06.12.08
Die Kriegsendphasenverbrechen restlos aufklären
89-jähriger Duisburger soll
Kriegsverbrecher sein
Meldungen über ein Kriegdsendphasenverbrechen der Nazis im
Burgenland machen die Runde, nachdem ein verdächtiger Mittäter in
Duisburg gefunden wurde. Solche Verbrechen hat es zu Tausenden
gegeben, ohne dass sie später genügend erforscht und die Taten
geahndet wurden. Eine erste Gesamtschau dieser Verbrechen ergibt:
Ulrich Sander: Mörderisches Finale. NS-Verbrechen bei
Kriegsende. PapyRossa Verlag. Köln 2008, 192 S.
Das Buch wurde vom Internationalen Rombergparkkomitee (Sitz
Dortmund) herausgegeben. In und um Dortmund hat die Gestapo im März
und April 1945 hunderte in- und ausländische Nazigegner ermordet.
Das Internationale Rombergparkkomitee bemüht sich seit Jahren um
die Aufklärung der Kriegsendphasenverbrechen im gesamten ehemaligen
"Reichsgebiet". Das Komitee arbeitet eng mit der
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten
(VVN-BdA) zusammen und gehört der Föderation des Internationalen
Widerstandes (FIR) an.
Es hat wiederholt die Justiz und Wissenschaft aufgerufen, sich
der Aufklärung der Vorgänge in den letzten Kriegsmonaten zu
widmen. Daher sind die Veröffentlichungen dieser Tage aus Wien,
Dortmund und Duisburg zu begrüßen. Justiz und Wissenschaft sollten
nun dranbleiben. Und die Medien ebenso.
Presseschau:
WDR.de Panorama
89-jähriger Duisburger soll Kriegsverbrecher sein
Österreichischer Student bringt Ermittlungen ins Rollen
Von Kai Toss
63 Jahre nach einem Massaker im österreichischen Burgenland
ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen einen 89 Jahre alten Mann aus
Duisburg. Er soll dem Massaker an 60 bis 80 ungarisch-jüdischen
Zwangsarbeitern beteiligt gewesen sein.
Jugendbild des mutmaßtlichen Kriegsverbrechers (Dazu Foto)
Der 89 Jahre alte ehemalige Bahnmitarbeiter hat aus seiner
Identität kein Geheimnis gemacht: Er steht mit vollem Namen im
Telefonbuch. Der mutmaßliche Kriegsverbrecher lebt in einer kleinen
Siedlung in Duisburg Beeckerwerth. Seine Nachbarn sehen ihn
gelegentlich, wenn er mit seinem Rollator, begleitet von seiner
Pflegerin, zu kurzen Spaziergängen in der Siedlung unterwegs ist.
Seine militärische Vergangenheit ist hier bekannt. "Der war
wohl SS-Mann", sagt einer der Nachbarn und ein weiterer
berichtet, dass er dies direkt vom Sohn des alten Mannes gehört
habe. "Und der hat auch mal gesagt, da sind viele Schweinereien
passiert. Mehr hat er nicht gesagt. Und ich wollte nicht mehr
wissen." Auch die Nichte des 89-Jährigen bestätigte dem WDR
Studio in Duisburg, von der SS-Vergangenheit ihres Onkels gewusst zu
haben, nicht aber von dessen möglicher Beteiligung an einem
Kriegsverbrechen. Die Staatsanwaltschaft in Dortmund, zuständig
für NS-Strafsachen, ermittelt wegen "täterschaftlich
begangenem Mord".
Das Massaker von Deutsch Schützen
29. März 1945, gut ein Monat vor Kriegsende. Das Dorf Deutsch
Schützen im österreichischen Burgenland ist Schauplatz eines
Massakers an 60 bis 80 ungarisch-jüdischen Zwangsarbeitern. Sie
gehörten zu einer Gruppe von etwa 500 Zwangsarbeitern, die beim Bau
eines Abwehrwalls gegen die heranrückende russische Armee
eingesetzt wurden. Der Duisburger Verdächtige soll einer von drei
SS-Männern sein, das Feuer auf die Juden eröffneten. Den
Ermittlern liegen Beweise vor, die der ermittelnde Oberstaatsanwalt
Ulrich Maaß "gravierend" nennt. Der 89 Jahre alte Mann
aus Duisburg sei "mit hoher Wahrscheinlichkeit" einer der
drei Schützen.
