21.11.08
"Rechtsradikalismus in NRW - Auswirkungen auf
die Demokratie und die Gewerkschaften"
Beitrag von Ulrich Sander,
Landessprecher der VVN-BdA NRW, auf der Betriebsversammlung von
Verdi NRW am 12. Nov. 08 in Ratingen
Die Hauptthemen der Neonazis bei ihren häufigen Aufmärschen
scheinen Frieden und Soziales zu sein. Doch sie demonstrierten auch
schon mal an diesem 70. Jahrestag der Reichspogromnacht für die
"geschichtliche Wahrheit" und die bestehe darin, dass die
Juden selber Schuld an allem seien. Also ist das Friedensthema
Verschleierung? Das kann nur einer meinen, der nicht zuhört, was
die Nazis sagen - und das tut nun mal die Polizei und die Justiz.
Frieden? Sie wollen die Rückgewinnung der ehemaligen Ostgebiete (VS
15) *). Sie sind gegen US-geführte Kriege und Kriege "für
Israel" - aber sonst... Sie sagen "Nie wieder Krieg"
.... "nach unserem Sieg, nach dem Sieg des Nationalen
Sozialismus in der ganzen Welt" und nachdem die Angehörigen
des "auserwählten Volkes im Himmel sind".
Und Antikapitalismus? Sie wollen den Führerstaat mit dem
Gefolgschaftsführer im Betrieb an der Spitze. Die Volksgemeinschaft
geht über den Klassenkampf, sagen sie. Das heißt: Kampf der
Ethnien und nicht soziale Auseinandersetzung mit dem Kapital. Wenn
schon "Antikapitalismus", dann - wie 1933 ff - durch
Enteignung des jüdischen Kapitals. Durch Arisierung. Heute sollen
die Probleme am Arbeitsmarkt mit "Ausländer raus"-Parolen
gelöst werden.
Ich habe das Thema gestellt bekommen: "Rechtsradikalismus in
NRW - Auswirkungen auf die Demokratie und die Gewerkschaften".
In unserem Bundesland wird bei diesem Thema stets gefragt: Was ist
mit den V-Leuten? Es werden Vertrauensleute (V-Leute)
"eingesetzt", berichtet der Verfassungsschutzbericht 2007
von NRW (hier stets VS mit Seitenzahl genannt)(VS 15). Vertrauen?
Eingesetzt? (VS 15) Da werden Nationalsozialisten, Anhänger der
"nationalsozialistischen Ideologie" (siehe VS-Bericht) aus
deren Reihen gewonnen und vom Staat bezahlt. Das Geld fließt
zusätzlich der NPD o.ä. zu (gilt für alle, auch für NPD, die zu
45 % - von den jährlichen 5 Mio. Euro, die sie hat - vom Staat
bezahlt wird). Aus Steuergeldern werden Nazis bezahlt. V-Leute sind
Nazis. Vom V-Leute System, wie es besonders die NRW-Landesregierung
pflegt, ist kein Beitrag zur Demokratie zu erwarten.
Es zeugt auch nicht vom demokratischen Bewusstsein, wenn Polizei
und Teile der Justiz uns sagen: Das recht auf freie
Meinungsäußerung gilt auch für "Extremisten". (VS 16)
Aber nicht für Demokraten? Siehe der 6. September 08 in Dortmund:
Ganze Stadtteile blieben ohne Grundrechte. Kommunalpolitiker haben
ausgerechnet, das viele Stunden das Grundgesetz für 40.000
Bürgerinnen und Bürger nicht galt. Sie waren rechtlos - zugunsten
der "Rechte" der Nazis.
Was war mit den zwischen 1992 und 1996 zahlreich ausgesprochenen
Verboten von Naziorganisationen? VS: Diese "haben dazu
geführt, dass sich die etwa 4.400 Personen umfassende
bundesdeutsche Neonazi-Szene nunmehr in Personenzusammenschlüssen
mit kaum erkennbaren Strukturen zusammenfindet".
