08.02.09
"Nie wieder" muß auch wirklich "Nie
wieder" bedeuten
Ulrich Sander auf der 28.
Landeskonferenz antifaschistischer Initiativen und Organisationen in
Wuppertal am 07.02.2009
Kritik an Anzeichen von Geschichtslosigkeit in Teilen der
deutschen Friedensbewegung und mangelndem Antimilitarismus in der
Antifa übte Ulrich Sander, Landessprecher der VVN-BdA NRW, auf der
28. Landeskonferenz antifaschistischer Initiativen und
Organisationen. Vor dem Hintergrund der Enttabuierung der
Holocaustleugnung in der katholischen Kirche und der Verweigerung
des Existenzrechtes für Israel durch Teile der Friedensbewegung
führte er aus:
Ich las vorgestern dies: Zentraler Pfeiler des Menschenbildes des
Grundgesetzes ist das "'Nie wieder', die Bundesrepublik als
staatlich organisierte Antithese zur Nazidiktatur. Dazu zählt die
besondere Verantwortung gegen die Juden. ... Deswegen steht bei uns
die Leugnung der Judenvernichtung unter Strafe." (Südd.Z.
5.2.09) Das ist eine gute Feststellung. Unter Strafe steht auch nach
Art. 26 GG die Vorbereitung und Führung eines Angriffskrieges. Seit
zehn Jahren wird dieser Artikel gebrochen. Es wäre wünschenswert,
wenn die Absage an den Antisemitismus, die wir im Zusammenhang mit
dem Echo auf bestimmte Papst-Entscheidungen, erlebten auch zur
vollständigen Wiederherstellung des "Nie wieder" geführt
hätte. Es heißt nämlich "Nie wieder Faschismus - nie wieder
Krieg".
Die Kanzlerin ist dazu nicht bereit. Sie sagte als
CDU-Vorsitzende in ihrer Rede auf der Münchener
Sicherheitskonferenz 2004 dies: "Um die Politik anderer
Nationen zu beeinflussen, um den Interessen und Werten der eigenen
Nation zu dienen, müssen alle Mittel in Betracht gezogen werden,
von freundlichen Worten bis zu Marschflugkörpern."
Afghanistan, Kosovo, Bosnien-Herzegowina, Libanon, Horn von
Afrika, östliches Mittelmeer, Sudan, Georgien, vorübergehend auch
noch Kongo - wer hätte vor 15 Jahren gedacht, dass heute deutsche
Soldaten auf drei Kontinenten Dienst tun würden, - man kann in den
meisten Fällen auch sagen: Krieg führen.
Als Antifaschistinnen und Antifaschisten sind wir Teil der
Friedensbewegung, aber die Friedensbewegung insgesamt setzt sich
weniger mit dem Faschismus auseinander als nötig. Die
Rechtsextremisten und Nazis haben sich vordergründig eine
Friedensrhetorik angewöhnt, die sie als weniger friedensgefährdend
erscheinen lassen, als die Mitte des politischen Spektrums.
Dabei kann nicht übersehen werden, dass "pro NRW" auf
einer Welle mit jenen kriegshetzerischen Positionen aus der Mitte
schwimmt, die unter dem Vorwand des Kampfes gegen den "islamistischen
Terrorismus" für den Krieg agieren.
Die Militärdoktrin des Neonazismus und der anderen Kräfte der
Rechten bleibt zumeist unbeachtet. Selbst wenn die Nazis in Dortmund
nun schon im vierten Jahr am Antikriegstag Anfang September ihren
bundesweiten "nationalen Antikriegstag" begehen, so
begegnen dem die Antifaschisten zumeist nur mit den Losungen wie
"Nazis raus aus unserer Stadt" oder mit Äußerungen gegen
die alltägliche Gewalt der Faschisten, nicht gegen die Gewalt der
Faschisten, die sich in ihrer Kriegsbereitschaft und Kriegshetze
äußert.