Bereits im Jahr 1945 lagen Hinweise auf den aus Duisburg
stammenden Mann vor. In einer Anzeige an die Staatsanwaltschaft in
Wien wurde die Massenerschießung beschrieben: "Dann mussten
sich die Juden nebeneinander im Graben aufstellen. Sodann schoss der
SS-Unterscharführer S. mit einer Pistole und der
SS-Hauptscharführer und ein Feldgendarm mit einer Maschinenpistole
die Juden nieder. Noch bevor die Juden in den Graben gingen, flehten
sie die SS-Männer mit gefalteten Händen an, sie mögen sie doch
nicht erschießen. Doch dies war vergebens und die SS-Männer
versetzten mehreren Juden Tritte, so dass diese in den Graben
fielen."
Warum diese konkrete Spur seinerzeit nicht weiter verfolgt wurde,
ist unbekannt. Unklar ist auch, warum nicht alle 500 Juden
erschossen wurden. Die Überlebenden des Massakers wurden von den
SS-Leuten und einigen Hitlerjungen weggeführt. Der
Staatsanwaltschaft liegt unter anderem die Aussage eines beteiligten
Hitlerjungen vor. Er will gesehen haben, wie der aus Duisburg
stammende SS-Unterscharführer einen Juden erschossen hat, als
dieser vor Erschöpfung nicht weiter marschieren konnte.
Ermittlungen gegen mutmaßlichen Kriegsverbrecher [WDR 5]
Wiener Student brachte Verfahren ins Rollen
Der Wiener Student Andreas Forster befasste sich im Rahmen eines
Forschungspraktikums mit dem Massaker von Deutsch Schützen. Als er
auf den Namen des SS-Unterscharführers stieß, fragte er beim
Bundesarchiv in Berlin an, ob über den Mann Akten und Unterlagen
vorliegen. Er erhielt Antwort und bekam Dokumente zugeschickt, die
nicht nur seine Zugehörigkeit zur berüchtigten SS-Division Wiking
belegen.
Student Förster staunte nicht schlecht, als er den Namen des
mutmaßlichen Kriegsverbrechers im Duisburger Telefonbuch fand.
Förster berichtete seinem Professor Walter Manoschek von dem
spektakulären Rechercheergebnis. Dann informierten beide die
Staatsanwaltschaft.
Interview mit dem Verdächtigen
Professor Walter Manoschek
NS-Forscher Manoschek reiste nach Duisburg und bat den
89-jährigen Mann um ein Interview. Die beiden sprachen zehn Stunden
miteinander. Dabei habe der Duisburger nicht geleugnet, zum
Zeitpunkt des Massakers in Deutsch Schützen gewesen zu sein,
berichtet Professor Manoschek. An die Massenerschießung will er
sich aber nicht erinnern können: "Seine Erinnerung setzt erst
wieder ein, als die überlebenden Juden in Marsch gesetzt worden
sind." Manoschek konfrontierte den 89-Jährigen auch mit der
Zeugenaussage des ehemaligen Hitlerjungen, nach der der
SS-Unterscharführer einen nicht mehr gehfähigen jüdischen
Zwangsarbeiter vor seinen Augen erschossen habe. Der alte Mann
stritt dies ab.
Für den WDR war der mutmaßliche Kriegsverbrecher bisher nicht
zu sprechen. Er wird von seiner Familie abgeschottet. Die Dortmunder
Staatsanwaltschaft ermittelt mit Hochdruck weiter. Anfang Dezember
wird der Staatsanwalt nach Österreich reisen. Dort will er nicht
nur den Tatort besuchen und Dokumente einsehen, sondern auch drei
Tatzeugen vernehmen - mehr als 63 Jahre nach dem Massaker von
Deutsch Schützen.
