16.12.08
Militaristenkameradschaft
Gebirgstruppe und Bayerischer Soldatenbund:
Schmähung der "Edelweiß"-Opfer und
Bekräftigung der blutigen Wehrmachtstradition
Als Kriegsverbrecher von der VVN-BdA und anderen Gruppen
entlarvte Gebirgstruppen-Veteranen erhalten Schützenhilfe von
reaktionären Traditionsvereinen wie Kameradenkreis Gebirgstruppe
e.V. und Bayerischer Soldatenbund.
Hält Bundeswehrgeneralmajor a.D. Jürgen Reichardt die von den
Massakern der Wehrmachts-Gebirgstruppe betroffenen Zivilpersonen
für selbst schuld an ihrem Leid? Der Präsident des Bayerischen
Soldatenbundes bedauert jedenfalls nicht die Opfer, sondern diesen
Tatbestand: Wer im Krieg gegen Partisanen wie Zivilisten „vorging,
hat sich nach heute vorherrschender Auffassung eines Verbrechens
schuldig gemacht.“ Fest eingebürgert habe sich „im deutschen
Sprachgebrauch der Begriff ‚unschuldige Zivilisten’, was ja wohl
bedeuten soll, dass Soldaten immer irgendwie schuldig sind.“
Reichardt springt in seinem in der „Gebirgstruppe“ (Dez. 08),
Zeitschrift des Kameradenkreises der Gebirgstruppe von Wehrmacht und
Bundeswehr, veröffentlichten Beitrag ausdrücklich dem in München
vor Gericht stehenden Leutnant a.D. Joseph Scheungraber bei, der
wegen des Mordes von 14 italienischen Zivilisten angeklagt ist. Nach
Reichardts Meinung sollte der Vorgang in einem Verfahren geklärt
werden, in dem die Bundesrepublik Deutschland vor Gericht erscheint
- als Rechtsnachfolgerin des „kriegführenden Staates“, der für
alle Handlungen die Verantwortung trägt.
Die US-Truppen befolgen laut „Gebirgstruppe“
die Lehren der Wehrmacht
Der ehemalige Bundeswehrgeneral weist auf den Unterschied der
Beurteilung der Taten der Wehrmachtssoldaten sowie die der
US-Truppen von heute hin: „In der öffentlichen Meinung gilt heute
bei uns jeder bereits als schuldig, dem eine Beteiligung an der
Partisanenbekämpfung im letzten Weltkrieg vorgeworfen wird,
während unsere Alliierten längst die Vorschriften und Erfahrungen
der Deutschen auswerten und zu Rate ziehen für ihren aktuellen ‚Kampf
gegen den Terror’.“
Es bestehe „kein Anlass, an der objektiven Gerichtsbarkeit in
Bayern zu zweifeln,“ schreibt Reichardt weiter, der allerdings
unzufrieden ist mit dem Bayerischen Rundfunk. Dieser berichtet „arglos
von Demonstrationen erregter Bürger gegen den ‚Kriegsverbrecher’,
wo doch manche heute noch bei den rechtskräftig verurteilten
RAF-Straftätern, überführten Mördern also, von mutmaßlichen
Tätern reden. In Wahrheit handelte es sich jedoch um gezielte
Terrorakte kommunistischer Organisationen, wie ANTIFA und VVN, zum
Teil mit Steuergeldern für den ‚Kampf gegen rechts’ gefördert,
die mit großem Propaganda-Aufwand und bundesweiten Aufrufen im
Internet versuchen, den Beschuldigten ausfindig zu machen, vor
seinem Haus lautstark zu ‚demonstrieren’, womöglich
einzudringen, und die dortige Öffentlichkeit gegen ihn
aufzubringen.“ Der General a.D. stellt die gegen den
Kameradenkreis opponierenden Leute als „RAF-Mörder“ bzw. ihre
Aktionen als „Terror“ dar.
Reinwaschung der Gebirgstruppe auch
durch das Verteidigungsministerium
Der Kameradenkreis Gebirgstruppe bemüht sich derzeit vergeblich,
einen Erfolg in einem Verfahren gegen die ihn als Gebirgstruppe mit
NS-Tradition und Kriegsverbrechern als Mitglieder bezeichnende
VVN-BdA zu erzielen. Kameradenkreispräsident Manfred Benkel dankt
Reichardt für seine Stellungnahme. Unterstützung erfährt der
Kameradenkreis auch durch das Bundesverteidigungsministerium, das
der VVN-BdA in einem Brief mitteilte, der Kameradenkreis habe doch
auch die Opfer der anderen Seite gewürdigt und einen Kranz in der
Opfergemeinde Kommeno in Nordgriechenland niedergelegt, wo die 1.