Jetzt haben sich ältere Dortmunder Antifaschistinnen und
Antifaschisten diesem rechten Treiben mit sowohl antifaschistischen
als auch antimilitaristischen Argumenten entgegengestellt. Eine
"Aktion 65 plus" führte am 6. September in Dortmund einen
700köpfigen spontanen Demonstrationszug an. Ihre Erklärung lautete
u.a.:
"Aktion 65 plus - Wir haben es erlebt. Nie wieder.
Bombennächte. Ständige Angst. Hausdurchsuchungen. Die Eltern im
KZ. Verwandte sterben im Krieg. Nachbarn mit dem gelben Stern werden
abgeholt.
Nachts träumen wir davon.
Die Nachfolger der Nazibande, die das verschuldete, erheben
wieder ihr Haupt.
Jahr für Jahr kommen sie nach Dortmund. Sie rufen "Nie
wieder Krieg" und fügen hinzu: " ... nach unserem Sieg,
dem Sieg des ‚nationalen Sozialismus'".
Das Maß ist voll. Sie reden von Frieden, Antikapitalismus, ja
Sozialismus. Das taten Hitler und Goebbels auch. Es kam zum
furchtbarsten aller Kriege. Zur schlimmsten Form des Kapitalismus:
Nicht nur Ausbeutung durch Arbeit, sondern Vernichtung durch Arbeit.
Es kam zur Versklavung und zum Holocaust.
Wir sehen nicht mehr zu. Wir Älteren, die Aktion 65 plus,
werden den Nazis am 6. 9. entgegentreten. Wir werden sie blockieren.
(...)"
Die Kriegshetze der Neonazis heute
Anlaß des "Nationalen Antikriegstags" der Nazis ist
der Jahrestag des Kriegseintritts des mit Polen verbündeten
Großbritanniens und Frankreichs am 3. September 1939. Deutschland
als Opfer - mal wieder.
Sprecher der "Aktion 65 plus" dazu: "Am 1.
September 1939 überfiel Nazideutschland Polen. Die Nachfolger der
Nazis, die in ihren Programmen die Beseitigung der polnischen
Nachkriegsgrenzen und das Annektieren polnischen Gebietes fordern,
sie blasen erneut zum Feldzug gen Osten. Es wurde bereits wiederholt
der Antikriegstag 1. September von NS-Leuten missbraucht, indem sie
der Losung ‚Nie wieder Krieg...' die Worte hinzufügten ‚...
nach unserem Sieg, dem Sieg des nationalen Sozialismus.'" (So
geschehen im September 2005 in der Rede von Neonaziredner Siegfried
Borchardt.) Anstelle der Globalisierung verlangen die heutigen Nazis
den weltweiten Sieg des Nationalsozialismus, den sie
"nationalen Sozialismus" nennen; auf die Frage, was dann
aus dem jüdischen, dem "auserwählten" Volk werde, wird
geantwortet, ihm gehöre dann doch "das Himmelreich". Die
Staatsanwaltschaft sieht in solchen Äußerungen "noch
nicht" Volksverhetzung. Offenbar ist in den Augen der deutschen
Justiz die Kriegshetze keine Volksverhetzung, nachdem Deutschland
wieder an Kriegen beteiligt ist.
Bei der 2007er Dortmunder "Antikriegskundgebung" der
Neonazis sagte ein ausländischer Redner: Er wolle nicht den
Holocaust leugnen, nein, er beglückwünsche die deutschen Kameraden
zu ihrer Geschichte, und dazu gehöre auch Auschwitz. Auch diese
Äußerung blieb ohne juristische Konsequenz.
Die Nazis von heute ergehen sich in einer Friedenspropaganda, die
von vielen Antifaschisten als Friedensdemagogie erkannt wird. Das
ist ungenau definiert. Die Nazis sind nämlich wirklich gegen diesen
Imperialismus, wie er sich heute darstellt, gegen diese Kriege unter
deutscher Beteiligung, wie wir sie erleben. Man könnte es
zusammenfassend so sehen: Sie sind gegen den Krieg, weil er Israel
und den USA dient. Sie wollen ihre eigenen deutschen Kriege.