Verbote führen also zu nichts gutem? Man kann nichts machen? Man
muss nicht die Nachfolgeorganisationen auflösen? Dies hätte ja
geschehen müssen, es geschah aber nicht. So kam es zu den so
genannten "Freien Kameradschaften" oder ähnlichen.
Während man uns zunächst sagte, da gebe es keine verbotsfähigen
Strukturen, erfährt man nun, die werden nach dem strengen
Führerprinzip geleitet. (VS 49) Also doch angreifbar. Warum
geschieht nichts?
Seit 2005 organisieren sich vor allem jüngere Szene-Aktivisten
in NRW bei "Autonomen Nationalisten" (AN). Sie bilden
Schwarze Blöcke. VS: Sie sind gewalttätig "aggressiv"
wie Autonome. (VS 49) Für den VS ist rechts gleich links, nur links
ist schlimmer. Die ganze scheinbar unkoordinierte Szene wird
zusammengehalten durch "Gesinnungsgemeinschaft",
Hilfsgemeinschaft Nationaler Gefangener - mit Zeitschrift "HNG"
(VS 46) Dort wird dokumentiert, "um die Verantwortlichen
später einmal zur Rechenschaft ziehen zu können". (VS 48)
So mobilisieren sie - aus dem Hintergrund HNG gesteuert. So am 1.
Mai 2007 in Dortmund, 1. September 2007 in Dortmund, 6. September
2008 in Dortmund, 8./9. November 2008 in Aachen. Dortmund wurde
Zentrum des Nazi-Unwesens in NRW. (VS 51) In Dortmund sind jederzeit
bis zu 70 Nazis zur Stelle, wenn sie ihre kriminellen Aktionen
starten.
Nazis in NRW in Zahlen aus 2007: 460 Szenenangehörige (ohne
NPD-Mitglieder, 17 Demos (ohne NPD), mit 10 bis 1.800 Teilnehmern,
Schwerpunkt Ruhrgebiet mit 3 Demos in Dortmund, jeweils eine in
Recklinghausen, Marl, Gelsenkirchen und Kamen. (VS 51) Demos der NPD
extra gezählt: 7 in 2007 (VS 68)
Weiterer Schwerpunkt: Düren/Aachen. (VS 52). Die
"Freien" sind faktisch die NPD-Jugend, denn JN kaum noch
da. (VS 69) Aber Agit-Schwerpunkt bei Jugend: NPD-DVD und
Schülermaterial. (VS 70).
Alle zusammen mit Skinheads und in der Musikszene. (VS 56) 2007
in NRW 6 große Konzerte. (VS 58) Der Fall "Oidoxie" und
"Weiße Wölfe" bezeichnend: V-Leute halfen, die
Nazi-"Musiker" freizubekommen. (VS 59) Kommentar von mir:
Eine verheerende Rolle beim Gewährenlassen der Nazis spielen die
Organe der Justiz, allen voran das Bundesverfassungsgericht, das
noch fast jeden Aufmarsch der braunen Bande zulässt. Aber auch die
Dortmunder Justiz z. B. tut das ihre, wenn sie mit fadenscheinigen
Begründungen die Mitglieder der Nazi-Band "Weiße Wölfe"
freispricht. Deren Texte sind die widerwärtigste, rassistischste,
antisemitische Hetze, die man sich vorstellen kann. Jeder Freispruch
ein Sieg für die Neonazis, ebenso jeder genehmigte Aufmarsch.
Die große Klammer für alle: die NPD. (VS 52) 750 NPD-Mitglieder
in NRW (VS 61) Die "Autonomen Nationalisten" haben
manchmal ein gespanntes Verhältnis zur NPD und umgekehrt (VS 66)
Aber NPD auf sie angewiesen. Sonst kein Wahlkampf. Schwerpunkt nun
Kommunalwahl. NPD-Grundstückkauf in Menden gescheitert. (VS 71) In
Dortmund sind übrigens "Autonome Nationalisten" und
"Freie Kameradschaften" in einer Hand.
