen sich, fragen
uns die Studentinnen und Studenten heute - in einer Zeit, wo es
nicht gefährlich ist, für unseren demokratischen Staat einzustehen,
wo es nicht gefährlich ist, Flagge zu zeigen.
Und deshalb habe ich für das Verhalten der Polizei kein
Verständnis und frage deshalb:
Ist es Unkenntnis, bewusste oder gewollte Unkenntnis, die leider
sehr oft zu hören ist und die sich in folgender Formulierung findet
und wie folgt lautet:
"Solange die NPD nicht verboten ist, ist sie legal und hat
auch das Recht, ihre Meinung zu vertreten und Infostände,
Veranstaltungen durchzuführen!"
Ja, möchte man spontan sagen, ja, sie hat das gleiche Recht wie
jede andere Partei auch wenn, wenn wir nicht wüssten, was in der
Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland passiert ist;
wenn wir nicht wüssten, dass am 27. Februar 1933 der Reichstag
angesteckt und in Folge dieses Brandes oppositionelle Abgeordnete
verhaftet, Gegner der Nazis verfolgt, die KPD als Partei verboten
und das Ermächtigungsgesetz beschlossen wurde, und faktisch die
Demokratie damals endete.
Wenn wir nicht wüssten, dass am 1.April 1933 ein Boykott von
Geschäften Deutscher mit jüdischem Glauben angeordnet und
durchgeführt wurde;
wenn wir nicht wüssten, das am 2. Mai 1933 die
Gewerkschaftshäuser durch SA-Horden besetzt, Funktionäre
verhaftet, ins Konzentrationslager eingeliefert oder, wie es auch
vorgekommen ist, totgeschlagen und dann die freien Gewerkschaften
zerstört und aufgelöst wurden,
wenn wir nicht wüssten, dass am 10.Mai 1933 Scheiterhaufen,
angezündet mit Büchern deutscher Autoren und
Geisteswissen-schaftler brannten und der Ausspruch:
"Wo man Bücher verbrennt, brennen bald auch Menschen"
eine vorweggenommene Prophezeiung für das, was später erfolgte,
bekam;
- wenn wir nicht wüssten, dass tausende Kommunisten,
Sozialdemokraten, Christen und sonstige Gegner der Nazis in
Konzentrationslagern verschwanden und für ihre andere
Auffassungen und Meinungen unmenschlichste Leiden, Folter und
Tod erlitten;
- wenn wir nicht wüssten, dass Menschen jüdischen Glaubens aus
Deutschland und ganz Europa dass Roma, Homosexuelle, Zeugen
Jehovas, rechtgläubige Christen, geistig und körperlich
Behinderte, die man als "lebensunwert" ansah, kurzum
alle diejenigen, die es wagten, sich den Nazis in den Weg zu
stellen, oder nicht der Vorstellung eines "arischen"
Menschen entsprach, alle diejenigen wurden verfemt, verfolgt,
vergast oder durch medizinische Experimente, Hunger und
Sklavenarbeit für die Industriekonzerne planmäßig ums Leben
gebracht,
- wenn wir nicht wüssten, das durch die Nazis viele Völker
Europas überfallen, zerstört und ausgebeutet wurden und im
späteren Verlauf des Krieges deutsche Städte, zerbombt und
Menschen getötet wurden
- wenn wir nicht wüssten, das durch den von den Nazis
angezettelten Krieg ein Flüchtlingselend während und nach dem
Krieg verursacht wurde und die Ursache für die 40jährige
Teilung unseres Landes war
wenn wir das alles nicht wüssten,
liebe Anwesende,
dann würde ich auch die Meinung vertreten,
dass wir die NPD als normale Partei ansehen sollten.
Wir wissen es aber!
Und weil wir es wissen, können wir nicht zulassen, dass dieses
Gedankengut, das auf die Vergesslichkeit der Menschen setzt noch
einmal sein Gift versprüht, noch einmal Hass und Elend über
Deutschland bringt.
Und deswegen bin ich uneingeschränkt für ein Verbot der NPD und
wie die Namensgebungen des braunen Sumpfes, ihrer Ableger und
ständigen politischen Nachkommen auch immer heißen.
Anrede!
Und deswegen möchte ich, 70 Jahre nach Ausbruch des
2.Weltkrieges, in Erinnerung rufen:
Dieses braune System hatte, bevor es andere Völker überfiel,
schon einen Krieg im eigenen Land angefangen, und ihn mit der
gleichen Brutalität geführt, wie er anschließend in Europa
stattfinden sollte.