Kommentare zum Thema: 7
Der Wahr-Sager schrieb vor 26 Minute(n): Was soll das denn nun
wieder !? Die Staatsanwaltschaft sollte sich um wichtigere Dinge
kümmern , als um einen ehemaligen SS-Mann, der kurz vor Ende seines
Lebens steht. Auf Grund seines Alters wird er sowieso nicht mehr
inhaftiert!! Mal wieder reine Steuerverschwendung.
Basti schrieb vor 41 Minute(n): Klasse...der Herr de gaulle hat
kurz vor Kriegsende mehrere Kriegsgefangene erschossen und wurde
dafür gefeiert.Wo ist auf dieser Welt die Gerechtigkeit ? Wenn der
Staat nicht in der lage war,den Mann eher zu fassen,ist er selber
Schuld.Was soll ihm denn noch passieren ?In den Knast ? Mit 89
Jahren ? Das ist doch wohl ein Witz. Außerdem...hier steht überall
der MUTMAßLICHE
Ralle schrieb vor 44 Minute(n): Sehe ich genauso, egal was es
kostet und was für ein Aufwand sonst noch betrieben werden muss,
jeder der Naziverbrecher (jeder der bei den NS Verbrechen mitgemacht
hat) muss!!! unbedingt auch heute noch verfolgt und bestraft werden
egal wie alt oder wie krank derjenige ist! Ich bin auch fürs
einsperren dieser Leute auch noch mit weit über 80Jahren.
Harald schrieb vor 49 Minute(n): @Geli: nicht vergessen, bei dem
Mord an drei Säuglingen, die in der Kühltruhe gefunden wurden, war
ja auch unverständlich der Mord an dem ersten Säugling verjährt!
Das zum Thema Mord verjährt nicht.
Carsten schrieb vor 50 Minute(n): Egal was es kostet! Dieses
Unrecht nicht zu verfolgen hieße zukünftigen Tätern einen
Freifahrtschein auszustellen und das Andenken an die Opfer zu
missachten.
Aus "Mörderisches Finale"
Ulrich Sander: Mörderisches Finale. NS-Verbrechen bei
Kriegsende. PapyRossa Verlag. Köln 2008, 192 S.
Rechnitz/österreichisches Burgenland
24./25. März 1945: Beim Massaker von Rechnitz im
österreichischen Burgenland werden ungefähr 180
ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter in der Nähe des sogenannten
Kreuzstadls ermordet. Die Opfer waren beim Bau des sog. Südostwalls
in Österreich eingesetzt. An der Erschießung sollen auch Gäste
eines Festes bei der Gräfin Thyssen in Rechnitz beteiligt gewesen
sein.
Am 11. November 2007 berichtet „ttt“ (Titel Thesen
Temperamente) vom Hessischen Rundfunk über „Trinken, tanzen,
morden?“ : „In der Umgebung von Rechnitz im Burgenland befanden
sich in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs an die 600
Zwangsarbeiter, die den sogenannten ‚Südostwall’ Hitlers bauen
sollten. 180 von ihnen, vor allem ungarische Juden, die
krankheitsbedingt nicht mehr arbeiten konnten, wurden in der Nacht
vom 24. auf den 25. März 1945 ermordet - von Teilnehmern eines
Festes auf Schloß Batthyány von Gräfin Margareta von Batthyány,
eine geborene Thyssen-Bornemisza. ... Auf eine ‚Mauer des
Schweigens’ trifft man in der 3000-Seelen-Gemeinde Rechnitz, wo
wichtige Zeugen eingeschüchtert, terrorisiert, ja in der
Nachkriegszeit sogar ermordet worden sein sollen. ‚Noch nie in der
Geschichte hat sich durch hartnäckiges Schweigen so viel
historisches Wissen akkumuliert’, sagt Schriftsteller und
Büchner-Preisträger Robert Menasse.“ Der Mitarbeiter des Simon
Wiesentahl Centers Stefan Klemp fasste in der „Süddeutschen
Zeitung“ den Skandal um die Nichtverfolgung der Mörder von
Rechnitz so zusammen: „SS-Sturmscharführer Franz Podezin, der
mutmaßliche Haupttäter beim ‚Massaker von Rechnitz’, arbeitete
nach 1945 nicht nur als Agent der Westalliierten in der DDR.
