19.03.09
175.000 NoNPD-Unterschriften liegen auf dem Tisch
Der Petitionsausschuss des
Bundestages behandelte VVN-BdA-Kampagne
Manchmal kommt doch noch Bewegung in Prozesse, die man schon
nicht mehr erwartetet hat. Vor fast einem Jahr informierten wir
über einen ebenso anmaßenden wie inkompetenten Brief eines Beamten
des Petitionsausschusses bezüglich unserer Unterschriftenkampagne
„nonpd“.
Die mehr als 175 000 Unterschriften waren nach unserer gelungenen
„Übergabeaktion“ an diesen Ausschuss weiter geleitet worden und
harrten dort ihrer weiteren parlamentarischen Bearbeitung. Am 2.
März diesen Jahres wurde unsere Forderung nun im Petitionsausschuss
behandelt. Und zwar in einer öffentlichen Anhörung, in der auch
unsere Organisation als Petentin noch einmal ihr Anliegen vortragen
durfte. Die Anhörung diente der Information und Verständigung der
Fraktionen zum Thema, bevor der Ausschuss die Petition mit seiner
Beschlussempfehlung an den Bundestag weiterleitet.
Bundesvorsitzende Cornelia Kerth erläuterte zu Beginn noch
einmal kurz die Hauptgründe für unsere Verbotsforderung.
Anschließend stellten die Ausschussmitglieder Fragen an die beiden
Staatssekretäre Alfred Hartenbach (SPD/ Bundesjustizministerium)
und Peter Altmaier (CDU/ Bundesinnenministerium). Die meisten Fragen
drehten sich um die Problematik der V-Leute. So wollte Jerzy Montag
von den Grünen wissen, ob es neben direkt aus der Naziszene
angeworbenen V-Leuten auch solche gäbe, die als „Undercoveragenten“
in die NPD eingeschleust wurden. Die Antwort von Altmaier
bestätigte unsere These: V-Leute sind Faschisten mit „V“.
Undercoveragenten gibt es nicht. Aus der Art der Fragestellungen
wurde sichtbar, welche Grundpositionen in den Parteien derzeit zu
einem neuen Verbotsverfahren vorherrschen. SPD und LINKE sind für
ein neues Verbotsverfahren, bei den Grünen sind die Meinungen
gespalten. Monika Lazar, eine Grünen-Abgeodnete aus Sachsen, sprach
sich gegen ein Verbot aus. Ihrer Meinung nach reichen die
demokratischen Möglichkeiten zum Kampf gegen Neonazis aus. Die
Bevölkerung von Sachsen hätte ja in diesem Jahr die Möglichkeit,
die NPD wieder aus dem Landtag herauszuwählen.
Viel Sprengstoff verbarg sich in den Fragen von Siegmund Kauder
von der CDU, der als Jurist nach den generellen formalrechtlichen
Möglichkeiten eines Parteiverbots unter den derzeitigen Bedingungen
fragte. Wenn man den Ausführungen der beiden parlamentarischen
Staatssekretäre folgte, wäre ein Parteiverbot im Augenblick
überhaupt nicht möglich. Der Rechtsstaat hätte sich damit selbst
ausgehebelt. Er forderte die Regierungsvertreter auf, über Auswege
aus diesem Dilemma nachzudenken. Eine Forderung, der man auch auf
anderen Wegen Nachdruck verleihen sollte.
Generell machte die Anhörung deutlich, dass die Positionen der
Parteien in Bewegung gekommen sind, ohne dass derzeit schon ein
wirklicher politischer Wille für ein neues Verbotsverfahren
vorhanden ist. Wir müssen also weiter Druck machen, die neue
Kampagne wird dazu beitragen.
Regina Girod aus: ANTIFA Zeitschrift der VVN-BdA März/April 2009
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