Deshalb möchte ich heute und hier auch noch einmal daran
erinnern:
Das System der Konzentrationslager wurde auf deutschem Gebiet
erdacht, errichtet, ausprobiert und verfeinert.
Die reinen Vernichtungslager, in der durch Zwangsarbeit, Folter,
Erschießen, Vergasen, Menschen massenhaft, später industriell ums
Leben kamen, wurden in den dann eroberten Gebieten errichtet.
Sobibor, Belcek, Treblinka, Maidanek und Auschwitz, diese Namen
für stehen deutsche Schuld, hatten allerdings ihre Vorläufer in
Dachau, Oranienburg, Buchenwald, Flossenbürg, Bergen-Belsen,
Bürgermoor ja, ja auch in der Kemna in Wuppertal.
Anrede!
Wir erleben z.Z. eine Inflationierung von Filmen, Diskussionen,
Berichten und Büchern von und über die Nazizeit.
Wir erleben z.Z. eine, wie ich denke, manchmal falsche Sichtweise
über das Ende des Krieges und des Faschismus.
Hitler wird immer als das menschliche Wrack und der Rest der
Faschisten manchmal allzu menschlich gezeigt.
Was mir fehlt, ist, was Faschismus bedeutet, was eine Diktatur
bedeutet - in welchem Sinne eine Diktatur ausgeübt wird und auch,
wer davon profitiert und wer Verlierer und auf wessen Kosten
Verlierer ist.
Manche, manche der heute existierenden Unternehmen, vorwiegend
aus dem Handelsbereich, haben ihre Grundlage auf der Enteignung
vormals jüdischen Eigentums, wie uns Auseinandersetzungen um
Grundstücke von Karstadt in Berlin zeigten, oder, aktuell, in Folge
der vermurksten Übernahme von Conti, die Familie Schäffler
Probleme einige Probleme hat, die Grundlage ihres Reichtums
nachzuweisen.
Oder die noch nicht beendete Auseinandersetzung über
Kunstbesitz, geraubten Kunstbesitz von Menschen jüdischen Glaubens
- die in den unterschiedlichsten Museen oder Privathäusern noch
lagern, werden uns von Fall zu Fall immer wieder mit der braunen
Vergangenheit konfrontieren.
Auch solche Auseinandersetzungen zeigen mir, wie wenig im Grunde
genommen die Nazizeit wirklich aufgearbeitet wurde.
Anrede!
Es wird immer gesagt, ja aber - ja aber der Hitler hat die
Autobahnen gebaut und die Arbeitslosigkeit abgebaut.
Wir wissen, dass das so nicht stimmt.
Mir käme es lieber darauf an, mitgeteilt zu bekommen, warum und
in welchem Interesse die Gewerkschaften verboten wurden und was die
Nutznießer des Verbotes davon hatten, wie sie nach dem Kriege
behandelt wurden - und was sie danach machten.
Für mich war und ist es schlimm, zu erfahren, dass
Hinterbliebene von Nazi-Größen hohe Renten- oder rentenähnliche
Bezüge aus der Staatskasse erhalten haben, während Geschundene und
Zwangsarbeiter dieses Systems um die Anerkennung kämpfen mussten
und oftmals, wenn überhaupt, nur wenige Mark als Ausgleich für das
Erlittene erhielten oder einige Jahre später wiederum ihrer
politischen Einstellung wegen von der Justiz verfolgt wurde, im
Gegensatz zu denen die ihrerseits sich niemals einem
Entnazifizierungsverfahren unterziehen müssten, obwohl sie in
zahlreiche Verbrechen einbezogen war.
Darüber zu informieren, das würde ich als
Geschichtsaufarbeitung ansehen und nicht zum so und so vielten Male
mir anschauen und anhören müssen, um wie viel Uhr hat Hitler
seinen Hund vergiften lassen.
Anrede!
Die historische Schuld Deutschlands, Tod und Elend über Europa
gebracht zu haben, lässt sich nicht durch Hinweise auf eigene Opfer
mindern.
Das Leiden der Deutschen durch Bombardierung, Vertreibung und
Flucht ist Konsequenz des beispiellosen Angriffskrieges des
Nazi-Regimes. Eine Umkehrung oder Glättung dieses historischen
Tatbestandes wäre eine Verhöhnung der Opfer, der millionenfachen
Opfer des Nazi-Terrors.
Anrede!
