09.11.08
Opfer des Faschismus wollen ihre Rechte
Gesetzesinitiative von
Mitgliedern der VVN-BdA im Innenausschuß des Bundestages zur
Beratung
Von Peter Sonntag
Aus Anlaß des 70. Jahrestages der Reichspogromnacht am 9.
November haben die verfolgte Jüdin und Widerstandskämpferin Dora
Dick und ihr im englischen Exil geborener Sohn Antonín Dick, beide
Mitglieder der Berliner VVN-BdA, beim Bundestag eine
Gesetzesinitiative zum Schutz der Rechte von anerkannten Verfolgten
des Naziregimes eingebracht. Dazu gehören u. a. das Recht auf
Unkündbarkeit der Wohnung, gesetzliche Regelungen bezüglich
dringend notwendiger Hilfen für pflegebedürftige »NS-Verfolgte«
und die Sicherstellung des Rechtsschutzes für Opfer des
Naziregimes. Dazu zählt eine gesetzlich normierte Hilfestellung
für die Hinterbliebenen und nächsten Angehörigen von Verfolgten.
Erinnert sei in diesem Zusammenhang vor allem an die notwendige
Behandlung schwerer Traumata von Zehntausenden Kindern der
Holocaust-Opfer. Schließlich geht es um die Einrichtung von
staatlich geförderten Fonds für Stipendien zur Sicherstellung von
wissenschaftlicher, publizistischer und künstlerischer Aufarbeitung
der nazistischen Verfolgung aus Sicht der Opfer und ihrer
Angehörigen. Einen solchen umfassenden Schutz gibt es in der BRD
nicht.
Vorbild für die Initiative von Dora und Antonín Dick bilden die
gesetzlichen Regelungen, die die DDR nach ihrer Gründung im Jahre
1949 für »NS-Verfolgte« getroffen hatte. Eine Erweiterung von
Artikel 139 Grundgesetz, das sogenannte Befreiungsgesetz, das
sicherstellen sollte, daß das deutsche Volk von Faschismus und
Militarismus befreit wird und auch künftig davon frei bleibt,
sollte nach den Überlegungen der beiden unbedingt in Erwägung
gezogen werden, um diese Rechte verfassungsgestützt zu
installieren.
Gleichlautende Schreiben mit dem Vorschlag für diese
Gesetzesinitiative gingen am 26. Oktober an Bundestagsabgeordnete,
die sich bereits in der Vergangenheit für die Belange der
Überlebenden und gegen Antisemitismus sowie Neofaschismus
eingesetzt haben: Petra Pau (Die Linke), Volker Beck (Bündnis
90/Die Grünen), Gert Weisskirchen (SPD), Markus Löning (FDP) und
Kristina Köhler (CDU/CSU). »Mit einem Schreiben vom 31. Oktober
haben wir eine sensible und engagierte Antwort zum Thema ›Kampf
gegen Antisemitismus‹ des FDP-Abgeordneten Markus Löning
erhalten«, so Antonin Dick am Freitag gegenüber junge Welt.
Demnach ist die Gesetzesinitiative an Max Stadler (FDP), im
Innenausschuß des Bundestages zuständig für Entschädigungsfragen
von Verfolgten des Naziregimes, übergeben worden. Zudem wurde Dora
und Antonín Dick der direkte Kontakt zu Stadler angeboten, den sie
zu nutzen gedenken.
Mit freundlicher Genehmigung der Junge Welt; zuerst erschienen in
http://www.jungewelt.de/2008/11-08/045.php
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