Gebirgsdivision im Herbst 1943 grausam gewütet hat. In dem Brief
wird nicht die skandalöse Behauptung des Staatssekretärs und
Gebirgsjägers Christian Schmidt (CSU) wiederholt, der in Antworten
an die „Linke“ im Bundestag wiederholt geleugnet hat, dass die
Gebirgstruppe eine verbrecherische Vergangenheit habe. Behauptet
wird jedoch: „Der Kameradenkreis hat sich in den vergangenen
Jahren vielfach zu Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit, die auch von Soldaten der Gebirgstruppe im Zweiten
Weltkrieg begangen wurden, bekannt.“ Langjährige Beobachter des
Kameradenkreises haben davon so gut wie nichts bemerkt.
Aus Langeweile eine russische
Kleinstadt zerstört
Vielmehr werden immer wieder bemerkenswerte „Proben“ von der
zynischen Trauerarbeit des Kameradenkreises für seine ehemaligen
Gegner und Opfer abgelegt. In der Oktoberausgabe der „Gebirgstruppe“
berichtet ein Gebirgsgefreiter a.D. von der 12./GJR91 aus einem
besetzten Kaukasusgebiet im Mai ’42: „Den Herren der
Regimentsführung wird unser Krieg zu langweilig, also wird ein
Unternehmen geplant, an dem der Regimentskommandeur nicht teilnimmt,
das eine russische Kleinstadt zerstört, sechs Kameraden das Leben
kostet und 50 Verwundete hinterlässt. Zwanzig Gefangene brachten
wir dabei ein“ – die Zahl der getöteten Zivilisten wird nicht
genannt. Auch im Dezemberheft der „Gebirgstruppe“ berichtetet
derselbe Veteran von Aktionen gegen „verratene Partisanennester“
und gegen „immer lästiger werdende Partisanen“ sowie „vier
bestialisch ermordeten Zivilisten“, ermordet von wem, bleibt
offen.
Achtung vor dem ehemaligen Gegner und vor den Opfern der
Gebirgstruppe sieht anders aus. Schließlich wird von der
diesjährigen Mitgliederversammlung des Kameradenkreises am 25.
Oktober 2008 in einer Bundeswehrkaserne berichtet – mit „Totenehrung“,
Weißwurstessen und Neuwahlen. Eine Ehrung der Opfer der von den
Gebirgsjägern verübten Verbrechen unterbleibt, aber die „diffamierenden
Äußerungen“ von VVN-BdA-Bundessprecher Ulrich Sander über diese
Verbrechen werden verurteilt. „Die Zusammenarbeit mit der aktiven
Truppe stehe“, so der wiedergewählt Präsident Oberst a.D.
Manfred Benkel, „auf soliden Beinen.“ Die Kameraden können sich
also auf die Bundeswehr verlassen.
Oberländers Sonderverband „Bergmann“
im Kameradenkreis vertreten
Der Kameradenkreis legt immer wieder Wert auf die Feststellung,
er habe mit den NS-Wehrmacht nichts gemein, er hat sogar –
vergeblich – versucht, sich dies vom Landgericht Nürnberg-Land
bestätigen zu lassen. Unzählige Gegenbeweise sind schon vorgelegt
worden, und in der Dezember-Ausgabe 2008 der „Gebirgstruppe“
wurde ein weiterer gefunden. In einer Meldung zum Tod eines
ehemaligen Angehörigen der GJR 139, der zum „Sonderverband
Bergmann“ versetzt worden war, heißt es, er habe den Kontakt zu
diesem „SV“ nach dem Krieg bald wieder hergestellt, als Erster
Vorsitzender dieses „SV“ innerhalb des Kameradenkreises. Der „Sonderverband
Bergmann“ stand unter dem Kommando von Theodor Oberländer, der
schon 1923 nahm er am Hitler-Putsch gegen die Weimarer Republik
teilnahm und Terrorakte der „Abwehr“ leitete. Der „SV“ hat
sich als Terrortruppe gegen die sowjetische Zivilbevölkerung
einsetzen lassen.
Die nächste Brendtenfeier der Gebirgstruppe ist für den 16./17.
Mai 2008 in Mittenwald angesagt. Die nächste Protestveranstaltung
der Antimilitaristen und Antifaschisten wird dann ebenfalls
erwartet.
Ulrich Sander
|