Deutschland soll wieder als
militärische Großmacht agieren
Die Neonazis sind - und da unterscheiden sie sich nicht von der
offiziellen deutschen Militärpolitik, dem offiziellen deutschen
Militarismus - für eine starke Bundeswehr, gegen Abrüstung, für
den Kampf um "deutsche Interessen". Sie drängen in die
Bundeswehr, allein schon um das "Waffenhandwerk" zu
erlernen. Sie sind zahlreich in den Reservistenverbänden vertreten.
Sie stehen in der Tradition der Wehrmacht. Ihre Militärpolitik ist
auf Revanche gerichtet.
Fabian Virchow schreibt in seiner Studie über
"Internationale Beziehungen und Militär in den politischen
Konzeptionen der extremen Rechten" "Gegen eine von der
extremen Rechten imaginierte Funktion der Einkreisung als Mittel der
Schwächung und Niederhaltung Deutschlands fordert sie Deutschlands
‚Lebensrecht' und Mission". (Titel des Virchow-Buches:
"Gegen den Zivilismus". Wiesbaden 2006). Die mit der
"kleinstdeutschen Einheit vom Rhein zur Oder" verbundenen
Gebietsverluste werden von den Rechten beklagt: "Was ist schon
ein Deutschland ohne Schlesien, Ostpreußen, Österreich oder
Südtirol?" (S. 112 bei Virchow) Die extreme Rechte, so
Virchow, strebt mit ihrer Friedensrhetorik die Durchsetzung eines
völkisch-arrondierten und mit umfassenden Gewaltmitteln
ausgestatteten Groß-Deutschland an. "Dieses soll nach
weitreichender Militarisierung von Militär und Gesellschaft als
imperiale europäische Ordnungsmacht und weltpolitisch als Gegenpol
gegenüber den USA auftreten."
Ultrarechte sind keine Verbündeten
der Friedensbewegung
Die faktische Zweiteilung der antimilitaristischen und der
antifaschistischen Bewegung in der Gegenwart muss überwunden
werden. Ultrarechte sind im Friedenskampf keine Verbündeten, auch
wenn sie wie Peter Gauweiler von der CSU gegen den
Afghanistan-Einsatz wirken. Diese Leute wollen nicht die
Überwindung der Kriege, sondern andere Kriege.
Die VVN-BdA beschloss im Mai dieses Jahres auf ihrem
Bundeskongress in Berlin "die Wiederherstellung des
antifaschistischen und antimilitaristischen Konsenses." In der
Resolution heißt es:
"Der Einstieg der deutschen Politik in Kriegshandlungen
wurde damit begründet, man müsse Krieg führen, um ein Auschwitz
nicht wieder zuzulassen. Es gilt jedoch: Auschwitz wurde erst durch
Krieg möglich. Die Verpflichtung ‚Nie wieder Krieg - nie wieder
Faschismus' mit ihren beiden Seiten ist wiederherzustellen.
Das Völkerrecht verbietet, entsprechend der UNO-Charta
Artikel 53 und 107, Deutschland das Kriegführen. Das Grundgesetz
mit seinem Verbot der Vorbereitung und Führung von Angriffskriegen
(Artikel 26) und das Völkerrecht sind zu verteidigen und
anzuwenden.
Von diesen Prinzipien gehen wir aus, wenn wir uns in die
Aktionen der Friedenbewegung einbringen.
Vor allem in drei Bereichen gefährdet die Politik der
Bundesregierung eine friedliche Entwicklung unseres Landes: Es sind
die Auslandseinsätze der Bundeswehr, das Festhalten an der Teilhabe
Deutschlands an Atomwaffen im Rahmen der NATO und die
innerstaatliche Aufrüstung und Militarisierung."