Die Lage: Gestärkt durch das Scheitern des Verbots in 2003,
gestärkt durch den Einzug in zwei Landes- und zahlreiche Stadt- und
Bezirksparlamente, finanziell gestärkt durch die Gelder, die für
diese Mandate reichlich fließen, ist die NPD z.Zt. das materielle
und ideologische Rückgrat der braunen Bewegung.
Am 1. Mai 2007 war die NPD in Dortmund die faktische Anmelderin
der Demo. Das ist neu, hatte sie doch bisher immer den sog.
"Freien" den Vortritt gelassen. Ihr vermehrtes
öffentliches Auftreten, verstärkt jetzt auch im ländlichen Raum,
deutet darauf hin, dass sie sich in Richtung Wahlen positioniert.
Mit DVU und REP's, die bereits in Rathäusern und
Bezirksvertretungen sitzen, und mit Unterstützung der
"Freien" strebt die NPD eine "Volksfront von
Rechts" an.
Dass die ultrarechte Wählergemeinschaft "pro Köln"
jetzt auf Landesebene einen Ableger "Pro NRW" gegründet
hat, deutet ebenfalls in diese Richtung. Es kann dann jedoch zwei
Hauptkandidaturen im Jahr 2009 geben: NPD und proNRW. Es gilt
jedoch, insbesondere die NPD als gefährlichste Kraft im braunen
Netzwerk aus "Kameradschaften", Naziläden, Nazibands und
ultrarechten Parteien anzugreifen.
Und die DVU? Sie hat in Dortmund Fraktionsstärke, wirkt aber
faktisch als NPD-Ersatz. Max Branghofer ist NRW-DVU-Chef und
Dortmunder Stadtratsmitglied. DVU hat in NRW 1.200 Mitglieder
(2007), 100 weniger als 2006. (VS 73) Schwerpunkt: gegen Moscheen,
gegen Fremde. Völkisch. Hetze, aber weniger Aktion. (VS 75)
Probleme im Deutschlandpakt. (VS 76) NPD wird wohl mehr und mehr die
DVU ganz ersetzen, ohne sie zu übernehmen.
Es gibt ultrarechte Gemeinsamkeiten im internationalen Bereich:
proKöln, NPD und DVU waren im Sept. 07 beim IST-Kongress in
Straßburg. IST bedeutet Identität, Tradition, Souveränität - das
ist die Rechtsfraktion im Europäischen Parlament. (VS 75)
Und Bürgerbewegung pro Köln e.V. (Köln)? Sie etabliert sich
NRW-weit als Bewegung für die Kommunalwahl. Dem sollte das Treffen
am 20. 9. 08 in Köln dienen, das ist gescheitert. Dank gemeinsamem
handeln, auch Dank DGB (Inhaltlich in VS 77/78, das bedeutet:)
Moscheebau bekämpfen, - hier Schnittmengen mit Bürgerlichen - und
"Ausländer raus" (VS dazu 79)
Allen gemeinsam: Vorsichtige Leugnung des Holocaust (VS 79) und
Revisionismus - auf die eine oder andere Weise.
Rechtsextremismus im Internet und www.Videoportale - siehe dazu
VS-Bericht. (VS 85, VS 86)
Blicken wir über NRW hinaus: Der Neofaschismus ist in der
Offensive - er gewinnt an Einfluss, auch wenn dies bei Wahlen nicht
immer sichtbar wird. Er befördert die Rechtsentwicklung, verbreitet
die Themen, so wenn Koch in Hessen in Rassismus macht, um Wahlen zu
gewinnen. Den Boden für Rechtsentwicklung und Neonazismus bereitet
der ungehemmte Kapitalismus mit der Verarmung und Desorientierung
immer breiterer Bevölkerungsschichten, mit dem Demokratieabbau und
der Militarisierung von Politik und Gesellschaft.