Westdeutsche Strafverfolgungsbehörden ermöglichten dem SS-Führer
auch die Flucht aus Deutschland.“ (SZ 25.10.07)
Dem Massenmord von Rechnitz folgte eine Reihe von SS-Massakern,
so am 31. März 1945 in Hidegség-Ilonamajor, in Kópháza, in
Nagycenk (alles ungarische Orte) mit insgesamt 244 Opfern, am selben
Tag noch eins in Balf mit 183 Toten, und am 29. März waren 56
ehemalige Arbeitsdienstverpflichtete einem Evakuierungsmarsch aus
Deutsch-Schützen zum Opfer gefallen. (lt. Szabolcs Szota „Zwangsarbeit,
Todesmärsche, Überlebende durch Hilfe“, Budapest 2004).
Rezension von "Mörderischen Finale" in der „Zeitschrift
für Geschichtswissenschaft“ (Nr. 10/2008)
Grobschlächtig, dogmatisch, ärgerlich – eben mehr als nur
kritikwürdig
Ein "MLer" betreibt „verschwörungsideologische“
Kritik an den kapitalistischen Eliten - und das stört den Herrn vom
Verfassungsschutz
Ein Verfassungsschutzmitarbeiter (lt. Junge Welt) rezensiert in
der „Zeitschrift für Geschichtswissenschaft“ (Nr. 10/2008) (die
wohl auch mal bessere Tage hatte) das Buch von Ulrich Sander „Mörderisches
Finale“. Passend zum Geheimdienst und zudem auch oberlehrerhaft
werden die Mängel des Buches genannt: Vor allem die Kritik am
Kapitalismus missfällt. Allerdings „fanden diese Untaten der
Nationalsozialisten bislang noch keine größere Aufmerksamkeit“.
Und „dem Autor kommt möglicherweise das Verdienst zu, an bislang
noch nicht ausreichend untersuchte NS-Verbrechen gegen Kriegsende
erinnert zu haben“. Die Rezension im Wortlaut:
Noch in den letzten Monaten vor Kriegsende kam es auf dem
Reichsgebiet zu einer Reihe von NS-Verbrechen, die in Form von
Erschießungen und Hinrichtungen an Deserteuren und
Gestapo-Häftlingen, Juden und Kapitulationswilligen,
Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen, Oppositionellen und
Zwangsarbeitern begangen wurden. Angesichts der Dimension des
systematischen Völkermords an den Juden im Osten fanden diese
Untaten der Nationalsozialisten bislang noch keine größere
Aufmerksamkeit. Sie gingen direkt zurück auf Befehle und Weisungen
von Hitler, Himmler und anderen hochrangigen NS-Funktionsträgern.
Ob diese Verbrechen angesichts der absehbaren Kriegsniederlage
Ausdruck eines fanatischen Vernichtungswillens oder politischen
Kalküls waren, bildet eine heute noch nicht endgültig geklärte
Frage. Ihr beschreibend und interpretierend nachzugehen ist das Ziel
des Journalisten Ulrich Sander in vorliegendem Buch.
Es gliedert sich in sechs unterschiedlich lange Kapitel:
Zunächst geht es um Himmlers Befehl vom April 1945, wonach bei der
Räumung von Gefängnissen und Konzentrationslagern keine Häftlinge
lebend zurückzulassen seien, und das Massaker in Isenschnibbe bei
Gardelegen im gleichen Monat, bei dem über tausend KZ-Häftlinge
und Zwangsarbeiter umgebracht wurden. Es folgt als ausführlichster
Teil des Bandes die Darstellung von Vor- und Nachgeschichte der
Massenexekutionen im Rombergpark und in der Bittermark in der Nähe
von Dortmund, wo zwischen März und April 1945 von der Gestapo über
dreihundert Personen umgebracht wurden. Knapper behandelt der Autor
demgegenüber die Exekutionen von 57 Zwangsarbeitern in Warstein im
Langenbachtal durch die SS im März, die Genickschuss-Tötungen von
71 Gefangenen durch die Gestapo in der Wenzelnbergschlucht bei
Langenfeld und Solingen im April und die Erschießung von 16
kapitulationswilligen Bürgern in Penzberg in Oberbayern ebenfalls
im April 1945.
