23.03.09
Geschichte rechtsrum gedeutet
Protestkampagne gegen den
CDU-Politiker Rudi Pawelka in Leverkusen / Nähe zu
»Pro-NRW«
Der Politiker Rudi Pawelka gilt durch seine Arbeit in
unterschiedlichen Vertriebenenorganisationen als CDU-Rechtsaußen.
Geschichtsfälschung mache seine Wahl bei den Kommunalwahlen in
Nordrhein-Westfalen im Juni unmöglich, meint der Antifaschist
Manfred Demmer.
Der Streit um die Personalie Erika Steinbach, Bundesvorsitzende
des Bundes der Vertriebenen (BdV), und das Zentrum gegen Vertreibung
nimmt auch in der westlichen Provinz scharfe Töne an. Wenige Monate
vor den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen schlägt eine
Protestkampagne in Leverkusen hohe Wellen. Manfred Demmer,
stellvertretender Vorsitzender der Kulturvereinigung Leverkusen und
Landesvorstandsmitglied der Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
(VVN-BdA), verteilt mit Hilfe einiger Mitstreiter Flugblätter an
die rund 4000 Wähler des Wahlkreises Küppersteg-Süd. Darin rät
der Antifaschist Demmer davon ab, den Bundesvorsitzenden der
Landsmannschaft Schlesien und CDU-Ratsherrn in Leverkusen, Rudi
Pawelka, bei der Kommunalwahl im Juni dieses Jahres zu wählen.
Begründung: Pawelka halte »geschichtsrevisionistische Reden« und
wirke als »Störfaktor beim Zusammenleben der Völker«.
Ein Blick in die Vita dieses Mannes genügt, und der Vorwurf
Demmers bestätigt sich umgehend. Pawelka hat bereits im Vorfeld des
vorläufigen Verzichts von Steinbach heftig gegen die
Bundesregierung und die politisch Verantwortlichen in Polen
gewettert. In einem Kommentar der rechtskonservativen »Jungen
Freiheit« schreibt der CDU-Mann, die Reaktionen aus der
Bundesregierung, gemeint waren wahrscheinlich die SPD-Vorbehalte
gegenüber Steinbach, seien »beschämend« und lägen »auf der
stets verfolgten Linie, bei Forderungen aus Polen stets
einzuknicken, anstatt die Rechte Deutscher zu vertreten«.
Ganz offen propagiert der CDU-Politiker
geschichtsrevisionistische Thesen. In einer Rede über »Schlesien
im Europa der Zukunft«, die Pawelka im Jahr 2000 hielt, sagte er
nach Darstellung der »Neuen Rheinischen Zeitung«: »Das platte und
verkürzende Wort, der 8. Mai sei ein Tag der Befreiung gewesen,
beleidigt die Toten und alle anderen Menschen, denen erst danach
großes Unrecht zugefügt wurde.«
Pawelka nimmt auch unter den Vertriebenen eine radikale Position
ein. Neben seiner CDU-Mitgliedschaft war der ehemalige
Polizeidirektor von 2001 bis 2005 Vorstandsvorsitzender der
»Preußischen Treuhand«. Dieses Unternehmen bemüht sich, den nach
1945 enteigneten Besitz damaliger Bewohner der Ostgebiete des
Deutschen Reichs juristisch einzuklagen. Eine Arbeit, die auch bei
den Vertriebenenorganisationen immer wieder auf Kritik – u. a.
auch von Erika Steinbach – stößt.
Für Manfred Demmer ergeben sich Gemeinsamkeiten Pawelkas zu der
rechtspopulistischen »Pro- Bewegung«. Ihr nordrhein-westfälischer
Ableger »Pro-NRW«, der Öffentlichkeit besonders durch das
Engagement gegen den Bau einer Moschee in Köln ein Begriff,
reagierte prompt auf die Kampagne Demmers: »In einer bösartigen
Flugblattaktion agitieren DKP-nahe Verfassungsfeinde von Links
gegenwärtig gegen den CDU-Ratsherrn Rudi Pawelka sowie gegen pro
NRW«, heißt es in einer Stellungnahme von »Pro-NRW«. »Ich
schätze Rudi Pawelka als kompetenten Leverkusener
Kommunalpolitiker, mit dem eine zukünftige Pro-NRW-Fraktion im
Leverkusener Stadtrat sicherlich konstruktiv zusammenarbeiten
kann«, meint der »Pro-NRW«-Vorsitzende Markus Beisicht. Eine
Beschreibung, die tief blicken lässt.
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