Das heutige strategische Konzept der NPD: "Kampf um die
Straße, Kampf um die Parlamente und Kampf um die Köpfe" hat
sein historisches Vorbild in der Strategie der NSDAP Anfang der 30er
Jahre des vorigen Jahrhunderts. Der Kampf um die Straße wurde mit
dem Terror der SA und nach der Machtübertragung an Hitler mit Hilfe
des staatlichen Repressionsapparats durchgesetzt. Den Kampf um die
Parlamente entschied man durch die Verhaftung gewählter
Abgeordneter der Arbeiterparteien, durch das Ermächtigungsgesetz
vom März 1933 und durch die erzwungene Gleichschaltung und
Auflösung der bürgerlichen Parteien bis zum Sommer 1933. Für den
Kampf um die Köpfe waren andere Maßnahmen notwendig:
Bücherverbrennung, Gleichschaltung der Medien, Berufsverbote.
Das Geschehen von vor 75 Jahren mahnt uns: Nie wieder ein 1933
zuzulassen.
Dazu gehört: Wir sollten uns niemals damit abfinden, dass das
Bundesverfassungsgericht als letzte Instanz immer wieder Aufmärsche
von NPD und anderen rechtsradikalen Organisationen zulässt, sie
polizeilich schützen lässt. So auch einen erklärt antisemitischen
Aufmarsch im Jahre 2004 in Bochum gegen den Bau einer Synagoge. Die
historische Antwort des Grundgesetzes auf die Zeit der Barbarei in
unserem Land, hat das Oberverwaltungsgericht Münster gegeben. Da
heißt es: Rassismus, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit
sind mit grundgesetzlichen Wertvorstellungen unvereinbar. Sie lassen
sich nicht als "politisch unerwünscht" oder
"missliebig" bagatellisieren und wie jede andere Ausübung
eines für die Demokratie konstituierenden Freiheitsrechts
einstufen. (Eine rechtsextreme Ideologie ist auch nicht mit den
Mitteln des Versammlungsrechtes zu legitimieren. OVG-Beschluss 2001)
Es wird die Notwendigkeit des NPD-Verbots wieder öffentlich
diskutiert.
Dazu hat sicher die NPD Verbotskampagne der VVN/BdA ein gutes
Stück beigetragen, die zuletzt mit 175 000 Unterschriften beendet
wurde. Mehr als 170 000 Unterschriften, das sind ebenso viele kurze
oder längere Gespräche, die vielleicht zu Hause, im Betrieb, in
Schule und Hochschule fortgesetzt werden. Ein großes Stück
Aufklärungsarbeit über die verheerende Rolle dieser Partei, zu der
wir in NRW viel beigetragen haben. Die Kampagne muss nun weitergehen
- nun weniger durch Unterschriften, sondern durch
Meinungsäußerungen, diese ins Internet stellen. Alle MdBs und MdLs
aus NTW sollten mit den Forderungen aus der Unterschriftenkampagne
konfrontiert werden.
Die Aufgabenstellung. Versuch, sie
in sechs Punkten kurz zu charakterisieren.
- Antifaschistische Bündnisse
Große Errungenschaft in Dortmund: die Koordinierungsstelle in
Do für Vielfalt, Toleranz und Demokratie. Mit Etat. Mit
Gemeinsamkeit der drei Strömungen Bündnis Dortmund gegen
rechts, inkl. VVN-BdA u.a., Kirchen und Gewerkschaften und z.T.
Parteien sowie z.T. auch "Autonome", vor allem
Jugendverbände.
Aus unserer Geschichte - Lehre aus 1933 - haben wir gelernt,
dass breiteste Bündnisse notwendig sind, um das Nazi-Unwesen zu
bekämpfen. Unsere antifaschistische Arbeit ist Bündnisarbeit.
Aber sie ist auch Gewerkschaftsarbeit. Ohne die
Einheitsgewerkschaft als Lehre aus 1933-1945, ohne starke
Gewerkschaften kann die Demokratie nicht erfolgreich verteidigt
werden. Ohne sie kein erfolgreicher Kampf gegen die Neonazis.