Die Uneinigkeit der Arbeiterbewegung, die Schwächung der
Gewerkschaften durch eine schwindende Mitgliederzahl und die
Arbeitslosigkeit haben einen politischen Aufstieg Hitlers und seiner
Konsorten mit erleichtert.
Wir, die Gewerkschaften waren am Aufstieg Hitlers nicht Schuld.
Das darf uns heute nach wie vor nicht daran hindern, mögliche
Fehler von 1933 klar zu sehen.
Es ist bedrückend, wenn Untersuchungen herausfinden, dass es
eine, offensichtlich vorhandene rechte Grundstimmung unter
Gewerkschaftsmitgliedern geben soll, oder, auch wenn es mir
schwerfällt zu glauben, sogar gibt.
Es ist gleichermaßen bedrückend, wenn andere Untersuchungen
herausfinden, dass offensichtlich 15% der Jugendlichen rechtem
Gedankengut nicht ablehnend gegenüberstehen
Anrede!
Haben wir wirklich Lehren aus dem Faschismus gezogen?
Natürlich, das haben wir selbstverständlich auch.
Die "Frauen und Männer", die unser Grundgesetz
formuliert und vorbereitet haben, standen unter dem unmittelbaren
Erleben der Nazizeit und haben insbesondere in den ersten 20
Artikeln des GG direkte Erfahrungen aus der Diktatur verarbeitet und
in unveräußerliche Rechte formuliert.
Dennoch bin ich über die Tatsache, das große Unternehmen, wie
Bahn und Telecom ungehindert Verfassungsbruch betreiben können
indem sie gegen das Fernmeldegeheimnis verstoßen
und es offensichtlich keinen großartig berührt, mehr als
betroffen.
Schon lange gibt es in einigen Bereichen ein Auseinanderklaffen
zwischen Grundgesetztext und -wirklichkeit, wie z.B. durch die
Nichtanwendung des Artikel 139:
Er lautet:
"Die zur "Befreiung des deutschen Volkes vom
Nationalsozialismus und Militarismus" erlassenen
Rechtsvorschriften werden von den Bestimmungen dieses GG nicht
berührt."
Und diese alliierten Bestimmungen, auf die sich der Artikel 139
bezieht, sind demnach noch in Kraft.
Denn damals wurden alle Gliederungen und Nachfolgeorganisationen
der NSDAP verboten.
Eindeutiger geht es doch nicht, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Wem das noch nicht ausreicht, dem seien noch die Paragraphen des
Strafgesetzbuches in Erinnerung gerufen.
Dort heißt es:
"Mit Gefängnisstrafen bis zu fünf Jahren wird bestraft,
wer den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllt."
Was treiben dann Alt- und Jungnazis und ihre ständig wechselnden
Organisationen und Vereine?
Oder: ich zitiere aus der Begründung für das Verbot der HdJ,
der Heimattreuen Deutschen Jugend, vor zwei Wochen, nachdem sie
jahrelang unbehelligt wirken konnte:
"…Als bundesweit organisierter Jugendverband verbreitet
die HDJ rassistisches und nationalsozialistisches Gedankengut. Im
Rahmen scheinbar unpolitischer Freizeitveranstaltungen wird das am
Nationalsozialismus orientierte Weltbild der HDJ Kindern und
Jugendlichen vermittelt. In speziellen Schulungen werden bereits
Kinder im Grundschulalter gezielt in "Rassenkunde"
unterrichtet. Sie werden dazu angehalten, für die
"Blutreinheit" und das "Fortbestehen des deutschen
Volkes" einzutreten. "Ausländer" und
"Juden" werden als Bedrohung für "das deutsche
Volk" dargestellt. (Quelle: Spiegel-Online, 31.3.2009)
Ein weiterer Paragraph des Strafgesetzbuches bestraft jeden mit
bis zu drei Jahren Gefängnis, wer die "Verbreitung und den
Gebrauch von nazistischen Symbolen, wie Fahnen, Grüßen oder
Losungen fördert und anwendet".
Danach könnten alle Neonazis angeklagt und verurteilt werden,
weil sie in ihren Liedern, im Internet, in ihren Publikationen
eigentlich ständig unter das Strafgesetzbuch fallen.
Von daher kann ich die wackelige, zögerliche, bedenkenbehaftete
Urteilsfindung mancher Richter, die über Nazi-Aufmärsche befinden,
nicht verstehen und nachvollziehen.