In den letzten beiden Teilen des Buchs findet sich zum einen eine
Auflistung mit Daten zu NS-Verbrechen in der Endphase des Krieges
bezogen auf die jeweiligen Tatorte und einzelnen Todesmärsche sowie
der kommentierende Auszug aus einer früheren Veröffentlichung des
verstorbenen Historikers Reinhard Opitz zur politischen Deutung der
Massaker gegen Kriegsende. Nach dessen von Sander geteilter
Auffassung entsprangen die erwähnten Verbrechen durchaus einem
rationalen Kalkül, setzten doch „die Naziführer und das deutsche
Monopolkapital“ (S. 178) auf den Zerfall der Anti-Hitler-Koalition
noch vor Kriegsende. Mit der Aufopferung von Soldaten und
Zivilbevölkerung erhoffte man sich nach Opitz eine Fortsetzung des
Krieges an der Seite der Westmächte gegen die Sowjetunion. Sander
meint mit Verweis auf die Tötung von Oppositionellen darüber
hinaus: „Die Nazis fürchteten, den Antifaschisten könne es
gelingen, durch gemeinsames Handeln die Früchte des Sieges über
den Faschismus für eine Zukunft in Frieden und Demokratie zu
sichern“ (S. 14).
Dem Autor kommt möglicherweise das Verdienst zu, an bislang noch
nicht ausreichend untersuchte NS-Verbrechen gegen Kriegsende
erinnert zu haben. Form und Inhalt seiner Darstellung und Deutung
dieser Ereignisse sind aber mehr als nur kritikwürdig: Zum einen
fällt das gesamte Werk durch seine inhaltliche Unwucht auf, macht
doch das Kapitel über den Massenmord im Rombergpark und in der
Bittermark gut die Hälfte des gesamten Textes aus, während die
anderen Untaten nur kursorisch behandelt werden. Ärgerlich ist auch
die mangelnde Strukturieren der einzelnen Kapitel: Sander springt
nicht selten inhaltlich hin und her. Darüber hinaus werden viele
Aussagen ungenau oder gar nicht belegt. Allein von daher kann das
Buch keinen wissenschaftlichen Anspruch erheben. Bei der Auflistung
der einzelnen Märsche aus den Konzentrationslagern stützt sich
Sander auf eher unzuverlässige Quellen.
Weitaus problematischer als der formale Mangel ist die
ideologische Prägung von Darstellung und Interpretation.
Andersdenkende Historiker etikettiert Sander in bedenklicher Weise.
Man mag Joachim Fests Hitler-Darstellung inhaltlich und methodisch
kritisieren, aber von einem Hitler-„Beschöniger“ (S. 76) zu
sprechen, ist zumindest ein grobschlächtiges und undifferenziertes
Urteil. Es erklärt sich durch die politischen Absichten des Autors,
der an einem dogmatischen Faschismus-Verständnis im Sinne des ML
festhält. Dies erklärt auch das schon verschwörungsideologisch
wirkende Anspielen auf das Wirken kapitalistischer Eliten. So heißt
es etwa: „Und mit Massenmörder Ohlendorf hatten vermutlich
gewisse deutsche Kreise auch noch ihre Pläne" (S. 101). Im
Vorwort stellt der Autor denn auch fest, die „gleichen Kreise“,
die „dem Hitlerfaschismus zur Macht“ verhalfen, „dominieren
auch die Bundesrepublik“ (S. 12).
Armin Pfahl-Traughber
Ulrich Sander: Mörderisches Finale. NS-Verbrechen bei
Kriegsende. PapyRossa Verlag. Köln 2008, 192 S.
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