Zur "innerstaatlichen Militarisierung": Eine
bedrohliche Entwicklung nimmt die Militarisierung im Innern unseres
Landes. Bis zu eine Million Soldaten stehen als Reservisten ständig
zum Militäreinsatz im Innern der Republik bereit - gegen unser
Demonstrationsrecht, gegen Streiks und freie Meinungsäußerung. In
Bund und Land, in Stadt und Landkreis werden Polizei und Bundeswehr,
z. T. auch Geheimdienste zusammengefasst, um als schwerbewaffneter
Heimatschutz zu agieren. Der verfassungswidrige Bundeswehreinsatz in
Heiligendamm 2007 stellte einen weiteren Schritt zur inneren
Militarisierung dar. Mit der geschürten Anti-Terror-Hysterie werden
an breiter Front in einem nie da gewesenen Maße demokratische
Grundrechte ausgehöhlt. Statt "Rassismus und
Fremdenfeindlichkeit - auch unter dem Deckmantel des Kampfes gegen
den Terrorismus" zuzulassen gelte es, so die VVN-BdA,
"die Demokratie und die Menschenrechte" zu
verteidigen. "Gegen die Militarisierung ist die Forderung
nach Abschaffung der Wehrpflicht zu setzen, und jede neue Form von
Zwangsdiensten ("Zivildienst durch alle") á la CSU) ist
entschieden zurückzuweisen."
Wir brauchen eine Abwehrfront gegen die von Rechts, gegen die
Kriegstreiber und Schäuble-Notstandspolitiker. Gesprochen wird von
der gestrigen Stasi, doch wer spricht von der heutigen Formierung
der Gemeindienste gegen uns? Sprechen wir endlich davon, dass das
"Reichssicherheitshauptamt" - so nannte es
Ex-Verfassungsschutzpräsident Eckart Werthebach - schon wieder
konzipiert ist? In Berlin-Treptow schufen Schäuble und Jung eine
Anti-Terror-Behörde, die "erstmals seit der Nazizeit wieder
Erkenntnisse von Polizei und Geheimdiensten vereint"
(Süddeutsche Zeitung 31.03.07), das heißt BKA, LKA, BND, BfV, LfV,
MAD, Bundespolizei, Zollkriminalamt, Generalbundesanwalt und
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bilden eine Großbehörde,
genannt "Gemeinsames Terrorismusabwehrzentrum" Noch 2003
hatte der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Eckart Werthebach
eine solche Zentralisierung des Sicherheitsapparats aus
"historischen und rechtspolitischen Gründen" abgelehnt.
Unabdingbar: Aussagen zu Israel und
zur EU
Die VVN-BdA in NRW fügt in ihrer Entschließung ihrer
Landeskonferenz hinzu: "Der Konflikt zwischen Israel und den
Palästinensern ist ... nach wie vor von Gewalt geprägt. Wir setzen
uns ein für ein Ende der Besatzung des Iraks und für eine
Verhandlungslösung des Iran-Atomkonflikts. Wir setzen uns ein für
ein Ende der Gewalt im Nahost-Konflikt und für dessen politische
Lösung, welche in der Beendigung der Besetzung der
palästinensischen Gebiete durch Israel, die Bildung eines
palästinensischen Staates und der gegenseitigen Anerkennung Israels
und des palästinensischen Staates liegen muss."
Der Umgang mit dem Nahostkonflikt löst immer wieder und gerade
jetzt beim Krieg Israels gegen die Bewohner des Gaza-Streifens
Irritationen in der Friedensbewegung wie auch in der
antifaschistischen Bewegung aus. Hilfreich mag ein Bericht aus
Berlin bereits vom Herbst 08 sein: Am 27. September fanden in Berlin
und weltweit Demonstrationen von schiitischen islamischen Gruppen
zum "Al-Quds-Tag" statt. Al-Quds ist der arabische Name
für Jerusalem. Diese 1979 von Ajatollah Khomeini ausgerufenen
antiisraelischen Demonstrationen kennen, zwar verbrämt mit
Friedenslosungen in antiimperialistischer Diktion, nur eine
Forderung - die Vertreibung der Juden und Jüdinnen aus Israel. Etwa
300 Demonstrantinnen und Demonstranten zogen durch die Berliner
Innenstadt und trugen Transparente mit Aufschriften wie "Kein
zweiter Holocaust an den Palästinensern", oder "Zionisten
raus aus Jerusalem", ferner "Kindermörder Israel".