Es sei denn, die Justiz wird wieder auf einem Auge blind.
Es muss auch ein Ende haben, dass eine manchmal verständnisvolle
Justiz bei solchen Taten diesen potentiellen Mördern und
Totschlägern verminderte Zurechnungsfähigkeit wegen Alkoholgenuss
zugesteht.
Der damalige federführende sozialdemokratische
Bundesinnenminister für ein Verbot der NPD, Schily, hat den
Verbotsantrag vor einigen Jahren versaut. Ich frage, bewusst
versaut?
Anrede!
"Nach vorläufigen Angaben des Bundesinnenministeriums
hat es 2008 fast 14.000 rechtsextreme Straftaten gegeben, darunter
735 Gewalttaten. Bei diesen Angriffen verletzten rechtsextreme
Angreifer 773 Menschen. Nach Angaben der Bundesregierung wurden seit
1990 41 Menschen durch rechtsextreme Gewalt getötet.
Nach inoffiziellen Angaben dürfte die Zahl der Todesopfer
deutlich höher liegen:
Journalisten und Opferberatungsstellen zählten mehr als 130
Tote seit der Wiedervereinigung." (Quelle: Homepage der
Tagesschau vom 25.4. 2009, Von Patrick Gensing, tagesschau.de)
Wie viele Tote und Verletzte muss es noch geben? bis auch der
letzte Richter, der Verständnis für Rechtsextreme hat, freiwillig
in den vorzeitigen Ruhestand geht?
Anrede!
Die Demokratie der Weimarer Republik ist u.a. auch daran
gescheitert, das sich zu wenig Menschen für diese Republik
eingesetzt haben.
Wir brauchen eine gemeinsame neue Linie im Kampf gegen die
Neonazis.
Es kann nicht sein, dass nur immer ein Teil der Bevölkerung den
politischen und persönlichen Kampf führt.
Von daher erwarte ich von den Politikern, dass sie sich mit in
die erste Reihe stellen, wenn es gegen die Nazis und ihre
Unterstützerkreise geht.
Ich erwarte gleichermaßen von den Beschäftigten des
Öffentlichen Dienstes, die ja auf das Grundgesetz verpflichtet oder
vereidigt sind, vollen Einsatz zum Schutze dieses Grundgesetzes und
ich erwarte das von ihnen, weil sie nicht nur die die materiellen
und sonstigen Vorteile eines öffentlichen Dienstes in Anspruch
nehmen können, sondern auch eine besondere Verpflichtung die über
die eines normalen Staatsbürgers hinausgeht, haben.
Hier müssen aber die Verwaltungsvorstände ihrer Vorbildfunktion
gerecht werden.
Ich erwarte von den Verwaltungen, das sie Verträge für
öffentliche Hallen und Einrichtungen der Städte oder städtischer
Einrichtungen so formulieren, dass eine Vermietung für Neonazis
ausgeschlossen ist, und, wenn es unter einem anderen Namen und Zweck
geschieht, die Vermietung wieder rückgängig gemacht werden kann.
Ich erwarte von den öffentlichen Bildungseinrichtungen, dass die
Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus verbindlich als
Seminare in vielfältiger Form angeboten werden.
Es gibt sicherlich noch eine Menge Vorschläge, Ideen oder
Überlegungen, die im Sinne unserer Demokratie ergriffen werden
können, nein, ergriffen werden müssen, damit 76 Jahre nach der
Machterschleichung der Nazis diese Ideologie endlich dorthin kommt,
wo sie hingehört: nämlich auf den Misthaufen der Geschichte.
Anrede!
Die, die hier liegen, die hier begraben sind liegen auch hier,
weil es damals nicht geschafft wurde, die Nazis und damit den Krieg
gegen die Menschheit zu verhindern.
Wir wissen um die damaligen Umstände, wir kennen die Täter,
kennen sicher längst nicht alle Opfer.
Damit diejenigen, die hier liegen, nicht umsonst gestorben sind,
müssen wir etwas tun.
Wir sollten es auch im Geiste derjenigen machen, die sich am 19.
April 1945 selbst befreit hatten, und noch auf dem Appellplatz in
Buchenwald schworen:
"Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte
Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des
Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer
neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.
Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen
schuldig. (aus dem Schwur von Buchenwald)
Ich finde, das sollte auch unser Vermächtnis, und unsere
Verpflichtung sein und deshalb müsste von dieser Erinnerungsstätte
Wenzelnberg dieses Bestreben in die Region hinausgehen.
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