10.04.09
"Erinnerung an die Opfer in allen Gemeinden
mit Kriegsendphasenverbrechen verstärken"
Erklärung des Internationalen
Rombergparkkomitees
Auch 64 Jahre nach der Ermordung Hunderter Frauen und Männer aus
sieben europäischen Ländern in der Dortmunder Bittermark - kurz
vor der Zerschlagung des Terrorregimes des deutschen
Hitlerfaschismus – bleiben wir aufgefordert, der Opfer des
Hitlerregimes zu gedenken. Mit diesem Gedenken leisten wir einen
Beitrag für die Schaffung eines friedliebenden Europas frei von
jeglichem Rassismus, frei von Völkerhass und Neonazismus.
Erfreulicherweise können wir eine Zunahme der verschiedensten
Aktionen und Maßnahmen registrieren, die sich gegen den Neonazismus
in seinen verschiedenen Erscheinungsformen richten.
Gleich dem Rombergpark und der Bittermark gab es mindestens 130
weitere derartige Tatorte. Wir erinnern daran, dass vom Januar bis
April 1945 mindestens 700.000 Menschen auf Todesmärschen von den
Konzentrationslagern nach Westen und Süden von Wehrmacht und SS
ermordet wurden oder als „Deserteure“ von der Wehrmachtsjustiz
hingerichtet wurden – gleich den Menschen, die wir hier in
Bittermark und Rombergpark beklagen. Wir wollen daher die
Zusammenarbeit zur Erinnerung an die Opfer in allen Gemeinden mit
Kriegsendphasenverbrechen verstärken.
Wir erinnern an die Friedenstraditionen der Stadt Dortmund, und
deshalb bitten wir die Dortmunderinnen und Dortmunder, den Vorschlag
von Präsident Barack Obama aufzugreifen: Machen wir die Welt
atomwaffenfrei und fangen wir bei uns damit an. Dortmunds Rat möge
der Gemeinschaft Atomwaffenfreier Städte, gegründet vom
Bürgermeister von Hiroshima, beitreten.
Wir erinnern an den Krieg der NATO und der Bundeswehr 1999 gegen
Serbien-Jugoslawien und grüßen die Menschen in Dortmunds
Patenstadt Novi Sad. Wir wollen alles dafür tun, dass das Prinzip
wieder gilt: Nie wieder Krieg von deutschem Boden. Nie wieder Krieg
und Faschismus.
Wir erinnern an die antifaschistischen Traditionen der Stadt
Dortmund, und deshalb rufen wir dazu auf: Gebt Nazis hier keinen
Spielraum. Setzen wir uns alle dafür ein, dass der Rat der Stadt
beschließt, die Initiativen zu einem Verbot der NPD zu
unterstützen und sich in der Bundes- wie Landeshauptstadt dafür zu
engagieren.
Nicht zuletzt wollen wir selbst – jeder an seinem Platz - die
immer lauter werdende Forderung nach einem Verbot der
neonazistischen NPD unterstützen. Vor allem verlangen wir, dass der
geplante Aufmarsch der Nazis am 5. September in Dortmund nicht
zugelassen wird.
Wir danken der Stadt Dortmund für die Bemühungen der Verwaltung
und der Bürgerinnen und Bürger, sich der Notwendigkeit der
Erinnerungsarbeit zu stellen. Wir meinen, es sollte diese Arbeit
ergänzt werden durch eine Dokumentation des Leids und der Opfer der
Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Dortmund. Dazu gehört
auch die Schaffung von Erinnerungsplätzen an diejenigen, die
schuldig sind am Schicksal dieser Menschen und die an ihrer
Ausbeutung verdienten: Das heißt, eine Kirdorf-Siedlung ebenso
wenig hinzunehmen wie das Beschweigen der Stätten, an denen die
Täter aus der Industrie wirkten. Anstelle des Hitler-Finanziers
Kirdorf sollte der Name eines der Opfer vom Karfreitag 1945 für die
Siedlung gewählt werden. Es sollte die Stelle markiert werden, an
der sich in Dortmund im Januar 1933 die Industriellen versammelten,
die Hitlers Aufkommen unterstützten.
(einstimmig angenommen auf der Vollsitzung 2009 am 9. April 2009
in der Gedenkstätte Steinwache in Dortmund)
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