In diesem Jahr hatte die Abgeordnete der Linken, Evrim Helim Baba,
sie ist VVN-BdA-Mitglied, aufgerufen, sich trotz unterschiedlicher
Meinung zu den Konflikten im Nahen Osten an einer Gegenkundgebung zu
"Al-Quds" zu beteiligen. Die Jüdische Gemeinde, die
Berliner VVN-BdA, zahlreiche Organisationen und Vertreter aller
Parteien wandten sich gegen die Delegitimierung des Staates Israel,
gegen die Menschenrechtsverletzungen durch das iranische Regime und
gegen jeden Versuch, den Holocaust zu leugnen oder zu relativieren.
Die Berliner VVN-BdA erinnerte daran, dass vor 60 Jahren die VVN mit
der Jüdischen Gemeinde in einer ersten großen Veranstaltung die
Gründung des Staates Israel begrüßt hatte. Bei allen Spannungen,
Kriegen und Verbrechen im unruhigen Nahen Osten ist und bleibt für
Antifaschistinnen und Antifaschisten das Existenzrecht Israels
unverzichtbar. Sprecher der VVN-BdA erklärten: "Deshalb wenden
wir uns gegen jeden, der dieses Recht in Frage stellt. Gleichzeitig
sind wir mit der israelischen Friedensbewegung solidarisch. Sie
tritt seit Jahrzehnten mutig, oftmals von vielen Seiten angefeindet,
für einen Abbau der Spannungen, ein friedliches Miteinander aller
Bürger Israels und eine Zweistaatenlösung ein. Wir wenden uns
gegen jede Instrumentalisierung dieses Konfliktes. Kassam-Raketen
und Selbstmordattentate auf die Bürger Israels machen jede
Verständigung unmöglich, sie sind keine Instrumente politischer
Kritik, sondern Mordinstrumente. Wir demonstrieren mit Muslimen
gegen Nazis, die den Bau von Moscheen oder Hindu-Tempeln verhindern
wollen. Wir dulden aber nicht, wenn Jüdinnen und Juden angegriffen,
wenn offen Antisemitismus propagiert und praktiziert wird. Hier darf
es kein Verständnis, keine Ausreden und keine Toleranz geben.
Öffentlich propagierter Judenhass und antisemitische
Vernichtungsfantasien haben auf den Straßen ... nichts zu
suchen."
Gegen die EU als Militärpakt
Wir halten nicht nur Aussagen zum Nahen Osten für unabdingbar,
sondern auch eine Stellungnahme zur Aufrüstung und zur EU.
"Statt der EU eine Verantwortung für eine friedliche
Entwicklung in der Welt zuzuschreiben, legt der aktuelle
EU-Reformvertrag eine ständige Aufrüstung fest, ferner den Einsatz
von EU-Kampftruppen und einen eigenen Militärhaushalt. Zu diesem
Vertrag sagen wir Nein! Ebenso lehnen wir die nach wie vor immens
hohen Rüstungsausgaben in Deutschland und die damit finanzierte
Umrüstung der Bundeswehr zur Interventionsarmee ab. Stattdessen
unterstützen wir Maßnahmen ziviler Konfliktbearbeitung und fordern
deren Ausbau." Zum inneren Zustand der Truppe sagen wir Wir
verurteilen die Traditionsarbeit in der Bundeswehr nach dem Muster
der Hitler-Wehrmacht. Neben der rechten Haupttendenz der Truppe,
existiert die neofaschistische Wühlarbeit in der Truppe weiter.
Nazis wollen Einfluss in der Bundeswehr und in der Gesellschaft, und
sie wollen Waffen und Waffenkunde. Dagegen ist Wachsamkeit geboten.
Der Einfluss alter und neuer Nazis auf die Bundeswehr ist zu
unterbinden.
Ein Fazit
Erforderlich ist die enge Verbindung von
Antimilitarismus/Antifaschismus mit der Friedensbewegung. Wir
brauchen eine Friedensbewegung, die auch eine Demokratiebewegung
ist, eine Bewegung gegen Ausgrenzungen, Abschiebungen und
Verweigerung des Asylrechtes. Dazu müsste an den Konsens von 1945
wieder angeknüpft werden, der besagt: "Die Vernichtung des
Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer
neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel."