- Antifaschistische Aufklärung
Bewusstmachen des Charakters und der Wurzeln des Faschismus.
Dafür stehen die Bildungsreihen (z.B. "Dortmunder Antifa
Gespräche" und Runder Tisch in Essen), die
Neofaschismus-Ausstellung der VVN/BdA, die in VHS, in
gewerkschaftlichen Schulungszentren, in Schulen und in
Hochschulen gezeigt wurde, Vorträge in Schulen und bei den
Einzelgewerkschaften über Neonazis in "unserer Stadt"
Führungen durch die Gedenkstätten.
- Antifaschistische Kultur des Widerstands
Unter dem Motto: "Agieren - nicht nur reagieren"
führen wir Aktionen im öffentlichen Raum durch wie die
Scherbenspur zum 9. November, ein mobiles Mahnmal zum Holocaust
Gedenktag, antifaschistische Spaziergänge, Mal- und
Übermalaktionen (gegen Naziladen, oder Aktion "Den Opfern
einen Namen geben!")
- Gegenwehr gegen Naziprovokationen
Grundsätzlich ist unser Ziel, Nazi-Aufmärsche zu stoppen. Das
wird immer schwieriger durch immer massivere Polizei-Taktik. Den
Widerstand möglichst breit und stark zu gestalten, scheiterte
lange Zeit noch an der Zurückweisung durch einzelne
DGB-Vorstände und z.T. durch Kirchen. (z.T. mit
antikommunistischen Argumenten).
Unsere Antworten auf Nazi-Aufmärsche sind inzwischen
vielfältiger und flexibler und berücksichtigen die
Besonderheiten der jeweiligen Naziprovokation. Es sollten sich
sowohl vorsichtige Menschen als auch
"erlebnisorientierte" Menschen auf die eine oder
andere Weise beteiligen können. So war unsere Antwort am 1.Mai
nach Teilnahme an der zentralen DGB-Kundgebung in Dortmund der
"antifaschistische Spaziergang" zu den Stolpersteinen
und Gedenkorten, die wir so vor Nazistiefeln schützten.
Dortmund-Brackel blieb am 1. Mai nazifrei. Aber der Dortmunder
Osten am 6. 9. 08 nicht nazifrei - im Gegenteil. Zum 1. Sept.
(2007 wie 2008) reagierten wir auf die Provokation eines
bundesweiten neofaschistischen "Antikriegstages" mit
einer großen Kundgebung auf dem Platz der alten Synagoge. 2008
trat eine Aktion 65 plus an, die eine Spontandemo mit 700
Teilnehmern zu Gedenkorten und zur Synagoge führte (wird nun
von Polizei geahndet).
- Zurückweisen der Sozialdemagogie der Nazis
Sie setzt auf die Desorientierung und Frustration der vom
Kapitalismus ausgegrenzten und verarmenden Schichten ebenso wie
auf die der tief verunsicherten Mittelschichten und sie nutzt
die immer tiefere Perspektivlosigkeit großer Teile der Jugend
aus.
Unser Engagement gegen den sozialen Raubbau, gegen die Agenda
2010 und gegen Hartz IV muss noch stärker entwickelt werden -
auch mit Blick auf die gefährliche Sozialdemagogie der Nazis
müssen wir es verstärken.
- Zurückweisen des Antikommunismus
Verdeckter und offener Antikommunismus begegnet uns - vor allem
als Gleichsetzung von rechts und links, als
"Antitotalitarismus" - überall in der politischen
Arbeit, also auch in der antifaschistischen. Es gilt, ihn zu
erkennen und zurückzuweisen. Dazu gehört auch, die
"Antideutschen" als Spalter der politischen Bewegung
zu benennen, die umgedrehten Rassismus und US-Imperialismus
propagieren. Der Antikommunismus hilft den Rechten, er kommt vor
allem als Antitotalitarismus daher. Siehe Hilfe für Koch durch
die "Vier" in Hessen.
