19.03.09
Nichts gelernt?
CDU-Nachwuchs wünscht „Jedem
das Seine“
In Nordrhein-Westfalen arbeiten CDU und FDP seit
Regierungsantritt auf Grundlage einer Koalitionsvereinbarung, die
demonstrativ die Landesverfassung verletzt. Das Motto der beiden
Parteien lautet: “Freiheit vor Gleichheit. Privat vor Staat“.
Die Verwerflichkeit dieses Prinzips wird uns in der gegenwärtigen
Krise plastisch vor Augen geführt. Es ist ein Verstoß gegen die
Landesverfassung von Nordrhein-Westfalen, in deren Artikel 24 es –
die Lehren aus der Zeit 1933 bis 1945 ziehend - heißt: „Im
Mittelpunkt des Wirtschaftslebens steht das Wohl des Menschen. Der
Schutz seiner Arbeitskraft hat den Vorrang vor dem Schutz
materiellen Besitzes. Jedermann hat ein Recht auf Arbeit“.
Die Schüler-Union geht noch einen Schritt weiter. Nach der
Absage an Gleichheit und Wohl aller Menschen zugunsten von privater
Gier und Ellenbogenfreiheit verlangt es den CDU-Nachwuchs von
Nordrhein-Westfalen auch noch nach diesem Motto „Nicht jedem das
Gleiche, sondern jedem das Seine“.
Jedem das Seine – das stand am Tor des KZ Buchenwald. Das
sollte einer Schülerorganisation mit Mitgliedern, die im Unterricht
aufpassen, eigentlich bekannt sein. Das Motto taucht auf in einem
Forderungsprogramm zur Bildungspolitik; das gegliederte ungleiche
Schulsystem soll beibehalten werden. Der Schülerunion gefällt
offenbar am bestehenden Schulsystem nicht nur die Ungleichheit je
nach Herkunft, sondern auch, dass in ihm oft zu wenig zur Nazizeit
gelehrt wird, dafür dann aber auch der Text der Landesverfassung
unbekannt bleibt.
Nach Meinung der CDU soll in den Schulen zudem wieder Wehrkunde
gelehrt und der Krieg verherrlicht werden. Fast unbemerkt von der
Öffentlichkeit haben das Bildungsministerium NRW und die Bundeswehr
bereits im Herbst letzten Jahres eine weit reichende
"Kooperationsvereinbarung" geschlossen, von der die etwa
1,8 Millionen Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufen 1 und 2
sowie der Berufskollegs betroffen sind. Offiziere treten als Lehrer
auf. Inhaltlich geht es um eine noch engere Zusammenarbeit zwischen
Schulen und Armee, die bundesweit ein Novum ist und die zeigt, wie
die Schule für menschenverachtende Kriegszwecke instrumentalisiert
wird.
Na also – ein bisschen Gleichheit soll es doch geben: Das
uniformierte Einheitsdenken.
Ulrich Sander
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