(Schwur von Buchenwald) Das bedeutet vor allem: Die Einhaltung der
UNO-Charta und des Völkerrechts. In Potsdam wurde den Deutschen
jede nazistische und militaristische Betätigung und Propaganda
verboten. Deutschland hat sich aufgrund seiner Geschichte ganz aus
Kriegen fernzuhalten. Es gelten die UNO-Charta-Artikel fort, die
Deutschland das Kriegführen verbieten. Und es gilt das Grundgesetz,
dessen Grundrechtekatalog und dessen antimilitaristische und
demokratische Bestandteile zu verteidigen sind.
Zur Vertiefung verweisen wir auf diesen Beitrag aus
"Positionen" der SDAJ
Eine Heimatschutztruppe wurde
für den Einsatz im Innern formiert
Von Ulrich Sander
Am Abend der Hessenwahl bei Anne Will: Ein Jürgen Rüttgers, der
ständig Sahra Wagenknecht wegen
"Verstaatlichungsgequatsche" unterbricht - obgleich
derartiges "Gequatsche" Bestandteil der
NRW-Landesverfassung ist -, assistiert von der Brandt-Witwe Brigitte
Seebacher. Sie verlangen, dass die Parteispitze der SPD nun endlich
eingreift und das tut, was in Hessen fehle, die harte Hand der
Zentrale gegen das Liebäugeln mit Links spüren zu lassen. Und
Brigitte Seebacher greift ganz tief in die Geschichtskiste. Ihre
Bemerkung sollte nicht überhört werden. Sie erinnerte an Kurt
Schuhmacher, der gegen die ostdeutsche SPD anging, als diese sich
mit der KPD zur SED vereinigen wollte. Und dann erinnerte sie auch
an die "zwanziger Jahre", in denen die Parteiführung die
Sache stets in den Griff kriegte. Diese Bemerkung ging beinahe im
Durcheinandergerede unter, deshalb sei daran erinnert:
1923, vor rund 85 Jahren, wurden nach Wahlerfolgen der
Arbeiterparteien in Sachsen und Thüringen Landesregierungen aus
Sozialdemokraten und Kommunisten gebildet. Daraufhin marschierte die
Reichswehr in Sachsen und Thüringen ein, setzte die
verfassungsmäßig gebildeten Arbeiterregierungen ab. Entsandt wurde
die Truppe von einer Regierung, der auch die SPD angehörte;
Reichspräsident war Friedrich Ebert (SPD), der seit 1918 zusammen
mit Gustav Noske (SPD) so manchen Streit mit Schüssen auf
sozialdemokratische und kommunistische Arbeiter regelte, wenn diese
zusammengingen.
Derzeit wird wieder über den Einsatz der Bundeswehr im Innern
gesprochen. Nach dem neusten Beschluss der SPD-Führung sei die
Gefahr des Bundeswehreinsatzes im Innern gebannt, wird uns erzählt.
Doch es hat Heiligendamm gegeben, wo Tornados, Panzer und
Marineboote gegen Demonstranten eingesetzt wurden. Nicht vergessen
sei, dass 2005 die rot-grüne Bundesregierung ein neues
Reservistenkonzept in ein Gesetz gegossen hat, das Millionen
Reservisten im Alter bis zu 60 Jahren für den baldigen Einsatz im
Innern und Äußeren vorsieht. Und wenn in Hessen eine links
gestützte Landesregierung zugunsten des mit rassistischen Methoden
Politik treibenden Roland Koch verhindert wurde, dann waren dazu
zwar noch keine Truppen unter Waffen nötig, da reichte noch der
Druck der Medien und der Politik der "Mitte" aus.
Und wenn alles nichts hilft, dann empfiehlt die Historikerin
Seebacher schon mal die alten Noske-Ebert-Methoden. Und nicht nur
sie.
Die Kader dafür wurden jetzt aufgestellt. Alle Reservisten
können kurzfristig zum Einsatz im Innern gerufen werden. Wenn
Reservisten-Kommandeure der Bundeswehr bis 2007 alle zwei Jahre zu
Truppenwehrübungen einberufen wurden, so ist es nun mit der ruhigen
Kugel vorbei. In jedem Landkreis und in jeder kreisfreien Stadt sind
nunmehr je 12 Reserveoffiziere bestimmt worden, die in 426
Kreisverbindungskommandos und 31 Bezirksverbindungskommandos Tag und
Nacht bereit stehen, insbesondere, um die "Polizei zu
beraten" und "Großschadensereignissen" zu begegnen.