- Fortsetzung der Erinnerungsarbeit.
Fortsetzung der Erinnerungsarbeit bedeutet: die Spurensuche mit
Stolpersteinen ist sehr wichtig. Entschädigung kein gestriges
Thema. Nicht nur Opfer ehren, auch Täter benennen: Spurensuche
"Verbrechen der Wirtschaft 1933-1945". Rallye der
VVN-BdA zu diesem Thema gestartet. Sieg in Kreuztal: der Name
Flick-Gymnasium wurde getilgt. Aufdecken der Umstände um den
Ausbau der Ex-Nazi-Burg Vogelsang in der Eifel. (Das Objekt
gehörte einst den Gewerkschaften, sie sind gefordert.)
Zur Erinnerungsarbeit gehört auch: die Entwicklung nach 1945 zu
beleuchten und daraus zu lernen. Es kann nicht sein, dass wir
Antifaschismus betreiben, aber keinen Antimilitarismus.
"Nie wieder Krieg" und "Nie wieder
Faschismus", die beiden Losungen gehören zusammen. So beim
Ostermarsch, so beim 1. September Antikriegstag. Und auch beim
1. Mai.
In diesem Jahr erinnern wir mahnend an 75 Jahre 1933 und 70
Jahre Reichspogromnacht. Neben 1933 und 1938 sollte auch das
Jahr 1923 thematisiert werden. Vor 85 Jahren wurden nach
Wahlerfolgen der Arbeiterparteien in Sachsen und Thüringen
Landesregierungen aus Sozialdemokraten und Kommunisten gebildet.
Daraufhin marschierte die Reichswehr in Sachsen und Thüringen
ein, setzte die verfassungsmäßig gebildeten
Arbeiterregierungen ab. Derzeit wird wieder über den Einsatz
der Bundeswehr im Innern gesprochen. Nach dem neusten Beschluss
der SPD-Führung sei die Gefahr des Bundeswehreinsatzes im
Innern gebannt, wird uns erzählt. Doch wir haben Heiligendamm
nicht vergessen, wo Tornados, Panzer und Marineboote gegen
Demonstranten eingesetzt wurden. Wir sollten nicht vergessen,
dass 2005 die rot-grüne Bundesregierung ein neues
Reservistenkonzept in ein Gesetz gegossen hat, das rund eine
Million Reservisten im Alter bis zu 60 Jahren für den baldigen
Einsatz im Innern und Äußeren vorsieht. Und wenn in Hessen
jetzt eine links gestützte Landesregierung zugunsten des mit
rassistischen Methoden Politik treibenden Roland Koch verhindert
wurde, dann waren dazu zwar noch keine Truppen unter Waffen
nötig, da reichten noch reaktionärste Formationen in Medien
und in der SPD selbst aus. Die Waffe heißt Antikommunismus und
Antitotalitarismus - damit wird die Rechtsentwicklung
vorangetrieben, die nicht nur im wachsenden Neonazismus besteht.
Ich danke Euch für die Einladung und die Möglichkeit, hier zu
den Beschäftigten von verdi NRW auf ihrer Betriebsversammlung zu
sprechen. Wir setzen damit eine gute Zusammenarbeit von VVN-BdA mit
Verdi und ihren Vorläufern wie ÖTV und IG Medien fort; ich denke
da an Eure Hilfe für uns bei der Durchführung unserer Konferenzen
und an die gemeinsame Aktion zur Entlarvung und Entfernung von
Nazi-Arbeitsrichtern. **) Ich danke auch für den Rechtsschutz, der
mir gewährt wird, um gegen das juristische Vorgehen des
ultrarechten Kameradenkreises Gebirgstruppe e.V. wirkungsvoll zu
handeln.
*) gemeint ist der Verfassungsschutzbericht NRW für 2007, mit
Seitenzahl.
**) (siehe Antifaschistische Nachrichten 1992/93)
|