Das sind 5500 Reserveoffiziere, die in kurzer Zeit sämtlich
Reservisten im Territorium mobilisieren können. Die
Bundeswehrzeitschrift "Y" (Januar 2009) meldet Vollzug:
"Zusammen mit aus Zeit- und Berufssoldaten gebildeten ‚Regionalen
Planungs- und Unterstützungstrupps' bilden sie das neue
Territoriale Netzwerk der Bundeswehr."
Eine Heimatschutztruppe für den Einsatz der Bundeswehr im Innern
steht bereit. "Bei Großereignissen wie dem G8-Gipfel in
Heiligendamm oder Alarmierungen in Folge des Ausbruches der
Vogelgrippe auf Rügen haben sie sich bereits bewährt,"
verkündet "Y". "Alle Reservisten können kurzfristig
zu einer Wehrübung einberufen oder für kurze Absprachen und
mehrstündige Weiterbildungen zu einer dienstlichen Veranstaltung
zugezogen werden." "Alle" Reservisten, das sind
mindestens eine Million taugliche Soldaten, im Alter bis zu 60
Jahren. Kommandiert werden sie von Obersten und Oberstleutnants der
ZMZ I - der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit Inneres, den Leitern
der Verbindungskommandos.
Ausgebildet und qualifiziert werden die Reservisten in der Regel
zu Feldjägern, Pionieren, Zivilschutzfachleuten und Krisenmanagern,
berichtet die Zeitschrift weiter. Und es gibt weitere Pläne:
"Bis 2019 werden bundesweit 16 ZMZ-Stützpunkte aufgestellt. In
ihnen werden die Streitkräfte noch einmal fast 5000 Reservisten
einplanen. Diese sind dann entweder im Bereich Pionierwesen,
Sanitätsdienst oder ABC-Abwehr spezialisiert und runden die
Fähigkeiten der Bundeswehr zur Hilfestellung im Inland weiter
ab." Was bedeutet, dass 5000 weitere Kommandeure für viele
Tausend Reservisten zum Einsatz an der Heimatfront bereitstehen.
Auch gegen Demonstranten, wie in Heiligendamm erprobt.
Wer sind die Reservistenkader? Bezeichnend ist ein Gutachten der
Arbeitsgemeinschaft der Leiter von Berufsfeuerwehren in
Nordrhein-Westfalen, die sich dagegen verwahren, dass im Rahmen der
ZMZ-Gefahrenabwehr eine "Einbindung der
Reservistenverbände", die ja "e.V." seien, erfolgt.
Die Abneigung ist berechtigt. Der Reservistenverband umfasst eine
Viertelmillion besonders eifriger freiwilliger und oft rechtsaußen
angesiedelter Kader. Dazu kommt der Bundeswehrverband. Jeder Neonazi
kann Mitglied sein, Ausschlüsse von Neonazis aus dem Reservisten-
oder Bundeswehrverband sind satzungsmäßig nicht möglich. So wurde
Hauptmann der Reserve und NPD-Führer Udo Voigt kürzlich als
Bundeswehrverbandskader entdeckt.
Nazi Voigt hatte in früher Jugend das getan, was 1995 in den
Aufruf gekleidet wurde: "Junge Kameraden und Kameradinnen, die
vor der Berufswahl stehen, unbelastet, intelligent und sportlich
sind," sollen sich getarnt zu "einer Ausbildung bei
Bundeswehr und Polizei" melden, "mit dem Ziel, sich in
besonders qualifizierten Spezialeinheiten das nötige Wissen und
Können anzueignen." (Aus: "Umbruch" von S. Hupka,
1995) Der Aufruf schließt mit den Worten: "Widerstand, der auf
die Beseitigung eines volksfeindlichen Systems zielt, muss
professionell geplant sein."
Und solche Leute tummeln sich dann an der Heimatfront.
(c) jellamaxi@web.de
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